Erich Landgrebe
Professor Dipl.-Kfm. Erich Heinrich Maximilian Landgrebe (* 18. Jänner 1908 in Wien; † 25. Juni 1979 in der Stadt Salzburg) war Schriftsteller und Maler.
Leben
Erich Landgrebe wurde in Wien als Sohn des Kaufmanns Max Landgrebe und der Auguste, geb. Nawrath, geboren. Er studierte an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, zusätzlich auch noch Welthandel.
Landgrebe und der Nationalsozialismus
Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 wurde er kommissarischer Verwalter jüdischer Verlage. Landgrebe beantragte am 21. Mai 1938 die Mitgliedschaft in der NSDAP und wurde mit der Mitgliedsnummer 6.130.689 und dem Aufnahmedatum 1. Mai 1938 bei der Ortsgruppe Unter St. Veit (Wien-Hietzing) in die Partei aufgenommen. Sein Blockleiter bescheinigte ihm, er habe sich "[e]inwandfrei im nationalsozialistischen Sinne" betätigt, sei Mitglied im Deutschen Turnverein, beim Wandervogel und im Bund der Deutschen Schriftsteller sowie seit März 1938 auch NSKK. Der Landesleiter Österreich der Reichsschrifttumskammer Max Stebich verbürgte sich für Landgrebes Einstellung: "Der Schriftsteller Erich Landgrebe hat sich immer im nationalsozialistischen Sinn betätigt. Sein Charakter ist vollkommen einwandfrei. Er war auch seit der Gründung Mitglied des Bundes der deutschen Schriftsteller Österreichs."
Landgrebe wurde im September 1940 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und diente ab 1941 als Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie. Er wurde zunächst an der russischen Front, später in Afrika eingesetzt. Als Kriegsberichterstatter schrieb er von der Ostfront u. a. über das "Ende der Panzer-Elite-Division ‚Timoschenko’", über den Einsatz der Pioniere oder in einer atypischen Schilderung über die Stille an der Ostfront unter dem Titel "Die stumme Front. Das andere Gesicht des Krieges im Osten". In einem Bericht für den "Völkischen Beobachter" vom September 1942 operierte Landgrebe mit rassistischen antislawischen Stereotypen.
Die Jahre 1943 bis 1946 verbrachte Landgrebe in Kriegsgefangenschaft im Camp Concordia in Kansas (USA).
Entnazifizierung
Nach seiner Freilassung aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1946 kehrte Landgrebe nicht nach Wien zurück, sondern ließ sich in Bad Aussee[1][2] nieder. Dort registrierte er sich 1946 lediglich als Parteianwärter von März 1938 bis September 1940 sowie als NSKK-Mitglied und suchte um Abstandnahme von der Registrierung an. Im Zuge der "Reinigung des österreichischen Buchhandels" wurde Landgrebe als einer jener Autoren genannt, deren Werke nicht weiter verbreitet werden sollten. In der folgenden Zeit war Landgrebe war als Maler aktiv. U. a. stellte er 1946 und 1947 im Salzburger Künstlerhaus aus.
Seine Beteiligung an der Ausstellung "Kunst und Handwerk im Ausseer Land" im Kurhaus Bad Aussee 1946 wurde auch in der "Wiener Zeitung" vermerkt, er sei Teil des Altausseerkreises. Die Berichte über seine künstlerische Tätigkeit führten schließlich zu Ermittlungen, da eine über Landgrebes NS-Aktivitäten informierte Person sich an die Redaktion der "Wiener Zeitung" wandte, über seine illegale Betätigung für die NSDAP und seine Rolle als kommissarischer Verwalter berichtete und sogar in den Raum stellte, er habe eine "Judenwohnung" "arisiert". "Er rückte freiwillig zur Wehrmacht ein und gebärdete sich stets als Obernazi. Er trug stets das Parteiabzeichen und versah den Dienst bei der Wehrmacht als Sonderführer in der Propagandakompanie". Der Schreiber, der offenbar einen Decknamen angegeben hatte, empörte sich, dass sich Landgrebe nunmehr "in Oberösterreich als ‚guter Österreicher’" ausgebe. Landgrebe halte sich in Bad Aussee auf, weil er sich nicht nach Wien zurücktraue, da "er befürchtet, daß er als bekannter Judengegner und überzeugter, fanatischer Nazi, der er 100%ig war, gewisse[n] Unannehmlichkeiten ausgesetzt wäre". Erste Erhebungen der Polizeidirektion Wien ergaben neben seiner Parteimitgliedschaft und seinem Einsatz als kommissarischer Verwalter, dass Landgrebe in seinem früheren Wohnhaus "als begeisterter Nationalsozialist bekannt ist[,] welcher jederzeit für dieses Regime eintrat".
