Günther Uhlirz

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Günther Uhlirz (* 10. März 1928; † 22. Juli 2021 in Düsseldorf, Deutschland) war von 1949 bis 1953 Mitarbeiter des Halleiner Motorenwerks.

Uhlirz und Salzburg

Der Salzburger Journalist Peter Krackowizer hatte 2009 und 2017 via E-Mail Kontakt mit Günther Uhlirz. Nachstehend Auszüge aus dem Schriftverkehr samt vorangestellter Zusammenfassung:

Zusammenfassung

  • Günther Uhlirz hatte den Konstrukteur der HMW-Motoren Anton Fuchs persönlich sehr gut gekannt und schildert ausführlich Erinnerungen und biografische Details.
  • Der Name Helmut Krackowizers – Peter Krackowizers Vater – sei ihm, Uhlirz, wohlbekannt.
  • Er habe Südtirol häufig mit dem Motorrad besucht, die berühmte Motorradausstellung im Technischen Museum Wien gesehen, habe mit 79 Jahren seine Honda CBR aus Altersgründen abgemeldet.
  • Er habe die Großglocknerstraße zwischen 24. und 31. August 1949 (mit zwei Kühlpausen) mit einem Fahrrad mit HMW-Hilfsmotor befahren und habe auf der Auffahrt den damals sehr bekannten Motorsportfotografen Artur Fenzlau getroffen.
  • Seit vielen Jahren lebe er in Düsseldorf, sein Interesse am österreichischen Motorsport sei aber dadurch nicht geschmälert.

Auszüge aus dem Schriftverkehr

21. November 2009

Sehr geehrter Herr Krackowitzer, als uralter Motorradfan (81 Jahre) ist mir der Name Ihres Herrn Vaters wohlbekannt. Mit Interesse verfolge ich Ihre Archivierungsarbeiten bezüglich Motorsport vergangener Jahre. Ihren Herrn Vater habe ich - als eifriger Rennbesucher - bei vielen Rennen der Nachkriegszeit gesehen, persönlich wurde ich seiner ansichtig als er im "Englischen Leseraum" in Wien Kärntnerstraße just die selben Zeitschriften lesen wollte wie ich. Aus Fotos erkannte ich erst hinterher wer mein "Mitbewerber" war.

Da ich mich jahrelang in Motorradkreisen bewegt habe und auch für die Halleiner Fuchswerke eine der ersten ausführlichen Testfahrten ausführte (Hallein, Bodensee, Großglockner und über Wien wieder zurück nach Hallein), kannte ich Hernn Fuchs persönlich sehr gut. Nun fand ich in der SALZBURGWIKI die Eintragung über Anton Fuchs - das Sterbedatum fehlt. Durch einen Bekannten (Ing. Schida Wien) und dessen noch erhaltene Tonbänder kann ich dieses Datum verbindlich angeben: 3. Mai 1987

Ich habe nicht vor, mich an SALZBURGWIKI weiter zu beteiligen, möchte Sie aber bitten diese Ergänzung vorzunehmen. Dafür bedanke ich mich schon jetzt. Für weitere Auskünfte stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Schade dass Ihr Reisebüro mit Schwerpunkt Italien zur Zeit nicht mehr besteht, ich habe nicht nur Südtirol häufig mit dem Motorrad besucht, die berühmte Motorradausstellung im Technischen Museum Wien gesehen, leider musste ich meine Honda CBR aus Altersgründen vor zwei Jahren abmelden. Seit vielen Jahren lebe ich in Düsseldorf, mein Interesse am österreichischen Motorsport ist aber dadurch nicht geschmälert.

26. November 2009

[...] Gerne werde ich weitere Informationen über Herrn Ing. Fuchs aber auch HMW weitergeben. Der Name Kussin war mir wohlvertraut, er hat nach mir ein weiteres Handbuch für den Fuchsfahrer verfasst.

Drei alte Fotos hänge ich an - noch mit Voigtländer Bessa 6 x 9 gemacht. Die erste Motorradlieferung von KTM an meinen Freund [Anm: Kussin], er wohnte im selben Haus. Vielleicht ist dieses Foto sogar recht selten. Für damalige Verhältnisse war es jedenfalls eine Sensation, wer lieferte schon mit einem Bus.

Die Informationen oder besser die Erzählungen über Ing. Fuchs suche ich noch zusammen, ich melde mich also in nächster Zeit wieder. Auch von Herrn Kussin kann ich erzählen.

12. August 2017 (Ing. Anton Fuchs – Erinnerungen)

Lieber Herr Krackowizer, nachstehend die Erinnerungen aus Hallein, ich habe ja auch dort einige Zeit als Student gearbeitet.

