SN.AT / Salzburg / Chronik / Bergheim

Nach Insolvenz: Salzburger Garnelenzüchter will noch einmal durchstarten

"Wir sind sehr froh, dass es eine zweite Chance gibt und wir trotz Insolvenz weitermachen dürfen - auch wenn die Annahme des Sanierungsplans noch rechtskräftig werden muss. Seit 1. März verkaufen wir jedenfalls wieder Garnelen", sagt Thomas Praniess.

Thomas Praniess mit einer seiner Garnelen, die in Bergheim gezüchtet werden.
Thomas Praniess mit einer seiner Garnelen, die in Bergheim gezüchtet werden.

Zusammen mit Frigologo-Eigentümer und Investor Fritz Herzog und seinem Geschäftsführerkollegen Lorenz Höller hatte er im Februar vor drei Jahren begonnen, in Bergheim eine Garnelenzucht aufzubauen. Der Zeitpunkt fiel mit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zusammen - was den Zeit- und Finanzplan durcheinanderwirbelte. "Zum Teil haben wir nicht einmal mehr Kostenvoranschläge erhalten, denn keiner konnte sagen, was der Kubikmeter Beton am nächsten Tag kosten würde. Hinzu kamen Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung", schildert Thomas Praniess. Die Errichtung der Anlage - 14 Salzwasserbecken, Filtertechnik und eine biologische Wasserwiederaufbereitungsanlage - dauerte mit eineinhalb Jahren länger als vorgesehen und kostete letztlich 900.000 Euro statt der kalkulierten 600.000 Euro. Im Herbst 2023 wurden am Produktionsstandort in Bergheim die ersten Postlarven eingesetzt. Anfang des Vorjahres startete der Verkauf der Garnelen. Ziel war es, jährlich zehn Tonnen Garnelen zu züchten.

Thomas Praniess mit frischen Garnelen, die in Bergheim gezüchtet werden.
Thomas Praniess mit frischen Garnelen, die in Bergheim gezüchtet werden.

Ende Dezember des Vorjahres Insolvenz angemeldet

Um die entstandene Finanzlücke wieder zu schließen, hätten die beiden Garnelenzüchter aber "unrealistisch viele Garnelen" verkaufen müssen. "So hat der Strudel begonnen. So viele hätten wir gar nicht produzieren können, wie wir verkaufen hätten müssen", sagt Praniess. Die Bank stellte den Kredit fällig, einen weiteren Investor zu finden sei in einer solchen Notlage schwierig bis unmöglich. Weil sie nicht wussten, wie es weitergehen würde, haben Praniess und sein Geschäftspartner keine weiteren Garnelenlarven mehr bestellt. Nach vielen schlaflosen Nächten habe man erkennen müssen, dass es keine andere Möglichkeit gebe: "Ende Dezember des Vorjahres haben wir Insolvenz angemeldet mit Antrag auf Sanierungsplan." Die im Insolvenzverfahren anerkannten Forderungen in der Höhe von insgesamt rund 720.600 Euro würden zu 95 Prozent die Baubranche betreffen.

Ende Oktober hatten die Züchter neue Larven bestellt

Es folgten viele zusätzliche Arbeitsstunden: Termine mit dem Masseverwalter, mit den Gläubigern, zudem musste ein Sanierungsplan erstellt werden - der am Montag einstimmig angenommen worden ist. Die Gläubiger erhalten eine 20-prozentige Quote ihrer Forderungen. "Jetzt können wir uns wieder auf das Garnelenzüchten konzentrieren", sagt Praniess. Ende Oktober hatten die Züchter neue Larven bestellt - in der Hoffnung, dass es weitergehen würde. Die Vorlaufzeit war notwendig, denn es dauert etwa vier Monate, bis die Garnelen ihr Verkaufsgewicht von 30 bis 35 Gramm erreicht haben - was seit Anfang März der Fall ist.

Es dauert etwa vier Monate, bis die Garnelen ihr Verkaufsgewicht von 30 bis 35 Gramm erreicht haben.
Es dauert etwa vier Monate, bis die Garnelen ihr Verkaufsgewicht von 30 bis 35 Gramm erreicht haben.

Neustart erfolgte mit günstigeren Preisen

Der Neustart erfolgte mit neuen, etwas günstigeren Preisen - 500 Gramm Garnelen kosten nun 38,50 Euro und werden österreichweit innerhalb von 24 Stunden geliefert. Und: Im Onlineshop und auf der Schranne kann man sowohl frische Garnelen kaufen als auch hausgemachte Garnelensalate, Garnelen-Bratwürste (im Schafsdarm), Suppe oder Grillspieße mit geschälten und marinierten Garnelen. Letztere werde es in der Grillsaison auch in einigen Automaten geben, wie etwa beim O-Fischer Kapeller in Seekirchen.

Auch in einigen Lokalen findet man die Salzburger Garnelen. Und: Neben dem Fischhändler Grüll in Grödig gebe es sie nun auch beim Seestern in Salzburg-Maxglan.