Josef Bradl

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Josef Bradl

Josef "Sepp Buwi" Bradl (* 8. Jänner 1918 in Wasserburg am Inn, Bayern; † 3. März 1982 in Mühlbach am Hochkönig) war ein Skispringer und Sprungtrainer.

Sportliche Karriere

Sepp Bradl entstammte einer Bergarbeiterfamilie, die in seiner frühen Kindheit nach Österreich übersiedelt war. Er ging bei Trachtenmoden Lanz in die Lehre in der firmeneigenen Skiproduktion in Kufstein. Seine größten Erfolge feierte er in der Zwischenkriegszeit, als ihm zuerst am 15. März 1936 auf der Bloudkova-Velikanka-Schanze in Planica (heute Slowenien) der erste Sprung eines Athleten über die 100-m-Marke gelang: der 18-Jährige landete in Abwesenheit der Norweger bei 101,5 m und verbesserte seinen Weltrekord zwei Jahre später an gleicher Stelle noch einmal auf 107 m.

Seinen Weltrekordsprung schilderte Bradl eindrucksvoll: "Ich duckte mich wie ein Panther. Als ich kurz vor dem Absprung wieder hoch gehen sollte, blieb ich unten. Der Druck war ungeheuer, fast schien es, als hätte ich keine Kraft mehr, zum Doppelsatz hochzugehen. Mit letzter Energie riss ich mich hoch und – zack, draußen war ich. Ich spürte, der Absprung war hervorragend gelungen. Es war ein herrliches Gefühl, sich tragen zu lassen, und ich hatte den Wunsch, immer so weiterzufliegen."[1]

1936 stellte er beim Eröffnungsspringen auf der Köhlergrabenschanze in Zell am See mit 81,5 m den Schanzenrekord auf.

Buwi Bradl (Bild links oben) bei seinem 101,5-Meter-Sprung (Bild links oben) am 15. März 1936 auf der Bloudkova-Velikanka-Schanze in Planica.

1937 landete Bradl wegen seiner illegalen NS-Tätigkeit bei einem SA-Sturm 1937 im Salzburger Gefangenenhaus. Eine heikle Personalie für den Ständestaat, war Bradl doch zu diesem Zeitpunkt als erster 100-Meter-Skispringer der Welt bereits ein Sportidol. Er dürfte dank seines Star-Status ungeschoren davongekommen sein. Die Episode wird in seinen Biografien weitgehend verschwiegen.[2]

Am 2. Jänner 1938 feierte Bradl den Sieg beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen. Ein Monat später trat er für seinen Skiclub Salzburg am 6. Februar beim Zistelspringen auf dem Gaisberg an. Später sprang er dann für den Skiclub Bischofshofen.

Am 11. Februar 1939 wurde der jugendliche SA-Truppführer in Zakopane, Polen, Weltmeister. In den ersten Nachkriegsjahren jubelten dem Skispringer die Massen zu: Sepp Bradl eröffnete die Hochkönigschanze in Bischofshofen 1947 mit Weiten an die 90 m, 1951 sprang er dort Rekord mit 107 m, 1952 wurde er österreichischer Meister am Semmering vor einer Kulisse von 35 000 Zuschauern, im Jahr darauf wollten ihn sogar 70 000 sehen. Am 10. April 1950 holte er sich den Tagessieg beim Osterspringen des Skiclubs Badgastein auf der Tauernschanze.

Die erste Vierschanzentournee 1953 stand ganz im Zeichen Bradls. Er belegte dreimal Platz zwei und sicherte sich das Springen am 6. Jänner in Innsbruck,[3] womit er als erster Gesamtsieger in die Annalen einging. Das Abschlussspringen der Vierschanzentournee fand am 11. Jänner auf der inzwischen umbenannten "Paul-Ausserleitner-Schanze" statt. Bei diesem Springen wurde Bradl Zweiter hinter dem Norweger Halvar Naes.[4]

Im Jahr darauf startete er wieder ausgezeichnet in die Tournee, ein 14. Platz in Garmisch ließ aber die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung rasch sinken. Am 6. Jänner 1954 gewann er auf der Paul-Ausserleitner-Schanze und stellte einen neuen Schanzenrekord mit 91 Meter auf.[5]

Am 29. Jänner 1956 gewann Sepp Bradl überlegen auf der neuerbauten Dolomitenschanze in Lienz in Osttirol. Hinter dem Schweizer Andreas Däscher wurde der Radstädter Walter Habersatter Dritter.[6]

Ab 1958 arbeitete Bradl als Trainer, 1969 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1982 war er Hausherr der Weltelite bei Trainingslehrgängen im Nordischen Trainingszentrum Riedingtal im Riedingtal und führte auch Jahrzehnte das Rupertihaus in Mühlbach am Hochkönig. Das Schicksal meinte es mit Bradl nicht immer gut. Als er zwölf Jahre alt war, starb sein Vater nach einem Bergunfall in seinen Armen. Im Alter machte ihm der Verlust seines Rupertihauses, das in Flammen aufging, schwer zu schaffen. 1982 erlag der zur Legende gewordene "Ikarus von Mühlbach" einem Kehlkopfkrebs.

Beim Fackellauf des Olympischen Feuers für die Sommerspiele 1972 in München passierte Bradl als Läufer mit dem Olympischen Feuer im Bundesland Salzburg ein Missgeschick. Fast am Ende eines Laufteils in der Stadt Salzburg, am Makartplatz, sackte er zusammen - Riss der Achillessehne. Er wurde noch am selben Tag operiert.