Ing. Anton Fuchs – Erinnerungen

Im Sommer 1949 kam ich ins Werk Hallein, damals hatte man schon 350 Beschäftigte. Auf dem Werksgelände stand eine schöne, große Villa, die Direktionsvilla, dort wohnte er. Es war ein großer, freundlicher Mann. Als technischer Direktor hatte er natürlich alle Freiheiten, war aber täglich morgens im Betrieb, ich war im Versuch und es gab fast täglich interessante Gespräche. Immer hatte er einen Rechenschieber in der Brusttasche, fast alle (technischen) Gespräche wurden von raschen Rechnungen begleitet. Und er konnte damit so schnell eine Idee untersuchen, seine Zuhörer waren immer davon verblüfft.

Er war damals schon von einer Amerikareise zurück, er hatte dort bei Ford Kanada gearbeitet. Bereitwillig erzählte er viele kleine Geschichten aus dieser Zeit, ich durfte auch einen Schuhkarton voller interessanter Fotos aus USA betrachten. Hörbar war seine Stereoanlage, das Wort "High Fidelity" war damals in Österreich noch nicht bekannt. An warmen Sommerabenden standen die Fenster weit offen, man hörte wunderbare Klänge. Ich war damals ein kleiner Student und durfte eine Erprobungsfahrt durch Österreich machen. Den Motor hat er selbst auf mein Fahrrad montiert, um Schwingungen zu verhindern stellte er mit großer Geschicklichkeit aus einem Stück Blech eine Zusatzstrebe her und baute sie ein. Nachdem ich einige Zeit im Werk den Motor kennen gelernt hatte ging also die große Fahrt los. Die ersten Kilometer begleitete er mich, kurz vor dem Paß Lueg gab es einen steilen Weg, da sollte die "Einstellung" geprüft werden. H. Fuchs hatte einen großen Rucksack, fuhr mit Vollgas los, ich hinterher. Auf halber Strecke schaltete er in den ersten Gang (der Motor hatte ja zwei Gänge!) und fing an mit zu treten. Damit konnten schon etwa 15 % bezwungen werden – natürlich nur solange die Hitze am Zylinder nicht zu groß wurde, Kühlwind war ja bei dieser Geschwindigkeit kaum vorhanden. Aber erst nach mehr als 7 Minuten ging der Kolben fest, das hatten wir schon am Prüfstand festgestellt.

Wieder heil unten angekommen öffnete Herr Fuchs den Rucksack. Was sahen meine staunenden Augen: Ersatzzylinder. Ersatzkolben, Werkzeug, Düsen und – ganz wichtig – ein Satz Uhrmacherreibahlen. Sein Motor hatte ja im oberen Drittel der Steigung etwas nachgelassen, schnell die Düse mit Gefühl etwas aufgerieben, im zweiten Versuch lief das Motörchen wunderbar bis oben, er war zufrieden. Nach dieser Lehrstunde ging dann meine große Fahrt alleine weiter: Arlberg, Bodensee, Wien, Graz, Lienz und über den Großglockner wieder nach Hallein. Aber das ist eine andere Geschichte, die wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.

Von Herrn Fuchs ist zu berichten: Er hatte ein absolutes Gehör, stimmte Klaviere und reparierte Kirchenorgeln rund um Hallein. Auch die Domorgel St. Pölten hat er gestimmt. Aus einem Bausatz hatte er sich schon damals eine elektronische Orgel gebaut, ich habe sie bei einem Besuch gesehen und gehört. Er hatte sich auch aus einem Bausatz eine Modelldampfmaschine gebaut. Er segelte gerne auf den Salzkammergutseen und hatte sich aus zwei Fuchszylindern einen Boxermotor zum Antrieb seines Segelbootes gebaut. Gelegentlich hat er außer Orgeln auch Turmuhren repariert.

In USA konstruierte er eine Vorrichtung die alle Ölbohrungen einer 8-Zylinder Kurbelwelle durchspült und eine Meßmaschine die viele Maße einer Vorderachse automatisch kontrollieren konnte. Aber ebenfalls in USA hat ihn ein Lokführer am Führerstand seiner Lok mitgenommen, ist er oft mit großen Motorbooten auf dem Eriesee mitgefahren. Bei meinem Besuch erzählte er begeistert von einer Motorbootfahrt über den Ärmelkanal, nach England.

Er war auch einige Zeit bei Fichtel und Sachs Abteilungsleiter der Abteilung "Wankelmotor".

