Brigitte Greisberger aus Elixhausen widmet sich der alten Technik des Schönschreibens - und hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht. ΜΕΙΝΕ KUNST. VON ROSINA PUTZ

Die Künstlerin beim kreativen Arbeiten. BILDER: SN/PUTZ
Es ist schon faszinierend, wie die Künstlerin mit viel Gefühl die Buchstaben auf das Papier zaubert. Dabei werden eigene Texte und Reime auf unterschiedlichen Gegenständen stilvoll und nach bester Tradition in Szene gesetzt. Auch wenn es zunächst einfach erscheint, erfordert die Schönschrift sehr viel Übung. Der Schriftkünstler Albert Schmalz aus Mannheim sagte einmal: „Man muss einige Kilometer schreiben, damit man Fortschritte sieht."

Die Leidenschaft der gelernten Bürokauffrau für das alte Handwerk wurde auf einer Reise nach Venedig geweckt, wo sich im Herzen der Lagunenstadt eine kleine Papeterie als wahre Fundgrube für Schreibutensilien entpuppte. Mit einem Starterset im Gepäck unternahm sie die ersten kalligrafischen Versuche. Es folgten zahlreiche Kursbesuche, in denen sie sich das nötige Know-how aneignete. Mittlerweile beherrscht sie antike Schriften wie Blockschrift, Unziale, humanistische Kursive und Fraktur. „Mit Vorliebe kombiniere ich die Englische Schreibschrift mit dem Jugendstil, die eine besondere Harmonie bilden“, sagt die Künstlerin. Nach guter alter Tradition sind Feder und Pinsel wichtige Schreibwerkzeuge für das kalligrafische Arbeiten. Geschrieben wird vorwiegend mit Tinte und Tusche auf Papier, aber auch mit Materialien wie Holz oder Stein ist die 47-jährige Kalligrafin bestens vertraut. Als weiteres gestalterisches Element werden Acryl- und Aquarellfarben genutzt. Auf Pergament oder handgeschöpftem Papier zu schreiben bedeutet eine besondere Herausforderung - das wissen alle, die sich mit Kalligrafie beschäftigen.
Alles begann mit Glückwunschkarten und kleinen Geschenken für Freunde und Bekannte, aber schon bald gab es immer mehr gezielte Aufträge. 2011 gründete sie schließlich ihr eigenes Unternehmen: „Handschrift Brigitte Greisberger" wurde ins Leben gerufen. Später musste sie als fünffache Mutter ihren Bürojob quittieren - Beruf, Familie und das Kunstgewerbe waren nicht mehr unter einen Hut zu bringen.

Das Sortiment reicht von Grußkarten für alle möglichen Anlässe, Zündholzschachteln und Kerzen bis hin zu Christbaumkugeln. Sie greift zu Feder und Tusche und verleiht Urkunden einen besonderen Charakter. Je nach Wunsch gestaltet sie Einladungen, Tisch- und Menükarten, die vielfach das Tüpfelchen auf dem i für ein gelungenes Fest sind.
Ein neues Projekt umfasst Taschen in Lederoptik, die eine Manufaktur in Tirol aus Kraftpapier mit Naturlatex herstellt und von Brigitte Greisberger individuell beschriftet werden - sozusagen eine Taschenserie aus ,,veganem Leder" und ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit.
Eine besonders ehrenvolle Aufgabe war eine aus Ziegenpergament gefertigte Schriftrolle, die in der Kirchturmkugel in Obertrum hinterlegt wurde. Die darin verborgene Botschaft wird wohl bis zur nächsten Renovierung ein Geheimnis bleiben.
In Seminaren und Workshops begleitet Brigitte Greisberger die Teilnehmer auf eine meditative Zeitreise durch die Schriften.
Mit Begeisterung zeigt sie ihre Schreibkunst auf Messen und Handwerkstagen, wie etwa im Freilichtmuseum Großgmain, beim Kunsthandwerksmarkt in Seeham oder kürzlich im Stille-Nacht-Museum Arnsdorf.
Dass die Handschrift in ihrer Individualität im digitalen Zeitalter ihre Berechtigung hat, davon ist die Schreibkünstlerin überzeugt. Erlebt doch das Handwerk - wie in vielen anderen Bereichen - geradezu eine Renaissance.
,,Ein Leben ohne Kalligrafie kann ich mir gar nicht mehr vorstellen", sagt die Künstlerin. Ihr Herz schlägt nun einmal für alte Schriften.