Café Glockenspiel

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Café Glockenspiel am Mozartplatz
Postkarte aus dem Jahr 1930, rechts das Café.
Café Glockenspiel und Filialkirche zum hl. Michael.

Das Café Glockenspiel ist ein Kaffeehaus am Mozartplatz in der Altstadt der Stadt Salzburg.

Einleitung

Es ist eines der Traditionskaffehäuser der Stadt Salzburg, das sich nach dem gegenüberliegenden Salzburger Glockenspiel nennt und dadurch bekannt wurde.

Geschichte

Vom Pferdestall zur Eisenwarenhandlung

Johann Löhe, der das danebenliegende Haus Waagplatz 1874 erwarb, machte dieses zur Dependance des Hotels "Erzherzog Karl" und ließ den einstöckigen Anbau anfügen, in dem sich heute das Café befindet. Ebenerdig soll sich darin ein Pferdestall befunden haben. Der Anbau Erzherzog-Karl-Stöckl, bevor es von Tobias Trakl, dem Vater des Dichters Trakl gekauft wurde, der darin den Tobias Trakl Eisenhandel eröffnete.

Das Café Glockenspiel eröffnet

1925 eröffnete der langjährige Oberkellner des Cafés Tomaselli, Franz Woisetschläger, das "Café Glockenspiel". Er betrieb es bis zum Einmarsch der amerikanischen Besatzungstruppen 1945. Für die Salzburger hatte die Begeisterung der Amerikaner allerdings einen bitteren Beigeschmack, denn sie hängten Schilder mit der Aufschrift,Off Limits‘ an die Türen des Glockenspiel, Tomaselli und Bazar, erinnert sich Karl Eschlböck († 2018) in einem Gespräch mit den Salzburger Nachrichten[1]. "Off Limits" war der Hinweis gewesen, dass Einheimische keinen Zutritt hatten. Erst nach dem Abzug der US-Soldaten wurde 1955 vom neuen Pächter Komm.-Rat Heinz Wonnebauer das komplett neu renoviert Café und übernommen. Er weihte es in der Silvesternacht 1955/56 ein. Die Einrichtung entsprach dem damaligen Zeitgeist und erst 1979 wurde es bei einer neuerlichen Renovierung im Sinne der Wiener Kaffeehaustradition erneuert.

In den 1940er-Jahren wurde für den Film "Der kleine Grenzverkehr" unter anderem auch im Café Glockenspiel gedreht.[2]

Aus Glockenspiel wird Demel

2005/2006 wiederum renoviert, wurde es im Frühjahr 2006 vom neuen Wiener Besitzer Attila Dogudan unter dem Namen Demel in abermals neuem Glanz eröffnet, wenn auch ein wenig vom alten Charme des Hauses und vor allem vom Vorplatz verloren ging. Dogudan ist Besitzer des Catering-Unternehmens Do & Co, das auch am Salzburg Airport W. A. Mozart eine Filiale betreibt. Dogudan hatte 2002 das Wiener Traditionscafé Demel von der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien erworben.

Demel schließt

Am 22. März 2012 berichteten die Salzburger Nachrichten, dass Attila Dogudan den Kaffeehaus-Betrieb mit 25. März 2012 einstellt, weil dieser unrentabel sei. Die Räumlichkeiten mietet er auch weiterhin und bietet sie für Events (Veranstaltungen) an. Dogudan gegenüber den SN: "Das Café war nur an den Wochenende und während der Festspiele im Sommer profitabel. Es ist ein schwieriger Platz" und weiter "der Menschenstrom reißt beim Tomaselli ab". Dogudan beklagte auch die hohe Miete, "die ist mit Melange und Strudel schwer zu verdienen". Dem widerspricht die Versicherung Uniqa und meint, die Miete sei angemessen.

Salzburger Leserbriefschreiber widersprachen in Folge der Behauptung Dogudans, es sei ein schwieriger Platz. Vielmehr meinten mehrere Schreiber, es läge an der Führung. So meinte Dipl.-Ing. Axel Wagner, dass es am falschen Konzept liege, wie etwa die ebenerdigen gelegenen Café-Räumlichkeiten weitgehend für den Verkauf von verschiedensten Produkten zu verwenden. Auch meint Wagner in seinem Leserbrief[3], es sei an der misslungenen Einführungsphase nach der Eröffnung des Demel Salzburgs gelegen, in der man den Eindruck hatte, den Salzburger muss jetzt einmal die Kaffeehauskultur beigebracht werden. Frühere Stammkundenrunden waren anscheinend nicht mehr erwünscht, doch da hat man vergessen, dass nicht das ganze Jahr hindurch Festspiele sind, so Wagner weiter. Ein anderer Leserbriefschreiber meinte, er sei auch nicht in den ersten Stock zu den Tischen gelassen worden, weil er nicht reserviert hatte, obwohl der obere Stock nicht voll war.

