Hans Wolf

Hans Wolf (* 20. März 1910 in London, Großbritannien; † 25. September 1992 in der Stadt Salzburg) war ein Salzburger Flugpionier und Präsident der Salzburger Segelfliegervereinigung.
Kindheit und Jugend
Hans Wolf wurde als zweites Kind seiner Eltern in London geboren, die gerade als Auswanderer auf dem Weg in die USA waren. Während sein Vater seine Reise in die USA fortsetzte, kehrte seine Mutter mit seiner kleinen Schwester und ihm mit Hilfe der österreichischen Botschaft in Großbritannien unter großen Schwierigkeiten nach Salzburg zurück. Es war geplant, dass die Familie später nach Amerika nachkommen sollte, was aber der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte. Sein Vater wurde in den USA interniert. Das Geld, das er bis dahin verdient hatte, war in einer deutschen Bank hinterlegt. Damit wollte er bei seiner Rückkehr 1923 mit seiner Familie, die ihn in Hannover erwartete, beginnen. Nun aber machte die hohe Inflationsrate das gesparte Geld zunichte. Es reichte gerade dazu, seine Frau und Kinder neu einzukleiden und sie wieder nach Salzburg zurückschicken zu können. Er selbst blieb in Deutschland, wo er sesshaft wurde und aufgrund einer Patentverwertung eine Firma aufbaute.
Wolfs Mutter, die durch eine Lähmung schwer gehbehindert war, blieb mit den beiden Kindern dann in Salzburg. Die folgenden finanziell schwierigen Jahre wurden mit Unterstützung eines großen Freundeskreises gemildert.
Hans Wolf besuchte die achtklassige Volks- und Bürgerschule und begann eine Lehre im Lebensmittelgroßhandel. Daneben besuchte die Handelsschule, die damals zweijährig war. Er schloss diese mit Vorzug ab und trat bereits nach zwei Lehrjahren ins Angestelltenverhältnis über und wurde Abteilungsleiter.
Wolf und das Fliegen
Im Alter von vier oder fünf Jahren beobachtete er bereits den Ballonaufstieg des Piloten Franz Hinterstoisser in Salzburg. Ein weiteres Ereignis dürfte er miterlebt oder zumindest davon erfahren haben: Gegen Ende des Ersten Weltkriegs waren einige Feldpiloten mit ihren Maschinen auf dem Maxglaner Exerzierfeld mit ihren Maschinen gelandet, wo später der Flugplatz entstand. Sie zeigten damit Kunststücke, unter anderem unterflogen sie den Makartsteg, wobei eine Maschine an einem Baum zerschellte. Wolf konnte aber auch eine Landung einer Flugzeugstaffel in der Schweiz auf den Feldern des heutigen Flugplatzes Dübendorf (nördlich von Zürich, heute Militärflughafen) mitverfolgen. Aber auch den tödlichen Absprung eines Fallschirmspringers musste Wolf mitansehen, was in ihm den Wunsch wachrief, selbst dem Tod zu trotzen.
1927 konnte Wolf zwei Segelfliegerpiloten beobachten, den Deutschen Grönhoff und den Österreicher Robert Kronfeld. Sie erbrachten eine für die damalige Zeit unvorstellbare Leistung eines Segelfluges von über 100 Kilometer Flugstrecke entlang des Teutoburger Waldes. Im Frühjahr 1928 meldete sich Wolf auf einen Aufruf in der "Tagespresse". Darin suchte der Wiener Flugtechnische Verein in Salzburg Mitarbeiter zur Gründung und Führung eines Zweigvereines. Dieser sollte den Selbstbau von Fluggleitern und Kurse zum Erlernen des Segelfluges anbieten. Wolf, damals noch in der Handelsschule, erhielt diese Aufgabe, sollte auch noch eine Tischlerei zum Bau Segelflugzeuge finden, scheiterte aber an allen Aufgaben aufgrund seiner jugendlichen Unerfahrenheit. Nach seinem Eingeständnis der Niederlage beauftragte der Präsident des Wiener Flugtechnischen Vereins dessen Freund Ing. Heinrich Soyka mit dem Aufbau in Salzburg. Bei der Gründungsversammlung im Herbst 1928 kamen rund 20 Personen in den Großgasthof Sternbräu. Einer von ihnen war Hans Wolf. Die Mitgliederzahl stieg aber schnell an und im Frühjahr 1929 zählte der Verein bereits mehr als 60, Mitte 1929 bereits 250 Mitglieder.
