Stadtpfarrkirche St. Erhard

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St. Erhard gegen den Nonnberg gesehen.
St. Erhard, Innenansicht.
Blick in die Kuppel. Bemerkenswert ist die teilweise vollplastische Stukkierung von Francesco Brenno.
St. Erhard in Nonntal, Ansicht vom Nonnberg.
Blick von Nonntal bei der Stadtpfarrkirche St. Erhard hinauf zum Reißzug, der auf die Festung Hohensalzburg führt.

Die Stadtpfarrkirche St. Erhard, von den Salzburgern Erhardkirche genannt, ist seit 1853 römisch-katholische Pfarrkirche der Stadtpfarre Salzburg-Nonntal im Salzburger Stadtteil Nonntal am Erhardplatz. Sie gehört zum Stadtdekanat.

Weihe und Patrozinium

Sie ist dem hl. Erhard [1] geweiht, dessen Patrozinium am 8. Jänner, Erhardi, ist. Die äußere Feier des Patronatsfestes findet allerdings am zweiten Sonntag im Juli statt.[2]

Geschichte

Die gotische Erhardkapelle wird erstmals 1404 erwähnt und gehörte ursprünglich zur Benediktinerinnenabtei Nonnberg. Das neben der Kapelle bestehende "Siechenhaus" für Pest- und Aussatzkranke wurde 1310 gestiftet. Die Kapelle war mit dem nächstliegenden Siechenhaus verbunden und so zuerst wesentlich als Spitalskirche genutzt. Sie war bereits dem hl. Erhard, dem wundertätigen Patron der Kranken und Armen, geweiht. Die Kapelle hatte sich zuletzt als recht baufällig (und zudem "unmodern") erwiesen.

Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau nahm der Abtei Nonnberg die Kirche weg und schenkte sie dem Domkapitel, das hierher sein Domkapitelspital St. Johann in Stubenberg übersiedelte.

Das Salzburger Domkapitel beschloss am 5. April 1684 und am 31. März 1685 einen kompletten Neubau der Kirche. Von 1685 bis 1689 wurde dann unter Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg vom Architekten Giovanni Gaspare Zuccalli die heutige Erhardkirche im Stil des italienischen Barock erbaut. Der Beginn der Bauarbeiten erfolgte am 2. April 1685 mit dem Abbruch der alten Kapelle. Allerdings erst nachdem zwölf Messen zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit und zum Trost der armen Seelen gefeiert worden waren. Am 8. Oktober legte man dann in einer zinnernen Kapsel einen vergoldeten Gedächtnispfennig aus Silber unter den ersten Stein. Am 3. Mai 1689 folgte die Weihe des barocken Gotteshauses durch Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein.

Die Kirche besitzt eine beherrschende Tambourkuppel mit aufgesetzter Laterne, die von schlankeren Seitentürmen mit einem der Kuppel ähnelnden Helmaufsatz umrahmt wird. Das Eingangsportal ist als Portikus mit einer zweiflügeligen Treppe gestaltet und gleicht so entfernt einem herrschaftlichen Renaissanceschloss. Die Erhardkirche wurde nicht zu ebener Erde, sondern höher liegend, nur über eine Treppenanlage erreichbar, errichtet, um die Kirche gegen die häufig auftretenden Überschwemmungen in Nonntal zu schützen.

In der Kirche sind die prächtige hölzerne Kanzel von 1727 und vor allem der erst 1692 gestiftete Hochaltar mit seinen beiden Seitenaltären zu erwähnen. Das Altarbild stammt von Johann Michael Rottmayr. Es stellt die Taufe der Herzogstochter Odilie dar, die vom hl. Erhard um 680 von ihrer angeborenen Blindheit geheilt wurde. Bemerkenswert ist die größtenteils terrakottafärbigen Stuckverzierungen von Francesco Brenno (Carlo Antonio Brenno?) und Ottavio Mosto.

Vor der Kirche am heutigen Erhardplatz befand sich der Friedhof Nonntal.

Geschichte der Orgel

Blick auf die Orgel

Die Orgel stammte aus der Werkstätte des Christoph Egedacher (* 1641; † 1706), der seit 1673 als Hoforgelmacher in Salzburg tätig war. 1688 erhielt Egedacher für seine Arbeit am neu hergestellten Instrument 455 Gulden 2 Kreuzer, der Maler Adam Pürckmann für die blaue Fassung der Orgel und das Vergolden der Schnitzarbeiten 140 Gulden. Zur Orgel wurde auch ein Violon (Kontrabass) angeschafft, den der Hof-Lauten und -Geigenmacher Ulrich Rämbhardt lieferte. Beide Instrumente waren zu Ruperti (24. September) 1688 erstmals in St. Erhard spielbar.

Die ursprüngliche Disposition ist nicht überliefert. Sie dürfte aber folgende Register aufgewiesen haben: Copel 8', Prinzipal 4', Flöte 4', Quint 2 2/3', Superoktav 2', Mixtur 1'. Das Pedal war vermutlich nur angehängt, da zum Instrument ein extra Kontrabass angeschafft wurde. Das Manual hatte einen Umfang von C–c’’’ mit kurzer großer Oktav (45 Tasten und Töne), das Pedal von C–gis ebenso (16 Tasten, auf Taste g klingt gis). Über der Orgel war das Zifferblatt einer Uhr angebracht.[3]

Die Orgel in der Wallfahrtskirche Maria Kirchental wurde von Johann Christoph Egedacher 1717 nach dem gleichen, erhaltenen Entwurf seines Vaters errichtet, hatte allerdings ein Pedalregister: Subbass 16'.

