Café Glockenspiel

Das Café Glockenspiel ist ein Kaffeehaus am Mozartplatz in der Altstadt der Stadt Salzburg.
Geschichte
Es ist eines der Traditionskaffeehäuser in der Stadt Salzburg, das sich nach dem gegenüberliegenden Salzburger Glockenspiel nennt und dadurch bekannt wurde.
Vom Pferdestall zur Eisenwarenhandlung
Johann Löhe, der das Haus Waagplatz Nr. 3 1874 erwarb, machte dieses zur Dependance des Hotels "Erzherzog Karl" und ließ den einstöckigen Anbau anfügen, in dem sich heute das Café Glockenspiel befindet. Ebenerdig soll sich darin ein Pferdestall befunden haben. Der Anbau "Erzherzog-Karl-Stöckl" wurde dann von Tobias Trakl, dem Vater des Dichters Trakl gekauft, der darin den "Tobias Trakl Eisenhandel" eröffnete.
Das Café Glockenspiel eröffnet
1925 eröffnete der langjährige Oberkellner des Cafés Tomaselli, Franz Woisetschläger, nach einer Renovierung das "Café Glockenspiel". Er ließ auch einen Kaffeehaus-Vorgarten mit Überdachung errichten, damit seine Gäste auch bei schlechtem Wetter im Freien sitzen konnten. Woisetschläger betrieb das Glockenspiel bis zum Einmarsch der amerikanischen Besatzungstruppen 1945. Für die Salzburger hatte die Begeisterung der Amerikaner allerdings einen bitteren Beigeschmack, denn sie hängten Schilder mit der Aufschrift 'Off Limits' an die Türen des Cafés Glockenspiel, Tomaselli und Bazar, erinnert sich Karl Eschlböck († 2018) in einem Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten"[1]. 'Off Limits' war der Hinweis gewesen, dass Einheimische keinen Zutritt hatten. Erst nach dem Abzug der US-Soldaten 1955 wurde das Café vom neuen Pächter Komm.-Rat Heinrich Wannebauer komplett neu renoviert. Er ließ anstelle des Kaffeehaus-Vorgartens mit Überdachung eine Terrasse errichten. Wannebauer weihte das neue Café Glockenspiel in der Silvesternacht 1955/56 ein. Die Einrichtung entsprach dem damaligen Zeitgeist und erst 1979 wurde es bei einer neuerlichen Renovierung im Sinne der Wiener Kaffeehaustradition erneuert. Auch wurde das Café in "Café-Restaurant" umbenannt.
1979 wurde bei einer neuerlichen Renovierung die Inneneinrichtung im Sinne der Wiener Kaffeehaustradition erneuert. So kamen Thonet-Stühle ins Café. Mit der Salzburger Fußgängerzone wurde auch die Erweiterung des "Gartenbetriebs" auf einen Teil des Mozartplatzes möglich.
KR Wannebauer starb 1982. Wer den Betrieb übernahm, muss noch recherchiert werden.
Aus Glockenspiel wird Demel
2005/2006 wiederum renoviert, wurde es im Frühjahr 2006 vom neuen Wiener Besitzer Attila Dogudan unter dem Namen "Demel" in abermals neuem Glanz eröffnet, wenn auch ein wenig vom alten Charme des Hauses und vor allem vom Vorplatz verloren ging. Dogudan ist Besitzer des Catering-Unternehmens DO & CO Salzburg Restaurants & Betriebs GmbH, das auch am Salzburg Airport W. A. Mozart eine Filiale betreibt. Dogudan hatte 2002 das Wiener Traditions-Café Demel von der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien erworben.
Am 22. März 2012 berichteten die "Salzburger Nachrichten", dass Attila Dogudan den Kaffeehaus-Betrieb mit 25. März 2012 einstellt, weil dieser unrentabel sei. Die Räumlichkeiten mietete er noch weiterhin und bot sie für Events an. Dogudan gegenüber den SN: "Das Café war nur an den Wochenende und während der Festspiele im Sommer profitabel. Es ist ein schwieriger Platz" und weiter "der Menschenstrom reißt beim Tomaselli ab". Dogudan beklagte auch die hohe Miete (kolportiert wurden 70.000 Euro pro Jahr), "die ist mit Melange und Strudel schwer zu verdienen". Dem widersprach die Besitzerin des Hauses, die Versicherung Uniqa, und meinte, die Miete sei angemessen.
Auch Salzburger Leserbriefschreiber widersprachen in Folge der Behauptung Dogudans, es sei ein schwieriger Platz. Vielmehr meinten mehrere Schreiber, es läge an der Führung. So meinte Dipl.-Ing. Axel Wagner, dass es am falschen Konzept liege, wie etwa die ebenerdigen gelegenen Café-Räumlichkeiten weitgehend für den Verkauf von verschiedensten Produkten zu verwenden. Auch meinte Wagner in seinem Leserbrief[2], es sei an der misslungenen Einführungsphase nach der Eröffnung des Demel Salzburgs gelegen, in der man den Eindruck hatte, den Salzburger muss jetzt einmal die Kaffeehauskultur beigebracht werden. Frühere Stammkundenrunden waren anscheinend nicht mehr erwünscht, doch da hat man vergessen, dass nicht das ganze Jahr hindurch Festspiele sind, so Wagner weiter. Ein anderer Leserbriefschreiber meinte, er sei auch nicht in den ersten Stock zu den Tischen gelassen worden, weil er nicht reserviert hatte, obwohl der obere Stock nicht voll war.
