Was nach herrlicher Weihnachtsbäckerei klingt, sind einige der angesagten Gourmand-Düfte, die jetzt in der kalten Jahreszeit besonders beliebt sind. CONSTANZE EBNER

Im Winter greifen wir gerne zu wohlig-wärmenden Düften. BILD: SN/MICTORIA CH UDINOVA - STOCK.ADOBE
Der Duft erinnert an frisch bedrucktes Papier, gleichzeitig an alte, in Leder gebundene Bücher, sogar die frische Tinte meint man wahrzunehmen, wenn man an der gläsernen Phiole schnuppert, in der Anamaria Stecher, Geschäftsführerin der Salzburger Parfümerie Maison Colloredo, den Duft ,,Biblioteca de Babel" von Fueguia präsentiert. Der Duft hat etwas Trockenes, Holziges, darüber legt sich allerdings die Nuance einer unerwarteten Frische. Laut Stecher ein Bestseller jetzt im diesjährigen Winter und sowohl für sie als auch für ihn geeignet.
Überhaupt sind es eher die holzigen, erdigen, aber auch würzigen und orientalischen Duftnoten, die in der kühleren Jahreszeit angenehme Geborgenheit und wohlige Wärme verbreiten. Patschuli, Moschus, Weihrauch, Tabak, Zedernholz oder Amber sind beliebte Duftsequenzen, die in vielen winterlichen Parfüms nicht fehlen dürfen. ,,Vor allem bei Moschus fühlen wir uns sehr wohl, weil es auf der Haut sehr balsamisch, sehr weich wirkt", klärt uns die Inhaberin von Maison Colloredo auf. Weitere Duftnoten, die sehr balsamisch wirken, sind beispielsweise Tanne, Patschuli oder ein Accord von Leder, der dem Duft beigefügt wird.
Sinnliche Vanille & feuriger Pfeffer
Ganz besonders im olfaktorischen Trend dieser Wintersaison liegen übrigens Gourmand-Düfte. Gemeint sind damit jene Aromen, die Assoziationen zu - vor allem süßen - Nahrungsmitteln in uns wecken.
Süße Vanille, wärmend-weiche Tonkabohne, feurige Chili, Honig, Schokolade, Karamell und natürlich die klassischen Wintergewürze wie Zimt, Nelke, Kardamom und Koriander wappnen uns wunderbar gegen die kalten Temperaturen und erinnern zudem an die herrlichsten Gerüche rund um die Weihnachtszeit und ihre Köstlichkeiten.
Ein Duft, der zwar nicht neu ist, aber in dieser Wintersaison sehr angesagt bleibt, ist laut Tanja Schuster, Filialleiterin der Nägele&-Strubell-Parfümerie am Universitätsplatz, ,,Dark Vanilla" von Montale. Sinnliche Noten von Vanille, Amber und Gewürzen verleihen dem Duft einen orientalischen, holzig-würzigen Touch. Dementsprechend ist das Parfüm auch ein Unisexduft. ,,Dark Vanilla' spricht auch junge Leute stark an, vor allem Nischenmarkenliebhaber", verrät Schuster und ergänzt: ,,Der Duft ist sehr mondän, aber nicht süß, und wird gerade auf Instagram ziemlich gehypt."
Ein weiterer Tipp der Duftexpertin, diesmal ein Herrenduft, ist Creed ,,Viking", das mit einem Mix aus Pfefferminze und Vetiver sowie feurigen Pfeffernoten sehr frisch und würzig daherkommt. ,,,Viking' ist einmal etwas wirklich ganz anderes. Ein Duft für Abenteuermänner, die voll im Leben stehen", empfiehlt Schuster.
Auch Anamaria Stecher möchte den Herren in dieser Wintersaison einen besonderen, neuen Duft ans Herz legen, „Apex" von Roja Parfums. ,,Ein frischer Chypreduft mit erdigen Noten wie Eichenmoos, Wacholderbeere und in der Tiefe etwas Wildem, Animalischem mit Amber, Moschus und einer Ledernote." Laut Stecher sind Chypredüfte allgemein sehr beliebt bei den Herren. Gemein ist den Parfüms dieser Duftfamilie eine kontrastreiche Mischung aus frischen Zitrusnoten, würzigem Labdanum und erdigem Eichenmoos.
Zitrusdüfte halten den Sommer fest
Apropos frische Zitrusnoten: Im Potpourri der Winterdüfte sind natürlich auch fruchtige Duftnoten vertreten. Besonders beliebt sind Bergamotte, Zitrone, Orange oder Mandarine. Immerhin gelten die frischen Fruchtnuancen als wahre Stimmungsaufheller und lassen sich dementsprechend auch an den oft tristeren kühlen Tagen wunderbar tragen. ,,Viele wollen ja gerade jetzt im Herbst noch die Sonne oder den Hauch einer Meeresbrise verspüren und sich mit einem zitrischen oder blumigen Duft zurück in den Sommer versetzt fühlen", erzählt Stecher.