1848 gestaltete der Salzburger Orgelbauer Ludwig Mooser (* 1807; † 1881) die Orgel um. Er erhöhte die Orgel, indem er einen 95 cm hohen Mittelteil für einen Spielschrank einfügte. Vermutlich musste infolgedessen die Uhr über dem Instrument entfernt werden.

1888/1889 baute Matthäus Mauracher II. (* 1859; † 1939) eine neue Orgel in das alte Gehäuse ein. Mauracher, aus der Orgelbauerfamilie Mauracher stammend, hatte in den Jahren zuvor eine sog. Hängeventillade mit Glasventilen entwickelt. Für den Einbau einer solchen verbreiterte er das Gehäuse, zusätzlich postierte er noch einen Spieltisch vor dasselbe. Wahrscheinlich wurde wegen des Platzbedarfs für den Spieltisch in dieser Zeit die Empore vergrößert. Seither kann der Besucher der Kirche bei verschlossenem Kirchengitter nicht mehr in die Kuppel blicken, der um 110 cm vorragende Plafond versperrt die Sicht.

Italienische Orgel

1982 erhielt der Orgelbauer Helmut Allgäuer, Niederösterreich, den Auftrag, eine neue Orgel im italienischen Stil anzufertigen. Dabei sollte er den Spieltisch und die seitlichen Erweiterungen Maurachers entfernen, die nicht ursprüngliche Höhe des Gehäuses aber belassen. Die Restaurierung der Fassung des Orgelgehäuses übernahmen die Restauratoren Katharina und Roland Huber, Salzburg, wobei sie den ursprünglichen Kaseïnanstrich, in Ultramarinblau, freilegten und erneuerten, und die alten Polimentvergoldungen reinigten und ergänzten. Die drei Ziergitter fertigte der Bildhauer Klaus Ficker, Salzburg, an. Das so neu hergestellte Instrument wurde am 29. September 1984 geweiht und im Rahmen einer Konzertreihe der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Instrument hat seitdem folgende Disposition:

linke Reihe
Principale B/S
Ottava
Quintadecima B/S
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta-nona
Voce Umana S
Tremolo
rechte Reihe
Bordone
Flauto in VIII B/S
Flauto in XII B/S
Flauto in XVII S
Tromboncini B/S
Contrabasso
Basso in VIII
Pedalkoppel
  • Anmerkungen
B = Basso
S = Soprano

Schleifenteilung c’/cis’, Tonumfang: Manual, Pedal C–d’. Die Mensuren des Pfeifenwerkes leitete der Orgelbauer Helmut Allgäuer von Costanzo Antegnati ab, das hinter den Ziergittern stehende Register Tromboncini kopierte er nach Gaetano Callido.

Die von Peter Widensky für die Orgel gewählte Temperierung ist ein wohltemperiertes Stimmsystem: Es stehen alle Tonarten zur Verfügung; sie unterscheiden sich aber vor allem durch ihre verschieden großen Terzen, die stärkere oder schwächere harmonische Spannungen bewirken und damit für eine ausgeprägte Tonartencharakteristik sorgen. Dabei sind die B-Tonarten gegenüber den Kreuz-Tonarten in der Qualität etwas bevorzugt, so, wie das im 18. Jahrhundert im österreichischen Raum verbreitet war. Diese Temperierung kommt der italienischen und österreichischen Barockmusik entgegen, aber auch der Wiener Klassik.

Bilder

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Bildlink

Quellen

  • Mayrhofer, Christoph; Rohrer, Günther (Hg.): Tausend Jahre Salzburger Münzrecht, Schriften des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte, Sonderpublikation Nr. 2, 1996, Artikel der vergoldete Gedächtnispfennig zur Grundsteinlegung der St. Erhardkirche in Nonntal im Jahre 1686
  • Schmeißner, Roman: Die Orgel der Erhardkirche und ihre 300jährige Geschichte. In: 300 Jahre Kirche St. Erhard, 1689–1989, Salzburg 1989, S. 56–62.
  • Schmeißner, Roman: Über den Neubau der Orgel. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg 1984 o. S.
  • Walterskirchen, Gerhard: Aus der Orgelchronik unserer Pfarrkirche. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg 1984 o. S.
  • Widensky, Peter: Die Stimmung der neuen Orgel. In: Die italienische Orgel bei St. Erhard im Nonntal. Festschrift zur Orgelweihe, Salzburg 1984 o. S.

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Stadtpfarrkirche St. Erhard" , aufgerufen am 18. November 2015
  2. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 147.
  3. Das Nonnthal. In: Lorenz Hübner: Beschreibung der hochfürstlich- erzbischöflichen Haupt- und Residenzstadt Salzburg und ihrer Gegenden verbunden mit ihrer ältesten Geschichte. Erster Band. Topographie. Nebst 2 Kupfertafeln. Im Verlage des Verfassers (Gedruckt bey F. X. Oberer), Salzburg: 1792, S. 413 und 416.