Bradl und der Nationalsozialismus

Der Historiker Andreas Praher veröffentlichte im Jahr 2021 erstmals eine umfassende Zusammenschau über "Österreichs Skisport im Nationalsozialismus". Diese brachte unter anderem zutage, dass Josef Bradl bereits 1936 in der damals verbotenen NSDAP Mitglied war, außerdem in der SA, der paramilitärischen Kampforganisation der NS. Im Zweiten Weltkrieg hat Bradl in der Wehrmacht gedient, zudem war er Ausbildner der Hitlerjugend für die vormilitärische Schulung der männlichen Jugend in Skilagern. Nach 1945 war er wegen seiner NS-Belastung im Lager Glasenbach inhaftiert.

Vieles davon hat Bradls Tochter Karin Pritzi erst durch die Recherchen erfahren, wie sie schildert. Für die 75-Jährige sind Berichte über die NS-Vergangenheit ihres Vaters schwierig zu lesen. "Er war so ein gutmütiger Mensch, er sagte immer, er habe in der falschen Zeit gelebt. Er hat sehr darunter gelitten." Viel erzählt aus der Zeit habe er nicht.[7]

Ehrungen

Heute ist das Skisprungstadion der Paul-Ausserleitner-Schanze nach ihm, als Sepp-Bradl-Stadion, benannt und in Mühlbach am Hochkönig erinnert das Sepp-Bradl-Denkmal an ihn.

Bradl-Museum: Die Gemeinde Mühlbach wollte 2011 für ihren berühmtesten Sohn beim Bergbau-Museum beim Kulturzentrum Knappenheim ein Museum errichten. Einige der Utensilien von Buwi Bradl sind in Museen ausgestellt. Die Gemeinde rechnete mit Kosten von über 700.000 Euro. Aus- und umgebaute Museen in Bramberg am Wildkogel und Niedernsill wurden besichtigt. Bürgermeister Hans Koblinger sagte, dass etwas Vernünftiges, museumspädagogisch Wertvolles entstehen soll. Die Familie von Sepp Bradl stellt viele Ausstellungsstücke zur Verfügung. Nach denen wird die Gestaltung des Museums ausgerichtet werden.[8] Doch schließlich wurde kein eigenes Museum errichtet, sondern eine Dauerausstellung im Bergbaumuseum eingerichtet.[9]

Erfolge

Medaillenspiegel

  • WM-Medaillen Sprunglauf: einmal Gold
  • DM-Medaillen Sprunglauf: zweimal Gold
  • ÖM-Medaillen Sprunglauf: siebenmal Gold, einmal Silber
  • ÖM-Medaillen Nordische Kombination: einmal Gold, einmal Bronze
  • ÖJM-Medaillen Dreierkombination: zweimal Gold

Nordische Weltmeisterschaften

Österreichische Meisterschaften

  • Gold, 1947, Tschagguns, Vorarlberg, Großschanze
Bronze, Nordische Kombination
  • Gold, 1948, Bad Hofgastein, Großschanze
  • Gold, 1951, Windischgarsten, ., Sprunglauf
  • Gold, 1952, Semmering, ., Sprunglauf
  • Gold, 1953, Igls-Innsbruck, Tirol, Sprunglauf
  • Gold, 1954, Bad Hofgastein, Sprunglauf
  • Silber, 1955, Semmering, NÖ., Sprunglauf
Gold, Nordische Kombination

Deutsche Meisterschaften

  • Gold, 1939, Oberhof, Großschanze
  • Gold, 1941, Spindlermühle, Großschanze

Österreichische Jugendmeisterschaften

Vierschanzentournee

Platzierungen bei der Vierschanzentournee

  • 1. (1953)
  • 2. (1955/56)
  • 3. (1953/54)

Bildlink

Quellen

  • "Salzburger Nachrichten"
  • Dimitriou, Minas: "Sepp Bradl - der Welt bester Sprungläufer". Zur Theatralisierung des sportlichen Erfolges im Dienste der NS-Propaganda, in: Marschik, Matthias u. a.: Images des Sports in Österreich. Wien (University Press) 2018, S. 220ff.
  • ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 7. Jänner 1937, Seite 7: "Der Salzburger Bradl weitaus der Beste auch in Garmisch"
  • Eintrag zu Josef "Sepp" Bradl, Josef "Sepp" in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)
  • Waldviertel Tourismus
  • Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Josef Bradl"

Einzelnachweise

  1. "Salzburger Nachrichten", ein Beitrag von Georg Schinwald, 15. März 2011
  2. Andreas Praher: "Österreichs Skisport im Nationalsozialismus. Anpassung - Verfolgung - Kollaboration."
  3. www.sn.at, Archiv der"Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 7. Jänner 1953, Seite 5
  4. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 13. Jänner 1953, Seite 5
  5. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 7. Jänner 1954, Seite 8
  6. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 28. Jänner 1956, Seite 7
  7. www.sn.at, 3. März 2025: Bischofshofen ringt mit "Buwi" Bradls NS-Erbe: "Es soll kein Tabu sein", ein Beitrag von Simona Pinwinkler
  8. "Salzburger Woche", Ausgabe "Pongauer Nachrichten", 24. November 2011 - Bradl-Museum
  9. www.museum-hochkoenig.com/sonderausstellungen, abgefragt am 23. August 2022