Hotel Kobenzl

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Begriffsklärung
Dieser Artikel beschreibt das ehemalige und 2006 geschlossene Hotel Kobenzl. Für das an dieser Stelle 2014 eröffnete B&B Kobenzl und die Jausenstation Judenbergalm sowie die vorher bestandene Judenbergalm siehe deren eigene Artikel
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geschlossen  Der hier beschriebene Betrieb oder die Einrichtung existiert in dieser Form nicht mehr. Dieser Beitrag beschreibt die Geschichte.
Hotel Kobenzl, ein traditionsreiches Haus
Luxuriöses Mobilar im Kobenzl
Der amerikanische Präsident Richard Nixon und der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky im Jahr 1974 am Hotel Kobenzl
Aufnahme vom Festungsberg.

Das Hotel Kobenzl (früher auch Cobenzl geschrieben) am Gaisberg bei Salzburg wurde am 28. März 1953 eröffnet und war bis 2006 geöffnet. 2014 bis Februar 2015 waren in diesem geschichtlich bedeutenden Gebäude eine Jausenstation und ein Bed & Breakfast untergebracht. Im Februar 2015 wurde es ein Verteilzentrum für Asylwerber in Salzburg.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von "Mitter-Judenberg" als Bauernhof findet sich 1625.

An einer ehemaligen Haltestelle der Gaisbergzahnradbahn, die bis zum Bau der Gaisbergstraße 1929 bestand, wurde 1864 die erste Jausenstation errichtet. Das Haus hatte verschiedene Namen, vom Rosenhof bis Judenbergalm und Cobenzl . Am 28. März 1953 eröffnete Julius Böhacker darin erstmals ein Hotel mit 55 Betten, einer Bar und einem Restaurant. Der Betrieb war an das Wiener Fremdenverkehrsunternehmen Hübner verpachtet.[1] Dann wurde das Haus alle paar Jahre verkauft oder versteigert.

1959 verwirklichte sich der Pinzgauer Bergbauernsohn Rupert Herzog zusammen mit einer Wirtstochter aus Taxenbach, Marianne, die als Ehepaar Herzog nach Salzburg gingen, ihren Lebenstraum und erwarben das alte Ausflugsgasthaus "Judenbergalm". In "Kobenzl" umbenannt, wurde das Hotel bald zur nobelsten Adresse in Salzburg. Ihre drei Kinder Marianne, Rupert und Peter, wuchsen im Hotel auf.

1971 kaufte die Familie Herzog den Gaisberg-Sessellift, stellte ihn jedoch bereits im Folgejahr ein.

Viele internationale Stars und Politiker weilten hier für die Dauer ihres Aufenthalts in Salzburg. So zum Beispiel 1974 der amerikanische Präsident Richard Nixon, der am 10. Juni auf dem Flughafen Salzburg landete. Darunter buntgemischt Künstler der Salzburger Festspiele ebenso wie Arnold Schwarzenegger, der mehrfache italienische Motorradweltmeister Giacomo Agostini, der Fußballclub Ajax Amsterdam oder Skistars wie Michaela Dorfmeister, um nur einige zu nennen. Auch, US-Außenminister Henry Kissinger, Englands Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, José Carreras, Thomas Bernhard und Herbert Grönemeyer zählten zu den Gästen des Hauses.

1992 wurde Tochter Marianne von Buseck Geschäftsführerin und später Eigentümerin. Sie baute 1996 eine Vitalinsel und entdeckte dabei 2002 durch vier Geomanen angebliche "Energieplätze" auf der Liegenschaft des Vitalhotels. Gaisberg wird von einzelnen Esoterikern nicht auf das germanische Wort "Geiß" zurückgeführt, sondern auf ein angebliches keltisches Wort mit der Bedeutung "heilig". Auf dem Grundstück vom Hotel Kobenzl befinden sich angeblich über 20 Energieplätze. Der Stärkste von ihnen strahlt dabei diesen Angaben zufolge bis zu 40 km weit. Das Hotel besaß nun auch einen Seminarbereich und 80 Betten. Im Herbst 2004 verließ Marianne von Buseck, Mutter von vier Kindern, die Gastronomie.

Peter Herzog, einer der beiden Söhne, führte das Haus bis Oktober 2006. Danach stand das Gebäude zum Verkauf.

Versuchter Neubeginn März 2012

Im Oktober 2011 wurde dann bekannt, dass die Besitzer Marianne und Rupert Herzog einen Vorverkaufsvertrag mit einem Investor aus Nordrhein-Westfalen (Deutschland) unterzeichnet hatten, der geheim bleiben möchte. Der kolportierte Verkaufspreis soll 12,5 Millionen Euro betragen. Für Renovierungsarbeiten und Technik werden weitere 2,5 Millionen Euro budgetiert. Die Neueröffnung als Fünf-Sterne-Plus Hotel war für 17. März 2012[2] geplant.

Der bis Ende November 2011 zu bezahlende Kaufpreis wurde ebensowenig bezahlt wie der Hauptvertrag nicht unterzeichnet wurde. Mitte Jänner 2012 wurde bekannt, dass der Verkauf geplatzt war. Die Eigentümerfamilie und der betroffene Projektabwickler sparten nicht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und warfen einander Betrug vor. Gegen den Projektabwickler begann inzwischen die Staatsanwaltschaft zu ermitteln. Im Mai 2014 wurde Projektabwickler am Amtsgericht Laufen an der Salzach (Bayern) zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Ein Betrugsvorsatz sei nicht nachweisbar[3].

