Tauernschleuse

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Die Verladestelle der Tauernschleuse am Bahnhof Böckstein, 1961.
Ein Zug im Tauerntunnel.
Die Verladestelle der Tauernschleuse am Bahnhof Mallnitz, 1961.
Die Verladestelle der Tauernschleuse am Bahnhof Mallnitz, 1961.
Die Verladestelle der Tauernschleuse am Bahnhof Mallnitz, 1961.
Bahnhof Böckstein
Eine entladene Garnitur in Böckstein.
Tauernschleuse in Mallnitz in Kärnten.
Tauernschleuse in Mallnitz.
Die Tauernschleuse in den 1960er-Jahren: Fahrt über Mallnitz nach Böckstein und Bad Gastein, 01:39 min. Video

Die Autoschleuse Tauernbahn, auch Tauernschleuse genannt, ist eine Autoschleuse auf der Tauernbahn und verbindet durch den Tauerntunnel das Mölltal in Kärnten mit dem Gasteinertal in Salzburg.

Geschichte

Die Tauernschleuse ist seit 1920 in Betrieb und stellt heute eine Alternative zum Tauerntunnel auf der Tauernautobahn (A 10) dar. Die Fahrzeit durch den 8 371 m langen Tauerntunnel mit der Autoschleuse beträgt etwa zwölf Minuten. Jährlich nutzen mehr als 400 000 Reisende und 180 000 Fahrzeuge die Schleuse.

Im Artikel Im Auto durch den Tauerntunnel machte die Zeitschrift "Moderne Welt" in seiner Ausgabe Heft 3, 1927, diese Möglichkeit der Autoschleusung aufmerksam.[1]

Am Dienstag, den 5. Juli 1960, wurde der russischer Staatspräsident Nikita Chruschtschow in einem ÖBB-Sonderzug durch den Tunnel geschleust, der aus drei Wagen 1. Klasse und 14 Auto-Überstellwagen bestand. Um 17:55 Uhr setzte sich der Sonderzug in Bewegung und traf um 18:10 Uhr in Mallnitz in Kärnten ein.

Am 2. August 1964 hatte die Schleuse mit 4 704 Pkw in Nord-Südrichtung die höchste Transportfrequenz. In Süd-Nordrichtung erreichte sie diese am 21. August 1964 mit 3 432 Pkw. Damals konnten 90 Pkw pro Zug in zehn Minuten geschleust werden.

Am Wochenende 23.-24. August 1969 erreichte der sommerliche Rückflutverkehr seinen letzten Höhepunkt. Starke Regenfälle im Süden Österreichs und eine Sicherheitssperre der Großglockner Hochalpenstraße wegen Schneefalls beeinflussten stark den Reiseverkehr. Auf der Tauernschleuse verkehrte alle zwölf Minuten ein voll besetzter Autoreisezug.[2]

Nach der Brandkatastrophe der Gletscherbahn Kaprun im Jahr 2000 wurde die Tauernschleuse zwischen 2000 und 2004 modernisiert. 61 Millionen Euro wurden in den Umbau investiert, Ziel war vor allem die Erhöhung der Sicherheit sowie die Modernisierung der Technik. So wurden die Kommunikationsmöglichkeiten im Tunnel verbessert, Fluchtwege mit Orientierungsbeleuchtung geschaffen und eine fixe Löschwasserleitung integriert. Vor den Tunnelportalen wurden Hubschrauber gerechte Rettungsplätze errichtet. Um die Tunnelsicherheit zu erhöhen, gibt es seither im Tunnel keine einzige Weiche mehr. Die Schienenstränge verlaufen voneinander unabhängig.

Im April 2005 wurde ein Tunnelrettungszug in Böckstein stationiert: Entwickelt und gebaut wurde der Rettungszug von der Firma Dräger Safety AG. Mit Überdrucktechnologie gegen das Eindringen von Rauch und Gasen, autarker Energieversorgung und Atemluftregeneration kann er sechs Stunden im Tunnel zu Rettungsmaßnahmen eingesetzt werden. Der Zug besteht aus einer Feuerwehreinheit mit Niederflurwaggons für die Feuerwehrfahrzeuge, einem Energie-, Löschmittel- und Mannschaftscontainer und einer Rettungseinheit mit einem Container für 60 Personen. Das Containersystem bietet vor allem Schutz vor Hitze. Zwischen beiden Einheiten treibt eine Diesellokomotive den Zug an.

Im Herbst 2006 wurden 31 neue Garnituren angeschafft: Die neuen Schleusen-Garnituren ermöglichen neben dem Pkw-Transport auch wieder die seit 2000 verboten gewesene Mitnahme von Reisebussen, Wohnwägen, Wohnmobilen und einspurigen Kraftfahrzeugen. Jede Garnitur kann bis zu 50 Pkw transportieren, zu Spitzenzeiten wird in jede Richtung ein Verkehrsaufkommen von 1 500 Autos täglich bewältigt.

