Auf da Roas

Viel Gotik am Inn

Braunau. Ein genüsslicher Bummel durch Geschichte und Geschichterl. BARBARA HUTTER

Die prächtigen Bürgerhausfassaden am Stadtplatz, der zum Inn hin abfällt. BILD: SN/UWENESEMANN

Auf der Brücke, die zum bayerischen Simbach am anderen Ufer des Inns führt, steht ein bronzener Gockel. Die Mär besagt, dass ein Soldat einst mit seinem serbischen Hahn passieren wollte, die Grenzer das jedoch verweigerten. Zumindest, solange der Hahn am Leben war. Als Erinnerung an den verfrühten Tod des Federviehs steht heute sein Ebenbild mitten auf der Brücke - namens Walter. Das Hin und Her zwischen Braunau und Simbach hat eine lange Geschichte. So sitzt am bayerischen Ufer etwa der Flussgott Aenus auf einem Huchen und zeigt den Braunauern seine Kehrseite. Das gab Anlass zu Beschwerden.

Bis 1779 war das Innviertel bayerisch, der Dialekt erinnert noch heute daran, danach verfiel es in eine Art Dornröschenschlaf. Braunau ist eine „gotische Stadt“, wer auf dem lang gezogenen Stadtplatz steht, sollte auf der Höhe der Adresse Stadtplatz 56 in den Hauseingang hineinlugen. Wegen des gotischen Kreuzgewölbes, aber auch wegen einer anderen Kuriosität. Im Hauseingang hängt ein hölzernes Wagenrad an der Wand, daneben die Inschrift: „Vor 400 Jahren war ich im Wald gemacht und bei der Sonne Scheinen an diesen Ort gebracht. Der Wagnermeister, der dies bei Tag vollbracht, trank einen Eimer Bier aus, in der Nacht. Gar wechselvolle Zeiten zogen hier ein und aus, seit an der Wand ich häng im alten Stögerhaus." Hier gewann ein Wagnermeister eine Wette, er fertigte innerhalb eines Tages ein ganzes Wagenrad - eine beachtliche Leistung.

Dass der Braunauer Stadtplatz recht abschüssig ist, wundert niemanden. War das doch früher schlichtweg eine praktikable Hygienemaßnahme, Unrat wurde einfach in Richtung Inn gespült. Rund um den Stadtplatz - mit Gastgärten und empfehlenswertem Wochenmarkt am Mittwoch - führt ein Spaziergang in kleine Gässchen, oft mit bemerkenswerten Details. Schwibbögen hoch über den Köpfen etwa, als Windbrecher. Oder kleine Klappen im hölzernen Tor. Nicht für Katzen, sondern einst für die Versorgung von Pestkranken. In der Johann-Fischer-Gasse Nummer 18 lohnt auf jeden Fall ein Besuch: Im ehemaligen Glockengießerhaus sind heute noch alte Öfen und Gussstellen zu besichtigen, in den hinteren Räumen ein recht anschauliches Heimatmuseum mit Gedenkstube der Donauschwaben.

Das Jahr 1492 übrigens verbinden die Braunauer, ganz abgesehen von Brauereigründungen im nahen Salzburg oder der Entdeckung fremder Kontinente, mit der Grundsteinlegung ihres Kirchturms. Die Kirche selbst ist sehenswert, ein Aufstieg samt Rundumblick von 38 Metern Höhe lässt sich im Tourismusbüro buchen. Und noch ein Kuriosum: Im Ersten Weltkrieg residierte die k. u. k. Marineakademie in der Salzburgertor-Kaserne, trainierte auf dem Inn und übersiedelte schlussendlich auf den Wolfgangsee.

INFO & ADRESSEN

Braunau zählt zum neuen ,,Entdeckerviertel" zwischen Salzach, Mattig und Inn, Infos zu Stadt, Sehenswürdigkeiten und Region gibt's beim Tourismusverband Entdeckerviertel, www.entdeckerviertel.at ; www.oberoesterreich.at
Hotel, Essen & Trinken: Gugg Lounge, trendige Küche, nettes Service, angeschlossen ans Gugg Kulturhaus, www.gugg-lounge.at
 Kostbar Vinothek, außergewöhnliche Weine, www.kostbar-vinothek.at