Helmut Irresberger
Dr. Helmut Irresberger (* 26. April 1892[1] in Zuffenhausen, heute ein Stadtteil von Stuttgart, Württemberg; † 25. Jänner 1975[1] in Villach, Kärnten) aus der Familie Irresberger war ein Salzburger Rechtsanwalt und Mitbesitzer des Hotels "Österreichischer Hof".
Leben
Helmut Irresberger war der älteste von drei Söhnen (er hatte auch eine ältere Schwester) des Gießereiingenieurs Karl Irresberger von dessen Gattin, der Stuttgarter Kaufmannstochter Charlotte Irresberger geb. Fischer. Die Familie lebte bis 1911 (oder 1912) in Deutschland, dann in der Stadt Salzburg.
An der Universität Wien studierte er die Rechtswissenschaften. Seit 1911 war er Mitglied der Wiener Burschenschaft "Libertas".
Er machte den Ersten Weltkrieg in voller Länge mit. Frontdienst leistete er vom Jänner 1915 bis zum Oktober 1918 beim (in Salzburg beheimateten) 41. Feldkanonenregiment, das sich bei zahlreichen Gefechten einen Namen machte. Er wurde mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille I. und II. Klasse, beiden Signa Laudis und dem Karl-Truppenkreuz ausgezeichnet.
Nach dem rechtswissenschaftlichen Studium ließ sich Dr. Irresberger in Salzburg als Rechtsanwalt nieder. Am 23. November 1923 wurde er in die Liste der Salzburger Rechtsanwälte eingetragen.[2] Er hatte seine Kanzlei an der Sigmund-Haffner-Gasse in der Salzburger Altstadt.[3]
Er heiratete Dr. iur. Edith Leisching (* 31. Mai 1896[1] in Brünn, Mähren; † 3. Mai 1975[1] in Salzburg[4]), die ihm die Töchter Gertrude (* 1929, verh. Weiss) und Hildegard (* 30. März 1932, verh. Kreibich) schenkte. Sie war Tochter von Julius Leisching, dem Direktor des Salzburger Museums Carolino-Augusteum, und die erste an einer österreichischen Universität promovierte Juristin.
Nach dem Tod seines (kinderlosen) Onkels (2. Grades) Kaspar Karl Moser (1915) war er einer der insgesamt 24 Erben. Er führte mit seinem weiteren Onkel Friedrich Mayr das unter der Firma "Friedrich Mayr & Co." betriebene Henndorfer Sägewerk, bis ungefähr 1926 die zugehörigen Wälder verkauft wurden. Diesen Verkauf von Altentann wickelte Helmut Irresberger ab, wobei sein Honorar seinen Anteil am Verkaufserlös übertraf.
Nach dem Tod seines (kinderlosen) Onkels Franz Irresberger, des Besitzers des Salzburger Hotels "Österreichischer Hof", war er einer der insgesamt 16 Erben, die nun zum Betrieb des Hotels eine OHG gründeten; er war es, der – neben der Rechtsanwaltspraxis – den Hotelbetrieb leitete.
Auch am politischen Leben nahm er teil, und zwar auf der Seite der Deutschnationalen bzw. Nationalsozialisten, ohne jedoch Mitglied der (im Juni 1933 verbotenen) NSDAP zu sein. So war er im Dezember 1933 Teilnehmer einer großen Abordnung von Wirtschaftsführern und Hochschulprofessoren, die zwecks Kursänderung beim damaligen austrofaschistischen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß vorsprach; bei dieser Vorsprache kam es zum Zusammenstoß mit Dollfuß wegen Irresbergers Behauptung, dass die Salzburger Bevölkerung in ihrer überwiegenden Mehrheit die Politik Dollfuß’ ablehne und nationalsozialistisch eingestellt sei. Anlässlich des nationalsozialistischen Juliputsches wurde Irresberger als Geisel inhaftiert und ihm in der Folge ein sogenannter "Schadensgutmachungsbetrag" von 2 000 Schilling auferlegt. In weiterer Folge wurde das Hotel "Österreichischer Hof" durch die Landeshauptmannschaft und das Landesverkehrsamt boykottiert.[5]
Im Jänner 1938 begab es sich, dass er gemeinsam mit seiner Cousine 2. Grades Maria Schießl (oder Schiestl) geb. Dirnhofer, deren Rechtsvertreter er war, in Villach (wo die Cousine zeitweise als Gattin des dortigen Bundesbahndirektors Otto Schießl gelebt hatte) bei der Versteigerung des dortigen Hotels "Post" mitbot, in das die Cousine Geld investiert hatte. Ziel war dabei, die lediglich im dritten Hypothekarrang besicherten Forderungen einbringlich zu machen. Unerwartet erlangten Schießl und Irresberger schon bei einem Gebot von 175 000 Schilling – der Schätzwert hatte 318 400 Schilling betragen – den Zuschlag.[6] Dr. Irresberger erwarb auf diese Weise neun Zehntel, die Hofratsgattin ein Zehntel an der Immobilie.[7] Dieser Erwerb erwies sich als Glücksgriff, da zwei Monate später mit dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland ein wirtschaftlicher Aufschwung einsetzte und die getätigte Investition sich als lohnend erwies.
