Hotel Kirchenwirt (Leogang)
Das Hotel Kirchenwirt in Leogang ist das älteste noch bestehende Wirtshaus des Pinzgaus und des Bundeslandes Salzburg.
Geschichte
Der Gasthof wurde als Taverne zur Pfarrkirche zum hl. Leonhard 1326 erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist es das älteste durchgehend bewirtschaftete Gasthaus im Land Salzburg (in der Stadt Salzburg ist der Peterskeller noch älter). Der benachbarte Samerstall, der zum Besitz gehört, dürfte noch älter sein. Barbara Kottke, die mit ihrem Bruder Hans-Jörg Unterrainer den Kirchenwirt führt, sagt, hier sei eine Pferdewechselstelle für den Handel zwischen Südtirol und dem Erzstift Salzburg gewesen. Die Samer transportierten mit ihren Tieren vor allem Salz, Wein und Gewürze über die Alpen. Die Kammern der Samer befanden sich direkt über dem Stall. So nützte man die von den Tieren aufsteigende Wärme. Das ganze Ensemble mit dem Kirchenwirt und dem Samerstall im Zentrum von Leogang ist sehr gut erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.
Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau ließ seine Geliebte Salome Alt hier einige Zeit wohnen, da das Gebäude als hofurbares Lehen den Fürsterzbischöfen gehörte.
Das Gasthaus ist nicht nur das auffälligste, sondern auch das interessanteste Haus im Leoganger Tal. Ein bedeutendes Erbe aus der Vergangenheit ist das gotische Gewölbe im Samerstall.
Von 2010 bis 2014 wurde das Haus renoviert. Dabei entfernte man an der Außenseite den alten Kalkputz und stellte fest, dass das Haus bis zum Dach mit Bachsteinen errichtet worden war. Damit das Haus atmen kann, wurde neuerlich Kalkputz aufgetragen. Renoviert wurde auch das Kellergewölbe, das aus dem Mittelalter stammt. Hier ragen man noch immer die Haken von der Decke, an denen einst die Lebensmittel aufgehängt wurden, um sie vor Mäusen zu schützen. Es wurde 2025 reaktiviert und wird als Galerie genutzt. Im großen Vorraum sieht man noch jene Metallringe, an denen die Gäste früher ihre Pferde anbanden.
Die "Gänge" vor den Zimmern sind keine Schläuche, sondern richtige Säle, die früher auch als Tanzboden genutzt wurden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nämlich keine Gästezimmer; in den Zimmern wohnten normale Mieter und Handwerker, denen die Vorräume als Gemeinschaftszimmer dienten. Im Haus waren Klassen der Volksschule, Bergknappen, eine Tischlerei, eine Schneiderei und auch ein Schreiber untergebracht. Der Schreiber berichtete nach Salzburg, als das Haus zum erzbischöflichen Besitz gehörte.
Alle 17 Zimmer sind unterschiedlich gestaltet und haben ein Motto, das mit ihrer Geschichte zusammenhängt. So gibt es ein Knappenzimmer und das Schreiberzimmer. Für die Restaurierung wurden eigens Zeitzeugen befragt, die früher noch selbst im Haus gelebt hatten.
Galerie im Samerstall
Dass das Gewölbe künftig als Galerie genützt wird, hat mit der international bekannten Malerin Evi Fersterer aus Saalbach zu tun. Sie hatte beim Kirchenwirt ihre Jugend verbracht und habe sich zum Malen in das nun freigelegte Gewölbe zurückgezogen, sagt ihre Nichte Barbara Kottke. Im Alter von 19 Jahren heiratete Evi 1968 Sepp Fersterer aus Saalbach und baute mit ihm das Hotel Hinterhag und die legendäre Hinterhagalm auf, wo das Après-Ski begann. Daneben beschäftigte sie sich immer intensiver mit der Malerei. Bereits 1992 hatte sie eine Werkschau mit 150 Bildern im Samerstall gezeigt.
Die neue Galerie nennt sich "kunSTall". Neben der Dauerausstellung mit den Werken von Evi Fersterer gibt es in einem zweiten Raum wechselnde Ausstellungen von jungen Künstlern. Eine Eröffnung oder Vernissage gab es nicht und wird es auch nicht geben.
