Die Sopranistin Regula Mühlemann ist in diesem Sommer als Pamina in der Neueinstudierung der „Zauberflöte" in Salzburg zu hören. Sie erzählt, wie sie der Produktion entgegenblickt.

BILD: SN/HEN VING ROSS FOTOGRATE/SONY CLASS CAL
Ein Sommer in der Mozartstadt - und eine doch vertraute Rolle. Ihre erste Pamina sang die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann 2020 am Theater Basel. Jetzt folgt die Produktion bei den Festspielen, eine Neueinstudierung jener „Zauberflöte", mit der Regisseurin Lydia Steier 2018 ihr Debüt in Salzburg gab und in der ein Großvater, in diesem Jahr gespielt von Roland Koch, den drei Knaben die Geschichte der Oper erzählt. „Eigentlich gebe ich aber in Salzburg mein richtiges Debüt in dieser Rolle", erzählt Mühlemann im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten". ,,Der Auftritt als Pamina in Basel hat coronabedingt nur zwei Mal stattgefunden, und das vor sehr wenig Publikum. Im großen Saal hat es sich damals gar nicht richtig nach einer Vorstellung angefühlt. Ich freue mich daher sehr auf das ,Rollendebüt in dieser Neueinstudierung bei den Salzburger Festspielen!"

Für die „Zauberflöten"-Premiere am 30. Juli 2022 und die sieben weiteren Vorstellungen bis zum 27. August sind nur mehr wenige Karten verfügbar.
„Ich finde es ganz wichtig, dass Pamina als starke Frau gezeigt wird", so Mühlemann dazu, wie sie die Rolle anlegen möchte. ,,Pamina nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Sie hat den Mut, etwas zu unternehmen und sich zu widersetzen, auch gegen jene, die Gewalt über sie haben und mächtiger sind als sie. Ich finde es widersprüchlich, dass sie in manchen Inszenierungen als passiv dargestellt wird, denn eigentlich ist sie die Figur, die mit Tatendrang immer wieder die Handlung antreibt."
,,Das finde ich spannend"
Als größte Herausforderung an die Regisseurin Lydia Steier in Bezug auf die Oper sieht Mühlemann, „die Tiefe des Werkes herauszuarbeiten und die Beziehungen der Figuren zueinander gut zu etablieren. Die Figuren sind das Netz, das über die Geschichte gespannt wird. Ich finde die Beziehung von Pamina und Papageno (Anm.: heuer in Salzburg gesungen von Michael Nagl), aber auch von Pamina und Tamino (Anm.: Mauro Peter, wie Regula Mühlemann aus Luzern stammend), sehr spannend. Paminas und Taminos Beziehung wird in der Oper eigentlich nie richtig etabliert". Tamino suche „die ganze Oper lang nach einer Person, die er nur auf einem Bild gesehen hat. Er setzt sich sämtlichen Prüfungen aus und begibt sich damit in große Gefahr - das finde ich spannend. Denn eigentlich kennt er Pamina gar nicht - und Pamina kennt ihn nicht. Sie setzt ihre letzte Hoffnung, erlöst zu werden, auf Tamino, obwohl sie gar nicht weiß, wem sie da eigentlich vertraut. Trotzdem muss dieses Paar sehr gut harmonieren, man muss spüren, dass sie einander lieben und unterstützen. Ein Knackpunkt in der Handlung der Oper ist, dass das, was eigentlich nie wirklich passiert, für das Publikum zwischen den Zeilen lesbar gemacht werden muss".
Das Werk wurde 1791 in Wien uraufgeführt und gehört weltweit zu den bekanntesten und am häufigsten inszenierten Opern. Singspiele in märchenhaftem Ambiente waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an den Wiener Vorstadtbühnen en vogue. „Die Zauberflöte" steht in dieser Tradition: Der dramatische Einstieg in die Handlung mit wilder Verfolgungsjagd von Prinz und Ungeheuer, die Liebesgeschichte, an deren Anfang der Auftrag steht, eine entführte Prinzessin zu befreien, und in der Sarastro und die Königin der Nacht als Antagonisten um das Gute und Böse in der Welt zu ringen scheinen, komödiantische Figuren wie Papageno - und nicht zuletzt die Zauberflöte selbst, ein magisches Instrument, das gemeinsam mit dem wundersamen Glockenspiel die Handlung beeinflusst: All das sind die Ingredienzien der erfolgreichen Oper. Darin spiegelte sich auch die Faszination des gebildeten Publikums des 18. Jahrhunderts für antike Mysterien und deren Prüfungsrituale wider, auch Mozart waren diese als Mitglied einer Freimaurerloge wohlbekannt.
