Dahoam - Bereit für die Winterzeit

Der Teufel mit den Fledermausflügeln

In der Gegend von Pischelsdorf im Lungau ist der Teufel wieder einmal mit seinen Fledermausflügeln über Land geflogen, um zu sehen, wo Kirtag ist. Wo die Leute lustig sind und viel trinken, geben sie oft nicht auf ihre Seele Acht. Und richtig, in Pischelsdorf war Kirtag. MEINE SAGE VON FRIEDL HOFBAUER

ILLUSTRATION: DOMINIC GROEBNER

Der Teufel hat sich gleich ein fesches Jägergewand angezogen, weil er gemeint hat, als fescher Jäger fällt er auf einem Kirtag nicht so auf. Aber leider haben seine Fledermausflügel nicht unter die Jacke gepasst. Da hat er die Flügel abgelegt und in einem Misthaufen versteckt. Dann ist er als Jäger zum Kirtag gegangen und hat sich umgeschaut, wen er für die Hölle vormerken kann.

Aber der Teufel hat nicht gewusst, dass zwei lustige Burschen ihn dabei beobachtet haben, wie er sich umgezogen hat.
,,Ist der da drüben nicht der Teufel?", fragte einer den andern.
,,Das kommt mir auch so vor", sagte der andere.
Die zwei Burschen haben auch gesehen, wo der Teufel seine Flügel versteckt hat, und beschlossen, ihm einen Streich zu spielen.

,,Wir müssen irgendwas Heiliges in den Misthaufen stecken“, meinte der eine Bursche. ,,Dann kriegt er seine Flügel nie wieder heraus!"
,,Ich weiß nicht recht", erwiderte der andere. ,,Das ist vielleicht eine Sünde, wenn man was Heiliges in einen Misthaufen steckt."
Der Zweite suchte in seinen Taschen herum und fand darin einen kleinen heiligen Antonius.

,,Der heilige Antonius wird doch einen Spaß verstehen“, meinte er. „Noch dazu, wenn man damit dem Teufel eins auswischen kann. Ich versprech ihm eine Kerze, dann hilft er uns schon, den Teufel foppen."

Der zweite Bursch hatte anfangs ein wenig Bedenken, aber dann meinte er: „Wir könnten die Teufelsflügel aus dem Misthaufen holen und woanders verstecken. Im Heuschober dort drüben zum Beispiel. Dann ist es keine Sünde, wenn wir den heiligen Antonius dazustecken. Und die Kerze werde ich zahlen, damit ich auch was dazu tu."

Die beiden holten also die teuflischen Fledermausflügel aus dem Misthaufen und versteckten sie im Heuschober, taten den heiligen Antonius dazu und versprachen ihm eine Kerze. Dann gingen sie fröhlichen Muts zum Kirtag, um den Teufel weiterhin zu beobachten.

Dem Teufel wurde es auf dem Kirtag bald langweilig.
Er redete zwar ein paar Leute an, aber er hatte an diesem Tag kein Glück. So beschloss er, seine Flügel zu holen und anderswohin zu fliegen.

Als er zu dem Misthaufen kam, fand er aber die Flügel nicht. Er stieß einen gräulichen Fluch aus und schnupperte so lange herum, bis er den Spaß der zwei Burschen riechen konnte. Dann folgte er ihren Fußspuren. Sie führten zu dem Heuschober, und dort sah er auch schon ein Endchen Flügel aus dem Heu lugen.

Wegen des heiligen Amuletts konnte der Teufel seine Flügel aber nicht herausholen. So schnupperte er weiter und fand die zwei Burschen hinter einem Busch sitzen.

„Her mit meinen Flügeln!", sagte er zu ihnen und grinste dabei so teuflisch, dass sie Angst bekamen und dachten, der heilige Antonius hätte es vielleicht nicht so spaßig gefunden wie sie, den Teufel zu foppen.
Da sagte der auch schon:
,,Ihr habt mir meine Flügel gestohlen! Geht mir sogleich meine Flügel holen! Dann tu ich euch nichts an!"

Die Burschen schauten einander an, rannten zum Heuschober, holten den heiligen Antonius und des Teufels Fledermausflügel heraus und trugen sie zum Misthaufen zurück.
Gleich darauf stand der Teufel in seiner wahren Gestalt vor ihnen, mit Teufelshörnern und Teufelshufen und einem Teufelsschweif. Er tat sich die Flügel um und brauste davon.

Die beiden Burschen aber liefen zum nächsten Kerzenstand und kauften die größte Kerze, die sie dort fanden, und brachten sie dem heiligen Antonius.

BILD: SN/DOMINIC GROEBNER
BILD: SN/DOMINIC GROEBNER

Sagen aus Salzburg

Die Geschichte stammt aus dem Buch ,,Sagen aus Salzburg". Diese und viele andere Sagen wurden von Friedl Hofbauer für diesen Band ausgewählt und neu erzählt. Mit Bildern von Dominic Groebner (erschienen im G&G-Verlag).