Schloss Fischhorn
Das Schloss Fischhorn in der Pinzgauer Gemeinde Bruck an der Großglocknerstraße ist ein alter Ansitz an historisch bedeutender Stelle, der im 19. Jahrhundert zu einem Schloss umgebaut wurde. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Gemeinde.
Geschichte
Einführung
Schloss Fischhorn liegt am Rand des Zeller Becken auf einer Anhöhe am nordwestlichen Ortsende von Bruck an der Großglocknerstraße. Es befindet sich am Kreuzungspunkt zweier inneralpinen Verkehrslinien, der Nord-Süd-Route über den Tauern und der Ost-West-Route Bischofshofen – Oberpinzgau- Nordtirol. Durch die Untersuchung von Funden und durch archäologische Grabungen im Umfeld des Schlosses weiß man heute, dass an dieser Stelle eine römische Ansiedlung war, von der Fritz Moosleitner vermutet, dass es sich um eine Straßenstation gehandelt hat.
Die Ableitung des Namens
Der Name Fischhorn leitet sich von Vischarn, Vischern, Vischorn = Fischplatz ab. Im Jahr 1040 wird ein Waltman von Prukke in einer Urkunde erwähnt. Aus 1227 findet sich der erste urkundliche Hinweis auf einen Ansitz mit befestigter Anlage. In einem Geschäft des Bischofs Rudiger von Chiemsee mit dem Kloster Baumburg in Oberbayern wird eine Mühle in Chieming mit einem Gut zu Viscarn in Binzgo getauscht. 1230 scheint ein Ulrich von Vischarn, 1250 ein Heinrich von Vischarn, 1290 Wulfing von Vischarn (Goldegger Wulfing) auf. Im Jahr 1300 ist Vischarn Lehen der Bischöfe von Chiemsee. Es gibt darüber hinaus noch weitere urkundliche Erwähnungen. 1366 ist ein Heinrich von Vischarn Herr des Ansitzes.
Fischhorn wird Sitz des Pflegers
Seit dem Jahr 1497 tragen die Verwalter der Burg den Titel Pfleger und üben die Hofmarksgerechtigkeit, d. h. die niedere Gerichtsbarkeit aus. Im Jahr 1674 wird dieser Titel auch durch den Landesherrn anerkannt.
Fischhorn zur Zeit der Bauernkriege
1526 wird die Burg von aufständischen Bauern geplündert und angezündet. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wird der Ansitz teilweise wiederhergestellt. Im Jahr 1602 geht aus einer Urkunde der schlechte Bauzustand hervor. 1796 stirbt der letzte chiemseeische Pfleger auf Fischhorn, es ist Josef de Franciscis, der das Amt 54 Jahre lang ausgeübt hat.
Fischhorn nach der Säkularisierung des Erzbistums
- 1803 erfolgt die Säkularisierung des Erzbistum Salzburg.
- Zwischen 1808 und 1811 bleibt Fischhorn unbewohnt.
- 1811 zieht das königlich-bayrische Rentamt mit Rentmeister Heinrich Huber ein.
- 1815 kommt der Ansitz unter österreichische Verwaltung und beherbergt Fischhorn das k.k. Oberforstamt Kaprun.
- Anfang der Vierziger-Jahre des 19. Jahrhunderts wird das Forstamt verlegt und Fischhorn wird dem Verfall preisgegeben.
- Von 1842 bis 1862 wohnen dort noch Forstwarte, zuletzt nur mehr ein "Hausweibl". Die Bauern der Umgebung beschleunigen den Verfall, in dem sie sich mit den Steinen der Mauern und Schutt von der Burg billig zu Baumaterial und zum Schottern der Wege verhelfen. Schon damals gab es Probleme mit dem Verkauf des Ansitzes. Der beabsichtigte Freihandverkauf gelang nicht und es kam 1859 zur Versteigerung. Der Meistbietende war der k.k. Postmeister und Landtagsabgeordnete Embacher von Taxenbach. Er bezahlte 13.000 Gulden. Embacher renovierte aber nicht sondern ließ weitere Steine abtransportieren.
Fischhorn wird Eigentum der Familie Liechtenstein
1862 tritt eine anonyme Käufergruppe auf und erwirbt unter der Vertretung von Architekt Lößl das Anwesen um 12.000 Gulden. Die Käufergruppe entpuppt sich als Johannes II. von Liechtenstein, regierender Fürst von und zu Liechtenstein und dessen Schwester Sophie, Fürstin zu Löwenstein, mit ihrem Gatten Carl, Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Die umliegende Bevölkerung ist von den neuen Besitzern angetan. Seit dem Erwerb durch die Fürstenfamilie wird der Besitz laufend erweitert und ist schließlich der größte landwirtschaftliche betrieb des Landes Salzburg. Noch im Jahr 1863 besucht die Fürstenfamilie zum ersten Mal ihr neues Eigentum und es wird ihr von Seiten der Bevölkerung ein großer und begeisterter Empfang bereitet.
Im Frühjahr 1863 wird mit dem Wiederaufbau begonnen. Unter Oberbaurat Friedrich von Schmidt, Dombaumeister von St. Stephan in Wien, und Bauleiter Architekt Josef Wessicken, erfolgt ein Umbau in neugotischem Stil. Das Schloss konnte im Jahr 1873 fertig gestellt werden.