,,Geschichte mit Tiefgang betrachten"
Das Werk werde oft ,als ,kindlich', als ein Märchen dargestellt. Wenn Kinder etwas spielen, dann leben sie das und sind dabei zu 100 Prozent authentisch. Die Herausforderung liegt darin, dass, wenn die Geschichte leicht wirkt, wir vergessen, sie sehr ernst zu nehmen und sie mit Tiefgang zu betrachten. Das ist für mich der wichtige Ansatz dabei", sagt Mühlemann.

Zu den Dirigenten, mit denen Regula Mühlemann bislang unter anderem zusammenarbeitete, gehören Sir Simon Rattle, Daniel Harding und Ivor Bolton. Wie blickt Regula Mühlemann nun der Zusammenarbeit mit Dirigentin Joana Mallwitz für diese Produktion entgegen, die im Jahr 2020 als erste Dirigentin die musikalische Leitung der „Così fan tutte"-Opern-Aufführungsserie bei den Salzburger Festspielen übernommen hat und in der Saison 2023/2024 Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin werden soll?
,,Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr, bislang gab es noch keine", so Regula Mühlemann. „Es wird unsere erste Begegnung sein - und ich hoffe, nicht die letzte. Ich habe sehr große Erwartungen und denke, diese werden auch erfüllt werden, und dass die Zusammenarbeit mit ihr sehr befruchtend sein wird."
Ein Festspielsommer vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Welche Bedeutung misst Regula Mühlemann der ,,Zauberflöte", die als Werk mit freimaurerischen Idealen wie Humanität, Toleranz und Freiheit gilt, vor dem Hintergrund des Kriegs bei? ,,Es ist das Faszinierende an der ,Zauberflöte, dass sie immer aktuell bleibt und dass man selbst auch immer wieder neue Botschaften in diesem Werk entdecken kann. Sich zu besinnen auf Menschlichkeit, auf Brüderlichkeit - das sind wichtige Inhalte in der ,,Zauberflöte", meint Mühlemann. „Dass man sich auf Menschen verlassen kann, ist eine dieser Botschaften, die in dieser Zeit sicher noch einmal wichtiger ist als sonst. Aber: Weil die Aussagen so allgemein gültig sind, funktioniert die Oper in jeder Zeit, man kann sich immer etwas daraus mitnehmen, was Aktualität besitzt." Regula Mühlemann hat generell schon viele Rollen aus Mozarts Werk gesungen. Bei ihm fühle sie sich gesanglich sehr wohl, erzählt sie: „Neben Mozart und Verdi gibt es für mich kaum andere Komponisten, die so differenzierte Persönlichkeitsprofile geschaffen haben. Selbst die kleinsten Rollen bei Mozart - etwa eine Barbarina im ,Figaroʻ – haben eine ganz klare Persönlichkeit. Man kann als Interpretin eine vollständige Figur kreieren, weil im Libretto und in der Musik die ganze Vielschichtigkeit der Person vorhanden ist. Manchmal studiere ich andere Rollen ein und denke mir, dass ich mir selbst ausdenken muss, wie diese Person sein könnte, weil es nur wenig Anhaltspunkte darüber gibt. Bei Mozart wiederum gibt es ganz viel: Diese Personen sind unglaublich lebendig und man hat als Interpretin viel Spielraum, mit dem man arbeiten kann. Ich habe gerade einige Male die Susanna im,Figaro' gesungen - da liest man immer Neues heraus oder man akzentuiert mal die eine Seite von Susanna und dann die andere. In unterschiedlichen Inszenierungen kann man zudem verschiedene Facetten beleuchten, weil viele Möglichkeiten gegeben sind. Ich liebe das - das ist Musiktheater vom Feinsten!"