Zwei Monate nach dem "Anschluss" trat Helmut Irresberger der NSDAP bei.[5] Bei den neuen Machthabern war der "Österreichische Hof" beliebt und sah in der NS-Zeit gute Tage, da regelmäßig hohe Gäste, die bei Adolf Hitler auf dem Obersalzberg angesagt waren, dort abstiegen. Nach dem Zusammenbruch Hitlerdeutschlands wurde das Haus jedoch von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und von 1945 bis 1952 oder 1955 als Offiziersquartier verwendet. Unter dieser Nutzung hatte das Haus gehörig zu leiden. Nach der Rückgabe wurde es wieder als Hotel betrieben. Schon damals war ein Verkauf beabsichtigt. Die Führung in der Rechtsform der OHG war wegen des Widerspruchsrechts jedes der Gesellschafter und deren unterschiedlicher Interessen schwierig. Eine Übernahme durch Helmut Irresberger allein, dessen Anteil nur 11 % betrug (er hatte 1937 einen Teil des Anteils seines Bruders Karl erworben), hätte wiederum Schwierigkeiten bei der Abfindung der ausscheidenden Gesellschafter gewärtigen lassen. Nur bei einem Verkauf an Außenstehende war ein objektiver Maßstab für die Befriedigung der Ansprüche aller Gesellschafter gegeben. So wurde der Plan des Verkaufes geboren und im Jahr 1960 durchgeführt.
Nach dem erfolgten Verkauf des Hotels ergab sich binnen wenigen Wochen die Möglichkeit des Erwerbs der Mehrheitsanteile (62 %) am Parkhotel in Villach, wo man schon das Hotel Post besaß. So übersiedelte man nach Villach. Die Rechtsanwaltskanzlei wurde vom (seit 1952 mit Tochter Hildegard verheirateten) Juniorpartner Dr. Franz Kreibich übernommen.
Als überzeugter evangelischer Christ bekleidete Helmut das Amt eines Presbyters der evangelischen Gemeinde in Salzburg und dann der Villacher evangelischen Gemeinde.
Er starb, wenige Monate nach seiner Frau, im August 1975. Seine sterbliche Hülle wurde im Irresbergerschen Familiengrab (Nr. XXVII) auf dem Salzburger Petersfriedhof bestattet.
Das Villacher Parkhotel übernahm die Tochter Gertrude Weiss, das Hotel "Post" die Tochter Hildegard Kreibich.
Quelle
- Familienüberlieferung, überkommen auf den Benutzer Karl Irresberger
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Daten laut Grabinschrift am Irresbergerschen Familiengrab (Nr. XXVII) auf dem Salzburger Petersfriedhof
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 24. November 1921, Seite 3
- ↑ ANNO, "Salzburger Zeitung", Ausgabe vom 28. Mai 1949, Seite 2
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 23. Mai 1979, Parte
- ↑ 5,0 5,1 "Gauakt" 355.163 über Helmut Irresberger (als "Gauakten" werden vom "Gaupersonalamt" der NSDAP über Personen, die in irgendeiner Weise mit der NSDAP zu tun hatten, angelegte Akten bezeichnet), insbesondere Irresbergers eigene Angaben im ausgefüllten Personalfragebogen. Der Gauakt wird im Österreichischen Staatsarchiv verwahrt.
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 13. Jänner 1938, Seite 7
- ↑ ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 14. Jänner 1938, Seite 6