Besitzerfolge
Die nachgewiesene Besitzerfolge ist diese:
- 1562: Salome Kharlin kauft von den Kindern ihres ersten Mannes namens Nesslinger deren Anteile
- 1601: Bartlme Pühler und dessen Frau Barbara, dann Salome Pühlerin geborene Geislerin
- 1646 bis 1755 Familie Piebmpacher (Pirnbacher), und zwar
- 1755 bis 1830 Familie Poschacher (Potschacher), und zwar
- 1755: Georg (* 1736; † 1766), der die Witwe Anna Pirnbacherin, geborene Schallerin, heiratet;
- 1766: Sebastian (* 1746; † 1815), Georgs Bruder, verheiratet mit Maria Agathe (* 1747; † 1786), Tochter des vorgenannten Josef Franz Pirnbacher und der vorgenannten Anna Poschacherin verw. Pirnbacherin geborene Schallerin,
- 1801: Johann oder Josef, einer der elf Söhne Sebastians,
- 1826: Georg;
- 1830: Mathias und Agathe Schwarzbäck durch Gantkauf;
- 1870: Johann Wohlfahrtstätter im Gantwege;
- 1878: Gabriel Kröll durch Kauf;
- seit 1888: Familie Stöckl-Unterrainer
- 18.. (nach kurzem Zwischenbesitz) Ulrich Stöckl, Schwiegersohn des Gabriel Kröll, gewesener Irrachbauer und Unterwirt in Saalbach;
- 1915 Georg I. Stöckl;
- 1954? Georg II. und Franziska Stöckl, geborene Gassner;
- 1976 Elisabeth und Hannes Unterrainer;
- 2010 Hans-Jörg Unterrainer und Barbara Unterrainer, verheiratet Kottke.
Seit 1888 führt die Familie Stöckl-Unterrainer den Kirchenwirt, mittlerweile in fünfter Generation. Hans-Jörg Unterrainer und seine Schwester Barbara haben 2010 das Wirtshaus von ihren Eltern übernommen.
2015 erhielt der Kirchenwirt die vom renommierten "Wirtshausführer Österreich" vergebene begehrte Auszeichnung "Wirt des Jahres". Es war dies zum erste Mal, dass die Wahl auf ein westösterreichisches Wirtshaus fiel.
Quellen
- Lokalausgabe, 19. September 2012: Neuer Schwung im ältesten Gasthaus Salzburgs, ein Beitrag von Anton Kaindl
- Lokalausgabe, 30. August 2014: Zum "Wirt des Jahres" gekürt, ein Beitrag von Anton Kaindl
Das Hotel Kirchenwirt in Leogang ist das älteste noch bestehende Wirtshaus des Pinzgaus und des Bundeslandes Salzburg.
Geschichte
Der Gasthof wurde als Taverne zur Pfarrkirche zum hl. Leonhard 1326 erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist es das älteste durchgehend bewirtschaftete Gasthaus im Land Salzburg (in der Stadt Salzburg ist der Peterskeller noch älter). Der benachbarte Samerstall, der zum Besitz gehört, dürfte noch älter sein. Barbara Kottke, die mit ihrem Bruder Hans-Jörg Unterrainer den Kirchenwirt führt, sagt, hier sei eine Pferdewechselstelle für den Handel zwischen Südtirol und dem Erzstift Salzburg gewesen. Die Samer transportierten mit ihren Tieren vor allem Salz, Wein und Gewürze über die Alpen. Die Kammern der Samer befanden sich direkt über dem Stall. So nützte man die von den Tieren aufsteigende Wärme. Das ganze Ensemble mit dem Kirchenwirt und dem Samerstall im Zentrum von Leogang ist sehr gut erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.
Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau ließ seine Geliebte Salome Alt hier einige Zeit wohnen, da das Gebäude als hofurbares Lehen den Fürsterzbischöfen gehörte.
Das Gasthaus ist nicht nur das auffälligste, sondern auch das interessanteste Haus im Leoganger Tal. Ein bedeutendes Erbe aus der Vergangenheit ist das gotische Gewölbe im Samerstall.
Von 2010 bis 2014 wurde das Haus renoviert. Dabei entfernte man an der Außenseite den alten Kalkputz und stellte fest, dass das Haus bis zum Dach mit Bachsteinen errichtet worden war. Damit das Haus atmen kann, wurde neuerlich Kalkputz aufgetragen. Renoviert wurde auch das Kellergewölbe, das aus dem Mittelalter stammt. Hier ragen man noch immer die Haken von der Decke, an denen einst die Lebensmittel aufgehängt wurden, um sie vor Mäusen zu schützen. Es wurde 2025 reaktiviert und wird als Galerie genutzt. Im großen Vorraum sieht man noch jene Metallringe, an denen die Gäste früher ihre Pferde anbanden.
Die "Gänge" vor den Zimmern sind keine Schläuche, sondern richtige Säle, die früher auch als Tanzboden genutzt wurden. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nämlich keine Gästezimmer; in den Zimmern wohnten normale Mieter und Handwerker, denen die Vorräume als Gemeinschaftszimmer dienten. Im Haus waren Klassen der Volksschule, Bergknappen, eine Tischlerei, eine Schneiderei und auch ein Schreiber untergebracht. Der Schreiber berichtete nach Salzburg, als das Haus zum erzbischöflichen Besitz gehörte.