Brand des Schlosses und Erwerb durch Familie Gildemeister
1920 wird das Schloss durch einen großen Brand bis in die unteren Stockwerke vernichtet. Die Fürstenfamilie verliert das Interesse an diesem Besitz und so kann das Anwesen schließlich von der Familie Gildemeister, vertreten durch Heinrich Gildemeister, angekauft werden. Heinrich Gildemeister, geboren in Peru, war 1931 bis 1942 Botschafter der Republik Peru in Deutschland. In seinem Auftrag erfolgt nun der Wiederaufbau des Schlosses durch den Architekten Karl Wolters aus Bremen. Das Schloss wird in vereinfachter Form wieder hergestellt. Gildemeister modernisiert die zum Besitz gehörende Landwirtschaft und führt die maschinelle Bearbeitung ein.
Schloss Fischhorn in der NS-Zeit
- Hauptartikel: KZ-Außenlager Fischhorn
Die Besitzerfamilie verliert vorerst große landwirtschaftlich genutzte Flächen durch Enteignung, u.a. für den Bau der Schleppbahn Kaprun. Nachdem alle Beziehungen zwischen Peru und Deutschland abgebrochen waren, reist die Familie Gildemeister 1942 nach Peru.
Im gleichen Jahr erfolgt die Beschlagnahmung von Schloss und Gut Fischhorn. Es ziehen Parteiorganisationen und die Waffen-SS ein. Leitung und Aufsicht des Schlosses unterstehen einem Offizier der Truppe. Junge Frauen aus Bruck werden zur Garten- und Hausarbeit zwangsverpflichtet. Es wird das SS-Remonteamt (zur Beistellung von Jungpferden zwecks Ergänzung des militärischen Pferdebestandes) auf Gut Fischhorn installiert. Zur Verrichtung der Bauarbeiten wird eines der zwei KZ-Nebenlager im Pinzgau des Konzentrationslagers Dachau mit ca. 150 Häftlingen eingerichtet. Dieses Nebenlager wird am 6. September 1944 zum ersten Mal, am 22. April 1945 zum letzten Mal erwähnt.
Schloss Fischhorn am Ende des Zweiten Weltkrieges
Das Schloss wird gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Lagerstätte für wertvolle Beutestücke der Nazis, unter anderem zahlreiche Kunstschätze aus Polen, die unter Federführung von Kajetan Mühlmann "arisiert", d. h. aus jüdischem, sowie aus Staats- und Kirchenbesitz geraubt worden waren. Darunter befand sich auch das Kreuz aus Limoges.
Am 8. Mai 1945 wird Hermann Göring im Schloss gefangen genommen. Zwischen dem endgültigen Abzug der Nationalsozialisten und dem Einzug amerikanischer Truppen wird das Schloss von Teilen der Bevölkerung geplündert. Dabei kamen Menschen aus nah und fern, manche sogar mit Fuhrwerken, um sich an fremdem Gut zu bereichern. Darunter waren auch Kunstgegenstände, die aus Polen stammen.
Gegenwart
Schloss Fischhorn nach 1945
Schloss und Gut Fischhorn werden nach dem Krieg den rechtmäßigen Besitzern rückerstattet, Heinrich Gildemeister stirbt 1964 in Lima, Peru.
Schloss Fischhorn am Beginn des 21. Jahrhundert
In den letzten Jahrzehnten wurden wieder Verkaufsgerüchte laut. Davon ausgehend entstanden unterschiedliche Ankaufs- und Verwertungsabsichten. Längere Zeit war von der Verlegung des Nationalparkzentrums nach Schloss Fischhorn die Rede. Ein anderer Plan war die Errichtung eines regionalen Kulturzentrums. Beide Pläne dürften politisch an der Finanzierung und an den Bedingungen der Besitzer gescheitert sein. In der Zwischenzeit wurde das Schloss Fischhorn von der Besitzerfamilie restauriert. Das Schloss ist nicht zu besichtigen und befindet sich nach wie vor in Privatbesitz. Eine Öffnung ist insofern erfolgt, als Herr Medem, als Vetreter der Besitzerfamilie, von Zeit zu Zeit öffentlich zugängliche kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen im Schloss ermöglicht.
Quellen
- BEGDV 6 Anlage zu § 1Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG unter http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/begdv_6/anlage_6.html
- Catalogue of Camps and Prisons in Germany and German occupied Territories, Sept. 1st, 1939 – May 8th, 1945, Band K-15, 20-3210 (Vol.) II, scheint unter Fischhorn/Bruck im Pinzgau, Kreis Zell am See, US-Zone, N(oder X)48/E 86 folgende Eintragung auf: CC Kdo. of Dachau. First mentioned on 6.9.1944, aprox. 150 pris. were working on construction of SS-Remonteamt Fischhorn. Last mentioned on 22.4.45 (Dachau Files).
- Maximilian Effenberger, "Brucker Heimatbuch", HG Gemeinde Bruck
- Josef Lahnsteiner "Unterpinzgau – Zell am See, Taxenbach, Rauris", Selbstverlag, Hollersbach 1960
- Gespräch mit Herrn Medem (anlässlich der archäologischen Grabung) zum Thema Plünderung im Jahr 1945.
- Friederike Zaisberger, Walter Schlegel, "Burgen und Schlösser in Salzburg – Pongau, Pinzgau, Lungau", Birken-Verlag Wien, 1978]