Baugeschichte des ersten Wiestalkraftwerks und der Wiestalseestaumauer
Dieser Artikel berichtet von der Baugeschichte des ersten Wiestalkraftwerks und der Wiestalseestaumauer.
Der Beginn
Um die Mitte des Jahres 1906[1] lenkte ein über die Anregung des damaligen städtischen Baurates Hans Müller von Bürgermeister Franz Berger erstatteter Bericht die Aufmerksamkeit auf das Wiestal. Die Hinterseealm, wie die Oberalm damals genannt wurde, sollte durch einen Talsperrebau in eine Licht- und Kraftquelle[2] verwandelt werden.
Nachdem damals schon die Erwerbung der einer Aktien-Gesellschaft gehörigen Elektrizitätswerke in Salzburg durch die Stadtgemeinde in Frage stand, nahm Bürgermeister Berger diese Anregung gerne auf, erwirkte vom Gemeinderat den notwendigen Kredit für die Detailstudien und wurde gleichzeitig das generelle Projekt für die beiden genannten Gefällestufen der Oberalm zur Wahrung der Priorität an die Bezirkshauptmannschaft Hallein vorgelegt. Zu diesen Detailstudien wurde der Zivilingenieur Gustav Schubert in Wien von Baurat Hans Müller herangezogen, welcher dann auch unter Leitung des letzteren das Detailprojekt für die Kommissionierung samt den nötigen Voranschlägen sowohl für den wasserbaulichen als auch den maschinentechnischen und elektrotechnischen Teil des Projektes ausarbeitete.
Im November 1907 konnte die erste kommissionelle Verhandlung stattfinden konnte, welche ein durchaus befriedigendes Resultat ergab. Es folgten dann die Verhandlungen mit den Grundbesitzern, dem k. k. Ackerbauministerium sowie anderen in Frage kommenden Interessenten; es wurde das Detailprojekt für die obere Stufe (gemeint ist damit der Bau des Wiestalstausees und der Wiestalseestaumauer) ausgearbeitet und der Bezirkshauptmannschaft vorgelegt. Endlich wurde im Frühjahr 1909 der Ingenieur Alois Giorgini von der Stadtgemeinde bestellt, um unter der Leitung des Oberbaurates Müller das Ausführungselaborat für die untere Gefällestufe auszuarbeiten, nachdem der Gemeinderat den Ausbau dieser vorerst prinzipiell genehmigt hatte. Ende des Jahres 1909 wurde dieses Projekt kommissioniert und nach dem anstandslosen Ergebnis dieser Kommission der Baukonsens erteilt. Die Konzession konnte auf 90 Jahre verliehen werden.
Mit der Erteilung der Konzession zur Errichtung einer Wasserkraftanlage im Wiestal an die Stadtgemeinde Salzburg war für diese der Zeitpunkt gekommen, den Weg zum hohen Ziele[2]. Es waren zunächst Verhandlungen mit der k. k. Staatsforstverwaltung wegen der erforderlichen Grundpachtungen und wegen Überlassung des ärarischen Almflusses in die Wege zu leiten. Mit dem Land Salzburg musste eine Vereinbarung wegen Verlegung der alten Landesstraße aus dem Staugebiet getroffen werden. Für das Aufstauen ab etwa 1910 wurden sechs Wohnhäuser mit den dazugehörigen Gründen eingelöst und die an die Oberalm grenzenden Au-Grundstücke des Forstärars auf die Dauer von 90 Jahren in Pacht genommen werden.
Die Baugeschichte
Der Baubeginn für das Kraftwerksgebäude erfolgte am 2. Dezember 1909. Die Grundsteinlegung für die Staumauer fand am 7. Mai 1912 statt. Die Inbetriebnahme erfolgte am 30. Oktober 1913.
Der vom Gemeinderat für die Wasserkraftanlage bestellte Bauführer Alois Giorgini musste zunächst das vorliegende Projekt im Einvernehmen mit dem Amt und dem gemeinderätlichen Sonderausschuss neuerlich durcharbeiten, worauf dann am 22. November 1909 endgültig der Bau der Anlage beschlossen wurde.
Eine der ersten vollendeten Vorarbeiten war der Durchbruch des 1 280 Meter langen Betriebsstollens vom Stausee zum Kraftwerksgebäude. Gleichzeitig mit diesem Durchbruch wurden auch die Sprengungen an der Sperrmauerstolle begonnen, die jedoch erst später zum Abschluss gebracht werden konnten. Aus dem Wiestalkomitee wurde zu einem späteren Zeitpunkte ein engeres Komitee, das sogenannte Arbeitskomitee, bestehend aus drei Gemeinderäten und den Fachreferenten vom Amt gewählt, welchem Komitee die Bauleitung unterstellt blieb.
