MEINE SAGE
von Friedl Hofbauer
Einmal ist ein armer Bauer aus Tamsweg in den Schwarzenbergwald Holz klauben gegangen.

Es ist ihm recht mühsam angekommen. Er war schon alt und hat sein Leben lang immer gearbeitet, aber reich ist er davon nicht geworden. Endlich hat er ein Bündel Klaubholz beisammengehabt und hat sich auf einen Stumpf gesetzt, um sich auszuruhen.

Wie er so sitzt und in die Gegend schaut, sieht er auf einmal, gar nicht weit weg, eine kleine Fichte. Die hat geleuchtet, als wär sie gar nicht aus gewachsenem Holz, sondern aus geschmiedetem Gold!
„So was passiert unsereinem nicht", hat der alte Bauer gedacht, ,,dass er beim Holzklauben ein goldenes Bäumchen im Wald findet." Aber er wollte sich's doch ansehen. Vielleicht konnte er das Bäumlein abbrechen, wenn's wirklich aus Gold war.
Er geht hin so schnell, wie er gar nicht mehr gedacht hat, dass er laufen kann, und auf dem Weg zu dem kleinen Baum liegt was, das goldig blitzt, doch er hat's nicht geachtet. Aber als er zu dem Platz kommt, wo das Fichtlein gestanden ist, da war es weg.
"Ja", sagte der Bauer zu sich selber, ,,hast wieder einmal gesponnen", und wollte schon zu seinem Holzbündel zurückgehen. Da lag was auf seinem Weg. Ein goldenes Zweiglein. Ein goldenes Fichtenzweiglein!
Der Bauer hat es schnell aufgehoben, damit es nicht am Ende auch verschwindet. Und es war wirklich aus Gold!
Er hat es heimgetragen, das goldene Zweiglein von dem goldenen Bäumchen im Schwarzenbergwald, und von da an haben er und seine Frau es ein bisschen leichter gehabt in ihrem alten Leben.

Sagen aus Salzburg
Die Geschichte stammt aus dem Buch,,Sagen aus Salzburg". Diese und viele andere Sagen wurden von Friedl Hofbauer für diesen Band ausgewählt und neu erzählt. Mit Bildern von Dominic Groebner (erschienen im G&G-Verlag).