Winter 2013/2014: Während ab Jänner 2014 der Süden Österreichs, Osttirol und Teile Kärntens, im Schnee versanken, war der Niederschlag in Salzburg eher bescheiden. Die Schneefälle südlich des Alpenhauptkamms führten dazu, dass Tauernbahn samt Tauernschleuse sowie die Strecke Richtung Tarvis in Italien tagelang gesperrt werden mussten.[3]

Im Zuge der Einstellung des Zugverkehrs aufgrund der Infektionskrankheit Covid-19 und des unter Quarantäne gestellten Gasteinertals kam das Gerücht auf, dass die Bundesbahnen die Tauernschleuse aus wirtschaftlichen Überlegungen für immer geschlossen lassen. Am 22. April 2020 wurde dann aber mitgeteilt, dass die Tauernschleuse ab Montag, 4. Mai, wieder geöffnet sein wird. Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior und Verkehrslandesrat Stefan Schnöll hatten sich für eine rasche Öffnung eingesetzt. Der Betrieb soll in der bisherigen Taktung erfolgen, also mit stündlichen Fahrten in beide Richtungen. Die Tauernschleuse war wegen der Verhängung der Quarantäne über das Gasteinertal vorübergehend eingestellt und nicht gleich nach der Öffnung wieder in Betrieb genommen worden. Die beiden Politiker konnten mit dem Ministerium auch vereinbaren, dass sie jedenfalls am Vertrag bis 2028 festhalten.

Im Februar 2023 teilten die ÖBB mit, dass unaufschiebbare Arbeiten für Sicherung und Instandhaltung im Bereich eines Tunnelportals notwendig geworden sind und somit der Tunnel von 12. April bis 17. Mai 2023 vollständig gesperrt wird. Sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr müssen in diesem Zeitraum großräumig umgeleitet werden. Weiters kündigte die ÖBB eine Generalsanierung von November 2024 bis Juli 2025 an. In dieser Zeit wird die Strecke komplett gesperrt sein. [4]

Ereignis

Ein 84-jähriger Tiroler versuchte am Samstagnachmittag, den 3. September 2022, aus unbekannten Gründen zu Fuß den Bahntunnel der Tauernschleuse in Richtung Süden zu durchqueren. Etwa 130 Meter nach dem Nordportal wurde er von einem Zug, welcher von Klagenfurt kommend in Richtung Salzburg unterwegs war, erfasst und niederstoßen. Die verständigten Einsatzkräfte konnten den Mann wenig später auffinden und nur noch den Tod des 84-Jährigen feststellen.[5]

Schleuse vor allem für Pendler wichtig

Die Verbindung ist vor allem für Pendler von großer Bedeutung. "Sie sind auf die Autoverladung angewiesen, weil sie von den beiden Bahnhöfen mit ihren Autos weiter zur Arbeit fahren", so Schnöll. Im Normalfall gibt es jeden Tag 18 Schleusenfahrten in beide Richtungen. Die Fahrt durch den Bahntunnel dauert dabei zwölf Minuten. Mit dem Auto wäre man zwischen Böckstein (Bezirk St. Johann im Pongau) und Mallnitz (Bezirk Spittal an der Drau) derzeit mehr als zwei Stunden unterwegs – ein Umweg von rund 180 Kilometern über die Tauernautobahn.

2019 wurden nach ÖBB-Angaben insgesamt 180 000 Fahrzeuge transportiert, darunter 13 500 Fahrräder.

Betrieb

Die Shuttle-Züge verkehren grundsätzlich im Stundentakt vom Bahnhof Böckstein aus in Südrichtung zur Minute 20 und vom Bahnhof Mallnitz aus in Richtung Norden zur Minute 50. Die erste Abfahrt von Böckstein erfolgt dabei um 06:20 Uhr, die letzte um 22:50 Uhr. In entgegengesetzter Richtung führt die erste Abfahrt um 06:20 Uhr nach Böckstein und die letzte um 23:20 Uhr (Datenstand 2017). An verkehrsstarken Tagen finden die Abfahrten in beiden Richtungen jeweils im Halbstundentakt statt.

Ladebeginn ist jeweils 15 Minuten vor Abfahrt, Ladeschluss fünf Minuten vor Abfahrt. Die Fahrzeit beträgt elf Minuten.

Die Anreise zur Verladestelle erfolgt von der Tauernautobahn-(A 10)-Abfahrt bei Bischofshofen über die Pinzgauer Straße (B 311) bis Lend und dann über die Gasteiner Straße (B 167) nach Böckstein. Auf Kärntner Seite geht es durch das Mölltal und in Richtung Süden wieder zur A 10 zum Anschlussknoten Spittal.

Beförderungsrichtlinien

Erlaubte Fahrzeugabmessungen:

  • Maximale Höhe Lkw: 3,60 Meter
  • Maximale Höhe Busse: 3,80 Meter
  • Maximale Breite: 2,50 Meter
  • Maximales Gewicht: 25 Tonnen

Nicht zugelassen sind:

  • Flüssig- und erdgasbetriebene Kraftfahrzeuge
  • Gefahrguttransporte RID/ADR

Nur gegen Vorbestellung werden befördert:

  • Reisebusse über 2,1 Meter Breite
  • Motorradgruppen

Information

E-Mail: autoschleuse@pv.oebb.at
ÖBB-Kundenservice, Telefon: 05-1717

Bilder

weitere Bilder

 Bahnhof Böckstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblink

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Moderne Welt, Heft 3 Seite 32, 1927
  2. www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 25. August 1969, Seite 4
  3. www.sn.at, 02. Februar 2014
  4. www.orf.salzburg.at ÖBB-Tauerntunnel ab 12. April gesperrt
  5. Salzburg24.at vom 4. September 2022