Nach der Grundsteinlegung zur Sperrmauer nahmen die Arbeiten einen überaus erfreulichen Fortgang[2]. Schon während der letzten Baumonate war die Staumauer wiederholt bei ein getretenem Hochwasser dem denkbar höchsten Druck ausgesetzt und hatte diesem widerstanden.
Die Finanzierung der Anlage erfolgte über ein sieben Millionen Kronen-Darlehen der Stadt Salzburg aus dem Jahr 1911. Fünf Millionen Kronen waren für das Wiestalwerk und die städtischen Elektrizitätswerke vorgesehen und nach dem im Gemeinderat erstatteten Bericht mit diesem Betrag zuzüglich der Subventionen und Beiträge des Staates, Landes und verschiedener Interessenten waren die Kosten für die Erweiterung des Elektrizitätswerkes und die Erbauung des Wiestalwerk gedeckt.
Der Bau wurde im Dezember 1909 begonnen und der wasserbauliche Teil einschließlich der Anlage der neuen Wiestalstraße, welche gleichzeitig mit zur Ausführung kam, an die Bauunternehmung Säger & Woerner über übertragen. Der Bau sollte im Juli 1912 betriebsfertig sein. Durch widrige Umstände, die weniger durch Bauschwierigkeiten als durch andere Ursachen hervorgerufen wurden, verzögerte sich der Bau, es wurde im Frühjahr 1912 der Vertrag mit der Bauunternehmung einvernehmlich gelöst und der restliche Wasserbau und die Hochbauten, speziell die Sperrmauer, in eigener Regie der Stadtgemeinde geführt.
Die Freileitung von der Kreuzungsstelle mit der Freileitung der Firma Stern & Hafferl wurde schon 1910 unter Leitung des Direktors Ferdinand Alber der städtischen Elektrizitätswerke ausgeführt, ebenso die Transformatorenstation in der Gemeinde Aigen und das Kabel bis zur städtischen Zentrale in der Stadt, sodass vom 1. Mai 1911 an die Stadt von der Hochspannungsleitung von Stern & Hafferl Strom beziehen konnte.
Als Bauleiter und nach Abgang der Gesellschaft auch als Bauführer für die bautechnischen Arbeiten fungierte Herr Ingenieur Giorgini, ein erfahrener Fachmann im Wasser- und Straßenbau, welcher auch mit aller Energie das große Bauwerk zu Ende führte. Oberbaurat Müller war als technischer Berater Mitglied des gemeinderätlichen Arbeitskomitees in bautechnischen Fragen, der Direktor der städtischen Elektrizitätswerke Ing. Ferdinand Alber für den maschinellen und elektrischen Teil der Anlage; als technischer Beirat des Gemeinderates, speziell für die Ausführung der Sperrmauer, wurde Hofrat Adolf Friedrich in Wien gewonnen.
Gleichzeitig mit dem Bau der Wasserkraftanlage wurde ein großer Straßenbau ausgeführt, indem längs des Stausees die neue Wiestal Landesstraße am linken Almufer an Stelle der bisher bestandenen am rechten Bachufer in sehr schwierigem Terrain erbaut und diese Straße mit finanzieller Beihilfe des Staates und des Landes auch talabwärts durch die Adneter Klamm bis zum Maschinenhaus und weiter zum Anschluss an die bestehende Ludwig Viktor Straße (?) fortgesetzt wurde. Die neue Straße hatte eine Länge von 11,8 km bei einer Breite von vier Meter und wurden zahlreiche Ausweichen angelegt. Diese Straße ist durch die landwirtschaftlichen Reize der Gegend, insbesondere in der Klamm, an und für sich eine Sehenswürdigkeit.
Quellen
- ANNO, Salzburger Tagblatt, Ausgabe vom 31. Oktober 1913, Seite 8
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 8. Mai 1912, Seite 2
- ANNO, Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines, 1913, Seite 779
Einzelnachweise
Oberalm-Gewässer-Kraftwerke aktiv
Speicherkraftwerk Strubklamm → Speicherkraftwerk Wiestal → Kraftwerk Wiestal Ausgleichsbecken → Flusskraftwerk Hammer
Historische Oberalm-Gewässer-Krafwerke
Speicherkraftwerk Strubklamm (historisch) → Kraftwerk Wiestal (historisch)
Speicher, Seen und Druckstollen
Hintersee (See) → Strüblweiher-Stausee (Beginn Druckstollen zu) → Strubklammspeicher → Staumauer Strubklamm (Druckstollen zu Speicherkraftwerk Strubklamm) →
→ Wiestalstausee → Wiestalseestaumauer (Druckstollen zu Speicherkraftwerk Wiestal) → Ausgleichsbecken Wiestal