Ob frische Sommeroder erdige Winterdüfte - wenn die beiden Duftconnaisseusen Stecher und Schuster ins Schwärmen über das ein oder andere Parfüm geraten, dann steigen einem schnell Bilder vom herbstlichen Waldspaziergang oder dem letzten Sommerurlaub vors geistige Auge. Bei so mancher winterlichen Duftbeschreibung läuft einem gar das Wasser im Mund zusammen - so sehr erinnem einige der Duftkompositionen eher an köstliche Weihnachtskekse als an Parfüms.
Doch auch wenn speziell die Klassiker unter den Winterdüften von würzig-warmen, oft opulenten Duftnoten - auch Myrrhe und Sandelholz seien an dieser Stelle noch erwähnt - beherrscht werden, so sei grundsätzlich doch eines wichtig, betont Anamaria Stecher: ,,Die Individualität steht beim Duft immer im Vordergrund, egal zu welcher Jahreszeit." Denn auch beim Parfüm komme es wie bei der Garderobe darauf an, welcher Typ man sei, in welcher Lebenslage oder Stimmung man sich gerade befinde oder zu welchem Anlass der Duft getragen werden soll. Dazu kämen natürlich noch die persönlichen Vorlieben. „Es gibt Leute, die mögen zum Beispiel keine frischen Düfte. Umgekehrt haben wir Kunden, die auch im Winter zitrische und Meeresdüfte lieben, obwohl es draußen kalt ist. Die Geschmäcker gehen da ganz weit auseinander."
Zuletzt räumt die Expertin noch mit einem Gerücht auf, das sich hartnäckig rund ums Thema ,,Winterdüfte" hält. Nämlich dass frische Düfte im Winter angeblich viel zu schnell verfliegen. „Da muss ich widersprechen", schmunzelt Stecher,, denn wenn wir von Parfüms mit reinen ätherischen Ölen oder von Extraits de Parfum sprechen, dann haben wir eine so starke Duftkonzentration, dass auch ein zitrischer oder blumiger Duft wunderbar haftet."

Beliebte Duftnoten in der kühlen Jahreszeit
Amber bedeutet Bernstein und ist ursprünglich ein Stoffwechselprodukt von Pottwalen. Heute wird der warme, holzige Duft nur mehr synthetisch hergestellt. Mit seinen leicht süßlichen und würzigen Anteilen verströmt er orientalisches Flair.
Moschus wurde früher aus den Duftdrüsen des Moschushirsches gewonnen, wird jedoch heute synthetisch hergestellt. Der Duft zeichnet sich durch eine animalische Note aus, gepaart mit einer natürlichen Süße. Moschus haftet gut auf der Haut und strahlt eine gewisse Geborgenheit aus.
Patschuli ist ein erdiger, holzig-herber Duft, der zugleich ein wenig balsamische Süße verströmt. Der Duft, der als ätherisches Öl aus den getrockneten Blättern des Strauchgewächses gewonnen wird, hat eine gewisse Schwere und lässt Parfüms geheimnisvoll und verführerisch wirken.
Sandelholz wird von den Bäumen der Gattung Santalum gewonnen. Es duftet samtig, warm, balsamisch-süß und nach würzigem Holz. Der Duft von Sandelholz ist sinnlich und exotisch und gilt gemeinhin als maskulin.
Tonkabohnen sind die Samen des südamerikanischen Tonkabaums. Ihr Duft verleiht Parfüms einen warm-süßen, holzigen Duft und ist dem der Vanille sehr ähnlich, allerdings mit einem Hauch von Bittermandel und Karamell.
Vanille wird aus den Schoten südamerikanischer Orchideen gewonnen. Ihr einmaliger Geruch ist geprägt von einer warmen, milden, süßlichen Würze, außerdem wird ihrem Aroma eine entspannende Wirkung nachgesagt. Vanilledüfte sind sehr vielseitig und sowohl mit blumigen als auch mit erdigen oder holzigen Noten kombinierbar.
Vetiver wird aus den Wurzeln eines tropischen Süßgrases gewonnen. Es gilt als schwerer Duft, der nach Wald und Erde riecht und eine warme Atmosphäre schafft.
Zedernholz verströmt einen holzigen, warmen Geruch und wird häufig in Herrenparfüms verwendet. Je nach Zedernart ist der Duft entweder von holzig-süßem oder von würzig-pinienartigem Charakter.
Zitrusdüfte sorgen in Parfüms für eine erfrischende Note und heben nachweislich die Stimmung. Beispiele sind Orange, Zitrone, Bergamotte, Limette oder Grapefruit.