Die Wahnsinnsszene, natürlich. „Il dolce suono", der süße Klang der Stimme ihres Geliebten, den Lucia di Lammermoor zu vernehmen glaubt, leitet das Glanzstück der Belcanto-Ära ein, das den Zusammenbruch der Titelfigur in einem stimmlichen Parforceritt spiegelt.
Maria Callas und Edita Gruberová haben als Lucia in ihrer jeweiligen Stimmcharakteristik Maßstäbe gesetzt als dramatische Seelenstudie oder als gestochen scharfes Koloraturenfeuerwerk.


Gaetano Donizettis Dramma tragico enthält aber über diese Wahnsinns-Viertelstunde hinaus etliche markante Momente wie das Sextett im zweiten Akt. Dennoch war das populäre Werk bislang noch nie bei den Salzburger Festspielen zu hören. Alles andere als stiefmütterlich wurde hingegen ein anderes Werk Donizettis behandelt. Bereits 1925 sang Richard Mayr unter der Leitung von Bruno Walter die Titelfigur im „Don Pasquale", die Buffo-Oper war danach einige Male zu hören. In der Nachkriegszeit setzte Oscar Fritz Schuh den „Don Pasquale" in Szene, 1971 debütierte der junge Riccardo Muti am Dirigentenpult in einer weiteren Neuproduktion in Salzburg.
Einige Jahrzehnte später dienen Donizettis Opern als konzertantes Spielfeld für große Stimmen unserer Zeit. 2014 waren in „La Favorite" Elīna Garanča und Juan Diego Flórez zu erleben, drei Jahre später sang der peruanische Tenor in „Lucrezia Borgia" an der Seite von Krassimira Stoyanova. Am 25. August nehmen die Salzburger Festspiele auch „Lucia di Lammermoor" erstmals ins Programm. Im konzertanten Rahmen verkörpern Lisette Oropesa und Benjamin Bernheim, zwei führende Kräfte der jungen Generation, das tragische Liebespaar. flo