Möllüberleitungsstollen
Der Möllüberleitungsstollen[1] verbindet den Speicher Margaritze in Heiligenblut in Kärnten mit dem Stausee Mooserboden in Kaprun im Bundesland Salzburg. Er gehört zu den Tauernkraftwerken Kaprun.
Geschichte
Der Speicher Margaritze und der Überleitungsstollen sind die (kläglichen) Reste eines gigantischen Kraftwerkplans, den in den 1920er-Jahren der damalige Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl realisieren wollte. Er sollte die Anfänge der Errichtung der Tauernkraftwerke Kaprun darstellen und mit dem Bau der Großglockner Hochalpenstraße zusammenhängen. Auf die Nutzung der Wasserkraft zurückgreifend, ließ Rehrl 1928 ein gigantisches Projekt vorbereiten: die Tauernkraftwerke sollten mit jährlich 3,3 Milliarden Kubikmetern Wasser aus dem Gebiet der Zentralalpen im Bereich der Hohen Tauern aus Kärnten, Osttirol und Salzburg 6,6 Milliarden kWh produzieren. 1 250 Kilometer Hangkanäle zum Sammeln des Wassers aus der Bergwelt vom Johannisberg im Westen bis zur Ankogelgruppe im Osten. Aber daraus wurde nichts (siehe Tauernkraftwerk-Projekt der 1920er-Jahre).
Der Vortrieb des Stollens erfolgte von drei Stellen: vom Mooserboden nach Süden, von der Pasterze nach Norden, beginnend in der Nähe des Glocknerhauses und vom Käfertal, einem südlichen Seitental des Fuscher Tals. Da der Stauknoten des Stausees Mooserboden höher liegt, musste ein Pumpwerk beim Speicher Margaritze erbaut werden.
Am 24. Jänner 1952 explodierte im Möllüberleitungsstollen eine "stehengebliebene" Sprengladung unter einem Kompressorhammer. Durch die Explosion wurden einem Mineur beide Beine abgerissen. Der Arbeiter war auf der Stelle tot.[2]
In der Nacht vom 21. auf 22. Mai 1953 wurde der Möllüberleitungsstollen fertig gestellt. Die Bauzeit hatte drei Jahre betragen, der Durchschlag erfolgte im Mai 1952.[3] Die Bauarbeiten am Möllpumpwerk dauerten noch an.
Beschreibung
Der Stollen hat eine Länge von 11,6 km bei einem Querschnitt zwischen 2,90 bis 3,40 m und einen Durchlass von 20 m³ Wasser pro Sekunde. Sein Gefälle beträgt durchschnittlich 3,4 Promille. Im gebrächen Gebirge ist er mit Beton ausgekleidet, der 290 kg pro m² Druck aushält. Im standfesten Gebirge verläuft er ohne weitere technische Hilfsmaßnahmen.
Das Möllpumpwerk hat zwei Maschinensätze mit horizontaler Welle, die 495 Umdrehungen pro Minute leistet. Die einstufigen Zentrifugalpumpen mit doppelseitigen Zulauf werden durch Asynchronmotoren mit 10 kV je 6&nbps;700 kW. Die Förderleistung des Pumpwerks beträgt maximal 20 m³ pro Sekunden, die Förderhöhe maximal 20 Meter.
Der Überleitungsstollen führt in ganz leicht nordwestliche Richtung unterirdische vom nordöstlichen Ende des Speichers Margaritze wenige Meter westlich des Glocknerhauses unter dem Bretterboden, dem Nassfeld-Speicher, westlich des Sinwellecks, westlich des Südendes des Käfertals, den beiden Bratschenköpfen an das untere Ende der Drossensperre, einer der beiden Staumauern des Speicher Mooserbodens. Von dort wird das Wasser in den Druckstollen Oberstufe eingespeist und weiter nördlich transportiert.
Weblink
- Lage auf AMap (aktualisierter Datenlink 26. August 2023)
Quellen
- Dr. Ing. J. Götz: Das Tauernkraftwerk Glockner-Kaprun der Tauernkrafwerke Aktiengesellschaft, 8. Auflage, Februar 1958
- Wallack, Franz: Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues, zweite Ausgabe, anlässlich der 25-Jahr-Feier der Großglockner Hochalpenstraße, 1960, Springer Verlag, Wien
- Austrian Map, Teil der Österreichischen Karte des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen (BEV), im Internet unter maps.bev.gv.at abrufbar. Hinweis: Da das BEV mit Anfang November 2022 sein Internet-Link-System umgestellt hat, sind noch nicht alle Salzburgwiki-Weblinks auf AMap korrigiert (Stand 15. November 2023).
Einzelnachweise
Hauptartikel: Tauernkraftwerke Kaprun
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