Neben dem Opernrepertoire widmet sich Regula Mühlemann dem Liedgesang und ist auch auf dem Konzertpodium sehr gefragt. Sie war unter anderem in Mozarts c-Moll-Messe und Mendelssohns ,,Lobgesang" sowie in Mahlers 4. Symphonie mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Mariss Jansons zu hören. Bei den Salzburger Festspielen übernahm sie 2016 den Sopranpart in Beethovens 9. Symphonie mit dem Concentus Musicus Wien unter Dirigent Andrés Orozco-Estrada und war 2019 Solistin in einer Mozart-Matinee unter Dirigent Ivor Bolton. Außerdem war sie in Mozarts ,,Exsultate, jubilate" mit der Camerata Salzburg unter Giedrė Šlekytė bei der Salzburger Mozartwoche, in Bachs „Johannes-Passion" mit dem Gewandhausorchester in der Thomaskirche in Leipzig, in einem OpenAir-Konzert mit Rolando Villazón und dem Bruckner-Orchester Linz in Gmunden sowie bei der Schubertiade in Schwarzenberg zu hören.
Faszinierende Gesangstechnik
Sie sei ein ,,Nerd, was Gesangstechnik anbelangt", so die Sopranistin lächelnd. ,,Ich möchte immer noch besser werden und immer noch mehr über die Stimme erfahren. Wenn ich tolle Stimmen auf der Bühne oder in Aufnahmen höre, bin ich absolut fasziniert. Ich versuche dann herauszufinden, was diese Stimme ausmacht, weshalb sie im Raum so toll klingt. Die Gesangstechnik, ohne Mikrofon zu singen und einen Raum zu füllen, finde ich nach wie vor etwas sehr Faszinierendes. Das ist auch ein großes Geheimnis - denn es können nicht alle. Es ist eine Wissenschaft. Das war immer der Antrieb - dazu kommt die große Freude an der Literatur." Als Sopranistin habe sie ,,ohnehin ein Gebiet, das ich nie ganz ,bewirtschaften´ kann. Ich habe Musikerkollegen, zum Beispiel gewisse Bläser, die haben irgendwann das ganze Repertoire in ihrem Fach einstudiert. Als Sopranistin ist es unmöglich, das ganze Sopranfach einstudiert zu haben. Es ist toll, dass es in der Literatur immer etwas zu entdecken gibt. Es wird nie langweilig - man kann immer weitergehen. Die Stimme entwickelt sich, plötzlich wird Neues möglich. Wenn man eine gute Technik hat und gut gearbeitet hat, kann man immer wieder Neuland betreten. Die Motivation war bei mir immer riesig - das ist sicher der richtige Antrieb. Wenn man nur Karriere machen will, klappt es nicht so gut, als wenn man aus Begeisterung an der Materie diese genaue Arbeit leistet, die einen wirklich weiterbringt und besser macht. Durch das Besser-Werden kommen wieder neue und schöne Engagements. Steter Tropfen höhlt den Stein - eines ist immer zum anderen gekommen. Das brachte das Rad ins Drehen".
,,Schwierig, Fuß zu fassen"
Musik und das gemeinsame Singen waren in ihrer Familie und Jugend immer ein Thema - dass sich daraus später der Beruf formen würde, war für Mühlemann aber nicht absehbar. „Singen war zuerst einfach ein Hobby, das ich sehr gerne gemacht habe. Als ich dann im Mädchenchor - der Luzerner Kantorei - war, habe ich es immer noch als Hobby betrachtet. Auf die Idee, es zum Beruf zu machen, bin ich damals gar nicht gekommen. Kurz vor dem Abitur meinte mein Chorleiter: ,Warum machst du nicht einfach das, was du am besten kannst?' Erst da wurde mir bewusst, dass ich das zum Beruf machen könnte. Ich bin mit einer großen Naivität in das Ganze eingestiegen und hatte nicht viel Ahnung, wie schwierig es ist, Fuß zu fassen. Aber ich hatte immer diesen Antrieb der Freude an der Musik und am Singen. Vielleicht ist das der Grund, warum es geklappt hat. Ich hatte nie den Druck, dass ich erfolgreich sein muss - dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar." Erst nach einigen Jahren Studium wurde ihr bewusst, ,,wie schwierig dieses Feld ist, das ich mir ausgesucht habe. Es hat trotzdem geklappt, weil ich wahrscheinlich dieses Urvertrauen hatte und den großen Willen, dass ich das wirklich machen wollte".
