Viele fühlen sich nach einer Mahlzeit erschöpft. Welcher Trick eines Künstlers dagegen hilft.

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Der Begriff ,,Suppenkoma" sei ungerecht, sagt Monika Ferlitsch. Wer lediglich eine leichte Gemüsesuppe zu Mittag isst, bemerke das Phänomen nicht, erklärt die Professorin der MedUni Wien. Warum sich Menschen nach dem Essen erschöpft fühlen - obwohl Nahrungsmittel eigentlich Energie geben sollen-, sei nicht gänzlich erforscht. Das Alter könnte eine Rolle spielen. ,,Mir selbst ist es ab Mitte 40 bewusst aufgefallen." Während Ältere sich gern nach dem Essen ausruhen, wollen Kinder lieber den ganzen Tag herumlaufen.
In der Wissenschaft unterscheide man zwischen zentraler Müdigkeit, also einer abnehmenden Konzentrationsfähigkeit, sowie einer peripheren Müdigkeit, die eine verringerte Muskelkraft meint. Nachdem beides aber ein subjektives Empfinden schwierig zu erforschen, ist, sei es sagt Ferlitsch. Wir verstehen es nach wie vor nicht vollständig."
Eine altmodische Erklärung für das Suppenkoma sei, dass der Körper in den Verdauungsmodus schaltet, das Blut in den Bauch wandert. „Der Magen ist mit der Verdauung beschäftigt, der Dünndarm resorbiert die Nährstoffe." Aber dann müssten wir auch während des Sports müde werden, weil da unsere Muskeln durchblutet würden - das ist jedoch nicht so. ,,Der Blutfluss in der Halsschlagader nimmt auch nach dem Essen nicht ab", sagt die Magen-Darm-Expertin.
Ein anderer Ansatzpunkt seien hormonelle Veränderungen: Wenn wir Kohlenhydrate essen, schüttet der Körper Insulin aus, um den Blutzuckerspiegel zu drücken. Manchmal setze der Körper aber zu viel Insulin frei, der Zuckerspiegel reduziere sich zu stark- und wir werden müde. Es könnte aber auch an den Aminosäuren liegen, sagt Ferlitsch. Während des Essens produziert der Körper diese Säuren, durch die Nahrung nehmen wir zusätzliche auf. ,,Die Aminosäuren werden dann in das Glückshormon Serotonin umgewandelt, das auch müde macht."
Das Gefühl der Erschöpfung nach dem Mittagessen ist für viele Arbeitende ein Problem. Die Konzentration nimmt ab. Was kann man tun, um sich zu motivieren? Der Tagesrhythmus spiele sich in Zyklen ab, erklärt Ferlitsch. Mittag hätten wir ein hormonelles Tief, das Essen verstärke dieses Gefühl noch. ,,Wichtig ist, nur so viel zu essen, bis wir satt sind", sagt die Gastroenterologin. Wer auf Milchprodukte und Fleisch verzichtet und stattdessen Salat isst, werde zudem nicht so müde. ,,Hilfreich ist auch Bewegung: Zehn Minuten Treppensteigen wirkt besser als eine Tasse Kaffee", sagt Ferlitsch. In Österreich sei ein Mittagsschläfchen verpönt. Aus Sicht des Körpers wäre jedoch eine kurze Pause sinnvoll. ,,Salvador Dalí hat zu Mittag im Sitzen geschlafen. In der Hand hielt er einen Löffel; wenn er eingeschlafen ist, ist der Löffel heruntergefallen - und er erholt aufgewacht." - ANGELIKA WIENERROITHER