Respekt vor der Natur und den Tieren - das steht bei den Lehrinhalten der Landwirtschaftlichen Fachschule Kleßheim ganz oben am Plan.

Praxisnah ist die Ausbildung, etwa im Betriebsund Haushaltsmanagement (BHM). Die erste Klasse kocht für den Absolvententag.BILD: SN/RICKY KNOLL
RICKY KNOLL

WALS-SIEZENHEIM. ,,Puh, heiß ist es hier!", stöhnt eine Schülerin der ersten Klasse, die mit ihren Kolleginnen in der Betriebsküche arbeitet. Topfentascherl, Nusskipferl und Reindling-Muffins en masse haben sie gerade produziert, als Vorbereitung für den bevorstehenden Absolvententag. „Das ist wichtig für die Schülerinnen, um zu sehen: Halte ich das später im Berufsleben aus, wenn es unangenehm wird?", erklärt Walburga Kaiser, seit gut einem Jahr Direktorin der Landwirtschaftlichen Fachschule Salzburg in Kleßheim. Der intensive Bezug zur Praxis macht's nämlich aus. „Mindestens ein Drittel der Schulzeit ist dem praktischen Arbeiten gewidmet. Das ist vor allem für das Arbeiten mit Grund und Boden wichtig."
Einen weiteren Vorteil sieht sie im manuellen Arbeiten, das dabei gefragt ist. Weil Schülerinnen und Schüler das Produkt ihrer Hände Arbeit sogleich zu sehen bekommen, steigern sie Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und schließlich die Leistungsfähigkeit. ,,Sie kommen mit 14, 15 Jahren zu uns und müssen sich erst selbst erfahren. Umso erstaunlicher ist es oft, wie enorm sie hier reifen, wenn sie drei Jahre Zeit haben. Auf die Berufsfindung wirkt sich das ebenfalls aus. Immer wieder steigen anschließend welche um und wollen die Matura machen, obwohl davor niemals die Rede davon war", sagt Kaiser. Der Großteil der insgesamt 250 Schülerinnen und Schüler stammt aus Nebenerwerbslandwirtschaften. Für sie ist es deshalb umso wichtiger, eine Berufsausbildung dazuzubekommen. ,,Die geben wir ihnen hier", erläutert die Direktorin.
In der Fachrichtung Landwirtschaft wird den Absolventen neben dem Abschluss als Landwirtschaftliche Facharbeiter auch Lehrzeit für weiterführende Berufe angerechnet, beispielsweise für Tischler, Zimmerer, Maurer, Metall- oder Landmaschinentechniker, Bürokaufleute, Fleischer, Molkereifacharbeiter oder Tierpfleger. Ebenso möglich ist die Vorbereitung auf den Meisterkurs Land- und Forstwirtschaft, angeschlossen werden können der Aufbaulehrgang zur Matura sowie die Zulassung zum Vorbereitungskurs für die Berufsreifeprüfung. Auf dem Lehrplan stehen hierfür auch Holzwirtschaft und Metallverarbeitung. „In der zweiten Klasse müssen sich die Jugendlichen spezialisieren. Entweder Holz oder Metall, was einen großen Unterschied macht. Schmutzig sind zwar beide, aber Holz duftet und ist warm, Metall ist schmierig und kalt."
Die Fachrichtung Betriebs- und Haushaltsmanagement schließt ebenso mit einem Facharbeiterbrief ab. Sie ersetzt die Berufsschulpflicht für folgende Lehrberufe: kaufmännisch-administrative Berufe, Hotel- und Gastgewerbe-Assistent/-in, Restaurantfachfrau/-mann, Betriebsdienstleister/-in sowie Koch/Köchin. Lehrzeit angerechnet wird für Damenkleidermacher/-in sowie Friedhofs- und Ziergärtner/-in.
Dieser Fachbereich bietet beste Ausgangspositionen für weitere Ausbildungsschienen, wie Sozialberufe oder Aufbaulehrgänge, die ebenfalls zur Matura führen. Gelehrt werden Hauswirtschaft, Nähen, Wäschepflege und Küche. Wir bieten ebenfalls die Ausbildung zur Kräuterpädagogin oder zum Kräuterpädagogen an sowie neuerdings eine zur Heimhilfe. Vor allem soll es dabei um Hilfe zu Hause gehen, die Menschen zu unterstützen, damit sie so lang wie möglich daheim leben können“, sagt Kaiser. Diese Ausbildungsschiene hat jedenfalls Zukunftspotenzial, denn ausgebildetes Personal in sozialen Berufen ist heutzutage gefragt wie nie.