Herausfordernde Coronazeit
Absagen von Veranstaltungen und Produktionen, Reisebeschränkungen: Wie hat Mühlemann, die vor Corona beruflich viel unterwegs war, die herausfordernde Pandemiezeit bis dato erlebt? „Das Schlimmste in dieser Zeit war für mich das eigentlich nicht vorhandene ,Zauberflöten'-Debüt in Basel. Wir haben sechs Wochen geprobt, für ,nichts'. Ich war froh, dass ich proben konnte, aber die Anstrengungen im Probenprozess waren sehr groß, auch mit den Coronatests, die wir jeden Tag gemacht haben. Das war für mich ein Tiefpunkt. Vieles hat gar nicht stattgefunden, das ist auch schlimm, aber noch zermürbender ist es, wenn man quasi kurz vor den Aufführungen steht und es dann doch nicht dazu kommt." Dennoch habe sie in dieser Zeit sehr viel Glück gehabt: ,,Ich habe viel in der Wiener Staatsoper gearbeitet und es gab immer wieder Zeitfenster, in denen Produktionen stattfinden konnten. Ich habe dort zwei Debüts gesungen, weil diese Aufführungen gestreamt worden sind. Dann lernt man die jeweilige Rolle trotzdem. Auch wenn es nur ein Streaming ist, findet die Aufführung dennoch für ein großes Publikum statt. Aber der Austausch mit dem im Saal anwesenden Publikum hat mir wahnsinnig gefehlt. Ich nehme das sehr stark wahr - die meisten Künstlerinnen und Künstler spüren auf der Bühne diese Energien, diesen Kreislauf zwischen Publikum und Bühne. Man spielt sicher anders, wenn man spürt, ob es dem Publikum gefällt oder nicht, ob die Leute dabei sind, sich mitfreuen bzw. mitleiden. Es ist wunderschön, dass wieder Emotionen und Leidenschaften ausgetauscht werden, ich freue mich sehr darüber."

Was die Hoffnung auf Überwindung der Coronapandemie betrifft, ist Regula sehr zuversichtlich: ,,Ich bin Mühlemann sicher, dass wir es geschafft haben. Ich habe zwar mit vielen Kollegen geredet, die das ganz anders sehen; ich bin jedoch überzeugt, dass wir über den Berg sind." Persönlich freut sie sich auf den Festspielsommer in Salzburg. „Vor fast zehn Jahren war ich das erste Mal bei den Festspielen. Meine erste Produktion war das ,Labyrinth' von Peter von Winter (Anm.: Die Fortsetzung der ,Zauberflöte', Regula Mühlemann war darin in der Rolle der Papagena zu sehen. Die Aufführung kam 2012, anlässlich des 200. Todestags von „Zauberflöten"-Librettist Emanuel Schikaneder, in der Salzburger Residenz zur Aufführung. Unter anderem war Michael Schade darin als Tamino zu sehen, die musikalische Leitung hatte Ivor Bolton inne). Das war für mich ein Einstieg in die Berufswelt. Ich war damals neu dabei, alles war neu für mich, auch Salzburg - ich habe mich damals ein bisschen einsam gefühlt. Ich musste erst alles entdecken und kannte noch nicht so viele Kolleginnen und Kollegen. Jetzt ist es so wunderbar, weil man tausend Kolleginnen in der Stadt hat. Es ist sehr schön, dass so viele Leute, die ich kenne, im Sommer zusammenkommen. Zwischen den Vorstellungen habe ich manchmal einige Tage Zeit und möchte dann unbedingt die Umgebung erkunden, wie etwa den Attersee."
Auch nach dem Sommer ist Regula Mühlemanns Terminkalender gut gefüllt. Sie ist Exklusivkünstlerin beim Musiklabel Sony Classical, bei dem sie 2016 ihr Debütalbum ,,Mozart Arias“ veröffentlichte. Bei Sony erscheint im Herbst 2022 ihre neueste CD mit dem Namen „Fairy Tales", ,,damit gehen wir dann ab Oktober auch auf Tournee. Dabei geht es um das Thema ,Feengeschichten', es finden sich Werke quer durch die Jahrhunderte darauf, beginnend bei Monteverdis ,Lamento della Ninfa'. Wir haben die Stücke mit einem kleinen Orchester aufgenommen, mit den Chaarts (Chamber Artists). Ein bunter Mix aus Feenmelodien, die Geschichten über Feenköniginnen, Nymphen und Wassernixen erzählen - wir sind gerade im Endspurt der Produktion", erzählt Mühlemann.