Neubeginn 2014

Kobenzl-Panoramaausblick von der Gästeterrasse.
2012: Das Hotel Kobenzl von Hellbrunn.

Im Frühjahr 2014 öffnete das Kobenzl endlich wieder seine Pforten. Der Betreiber ist wieder die Familie Herzog. Das Haus wurde mit einem völlig neuen Konzept und neuem, altem Namen - "Judenbergalm" - eröffnet. Parallel dazu öffnete auch das B&B Kobenzl, ein familiäres und unkonventionelles Bed & Breakfast.

Verteilzentrum für Asylwerber

Im Jänner 2015 wurde bekannt, dass das Innenministerium und das Land Salzburg im ehemaligen Luxushotel Kobenzl ein Verteilerzentrum für bis zu 100 Asylwerber einrichten wird. Einer der Standortvorteile wäre nämlich, dass es keine Anrainer gibt. Der Bund drängte seit mehreren Monaten auf die Einrichtung solcher Verteilerzentren in den Bundesländern. Hintergrund war, dass die Erstaufnahmezentren in Traiskirchen (.) und Thalham (.) entlastet werden sollten. Für die Verteilzentren ist grundsätzlich der Bund zuständig[4].

Während das Land im Februar 2021 keine laufenden Verträge für nicht mehr benötigte Immobilien offen hatte, überwies der Bund nach wie vor an den Eigentümer des früheren Hotel Kobenzl auf dem Gaisberg monatlich einen fünfstelligen Betrag. Bereits 2018, als nur noch wenige der 126 Plätze besetzt waren, kündigte das Innenministerium an, aus dem bis 2026 laufenden Vertrag aussteigen zu wollen. Die Höhe der Miete gab das Ressort damals mit 27.326 Euro zuzüglich Betriebskosten von 3.700 Euro monatlich an. Das Bestreben, aus diesem Vertrag auszusteigen, bestehe nach wie vor, hieß es aus dem Ministerium auf Anfrage.[5]

Mehr als 1,2 Millionen Euro hatte das Innenministerium von Anfang 2015 bis Ende 2020 an den Eigentümer überwiesen. Das geht aus einem Rechnungshofbericht im Jänner 2022 hervor. Menschen waren dort zuletzt 2018 untergebracht. Obwohl das Gebäude seither leer stand, überwies das Innenministerium weiter eine stattliche Miete an den Eigentümer - 232.936 Euro im Jahr, steht im RH-Bericht. Das Papier offenbart nicht nur die hohen Kosten für die ungenutzte Liegenschaft, sondern auch, wie der Bund in diese Situation kam und seit Abschluss des Vertrags, der ursprünglich noch bis 2026 laufen sollte, im Februar 2015 fest steckte. Bis dahin wären laut den Berechnungen noch 1,2 Millionen Euro zu zahlen. Bisher floss bereits etwa die gleiche Summe. Diese Zahlen sind inzwischen überholt, da sie nur den Zeitraum bis Jahresende 2020 abdecken. 2021 kam Bewegung in die Sache.

Als sich das Quartier 2018 leerte, kündigte das Ministerium an, aus dem Vertrag aussteigen zu wollen. In der Zwischenzeit beauftragte man in Abstimmung mit der Finanzprokuratur einen Sachverständigen, der den Zustand des Gebäudes bewerten sollte, um eine Mietzinsreduktion zu erwirken. Das Gutachten stellte fest, "dass das Gebäude nur in minimalstem Ausmaß instand gehalten wurde und eine zunehmende Verschlechterung der Gebäudestruktur vorlag, woraus erhöhte Instandhaltungs-, Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten resultierten. Auch die Objektsicherheit war nicht bzw. nur teilweise gegeben." Im März 2020 wurde ein weiteres Gutachten zur Bewertung der Miete eingeholt - mit dem Ergebnis, "dass eine Reduktion von 40 Prozent des monatlichen Bruttomietzinses gerechtfertigt war". Dementsprechend habe das Innenministerium die Zahlungen ab April 2020 einseitig verringert. Daraufhin klagte der Vermieter laut Rechnungshof zwei Monate später die offenen Beträge vor dem Bezirksgericht Salzburg ein. Aber offenbar kam er mit seiner Klage nicht durch, denn die Mietdauer sei 2021 "wesentlich verkürzt" und der Mietzins "nennenswert reduziert" worden. Außerdem sei die Erhaltungspflicht dem Vermieter und nicht mehr dem Mieter aufgetragen worden.[6]

Bildergalerie

weitere Bilder

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Quellen

  • diverse Internetseiten
  • Marianne von Buseck direkt
  • Salzburger Nachrichten, 7. Oktober, 23. Dezember 2011, 25. März 2014

Bildlink

Einzelnachweise

  1. Quelle Befreit und besetzt, Stadt Salzburg 1945–1955, Seite 405
  2. in den Stadt Nachrichten vom 14. Oktober 2011 wurde dann aber als geplantes Eröffnungsdatum der 7. April 2012 genannt
  3. Salzburger Nachrichten, 28. Mai 2014
  4. Salzburger Nachrichten, 29. Jänner 2015
  5. www.sn.at, Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 12. Februar 2021
  6. Salzburger Nachrichten vom 28. Jänner 2022