Lieber Herr Krackowizer, dies ist nun wirklich kein Lexikoneintrag sondern die Erzählung eines Zeitzeugen. Dazu ist zu bemerken, dass eine Anzahl meiner Angaben von einem sehr guten Freund des Ing. Fuchs stammen, Herrn Ing. Schida aus Wien. Ich war jahrzehntelang mit ihm befreundet, meine technische Bildung stammt zu einem großen Teil aus diesen Gesprächen. H. Schida ist 1994 verstorben, ich besitze noch eine Anzahl von Audiokasetten und Tonbändern, da wird auch vom Ableben von Herrn Ing. Fuchs geschildert.

Sicher können Sie ermessen, wie viele Erinnerungen noch in mir vorhanden sind, vieles betrifft den Fuchsmotor und meine Fahrt durch Österreich, vieles betrifft aber auch andere Motorradgeschichten. Ich war auch einmal in Mattighofen, habe die Herrn Kronreif, Trunkenpolz und auch Herrn Apfelbeck kurz kennen gelernt.

Mein Maschinenbaustudium habe ich in Wien begonnen, wollte es in Aachen fortsetzen, dies ist aber misslungen. Mehrere Jahrzehnte habe ich dann als Konstrukteur bei Ehrenreich, heute TRW in Düsseldorf Prüfstände konstruiert und später als Patentsachbearbeiter gearbeitet. Natürlich ist mein jetziger Ruhestand recht unruhig, ich habe genau so viele Termine wie im Arbeitsleben, ich muss aber nicht alle einhalten!

Zunächst vielen Dank für Ihre Ergänzung der SALZBURGWIKI Angaben, ich hoffe demnächst weitere "Schätze" aus den alten Unterlagen hervorzuholen. Zunächst schon mal herzliche Grüße Günther Uhlirz

August 2017 (über Frau Uhlirz und [vor allem] über den Cucciolo)

Ein E-Mail von Peter Krackowizer am 12. August 2017 an Günther Uhlirz

Lieber Herr Uhlirz, auf der Suche nach Eintragungen über Sie musste ich betrüblich vom Tod Ihrer Frau lesen. Mein herzliches Beileid!

Der Grund meiner Suche nach Eintragungen über Sie ist ein pdf "Rund ums Handbuch für den 'Fuchsfahrer' des Günther Uhlirz" mit einem Bild von Ihnen oberhalb der Pasterze an der Großglockner Hochalpenstraße mit dem Bildtext: "Mit dem Cucciolo über den Gletschern 1.4.1949 Photo Richter."

Nun schreibe ich gerade an einer zweiteilige Geschichte über "mit dem Motorrad ‚auf‘ den Großglockner einst und jetzt". Im Teil 2 (ab 1945) hätte ich gerne auch Ihre Glocknerfahrt erwähnt. Aber mir sind zwei Dinge nicht klar: 1. Ich dachte, Cucciolo wäre eine italienische Firma gewesen? Oder hatte man bei HMW auch deren Motoren verwendet? 2. Der 1. April 1949 als Datum der Befahrung kann nicht ganz stimmen: 1949 wurde die Großglockner Hochalpenstraße erst am 27. Mai für den Verkehr freigegeben.

Uhlirz' Antworten
  • 13. August 2017

[...] Cucciolo ist eine italienische Firma und hatte keinerlei Verbindung mit HMW. Und Das Foto kenne ich, es bewies schon damals, dass Cucciolo VOR mir am Glockner war. [...]

Ich selbst habe später den Glockner befahren, auch die Edelweißspitze und habe auf der Auffahrt Herrn Fenzlau (den damals sehr bekannten Motorsportfotografen) getroffen der stehenblieb (ich kannte ihn damals schon persönlich) und er hat zwar ein Foto geschossen, es war wohl nicht gut, er hat es nie veröffentlicht. Mein Negativfilm von der Glocknerreise ist verloren gegangen, es existieren also von meiner Seite keine Fotos.

Den Großglockner habe ich zwischen 24.ten und 31.ten August 1949 befahren (mit 2 Kühlpausen, wie mein Bericht ausweist) damit ist ja auch die Datumsfrage gelöst.

Lieber Herr Krakowitzer, ich teile Ihr Interesse für Fotografie, für Reisen nach Italien und für Motorradfahren. Wie sie vom Tod meiner Frau erfahren haben ist mir unklar, vielleicht haben Sie bei Ihren Recherchen unter dem Namen Uhlirz einen Verwandten von mir erreicht? Danke für Ihr Beileid. Meine Frau hatte auch einen Motorradführerschein und ist ausserdem viele tausend Kilometer mit mir gefahren.

