Salzburger Festspiele 2022

In den Zonen zwischen Schwarz und Weiß

Lars Eidinger. In der Leica Galerie zeigt der „Jedermann" -Star seinen fotografischen Blick auf die Welt.

Unterwegs zur dunklen Seite der Macht? „Budapest, 2022" heißt das Bild von Lars Eidinger. BILD: SN/LEICA GALERIE SALZBURG, LARS EIDINGER

Die weiße Uniform kann täuschen: Die Stormtroopers, die sie tragen, gelten als erbarmungslose Krieger, ihre Basisstation ist der Todesstern. Dass sie manchmal auch zahm Fahrrad fahren, ist in der Star Wars"-Saga von George Lucas wohl so nicht vorgesehen. Wenn Schauspieler Lars Eidinger die Welt durch eine Kameralinse betrachtet, interessieren ihn aber oft solche kleinen, skurrilen Irritationen im Alltagsbild. Den Mann im Stormtrooper-Kostüm hat er wahrscheinlich nicht auf dem Weg zur dunklen Seite der Macht erwischt, sondern vielleicht vor einem „Star Wars"-Fantreff.

Dass Schwarz und Weiß im Bild einen spannenden Kontrast ergeben, ist wiederum dem Glück des Augenblicks geschuldet. „Die Motive finde ich so vor, ich inszeniere oder manipuliere nicht“, sagt der „Jedermann"-Hauptdarsteller, der im Salzburger Festspielsommer einige seiner Fotografien in der Leica Galerie zeigt.

Die Situationen und Motive seien „allgegenwärtig, aber wenn man sich ihnen verschließt, bleiben sie im Verborgenen", sagt Eidinger. So wie die Leuchtreklame an einer Hausfassade, auf der nur das Wort HELL zu lesen ist. Ob es sich um einen Wegweiser ins Helle oder in die Hölle handeln könnte oder doch ganz profan um den Namen einer Firma, bleibt in dem Bild (siehe Seite 3) offen.

In eine Zone von gegensätzlichen Spannungen führt jedenfalls der Name der Ausstellung, mit der Lars Eidinger die Präsentation seiner fotografischen Arbeiten nun in Salzburg fortsetzt: Der Titel „Black & White Thinking" beziehe sich „auf die Tendenz, in Extremen zu denken", heißt es in der Presseaussendung. Der Trend zur Polarisierung gilt als Phänomen einer Welt, die von schnellen Bildern und Urteilen lebt.

Er hindere aber auch daran, „die Welt so zu sehen, wie sie oft ist: komplex, nuanciert und voller Zwischentöne". Nicht nur bei „Star Wars" sind die Grenzen zwischen Gut und Böse manchmal fließend. Seiner Ausstellung stellt der Schauspieler ein „Hamlet"Zitat voran: ,,Denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst dazu." CLEMENS PANAGL

Ausstellung: Lars Eidinger, „Black & White Thinking", Leica Galerie, 22. Juli bis September.