Die Staatsanwaltschaft Linz leitete daraufhin die Voruntersuchung wegen des Verdachts der Falschregistrierung, der illegalen Betätigung für die NSDAP und der "Arisierung" ein. Landgrebe stellte gegenüber der Gendarmerie Bad Aussee und dem Bezirksgericht Bad Ischl in Abrede, sich illegal betätigt zu haben, es habe sich bei der polizeilichen Untersuchung 1936 herausgestellt, dass er !völlig unschuldig war!, es habe "keinerlei gerichtliches Nachspiel" für ihn gegeben, was auch der Wahrheit entsprach. Allerdings war die Untersuchung gegen ihn nur eingestellt worden, weil er – wie oben ausgeführt – nicht zu den führenden Köpfen der NS-Kulturvereinigung gehörte. Seine Beauftragung mit der Liquidation der Firmen Löwit und Mejstrik sei wegen seiner Bekanntschaft mit dem Propagandaamt Wien erfolgt, er habe diese angenommen, weil er sich "seit jeher für das Verlagswesen interessierte", es habe sich aber um keine "Arisierung" gehandelt. Weiters bestritt Landgrebe, sich je in der NSDAP engagiert zu haben, er habe sich auch "weder als Maler noch als Schriftsteller jemals politischen Themen gewidmet". Auch Landgrebes Rolle beim Zsolnay-Verlag wurde von der Polizei untersucht. Aber nicht Vorwurf, er habe eine "Judenwohnung" übernommen. Dieses Thema kam auch in seinen Einvernahmen nicht zur Sprache.
Da Landgrebe in seinen Rollen bei Löwit bzw. Zsolnay tatsächlich kein "Ariseur" im Sinne des Gesetzes war, stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren im Dezember 1949 ein, was hinsichtlich Landgrebes offensichtlich falscher Angaben bei der Registrierung überraschend sein mag, zu diesem Zeitpunkt jedoch der Praxis der Volksgerichte entsprach.
Nachkriegszeit
Ab 1952 lebte Landgrebe in Elsbethen. Romane und Erzählungen behandeln vornehmlich Kriegserlebnisse und Themen rund um seine Wahlheimat Salzburg. In romanhaften Biografien über Vincent van Gogh und Paul Gauguin zeigt sich die Doppelbegabung des Künstlers als Maler und Schriftsteller. Als Autor verfasste er auch Kurzgeschichten, Hörspiele und Jugendbücher. Als Herausgeber von Anthologien und Lektor für den deutschen Siegbert Mohn Verlag war er ebenso tätig.
Er war nun wieder hauptsächlich als Schriftsteller tätig, wurde Österreich-Lektor des Sigbert Mohn-Verlages, Autor, Berater, Juror bei der Österreichischen Jugendkulturwoche.
Der schriftstellerische Gesamtnachlass wird seit 2000 von der Universität Salzburg im Salzburger Literaturarchiv gehalten, seine Bilder finden sich in zahlreichen österreichischen Sammlungen wieder. Das Salzburg Museum zeigte ab Juni 2008 aus Anlass seines 100. Geburtstages eine Sonderschau.
Am 26. März 1938 heiratete Landgrebe in Krems Margret Schmitt (* 1917; † 2011), Tochter des Fabrikanten Dipl.-Ing. Franz Xaver Adolf Schmitt. Beide sind am Friedhof von St. Jakob am Thurn begraben.[3]
Ehrungen
Er wurde mehrfach geehrt, 1972 mit dem Ehrenbecher des Landes Salzburg, 1974 mit dem Professorentitel, 1978 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Salzburg und 1978 mit dem Ring der Stadt Salzburg.
Straßenbenennung
In Leopoldskroner Moos ist die Erich-Landgrebe-Straße nach dem Künstler benannt. Der Gemeinderat der Stadt Salzburg segnete die Benennung der "Erich-Landgrebe-Straße" in seiner Sitzung vom 16. September 1983 einstimmig (14 SPÖ, 11 ÖVP, 6 bzw. 7 Bürgerliste, 5 FPÖ) ab.
Werke
- Von Dimitrowsk nach Dimitrowsk (1948), 1951 unter dem Titel Mit dem Ende beginnt es neu aufgelegt
- Die Nächte des Kuklino. Ein Nokturno (1952)
- Die Rückkehr ins Paradies (1956)
- Ein Maler namens Vincent (1957)
- Das ferne Land des Paul Gauguin (1959)
- Dichtung aus Salzburg. Eine Anthologie (1972)
Quellen
- "Salzburger Nachrichten"
- www.stadt-salzburg.at, pdf, "Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus", abgerufen am 18. Juli 2025
- Österreich Lexikon
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): "Salzburger Kulturlexikon", Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ siehe Ennstalwiki → Bad Aussee
- ↑ Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des SALZBURGWIKIs
- ↑ Grabstein am Friedhof von St. Jakob am Thurn.