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Sämtliche Fachbereiche sind als Pflichtinternatsschulen geführt. Schülerinnen und Schüler der angeschlossenen Berufsschule für Gartenbau verbringen ebenfalls ihre jeweils zehnwöchige Schulzeit im Internat. ,,Das Internat dient der Bildung von sozialer Kompetenz. Die Jugendlichen lernen hier Zusammenhalt, Rücksichtnahme und auch Zusammenarbeit. Wir betrachten das als Standbein unseres Schulsystems und es dient der sozialen Entwicklung." Ohne Berufsschüler befinden sich ständig mehr als 200 Schüler.
Insgesamt 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten alle Betriebe am Laufen, wovon zwei Drittel auf den Lehrkörper fallen. ,,Ein Drittel arbeitet. ständig im Hintergrund, damit alles funktioniert und sich die Lehrkräfte auf die jungen Leute konzentrieren können", so Walburga Kaiser.
Die Südsteirerin aus der Stainzer Gegend stammt selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb, hat eine Landwirtschaftsschule besucht und dann an der Universität für Bodenkultur in Wien studiert. Mittlerweile ist sie im Lungau, in Mariapfarr, daheim. 15 Jahre lang hat sie an der Landwirtschaftsschule in Tamsweg unterrichtet, Pflanzenbau, Deutsch und Kommunikation, was ihr sehr am Herzen liegt, waren ihre Fächer. In Kleßheim selbst unterrichtet sie aktuell nicht, ist aber immer wieder für Dienste, etwa im Internat, eingeteilt.
Die Salzburger Landwirtschaftsschulen sind auf vier Standorte mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgeteilt:Bruck an der Großglocknerstraße konzentriert sich auf die Pflegeausbildung, Tamsweg auf Holzwirtschaft, Oberalm punktet mit Pferdewirtschaft und Kleßheim mit Heimhilfe sowie Milchviehwirtschaft. ,,Naheliegend für den Flachgau und das angrenzende Bayern, von wo auch sehr gern Schülerinnen und Schüler zu uns kommen", betont die Direktorin.

Kleßheim hat sich zum Ziel gesetzt, das Augenmerk auf Landwirtschaft im urbanen Bereich zu legen, zumal es etliche Bauernhöfe in der näheren Umgebung - Liefering, Taxham und weiter hinaus nach Wals immer noch gibt. Auch die Vorbildwirkung soll dabei nicht zu kurz kommen. ,,Immerhin kommen hier täglich Hunderte Menschen vorbei, an den Wochenenden noch viele mehr, schon allein wegen des nah gelegenen Schlossparks." In der Schule wird der Bezug zu Grund und Boden und allem, was er hergibt, nämlich Lebensmittel in allen Varianten, gelehrt. ,,Die Landwirte sind dazu da, dieses hohe Gut zu schützen. Damit die Umwelt funktioniert, braucht es eine gut funktionierende, nachhaltige Landwirtschaft."
Deshalb zerbrechen sich so manche den Kopf darüber, wie etwa eine grüne Wiese noch genutzt werden kann außer als Kuhweide - Stichwort: Methan und CO₂-Fußabdruck. „Wir haben natürlich einen Biomilchviehbetrieb angeschlossen, so wie alle anderen Landwirtschaftsschulen. Aber beispielsweise haben wir auch mit Weidegänsen einen Versuch gestartet, die ja auch gern auf der grünen Wiese unterwegs sind", erzählt sie. Im Frühjahr werden mehr als 100 Gössl angeschafft, die in der Gänsekinderstube aufwachsen. ,,Die Schülerinnen und Schüler betreuen die Gänse und nehmen sie schließlich über die Sommerferien mit zu ihren Betrieben nach Hause. Im Herbst kommen die ausgewachsenen Gänse hier-her zurück, wo sie dann geschlachtet und verarbeitet werden." Aktuell leben 24 Kühe und etliche Kälber angeschlossenen im Landesgut. Die „Lehrwerkstätte unter freiem Himmel" ist Ausbildungsstätte für Tierhaltung und Milchwirtschaft, Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft, Landtechnik und Baukunde, Waldwirtschaft und Obstbau, Milch- und Fleischverarbeitung. Eine eigene Imkerei ist ebenfalls vorhanden. Auch Fischwirtschaft wird gelehrt, Fischteiche sind hinter dem Obstgarten angelegt.