Debüt als Gilda
,,Im September singe ich zudem in Paris die Euridice in ,Orfeo ed Euridice"." Besonders freut sie sich auf das Debüt als Gilda in Verdis „Rigoletto" in Basel. „Das ist für mich ein großer Meilenstein. Das Darstellerische reizt mich. Ich habe zwar bereits Gounods ,Roméo et Juliette' gemacht, noch tragischer geht es eigentlich gar nicht", so Mühlemann. „Da musste ich lernen, mit diesen Emotionen umzugehen und diese von meinen eigenen zu trennen. Eine tragische Figur ist viel anstrengender darzustellen als eine fröhliche, leichte. Das ist die eine Herausforderung. Andererseits ist es spannend, für mich herauszufinden, wie sich meine Stimme bei Verdi wohlfühlen wird - auf diese Partie freue ich mich besonders."
Von der Staatsoper bis zur Scala
Regula Mühlemanns Rollenrepertoire ist breit gefächert. Zu ihren Engagements zählten unter anderem bereits die Adina (,,L'elisir d'amore") an der Wiener Staatsoper und Echo (,,Ariadne auf Naxos") unter Franz Welser-Möst an der Mailänder Scala. Außerdem sang sie die Rolle der Gretel (,,Hänsel und Gretel") am Teatro Regio in Turin und die Susanna in Mozarts ,,Le nozze di Figaro" an der Berliner Staatsoper, dirigiert von Daniel Barenboim. ,,Die Wunschrollen, die ich auf dem Schirm hatte, waren, eine Rossini-Oper zu singen, und die Gilda. Ich habe fast nie von einer gewissen Bühne oder Rolle geträumt, weil ich ständig in diesem Entdeckermodus bin und immer sehe, was als Nächstes möglich ist, und nicht so langfristig plane. Die Rolle der Gilda habe ich mir freilich sehr gewünscht."
Nun wird sich dieser Traum bald erfüllen - und der mit Rossini ebenfalls. ,,Ich wäre schon sehr glücklich, im romantischen Fach weiterzugehen. Ich würde gerne eine Sophie im ,Rosenkavalier' singen. Das wäre toll“, skizziert Regula Mühlemann den Ausblick auf die Zukunft. ,,Aber ich möchte Mozart immer treu bleiben - das ist gut für die Stimme! Und für die Seele!"
Und das wird Salzburg in diesem Sommer ermöglichen. Die für Regula Mühlemann berührendste ,,Pamina“-Stelle in der ,,Zauberflöte“? ,,Tamino mein! O welch ein Glück!' - ,Pamina mein! O welch ein Glück!' - Jene, an der sich Pamina und Tamino dann endlich umarmen dürfen. Das ist für mich der Schlüsselmoment. Danach, bei den Prüfungen, sind sie wieder sehr zielorientiert. Doch diese Begegnung, wo sie sich in die Augen sehen - das ist eigentlich der Moment, in dem alles abfällt, was sie über die ganze Geschichte hinweg auf sich genommen haben. Da gibt es diese Ruhe, in der das Paar einfach mal sein darf und die Zeit eine Weile stillsteht."
ZUR PERSON
Die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann zählt zu den Shootingstars der Klassikszene und blickt mit 36 Jahren auf ein großes Repertoire an Rollen zurück. 2020/21 war sie an der Wiener Staatsoper als ,,Blondchen" in der „Entführung aus dem Serail" (Hans Neuenfels' Neuproduktion) sowie bei ihrem Rollendebüt als,,Adele" (,,Fledermaus") zu erleben.
Sie steht mit Größen wie Cecilia Bartoli - als Bellezza in der Produktion ,,Il trionfo del Tempo e del Disinganno" in Salzburg - und Rolando Villazón auf der Bühne. 2018 hat sie den ,,OPUS Klassik" als ,,Nachwuchssängerin des Jahres" erhalten, 2021 mit ihrem Album ,,Mozart Arias II" den 2. ,,Opus Klassik" für die ,,Solistische Einspielung des Jahres Gesang (Oper)".