Alle 17 Zimmer sind unterschiedlich gestaltet und haben ein Motto, das mit ihrer Geschichte zusammenhängt. So gibt es ein Knappenzimmer und das Schreiberzimmer. Für die Restaurierung wurden eigens Zeitzeugen befragt, die früher noch selbst im Haus gelebt hatten.
Galerie im Samerstall
Dass das Gewölbe künftig als Galerie genützt wird, hat mit der international bekannten Malerin Evi Fersterer aus Saalbach zu tun. Sie hatte beim Kirchenwirt ihre Jugend verbracht und habe sich zum Malen in das nun freigelegte Gewölbe zurückgezogen, sagt ihre Nichte Barbara Kottke. Im Alter von 19 Jahren heiratete Evi 1968 Sepp Fersterer aus Saalbach und baute mit ihm das Hotel Hinterhag und die legendäre Hinterhagalm auf, wo das Après-Ski begann. Daneben beschäftigte sie sich immer intensiver mit der Malerei.
Die neue Galerie nennt sich "kunSTall". Neben der Dauerausstellung mit den Werken von Evi Fersterer gibt es in einem zweiten Raum wechselnde Ausstellungen von jungen Künstlern. Eine Eröffnung oder Vernissage gab es nicht und wird es auch nicht geben.
Besitzerfolge
Die nachgewiesene Besitzerfolge ist diese:
- 1562: Salome Kharlin kauft von den Kindern ihres ersten Mannes namens Nesslinger deren Anteile
- 1601: Bartlme Pühler und dessen Frau Barbara, dann Salome Pühlerin geborene Geislerin
- 1646 bis 1755 Familie Piebmpacher (Pirnbacher), und zwar
- 1755 bis 1830 Familie Poschacher (Potschacher), und zwar
- 1755: Georg (* 1736; † 1766), der die Witwe Anna Pirnbacherin, geborene Schallerin, heiratet;
- 1766: Sebastian (* 1746; † 1815), Georgs Bruder, verheiratet mit Maria Agathe (* 1747; † 1786), Tochter des vorgenannten Josef Franz Pirnbacher und der vorgenannten Anna Poschacherin verw. Pirnbacherin geborene Schallerin,
- 1801: Johann oder Josef, einer der elf Söhne Sebastians,
- 1826: Georg;
- 1830: Mathias und Agathe Schwarzbäck durch Gantkauf;
- 1870: Johann Wohlfahrtstätter im Gantwege;
- 1878: Gabriel Kröll durch Kauf;
- seit 1888: Familie Stöckl-Unterrainer
- 18.. (nach kurzem Zwischenbesitz) Ulrich Stöckl, Schwiegersohn des Gabriel Kröll, gewesener Irrachbauer und Unterwirt in Saalbach;
- 1915 Georg I. Stöckl;
- 1954? Georg II. und Franziska Stöckl, geborene Gassner;
- 1976 Elisabeth und Hannes Unterrainer;
- 2010 Hans-Jörg Unterrainer und Barbara Unterrainer, verheiratet Kottke.
Seit 1888 führt die Familie Stöckl-Unterrainer den Kirchenwirt, mittlerweile in fünfter Generation. Hans-Jörg Unterrainer und seine Schwester Barbara haben 2010 das Wirtshaus von ihren Eltern übernommen.
2015 erhielt der Kirchenwirt die vom renommierten "Wirtshausführer Österreich" vergebene begehrte Auszeichnung "Wirt des Jahres". Es war dies zum erste Mal, dass die Wahl auf ein westösterreichisches Wirtshaus fiel.
Quellen
- Lokalausgabe, 19. September 2012: Neuer Schwung im ältesten Gasthaus Salzburgs, ein Beitrag von Anton Kaindl
- Lokalausgabe, 30. August 2014: Zum "Wirt des Jahres" gekürt, ein Beitrag von Anton Kaindl
- www.sn.at, 8. März 2025: "Kirchenwirt in Leogang: Im ältesten Gasthof Salzburgs gibt es eine neue Galerie", ein Beitrag von Anton Kaindl
- Pürstl, Ludwig: "Leoganger Heimatkunde", erschienen 1953/54, S. 77-81
- Poschacher-Familienchronik
- APA/OTS, 4. September 2014: Der Wirtshausführer Österreich 2015 ist da
_ www.sn.at, 8. März 2025: "Kirchenwirt in Leogang: Im ältesten Gasthof Salzburgs gibt es eine neue Galerie", ein Beitrag von Anton Kaindl
- Pürstl, Ludwig: "Leoganger Heimatkunde", erschienen 1953/54, S. 77-81
- Poschacher-Familienchronik
- APA/OTS, 4. September 2014: Der Wirtshausführer Österreich 2015 ist da