Dahoam

„Jeder Baum hat eine Seele!“

MEINE GESCHICHTE
von Franz Taferner

Bestsellerautor Walter Mooslechner ist nachdenklich geworden. Der Mensch achtet zu wenig auf Schöpfung und Natur.

1000 Jahre alt ist die Zirbe auf der Reitalm im Großarltal. BILDER: SN/FRANZ TAFERNER

Förster mit Leib und Seele, begnadeter Musikant, Kulturmensch und Heimatforscher, erfolgreicher Schriftsteller - Walter Mooslechner ist ein Mann mit vielen Talenten und einer, der diese Talente auch einsetzt und lebt. Je älter er nun wird, umso mehr steht dabei die Natur im Zentrum seines Denkens und Handelns: ,,Einen Baum zu umarmen tut einfach gut. Jeder Baum hat eine Seele!"

78 Lenze hat der rüstige Großarler inzwischen auf dem Buckel. „Ich möchte kein einziges Jahr davon missen", sagt er mit Überzeugung. Als junger Bub hatte er den sehnlichen Wunsch, einmal ein berühmter Maler zu werden. Kaum zu glauben: Er absolvierte dafür einen Fernkurs an einer Akademie in Paris. Seinem Vater freilich, der mit seiner Familie den Neuwirt betrieb, entlockte dieser Berufswunsch lediglich ein gequältes Lächeln. Also sattelte Sohn Walter um. Die Musikanten in der Gaststube seiner Eltern, die gefielen ihm auch. Er werde jetzt eben Berufsmusiker. Er hätte gerne eine Ziehharmonika, verriet er seinem Vater daher als Zwölfjähriger. „Passt", beschied dieser, „gehst arbeiten und sparst dafür." Walter Mooslechner suchte sich prompt einen Ferialjob beim örtlichen Tapezierer, um Geld zu verdienen. Zwei Jahre brauchte er dazu, dann hatte er das nötige Kleingeld beisammen. „Es war für mich der Himmel auf Erden, als ich das Akkordeon zum ersten Mal in Händen hielt", erinnert er sich. Und das Allerbeste: Der Vater hatte es letztlich doch bezahlt. Dieser wollte mit dem Arbeitsauftrag nur wissen, ob es seinem Sohn auch wirklich ernst war mit der Musik. Diese Musik gehört seither zum Leben des Pongauers. In vielen Formationen spielte er jahrelang mit, darunter Alpenklang-Sextett, Unterpinzgauer Tanzlmusi oder Schlosshofmusi. Dafür hatte er sich auch das Harfenspiel selbst beigebracht.

Die Gaststube im Neuwirt war letztlich auch der Start in das wirkliche Berufsleben: Förster Heinrich Reisenberger suchte einen Forstpraktikanten. Das fand nicht nur den Gefallen des jungen Mannes, sondern auch das Wohlwollen des Vaters. Und schon war die Karriere vorgezeichnet - Praktikant, Försterschule, Staatsprüfung. Schließlich landete der Großarler bei den Landesforstgärten Salzburg, die er leitete und umstrukturierte, ehe er bis zur Pensionierung die Waldgenossenschaften St. Veit, Embach und Eschenau übernahm. „Damals gab es noch gar keine Kettensäge, die Bäume wurden alle noch mit der Zugsäge gefällt", erinnert er sich zurück. Und versichert: ,,Ich war mit Leib und Seele Förster."

Auch im AlpenklangSextett (Dritter von links, stehend) hat der Förster Musik gespielt.

Längst aber hatte ihn auch die Heimatforschung gepackt. Als Kustos des Museumvereins Denkmalhof Kösslerhäusl, eines Bergwerkshauses aus dem 16. Jahrhundert, setzte er dabei bleibende Akzente. Und er kam dadurch in den Besitz eines unermesslichen Schatzes: Der bekannte Heimatforscher Karl Fiala, Schuldirektor in der Großarler Auschule, vermachte ihm den Nachlass seiner gesamten Werke, darunter seine Originaldissertation über ,,Mundart und Lautsprache in der Bauernarbeit im Großarltal“. „Was Doktor Fiala uns damit hinterlassen hat, ist kaum zu bemessen", ist Walter Mooslechner überzeugt, der bereits als Kustos e damit begann, das erste Buch zu schreiben. ,,Hauptsächlich, um dem Verein eine Einnahmequelle zu eröffnen", erklärt er. e Inzwischen wurde knapp ein Dutzend Bücher von ihm verlegt, darunter der Topbestseller,,Winterholz". 

Sein neuestes Werk ,,Spurensuche" (Verlag Anton Pustet) hat starke autobiografische Züge. Und es sind durchwegs tiefgreifende und von Sorge getragene Spuren, die der Autor darin skizziert. ,,Ja, ich bin nachdenklich geworden. Nicht unser Streben nach noch mehr Wohlstand und noch mehr Besitz bringt uns weiter. Nein, es ist letztlich nur das Leben im Einklang mit Schöpfung und Natur, das uns bereichert."

Und er erzählt von einer Zirbe auf der Hüttschlager Reitalm, die 1000 Jahre alt ist. ,,Wenn ich sie umarme, empfinde ich die innige Verbundenheit mit ihr. Sie lässt mich ihre gute Seele spüren."