Bis Ende April 2012 hatte jedoch noch keine einzige Veranstaltung stattgefunden mit der Begründung von Renovierungs- und Umbauarbeiten. Einem Artikel der "Salzburger Nachrichten" vom 28. April 2012 war zu entnehmen, dass man für die Anmietung des Cafés angeblich 1.200 Euro ohne Catering (Verpflegung) und Reinigung pro Veranstaltung verlange.
Am 15. Mai 2012 wurde bekannt, dass das Café Demel "bald" verkauft werden könnte. Vorgespräche wurden bereits vom Immobilienbüro Stiller & Hohler mit möglichen Käufern geführt, darunter eine deutsche Brauerei. Bevor Uniqa als Besitzerin das Objekt jedoch verkaufen konnte, musste noch die Zukunft des Pachtvertrags mit Dogudan geklärt werden, der bis 2015 lief. Sollte das Gebäude verkauft werden, würde das auch den Gant-Store am Waagplatz, einige Büros und Wohnungen betreffen. So besaß beispielsweise die Sängerin Grace Bumbry in diesem Gebäude eine Wohnung.
Brandtner und seine Leit
Am 23. Mai 2012 teilte Uniqua mit, Stefan Brandtner, Initiator des Pop-Up-Wanderrestaurants "Brandtner 63″, werde in dem Gebäude ab der zweiten Junihälfte zumindest für die Dauer der Festspielzeit ein Restaurant betreiben. Am 28. Juni 2012 eröffnete er sein Restaurant mit dem Namen "Brandtner und seine Leit".
Anfang 2013 kaufte ATV-Chef Herbert Kloiber das Gebäude und seine Ehefrau Ursula, die darin ein Museum für ihre Krippensammlung eröffnete. Neben dem Kaffeehausbetrieb entstand auch auch Shop. Ursprünglich hätte das Museum im Sommer 2013 öffnen sollen. Im Herbst 2013 hieß es dann, dass die Wiener Kaffeehauskette Aida dort den Café-Betrieb übernehmen könnte. Zu einer Einigung zwischen der Familie Kloiber und den Aida-Besitzern kam es aber nicht. Im Frühjahr 2014 war schließlich von einem Projektentwickler für den Umbau zu erfahren, dass das Museum im Sommer eröffnen würde. Das war dann aber auch nicht der Fall. Der Wiener Projektentwickler sagte im Sommer gegenüber den "SN", dass der Umbau prinzipiell abgeschlossen sei. Tannenbäume auf dem Bauzaun deuteten seither auf den künftigen Zweck des Gebäudes hin, hinter den Fensterscheiben war "Salzburger Weihnachtsmuseum" zu lesen.[3] Das Weihnachtsmuseum wurde im Dezember 2014 eröffnet. Die unteren Räumlichkeiten, in welche ein Kaffeehaus kommen sollte, standen zu diesem Zeitpunkt noch leer.[4]
2015: Wiedereröffnung des Kaffeehauses als "Café Glockenspiel"
Patrick Knittelfelder eröffnete Ende März 2015 mit seinem Geschäftspartner Andreas Felleis neuerlich das "Café Glockenspiel" im Erdgeschoß. Auf verkleinerter Fläche, dafür mit Gastgarten und "bespielbarer Terrasse". Die Einrichtung ist klassisch: Mahagoni, Leder, Messing. Es duftete wieder nach Tradition, nach Gabelfrühstück und Speisen, die zur Kaffeehauskultur gehören. Außerdem gab es etwas, was in Salzburg noch gefehlt hat: "Eine Fisch- und Krabbensuppe zum Niederknien", sagte Knittelfelder[1]. Im ersten Stock befindet sich weiterhin das Weihnachtsmuseum.
Das Café als Film-Drehort
In den 1940er-Jahren wurde für den Film "Der kleine Grenzverkehr" unter anderem auch im Café Glockenspiel gedreht.[5]
Weblink
- felleis-knittelfelder.at/cafe-glockenspiel, aktuelle (Mai 2024) Homepage des Cafés Glockenspiel
Quellen
- Schriftenreihe des Vereins "Freunde der Salzburger Geschichte", Band 20, 1995, Walburga Schobersberger Vom Cafégewölb zum Literatencafé
- www.doco.com Demel
- "Salzburger Nachrichten", diverse Ausgaben im März und Mai 2012
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 "Salzburger Nachrichten", 7. Februar 2015 und 13. Februar online, ein Beitrag von Peter Gnaiger
- ↑ vom 23. März 2012 in den "Salzburger Nachrichten"
- ↑ www.sn.at, abgefragt 30. Oktober 2014]
- ↑ salzburg.orf.at, 4. Dezember 2012
- ↑ ANNO, Znaimer Tagblatt, Ausgabe vom 9. August 1943, Seite 4