Fliegenfischen gilt als die eleganteste Art zu fischen. Es ist Ehrensache für jene, die diesen Sport betreiben, die Köder selbst herzustellen. In Salzburg gibt es sogar einen eigenen Stammtisch zum Fliegenbinden. RICKY KNOLL

Herr der Fliegen: Franz Xaver Ortner gilt europaweit als Koryphäe in Sachen Fliegenbinden. Er hat mit seinen Fliegen bereits Wettbewerbe gewonnen. BILD: SN/RICKY KNOLL
Etwas eigenwillig liest sich die Zutatenliste: Micro-Chenille (rot), Fasanenfeder, Pfauengras, Kunstfaser, Silberköpfchen und Haken aus Karbonstahl im Miniformat, dazu noch reißfeste Bindeseide. Die nötige Menge dafür hat Franz Xaver Ortner in einer kleinen Kunststoffschachtel vorbereitet für seine Kollegen. Ein Mal im Monat trifft er sich im Gasthof Rechenwirt, Elsbethen, mit ihnen zum Fliegenbinder-Stammtisch. Etwa 25 Männer und Frauen sind regelmäßig dabei, insgesamt rund 70 passionierte Fliegenfischer sind im Kreis registriert.
Fliegenfischen gilt als die eleganteste Art zu fischen und gilt gemeinhin als die Königsdisziplin dieser Sportart. „Überdies sind wir die aktivsten Naturschützer. Denn durch diese Sportart lernen wir unglaublich viel über die Natur, die Biologie und setzen alles Erdenkliche daran, alles möglichst gesund zu erhalten", betont Herwig Geroldinger, Obmann des Landesfischereiverbands Salzburg. Überdies verzichten sie auf Widerhaken und verwenden Schonhaken.
Fliegenfischer verwenden sehr dünne Leinen, woran sich das Imitat einer Fliegen-, Nymphen- oder Mückenart befindet. Mit weit ausholenden, schwingenden Bewegungen wird der Insektenflug möglichst naturgetreu nachgemacht, bis sich das ,,Insekt" auf der Wasseroberfläche ,,niederlässt". Um den richtigen Schwung hinzubekommen, ist enorm viel Übung gefragt. Überdies müssen Strömung und Bewegung der Wasseroberfläche genau miteinbezogen werden. Geeignet ist diese Art zu fischen sowohl für Männer als auch für Frauen, denn es sind keine besonderen körperlichen Voraussetzungen dafür nötig.
Für jene, die sich dieser Art zu fischen verschrieben haben, ist es meist Ehrensache, die Fliegen selbst zu binden. ,,Freilich gibt es sie auch zu kaufen", sagt Franz Xaver Ortner. Er ist europaweit bekannter Experte in der Fliegenbinderei, hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und sitzt heute selbst in Jurygremien bei Bewerben.
Mit seinem Wissen ist er keinesfalls geizig, gerne gibt er es bei Schnupperkursen, Workshops oder beim Stammtisch weiter. Jeweils zwei verschiedene Fliegen stehen am Plan bei den monatlichen Stammtisch-Treffen.



Dieses Mal hat er die Zutaten vorbereitet und mitgebracht für eine geflügelte Ameise sowie eine sogenannte Reiznymphe. Diese imitiert keinen in der Natur vorkommenden Gliederfüßer oder Insekten im Jugendstadium, sondern vereint in sich nur einige (optische) Merkmale. ,,Geflügelte Ameisen sind jene auf Hochzeitsflug. Sie treten gerne in großen Schwärmen auch an Gewässern auf, was die Aufmerksamkeit der Fische auf sich zieht", erklärt der pensionierte Drucker.
Um sie zu binden, nimmt er zwei Fibern von Fasanenfedern, die mit Bindeseide am Bindestock verdrallt zum Hinterkörper werden. ,,Fasanenfibern sind besonders fein und nehmen Fett auf, sie schwimmen." Weiße Kunstfasern werden miteingebaut und bilden - zurechtgestutzt - die Flügel. Anschließend kommen noch der Vorderkörper, ebenfalls aus Fasanenfiber, sowie der Stahlhaken dazu. Gesamtgröße: knapp einen Zentimeter.
Nummer zwei dieses Abends ist die Reiznymphe, sie stellt keine bestimmte Art dar. Ein Silberköpfchen sowie der rote Schwanz aus Chenillefasern (Bilder unten) haben eine gute Wirkung, etwa auf Äschen. ,,Sie müssen keine exakte Nachbildung sein, sondern nur in bestimmten Farben und Umrissen wirken. Denn der Fisch schaut ja von unter Wasser nach oben hinauf, gegen das Licht des Himmels. Manche Fische sind allerdings sehr schlau und lassen sich nicht so leicht täuschen. Da muss man schon sehr oft einen Schlupf vortäuschen und die Nymphen häufig vorbeischicken, bis sie doch einmal zubeißen", weiß der Experte.

Leute vom Fach unterscheiden Trockenfliegen, ausgestattet mit vielen Haaren, damit sie schwimmfähig sind, sowie Nassfliegen, mit denen unter der Wasseroberfläche gefischt wird. Gerne kommen Nachbildungen von Larven und Nymphen der wichtigsten heimischen Insekten zum Einsatz, aber auch Imitationen von Fischbrut bzw. Beutefischchen. Auch die Angelschnur ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt eine schwimmende zum Trockenfischen, bestehend aus ummantelter grober Schnur mit Lufteinschlüssen. An der Spitze ist ein sogenanntes Vorfach angebunden, mit einem Durchmesser von bis zu 0,12 Millimetern, daran wird die Fliege geknotet. ,,Sie wird geworfen und mit Schwung beziehungsweise wiederholtem Ausholen verlängert, bis zur erforderlichen Weite, damit sie sanft auf das Wasser sinkt. Wäre sie schwerer, würde sie auf das Wasser klatschen. Dann würde sie die Fische warnen."