Journal Schule

Jung, männlich, Kindergartenleiter

Florian Sauseng hat die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik, BAfEP (damals BAKIP), besucht. Heute leitet er den Kindergarten und den Hort in der Josefiau.
MARLENE KLOTZ

Ein Bällebad gibt es nicht nur für Angestellte im Silicon Valley, sondern auch für Kindergartenleiter Florian Sauseng. BILD: SN/MARLENE KLOTZ

SALZBURG-STADT. ,,Man erlebt in so einem Beruf alles viel intensiver", sagt Florian Sauseng, der beim Wort ,,intensiv" die Hände nach vorn schiebt, als würde er mit den Fingerspitzen jedes Luftmolekül erspüren wollen. Er ist einer von nur 34 männlichen Elementarpädagogen in den Kindergärten im Land Salzburg. Zum Vergleich: 2209 sind weiblich. Im Kindergarten spielt der 33-Jährige Theater mit den Kindern, fördert deren Motorik beim Basteln oder geht mit ihnen hinaus in die Natur. Dabei lernen ,,diese kleinen Menschen", wie er sie gern nennt, Sozialkompetenz in Gruppen und ihre eigene Gefühlswelt besser kennen. Das ist wirklich schön." Ein Satz, den der Pädagoge immer wieder sagt.

,,Das hätte ich mich sonst nie getraut!"
Das pädagogische, aber auch das künstlerische Handwerkzeug für seinen Beruf bekam Sauseng als Jugendlicher in der BAfEP Salzburg mit. Denn die katholische Privatschule bietet in ihrer fünfjährigen Ausbildung unter anderem rhythmisch-musikalische Erziehung, Stimmbildung und Sprechtechnik oder textiles Gestalten. In der Theatergruppe der Schule verwandelte er sich in Papageien, den Liebesengel Amor oder in intellektuelle Herren. ,,Du machst Dinge, von denen du sagst: Das hätte ich mich sonst nie getraut", sagt er. ,,Daher ist Theaterspielen auch so wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder."

Seitdem Sauseng 2019 die Leitung übernommen hat, ist die administrative Arbeit mehr geworden. „Man macht Bestellungen, schreibt Gruppenlisten, ...“, erzählt der Pädagoge, während er Aufgaben an seinen Fingern abzählt. Daneben arbeitet er mit den Eltern zusammen, führt Entwicklungsgespräche oder stimmt sich mit Vorgesetzten ab. Ein noch größerer Teil sei aber die Teamentwicklung. „Jeder im Team ist ein wesentlicher Teil und ich kann als Beobachter von außen Dynamiken erkennen und eine gute Zusammenarbeit fördern." Wenn er das Wort „Team“ ausspricht, richtet er seinen Blick wieder nach vorn und seine Hände formen einen großen unsichtbaren Ball. Dabei fällt das Sonnentattoo auf seinem Handgelenk auf; ein Symbol, das die Dekoration seines Büros prägt und das er als Icon gern in Textnachrichten einbaut. Für ihn stehe das Zeichen - wie er erklärt - für die innere Sonne, die er durch seine Art gern zum Leuchten bringe.

Der Hahn im Korb
Laut Statistik Austria besuchten im Schuljahr 2020/2021 14 Männer die BAfEP Salzburg oder die BAfEP in Bischofshofen. Als Florian Sauseng zur Schule ging, waren insgesamt vier Burschen in seiner Klasse. Ausgeschlossen fühlte er sich dennoch nie. ,,Auch heute haben wir im Team Männer im Hort und im Kindergarten", sagt er. „Ich finde es immer gut, wenn die Teams gemischt sind." Vor allem für Kinder, die keine Vaterfigur zu Hause haben, sei es gut, eine männliche Bezugsperson zu haben. Für Eltern spiele das Geschlecht der Betreuungspersonen seiner Erfahrung nach keine besondere Rolle.

,,Ich glaube, man ist in jedem Beruf falsch, den man nur nach dem Geld auswählt“, sagt Sauseng, wenn man ihn auf sein Gehalt anspricht. Er findet aber, es habe sich viel getan. Die Stadt Salzburg etwa hat eine Steigerung der Einstiegsgehälter zwischen 500 und 700 Euro ab kommendem Jahr beschlossen.

Möchte man den Job ergreifen, sollte man laut Sauseng auf jeden Fall Flexibilität und Gelassenheit - bei diesem Wort lacht er kurz auf - mitbringen. Und man solle prüfen, ob man „Flos vier Hs" erfülle: ,,Herz, Hirn, Hausverstand und Humor."