Nach der Gründung der ersten Österreichischen Fliegerschule Salzburg, Kuhn & Stowasser im Herbst 1928 verbrachte Wolf seine Wochenende am Flugplatz und beobachtete die Fliegerei.
Bei einem Segelflugversuch am 19. März 1930 in Winding in Bergheim mit dem 1928 erbauten Modell Stamer-Lippisch-Zögling stürzte Wolf bei starkem Wind aus etwa 20 Meter Höhe ab und wurde schwer verletzt. Nach zwei Monaten Aufenthalt im Krankenhaus wurde von von Eduard Kuhn von der Österreichischen Fliegerschule Salzburg zu einem Motorflug eingeladen. Dabei erlebte er sein erstes Looping.
In der Zwischenzeit hatte Erich Hader einen neuen Gleiter des Typs Zögling gebaut, da das Vorgängermodell beim Absturz von Wolf komplett zerstört worden war. Wolf selbst hatte im September 1930 einen Anfängerlehrgang bei der Rhön-Rositten-Gesellschaft auf der Wasserkuppe in der Rhön (Mitteldeutschland) absolviert. Dabei traf er die "Segelflugväter" "Rhönvater" Ursinus, Hauptmann Köhl, Stamer, Lippisch und Grönhoff. Nach einer Diskussion mit ihnen stellte Wolf fest, dass man auf der Rhön auch nur mit Wasser koche.
Zurückgekehrt nach Salzburg führte dann am 2. November 1930 den ersten Salzburger Zielflug von der Gaisbergspitze zum Flugfeld Maxglan mit einer Zögling durch. Diesen Flug wiederholte er am 28. Mai 1950 als erster Pilot in der Nachkriegszeit mit einem Segelflieger. In Erinnerung an seinen ersten Zielflug wurde er am 2. November 1955 bei einem Festakt in der Kleinen Aula geehrt.
Wolf war Salzburger Landesverbandspräsident sowie Vizepräsident des Österreichischen Aeroclubs. Später war er als Ausbildungsleiter im In- und Ausland tätig. Sein Nachlass befindet sich im Salzburger Landesarchiv.
Am Sonntag, den 28. August 1932 gelang Wolf eine neue Bestleistung im Dauersegelflug vom Gipfel des Gaisbergs. Er flog auf "Kassel 20" 2:23 min. und überhöhte dabei die Startstelle um 200 Meter.[1]
Privat
Er war mit Ingeborg, geborene Mantels (* 11. Februar 1920; † 19. November 1992) verheiratet. Beide sind am Salzburger Kommunalfriedhof begraben.
Literatur
- Hanuš Salz, Harald Waitzbauer: Im Flug über Salzburg. Igo Etrich und der Beginn des Flugwesens in Salzburg. Salzburger Portraits − Schriftenreihe des Landespressebüros, Salzburg 1993
Quellen
- Maria Franziska Wiesinger: Hans Wolf - Ein Salzburger Flugpionier. Ein Beitrag zur ländlichen Medizin- und Sozialgeschichte am Beginn der Moderne (ca. 1780–1820), erschienen in Salzburg Archiv, Band 18, 1994, Seite 171ff
- Zaisberger, Friederika, Heinisch, Reinhard R. (Hg.): Leben über den Tod hinaus. Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 23. Ergänzungsband. Verlag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 2006
- Grabstein am Kommunalfriedhof