Aktuell stehen etliche Um- und Neubauten an, etwa für die Milchwirtschaft und Käseerzeugung. Ein Zukunftsprojekt hat die Schule ebenfalls im Köcher: Erschließen neuer Eiweißquellen in Form von Mehlwürmern - als Nahrungs- oder Futtermittel.
Schule mit Herz und Hirn
ST. MARGARETHEN. Das multiaugustinum ist eine Katholische Privatschule im Salzburger Lungau, wo junge Menschen nicht nur eine Schule besuchen, sondern fürs Leben lernen. Was sich andere als Motto anheften, wird bei uns ganz selbstverständlich gelebt: Wir sind eine Schulgemeinschaft, in der der Mensch mit all seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Lernen ist hier eingebettet in ein wertschätzendes Miteinander, das im Schul- sowie Internatsleben spürbar ist. Fürs Leben lernen bedeutet bei uns, dass neben einer fundierten Allgemeinbildung genauso soziale und praktische Fähigkeiten erworben und gefördert werden. In unseren drei Ausbildungszweigen werden junge Menschen in ihrer Persönlichkeit und ihren individuellen Fähigkeiten gestärkt und umfassend auf das Berufsleben mit all seinen Herausforderungen vorbereitet.
Pflege berührt
Arbeiten mit Menschen, Helfen, wo Hilfe benötigt wird: Die Ausbildung zur PflegeFACHassistenz im pflegemulti verbindet die medizinisch-pflegerische Basisbildung mit sozialen und kommunikativen Fertigkeiten, die in der Sozialbetreuung und Pflege von großer Bedeutung sind. Lernen mit Herz, Hirn und Hand: Durch Praxis in der Schule und in facheinschlägigen Einrichtungen vom ersten Schuljahr an sammeln die Schülerinnen und Schüler Erfahrung für den Pflegeberuf. Übungen und Eigenerfahrung ergänzen so die theoretische Fachausbildung. Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeheime, Hauskrankenpflege sowie Rotes Kreuz sind attraktive Arbeitgeber mit Zukunft. Der Abschluss mit Matura eröffnet ebenso den Weg in eine akademische Ausbildung in allen Bereichen.
Genuss verführt
Gemüse aus dem Schulgarten, Brot aus dem schuleigenen Holzbackofen, regionale Gaumenfreuden - Genuss und Nachhaltigkeit treffen im gastromulti aufeinander. Naturküche sowie Patisserie und Confiserie sind Vertiefungen, die jedes Jahr neu gewählt werden können. Die Ausbildung zum Käsekenner oder Jungsommelier bietet wertvolle Zusatzqualifikationen. Der Schwerpunkt „kreative kulinarik und künstlerischer ausdruck" bietet nicht nur kreative Möglichkeiten in der Küche, sondern auch auf der Bühne: Bei der Erarbeitung eines Musicals können Schülerinnen und Schüler ihre Talente in Schauspiel, Band, Gesang und Tanz entfalten. Der Abschluss mit Matura sowie die gastronomische und wirtschaftliche Fachausbildung bieten den Absolventinnen und Absolventen berufliche Möglichkeiten in der Wirtschaft, der Verwaltung und der Gastronomie.
Design begeistert
Professionelles Fotografieren im schuleigenen Fotostudio, kreatives Gestalten von Plakaten, Foldern und Prospekten, modernes Designen von Webseiten sowie Computeranimation, Ton- und Filmproduktion im schuleigenen Tonstudio - im medienmulti treffen künstlerische und mediale Gestaltung aufeinander. Die praxisnahe Ausbildung in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Wirtschaft wird durch Projekte mit Unternehmen und einem facheinschlägigen Praktikum ergänzt. So kann schon während der Schulzeit Berufsluft geschnuppert werden. Die Ausbildung bietet einen Abschluss mit Matura und eröffnet eine Vielzahl an beruflichen Möglichkeiten im Bereich der Medien, der Verwaltung und der Wirtschaft.