SN.AT / Leben

Meeresfische aus der Steiermark

Nachhaltig, ressourcenschonend und frei von Chemikalien - Michael Wesonig züchtet in Salzwasserbecken Doraden, Wolfsbarsche und Garnelen.

In einer alten Tischlerei züchtet Michael Wesonig in riesigen Bottichen Meeresfische und Garnelen – ressourcen<strong></strong>-schonend und frei von Chemie und Antibiotika.
In einer alten Tischlerei züchtet Michael Wesonig in riesigen Bottichen Meeresfische und Garnelen – ressourcen<strong></strong>-schonend und frei von Chemie und Antibiotika.
Die Fische leben in großen Salzwasserbecken frei von Belastungen.
Die Fische leben in großen Salzwasserbecken frei von Belastungen.
Symbolbild
Symbolbild

Im SN-Interview erzählt Fischzüchter Michael Wesonig von seinem Beruf und worauf er bei seinen Fischen achtet.

Herr Wesonig, wie essen Sie Fisch am liebsten? Michael Wesonig: Es gibt unzählige Möglichkeiten, Fisch gut zuzubereiten. Vom Tatar und Ceviche über den konfierten Fisch bis hin zum klassisch gebratenen Filet. Meine Frau ist in der Küche sehr kreativ, die Rezepte zu den Fischgerichten teilt sie auf Social Media und auf unserer Homepage. Viele Menschen wissen nicht, wie schnell und einfach Fisch eigentlich zubereitet ist.

Woher kommt die Begeisterung für Fische? Schon als Kind habe ich Aquarien gehabt und war ganz verrückt nach Fischen. Erklärbar ist es nicht, in meiner Familie hat es auch noch nie Fischer gegeben. Aber es wäre auch entzaubert, wenn man es wüsste. Studiert habe ich Holztechnik und Holzwirtschaft und dann im Familienbetrieb gearbeitet.

Wie sind Sie dann doch zur Fischzucht gekommen? Neben meinem eigentlichen Beruf hatte ich lange eine kleine Fischzucht in der Steiermark. 2016 haben wir das Ganze ausgeweitet und dann ist wirklich Arbeit draus geworden. Ich habe eine alte Tischlerei in Weiz übernommen und begonnen, indoor besondere Fische zu züchten, wie den Zander, aber auch Meeresfische. Mittlerweile habe ich ein Team mit knapp 20 Mitarbeitern, die sich auf den Anlagenbau, die Fischzucht, die Fischverarbeitung, -kommissionierung und -veredelung sowie den Vertrieb verteilen. Die Arbeit geht nicht aus. Fischzucht und die Arbeit mit Tieren bedeuten für mich sieben Tage die Woche und mehr als 60 Stunden im Einsatz zu sein.

Worin liegt die Faszination? Lebende Tiere üben einen Reiz auf mich aus, das ist nicht so hypothetisch. Du kannst die Natur zu nichts zwingen. Es geht sehr schnell um Leben und Tod bei den Fischen. Bei Rinder- oder Schweinehaltern ist das anders, da sterben die Tiere nicht so schnell. Bei den Fischen ist es gleich vorbei, wenn das Wasser beispielsweise ein bisschen zu warm ist.

Ihre Hauptabnehmer sind vermutlich Restaurants? Nicht mehr. Seitdem überall alles teurer geworden ist, merkt man deutlich, dass in der Gastronomie High-End-Produkte immer häufiger durch günstigere Alternativen ausgetauscht werden. Der Hype um Bio und Regionalität ist im Preiskampf leider vielerorts untergegangen. Ganz anders sieht es glücklicherweise beim qualitätsbewussten Endkunden aus. Über den Onlineshop und den Bauernmarkt können wir österreichweit viele Kunden mit hochwertigstem Fisch in Topqualität beliefern.

Fisch, gerade Meeresfisch, hat ein negatives Image - Überfischung, Fangnetze, Chemikalien. Warum braucht man beim Verzehr von Ihren Fischen kein schlechtes Gewissen haben? Zunächst einmal: Meeresfisch ist nicht gleich Meeresfisch. Es ist ein Unterschied, ob man von der Oberfläche Sardinen fischt oder ob der Boden umgeackert wird, weil man Scholle und Steinbutt haben will. Die Meeresfische, die ich züchte, haben das Meer noch nie gesehen. Sie leben in großen Salzwasserbecken, die mit Mineralien angereichert sind. Durch bestes Futter, höchste Wasserqualität und frei von Belastungen und Verschmutzungen des Meeres stellen sie eine absolut ressourcenschonende und nachhaltige Art dar, Fisch zu essen. Auch Garnelen züchten wir, die Leute lieben sie.

Wie schaut es bei den Süßwasserfischen aus? Auch unsere Süßwasserfische bekommen ihr Futter aus nachhaltiger Fischerei, das heißt, für das Futter werden nicht extra Fische gefangen. Außerdem macht es einen Unterschied, ob man eine Forelle, die normalerweise Insekten frisst, mit Meeresfisch füttert oder Meeresfisch mit Meeresfisch füttert.

Das heißt, Sie dürfen auch keine Chemikalien verwenden? Wenn man Chemie einsetzt, hat man etwas falsch gemacht. Jeder Fisch lässt sich ohne Chemikalien züchten. Chemikalien werden oft rein aus Prophylaxe verwendet. In meiner Biofischerei darf ich nur natürliche Mittel wie Kalk oder Salz verwenden, die, wenn sie doch mal in den Bach laufen, keinen Schaden anrichten.

Warum ist Ihnen Bioqualität so wichtig? Unsere Gebirgssaiblinge leben dort, wo andere Urlaub machen. Sie schwimmen im Bergquellwasser - bestes Trinkwasser -, das Futter hat höchste Qualität. Wir haben getestet, dass die Saiblinge mehr Omega-3-Fettsäuren enthalten als beispielsweise Wildlachs. Im Zuchtlachs sind ohnehin nicht mehr viele Omega-3-Fettsäuren, weil diese mit billigem Regenwald-Soja gefüttert werden - eine neue Problematik, weil durch die Abholzung des Regenwalds eine extreme Umweltzerstörung verursacht wird.

Ist Fischerei für Sie Massentierhaltung? Wenn Tiere gehalten werden, muss man eigentlich immer von Massentierhaltung sprechen. Nichts an der Tierhaltung ist natürlich. Ausgenommen ist dabei vielleicht Wild, aber davon könnte man nicht die ganze Bevölkerung ernähren. Der Vorteil in der Fischzucht ist: Fische mögen es, wenn sie Kollegen um sich haben - auch in ihrer natürlichen Umgebung leben sie schließlich im Schwarm.


Michael Wesonig
Der 45-jährige Michael Wesonig hat im Jahr 2016 die Biofischzucht Michi's frische Fische gegründet. In der Steiermark, genauer im Mürzer Oberland und in Weiz, züchtet er Saiblinge, echte Lachse, Zander, Welse, Waller und saisonal Karpfen, aber auch diverse Meeresfische wie Dorade Royal, Adlerfisch, Wolfsbarsch und Garnele. Der Familienbetrieb stellt u. a. Fischaufstriche, Fischspeckknödel und Räucherfischsalat her - und verkauft sie im Onlineshop.