Bis Ende April hatte jedoch noch keine einzige Veranstaltung stattgefunden mit der Begründung von Renovierungs- und Umbauarbeiten. Einem Artikel der Salzburger Nachrichten vom 28. April 2012 war zu entnehmen, dass man für die Anmietung des Cafés angeblich 1.200 Euro ohne Catering (Verpflegung) und Reinigung pro Veranstaltung verlange. Als Hauptgründe für die Schließung waren von Attila Dogudan die hohe Miete (kolportiert werden 70.000 Euro pro Jahr) und die geringe Frequenz angeführt worden.

Am 15. Mai 2012 wurde bekannt, dass das Café Demel bald verkauft werden könnte. Vorgespräche wurden bereits vom Immobilienbüro Stiller & Hohler mit möglichen Käufern geführt. Darunter eine deutsche Brauerei. Bevor Uniqa als Besitzerin das Objekt jedoch verkaufen kann, muss noch die Zukunft des Pachtvertrags mit Dogudan geklärt werden, der bis 2015 läuft. Sollte das Gebäude verkauft werden, würde das auch den Gant-Store am Waagplatz, einige Büros und Wohnungen betreffen. So besitzt beispielsweise die Sängerin Grace Bumbry in diesem Gebäude eine Wohnung.

Brandtner und seine Leit

Am 23. Mai 2012 teilte Uniqua mit, Stefan Brandtner, Initiator des Pop-Up-Wanderrestaurants "Brandtner 63″, werde in dem Gebäude ab der zweiten Junihälfte zumindest für die Dauer der Festspielzeit ein Restaurant betreiben. Am 28. Juni 2012 eröffnete er sein Restaurant mit dem Namen Brandtner und seine Leit'.

2013: wie geht es weiter

Anfang 2013 kaufte ATV-Chef Herbert Kloiber das Gebäude und seine Ehefrau Ursula soll darin ein Museum für ihre Krippensammlung eröffnen. Ein Shop und ein Kaffeehaus soll ebenfalls entstehen. Wie die Salzburger Nachrichten Ende Oktober 2014 in Erfahrung brachten, soll das Gebäude am 4. Dezember 2014 wieder eröffnet werden.

Ursprünglich hätte das Museum im Sommer 2013 öffnen sollen. Im Herbst 2013 hieß es dann, dass die Wiener Kaffeehauskette Aida dort den Café-Betrieb übernehmen könnte. Zu einer Einigung zwischen der Familie Kloiber und den Aida-Besitzern kam es nie. Im Frühjahr 2014 war schließlich von einem Projektentwickler für den Umbau zu erfahren, dass das Museum im Sommer eröffnen würde. Das war dann aber auch nicht der Fall. Der Wiener Projektentwickler sagte im Sommer den SN, dass der Umbau prinzipiell abgeschlossen sei. Tannenbäume auf dem Bauzaun deuten seither auf den künftigen Zweck des Gebäudes hin, hinter den Fensterscheiben ist "Salzburger Weihnachtsmuseum" zu lesen[4].

Das Weihnachtsmuseum wurde im Dezember 2014 eröffnet. Die unteren Räumlichkeiten, in welche ein Kaffeehaus kommen soll, stehen noch leer. [5]

2015: Wiedereröffnung des Kaffeehauses als "Café Glockenspiel"

Patrick Knittelfelder eröffnete Ende März 2015 mit seinem Geschäftspartner Andreas Felleis neuerlich das Café Glockenspiel im Erdgeschoß. Auf verkleinerter Fläche, dafür mit Gastgarten und "bespielbarer Terrasse". Die Einrichtung ist klassisch: Mahagoni, Leder, Messing. Es duftet wieder nach Tradition, nach Gabelfrühstück und Speisen, die zur Kaffeehauskultur gehören. Außerdem wird es etwas geben, was in Salzburg noch gefehlt hat: "Eine Fisch- und Krabbensuppe zum Niederknien", sagt Knittelfelder[1]. Im ersten Stock befindet sich nun das Weihnachtsmuseum

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 "Salzburger Nachrichten", 7. Februar 2015 und 13. Februar online, ein Beitrag von Peter Gnaiger
  2. ANNO, Znaimer Tagblatt, Ausgabe vom 9. August 1943, Seite 4
  3. vom 23. März 2012 in den SN
  4. Quelle SN online, abgefragt 30. Oktober 2014
  5. http://salzburg.orf.at/news/stories/2682803