Dahoam - Bereit für die Winterzeit

Der Opernsänger ist am liebsten Bauer

Klassik-Tenor, Pferdezüchter, Hühnerbauer, Wirtschaftsexperte: Der Lungauer Max Prodinger tanzt auf vielen Hochzeiten. ΜΕΙΝΕ GESCHICHTE. VON FRANZ TAFERNER

Dicke Freunde: Max Prodinger und sein Kisberer-Zuchthengst IQ2. BILDER: SN/PRIVAT, TAFERNER

Es ist doch gut, wenn man sich beruflich breit aufstellt. Und im Grunde habe ich nur all meine liebsten Hobbys verwirklicht", sagt Max Prodinger und grinst. Der 46-jährige Lungauer ist ein Multitalent: Er ist ausgebildeter, erfolgreicher Opernsänger, hat ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, züchtet eine seltene Pferderasse und versorgt jetzt viele Lungauer Haushalte auch noch mit frischen Eiern von glücklichen Hühnern auf seinem Bauernhof.

Tiere und Musik - das ist Max Prodinger sozusagen in die Wiege gelegt. Er wuchs in Haslach bei St. Andrä auf einem kleinen Bauernhof auf und liebt, seit er denken kann, Pferde. Und schon sein Lehrer Peter Grießner bemerkte im Chor ,,Young Voices", welch großartige Stimme sein Schüler hat.

Nach der Schule ging es mit 14 Jahren aber vorerst nach Wien. Dort hatte sich Max Prodinger an der berühmten Hofreitschule für eine Lehre als Sattler und Riemer beworben. Als er diese abgeschlossen hatte, wechselte der nun 18-Jährige an die Hotelfachschule Kleßheim. ,,Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte", versichert er. Nach der Matura führte ihn die Arbeit auf Kreuzfahrtschiffen in die große, weite Welt, er jobbte im Tourismusland Schweiz und studierte Musical an der Stage School in Hamburg, um schließlich für drei Jahre in Australien zu landen. Dort reifte der Gedanke, doch wieder ein Studium zu starten. „Das kostet dort aber 55.000 australische Dollar (35.000 Euro). Pro Semester! Da habe ich so richtig bemerkt, wie gut wir es in Österreich haben“, erzählt Max Prodinger. Also flog er nach Europa zurück, um an der Fachhochschule in Salzburg ein Wirtschaftsstudium zu beginnen. Und so nebenbei schaffte er auch die Aufnahmeprüfung für ein Gesangsstudium am Mozarteum. ,,Ich hatte viel Glück, weil ich von Horiana Brănişteanu so sehr unterstützt und gefördert wurde", sagt der Tenor, der seiner Professorin bis heute dankbar ist.

Nach Abschluss beider Studien stand die Welt der Oper und Konzerte für viele Jahre ganz im Mittelpunkt. Über 25 Länder bereiste Max Prodinger, sang auf den größten Bühnen der Welt, unter anderem in Berlin, New York, Zürich und bei den Salzburger Festspielen (Lord Latimer in ,,Prince Edward", 2004). Im Jahr 2012 gewann er als Vertreter Österreichs in der berühmten Carnegie Hall in New York den Silver Award der International Vocal Competition. 2013 wurde er in Florenz beim Omega Musica Opera Italiana mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Er sang die Partien des Siegfried und des Siegmund in den Opern von Wagner beim Festival Chiemgau und gewann den Konzertpreis Grandi Voci in Salzburg im Rahmen von ,,Oper im Berg". Ein weiterer Höhepunkt: die Nominierung zum Paris Opera Award 2014 an der Oper in Paris.

„Es war eine wunderbare Zeit", blickt Max Prodinger zurück. Aber auch Jahre, die an der Substanz zehrten. Und wieder folgte der Lungauer seinem Gefühl. Er reduzierte seine Musikengagements, wohnt seither mit seinem Partner Gernot in St. Michael und kaufte in Zederhaus einen Bauernhof. „Ein Traum ging damit für mich in Erfüllung. Ich konnte endlich selbst Pferde halten“, erzählt er. Auf dem Rösslgut züchtet er die seltene Rasse der Kisberer, ein altösterreichisches Halbblut aus Ungarn. ,,Ich bin der Einzige in Österreich, der dafür ein Stutbuch hat", erzählt Max Prodinger. Sein ganzer Stolz ist sein Zuchthengst IQ2.

In über 40 Konzerten hat Prodinger heuer bereits gesungen, dazwischen kümmert er sich um seine Hühner.
In über 40 Konzerten hat Prodinger heuer bereits gesungen, dazwischen kümmert er sich um seine Hühner.

Ja, und dann kam Corona. Und Max Prodinger wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch daraus seine Schlüsse gezogen hätte. Also pachtete er in Zederhaus noch das Kösslergut dazu und hält dort eine große Schar Hühner. Überall im Lungau versorgt er die Menschen nun mit Eiern seiner glücklichen Hühner. Musikalisch gründete er die Band LUNGO4, die seither für Furore sorgt. Auch seine Wirtschaftskompetenz pflegt der Experte weiterhin beharrlich: Im Raum Kitzbühel berät er die Tourismuswirtschaft regelmäßig in Sachen Mitarbeiter-Recruiting, entwickelt Pläne dazu und lädt zu Seminaren.

Gut möglich aber, dass die Welt der Konzertsäle und Opernhäuser nun wieder etwas mehr in den Fokus rückt: Bei mehr als 40 Konzerten hat der Lungauer heuer bereits gesungen. Und 2023 gibt es immerhin ein stolzes Bühnenjubiläum: ,,25 Jahre Tenor Max Prodinger".