  • 14. August 2017

Sehr geehrter Herr Krackowizer, nun habe ich auch die Quelle des Cucciolofotos gefunden: Im Heft 7 der österreichischen Zeitung Motorrad vom 1.4.1949 ist es das Titelbild. Und darunter steht: Mit dem "Cucciolo" über den Gletschern" Photo Richter. Auf der Rückseite des selben Heftes: Cucciolo - sofort Lieferbar - Ing. Ernst Richter, Wien Klosterneuburg, Musterlager Wien I, Kärntnerstraße 17/II. Das alles spielt natürlich im Jahr 1949! [...]. Und darunter steht: Mit dem "Cucciolo" über den Gletschern" Photo Richter. Auf der Rückseite des selben Heftes: Cucciolo - sofort Lieferbar - Ing. Ernst Richter, Wien Klosterneuburg, Musterlager Wien I, Kärntnerstraße 17/II. Das alles spielt natürlich im Jahr 1949! [...].

Uhlirz und die Großglockner Hochalpenstraße

Im Sommer 1949 wurde Uhlirz vom Halleiner Motorenwerk eingeladen, eine Testfahrt mit einem HMW-Hilfsmotörchen durch Österreich zu unternehmen. Er sollte mit seinem eigenen Fahrrad kommen, an das das Motoröchen montiert werden sollte. Für diese Anreise nach Hallein benötigte er zwei Tage, das er am dritten Tag erreichte (daraus schließt der Autor, dass Uhlirz in Wien lebte, da sich mehrere weitere Hinweise darauf finden lassen). Er bekam ein Zimmer im Hotel Blauer Stern in Hallein.

Nach der oben von Uhlirz beschrieben Testfahrt zum Pass Lueg begann seine Österreich-Rundfahrt. Es ging Richtung Vorarlberg. In Kitzbühel wurde er von einem Polizisten aufgehalten. Den Begriff Moped gab es damals noch nicht und Fahrzeuge mit Probekennzeichen waren selten. Nachdem er den Polizisten aufklären und überzeugen konnte, dass es sich um eine Werkstestfahrt handelt, konnte er seine Reise fortsetzen. Nach zwei Tagen erreichte er Bregenz, drehte aber gleich wieder um und fuhr über Salzburg und Linz Richtung Wien. Man muss sich dabei immer vor Augen halten, dass es ein Fahrrad mit einem kleinen Hilfsmotor mit 38 cm³ und 0,8 PS war, mit dem Uhlirz auf teilweise noch geschotterten Straßen unterwegs war. Doch bei Melk war seine Reise zu Ende. Auf der regennassen Straße rutschte sein Fahrrad weg und wurde so stark beschädigt, dass er im Zug die Heimreise antreten musste.

Nach Tage der Reparatur nahm er die Fahrt auf die Großglockner Hochalpenstraße in Angriff. Zunächst fuhr er über den Semmering und den Packsattel nach Klagenfurt. Kurz vor Lienz gab es erneut Probleme, der Motor wollte nicht mehr anspringen. Die Zündkerze funktionierte nicht. Obwohl er acht Zündkerzen dabei hatte, wollte keine davon den Motor zum Laufen bringen. Es war ein sehr heißer Tag und Uhlirz ließ sich entnervt in die Wiese fallen und sein Fahrrad auch. Nach einer erholsame Nacht in einem Heulager bei einem Bauern mit einem stärkenden Abendessen probierte er es am nächsten Tag noch einmal. Und siehe da, der Motor sprang an.

In Heiligenblut angekommen, tankte er nochmals "voll" - zwei Liter. Doch so eine kleine Menge war damals nicht an jeder Tankstelle erhältlich. Aber der Tankwart wusste Rat. Ein Engländer hatte ihm einen Kanister mit zwei Litern Superbenzin dagelassen. Das konnte Uhlirz bekommen und nahm die Großglockner Hochalpenstraße in Angriff. Bei der Steigung von 15 Prozent musste er bereits kräftig mittreten und alle fünf Minuten den Motor abkühlen lassen. Und er schaffte die Überquerung der Scheitelstrecke und dann ging es tal- und heimwärts nach Hallein.

Dort musste er vor versammelter Mannschaft von seinen Problemen und Erfolgen berichten. Dann fuhr er nach Hause [nach Wien], wo er sporadisch bei der Fuchs-Vertretung aushalf und Kunden beriet. Zuvor hatte ihm Fuchs in Hallein in Aussicht gestellt, dass er im nächsten Sommer wieder für HMW tätig sein könnte.

Weblinks

  • "Austro Classic: "Zeitzeuge Günther Uhlirz und NG Mylius erzählen vom "Fuchs", der 60.000 Radfahrern das Treten abnahm." Geschrieben von Günther Uhlirz, NG Mylius; im Internet
  • Günther Uhlirz: "Rund ums Handbuch für den "Fuchsfahrer" des Günther Uhlirz", 1949, im Internet

Quellen