Lebenszeit

Bühne frei für die Generationen

Auf das Miteinander von Jung und Alt kommt es der Theatergruppe GenerationZ aus dem tirolerischen Zirl an. Gemeinsam gestaltet die mittlerweile 13-köpfige Truppe ihre eigenen Stücke.
CHRISTINE GNAHN

Ältere und jüngere Menschen spielen in der Theatergruppe GenerationZ Seite an Seite. BILDER: SN/BADER

Alles begann mit einem Theaterlabor 2018 in Wien: ein Zusammentreffen von verschiedenen Theatergruppen, die sich zu einem Thema ein Stück überlegen und es präsentieren. Das Ehepaar Michaela und Christian Forster, beide ausgebildete Theaterpädagogen, beschließt, sich dem anzuschließen. ,,Uns hat das Thema gereizt: Es ging um Grenzen und darum, diese zu überwinden", erzählt Michaela Forster. Gemeinsam trommelt das Paar nicht nur die eigene Familie inklusive der zwei Söhne Samuel und Jonathan zusammen, sondern auch weitere Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Heimatgemeinde Zirl in Tirol.

Während andere Theatergruppen Stücke über Flucht oder das Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen konzipieren, steht bei der Zirler Theatergruppe, bei der schon damals Jung und Alt mitspielen, schnell fest: Sie würde thematisieren, wie sich Grenzen zwischen den Generationen überwinden lassen. „Uns hat das so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen haben, auch nach den Laboren regelmäßig gemeinsam zu proben", erzählt Christian Forster. Die Theatergruppe GenerationZ - wobei das Z für Zirl steht - ist geboren. 2019 gründet die Gruppe einen Verein, neun Menschen im Alter von 10 bis 58 Jahren spielen zu diesem Zeitpunkt mit. Die folgenden Stücke widmet die Truppe den Themen Naturschutz, Traditionen sowie Zivilcourage. 

Dabei sucht sich die generationenübergreifende Theatergruppe keine klassischen Stücke heraus. Stattdessen suchen sie sich, ähnlich wie bei dem Theaterlabor, ein Thema aus- und überlegen sich dazu gemeinsam etwas. ,,Wir probieren aus, improvisieren, haben Freude daran, unser Stück gemeinsam selbst zu gestalten", erklärt Christian Forster. Niedergeschrieben werde das Stück tatsächlich nicht, es gebe auch kein Textlernen, „wir spielen es so oft, dass jede und jeder die Szenen genau kennt. Es geht auch nicht darum, einen bestimmten Text zu sagen, sondern nur, die Situation darzustellen." Gerade das Miteinander unter Jung und Alt sei das, was besonders Freude bereite. ,,Ich mag besonders die Abwechslung. Es ist jedes Mal anders, wenn wir proben, und es ist auch spannend, weil wir alle verschieden alt sind", erzählt der 16-jährige Samuel Forster. ,,Das Zusammengewürfelte aus Jung und Alt mag ich gerne, weil man sich so gegenseitig kennenlernen kann."

Beim Zeitungstheater geht es darum, Titel aufzugreifen und darzustellen. <br draggable="true" data-highlightable="1" id="in7cc"/>BILDER: SN/BADER
Beim Zeitungstheater geht es darum, Titel aufzugreifen und darzustellen.
BILDER: SN/BADER

Alle zwei Wochen trifft sich die Truppe von GenerationZ und probt immer im Rhythmus des Schuljahrs. 2020 fällt die erste geplante Aufführung durch die Pandemie ins Wasser. Doch GenerationZ wirft die Flinte nicht ins Korn, sondern beschließt, ein neues Stück einzuüben. ,,Das Geld ist das Problem" lautet der Titel, unter dem die Gruppe Märchen aus der Vergangenheit in die Gegenwart transferiert und dabei einen gesellschaftskritischen Blick auf die heutige Zeit wirft. Wie auch bei den vorherigen Stücken geht es darum, die Perspektiven von Jung und Alt miteinzubeziehen. „Jede und jeder bringt sich bei uns unglaublich toll ein und damit trägt jedes Stück die persönliche Handschrift von uns allen", sagt Christian Forster.

Gerne arbeitet die Gruppe mit dem Konzept des Zeitungstheaters von Augusto Boal, bei dem Zeitungsartikel mit ihren Überschriften gelesen und darstellerisch interpretiert werden - insbesondere, um Menschen in Unterdrückung eine Stimme zu geben.

Nach zwei Aufführungen im Juli startete GenerationZ einen Aufruf, um mehr Mitglieder zu akquirieren. Das ist geglückt: Mittlerweile zählt die im Alter Truppe 13 Mitglieder von 7 bis 62. Geprobt wird nach wie vor alle zwei Wochen im Pfarrzentrum der Gemeinde Zirl, Interessierte jedes Alters könnten sich jederzeit melden, sagt Michaela Forster.

Es sei keineswegs Voraussetzung, in Zirl zu wohnen - so sind zwei der neuen Mitglieder aus Innsbruck und Pfaffenhofen. ,,Wir freuen uns über alle, die sich bei uns miteinbringen."