Römerstraße (römisches Straßennetz)

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Reste der Römerstraße über den Pass Lueg.
Tabula Peutingeriana - Ausschnitt
Römischer Meilenstein an der Straße über den Radstädter Tauern, Septimius Severus, 193 bis 211 n. Chr.

Römerstraßen bildeten das Straßennetz in römischer Zeit, das sich aus Reichsstraßen und Nebenstraßen zusammensetzte und auch das Gebiet des heutigen Bundeslandes Salzburg umfasste.

Beschreibung

Zu einer der wesentlichsten Kulturleistungen der römischen Epoche wird die Errichtung und Erhaltung des rund 100 000 km umfassenden römischen Reichsstraßennetzes gezählt.

Die Reichstraßen dienten nicht nur dem Austausch von Menschen, Gütern und Ideen, sondern vor allem der Mobilität von Truppen und für die Sicherstellung des reichsweiten Informationsflusses durch den "cursus publicus", den staatlichen Post- und Kurierdienst. Die Tagesetappen waren in Straßenstationen gegliedert. Diese befanden sich in gleichmäßigen Abständen einer Tagesreise entfernt und boten Unterkunfts- und Versorgungsmöglichkeiten.

Der Orientierung und Distanzangabe dienten Meilensteine - Steinsäulen mit Angabe der Distanz von der nächstgelegenen autonomen Stadt. Als Distanzmaß galt die römische Meile milia passuum = 1 000 Doppelschritte = 1,480 km.

Das römische Reichsstraßennetz bestand aus Reichs- und Nebenstraßen. Römische Verkehrswege folgten oft den bereits vorhandenen uralten Wegen. Diese wurden – wo dies möglich war - verbreitert, ausgebaut und befestigt. Brücken, Sicherheitsposten und Meilensteine komplettierten die Ausstattung und Straßenkarten wie die Tabula Peutingeriana oder das nur geschriebene Straßenverzeichnis Itinerarium Antonini Augusti ermöglichten den Reisenden die notwendige Orientierung.

Den Straßenbauaktivitäten lagen allerdings andere Zwecke zugrunde als die des vorrömischen Wegenetzes. Es handelte sich bei der Errichtung oder beim Ausbau einer Straße oft nur um die Vorbereitung eines neuen Feldzuges. Zudem hatten die römischen Verkehrswege die Schnelligkeit der Staatspost, die der Beförderung von Beamten und Kurieren diente, zu gewährleisten.

Das römische Straßennetz im Bundesland Salzburg

Das römische Straßennetz unterteilt sich auch in Salzburg in Reichs- und Nebenstraßen. Römischen Straßenkarten, noch im Gelände erhaltenen Trassenspuren, wie aufgeschüttete Dämme oder gleisartige Wagenradspuren in gewachsenem Fels, und der Auffindung römischer Meilensteine und anderer Römersteine verdanken wir im Wesentlichen die Kenntnis über die Römerstraßen im Bundesland Salzburg.

Solche Wagenspuren sind beispielsweise noch südlich des Passes Lueg zu sehen und haben sich unter dem Pflaster der Steingasse in der Stadt Salzburg erhalten. Ein aufgeschütteter Damm besteht noch im Hofoldinger Forst südöstlich von München in Bayern. Er erinnert an die Straße von Salzburg nach Augsburg Bayern. Brücken haben sich nicht erhalten. Man geht davon aus, dass diese aus Holz erbaut wurden.

Hauptrouten

Bei Salzburg liefen mehrere römische Straßen zusammen. In römischer Zeit war ein großes Gebiet mit Zentrum Stadt Salzburg als Iuvavum benannt, in der Tabula Peutingeriana als Iuao bezeichnet, womit ein Straßenknotenpunkt am Fluss Iuaro (Iuvarus = Salzach) gemeint ist, an dem drei Straßen zusammenlaufen.

Aus westlicher Richtung führte die Straße von Augusta Vindelicum (Augsburg) nach Iuao, wobei ihr heutiger Verlauf nur mehr auf wenigen Kilometern Salzburger Boden berührt. Ein kurzes Stück dieser Trasse ist bei Adelstetten nahe Freilassing festzustellen. Sie überquerte beim Schloss Kleßheim die Saalach und führte dann im Verlauf der heutigen Kleßheimer Allee über Mülln ins Zentrum von Iuvavum.

Auf der Ostroute Richtung Wels (Ovilava) und Enns (Lauriacum) ist in der Tabula Peutingeriana mit XIII (13) Meilen Entfernung die Station Tarnanto (Tarnantone) eingezeichnet. Den zwei Meilen vor dieser Station aufgestellten Meilenstein fand man in Henndorf am Wallersee. Er bezeichnete die elfte Meile (16,3 km) und wurde lange als Bildstock eingesetzt, der neben der Straße stand und ein Relief mit dem Gekreuzigten, sowie das Wappen der Grafen Überacker mit der eingemeisselten Jahreszahl 1541, dem wahrscheinlichen Auffindungsjahr des Meilensteines, trug.

Eine weitere wesentliche römische Straßenverbindung war jene nach Virunum im Zollfeld, bzw, nach St. Peter im Holz (Teurnia), beide Orte in Kärnten, die durch den Lungau und über den Radstädter Tauern geführt hat. Dieser Abschnitt über den Tauern zählt zu den bekanntesten römischen Bergstraßen Europas.

Alpine Nebenstraßen

Ein erst in jüngster Zeit interessant gewordenes Thema sind die alpinen Nebenstraßen auf dem Gebiet des Bundeslandes Salzburg. Seit der Erbauung der Großglockner Hochalpenstraße durch Franz Wallack ist bekannt, dass eine römische Straße über diesen Alpenübergang führte, da Reste der Trasse entdeckt wurden, die an manchen Stellen einen ähnlichen Verlauf wie den der modernen Straße genommen hat. War diese Straße seit den 1930er-Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt, so widmete man den Überresten einer römischen Fahrstraße über den Niederen Tauern, die von Mallnitz bis in das Bockharttal führt, erst in den letzten Jahrzehnten die gebührende Aufmerksamkeit. Eine ähnliche Straßenanlage, die den Normen alpiner Römerstraßen entspricht, findet sich auch am Korntauern.

Meilensteine

Hauptartikel Römische Meilensteine

Römische Meilensteine zeigten den Reisenden die Entfernung zur nächsten Stadt an und deren Inschriften dienten der Huldigung des Kaisers als dem nominellen Straßenerbauer. Ihre Auffindung geschieht heute meist nicht an den ursprünglichen Standorten, da sie häufig von dort entfernt und anderen Zwecken – wie beispielsweise dem Einsatz als Bildstock - zugeführt wurden. Dennoch geben sie einen ungefähren Hinweis auf den ehemaligen Straßenverlauf. Römische Meilensteine wurden u. a. in Henndorf im Flachgau oder in Mauterndorf-St. Gertrauden im Lungau gefunden. Dieser Meilenstein stand ursprünglich auf der Passhöhe des Radstädter Tauern und wurde im Mittelalter nach St. Gertrauden gebracht, wo er als Marterlsäule aufgestellt wurde. An der Straße, die von Salzburg nach Virunum (im Zollfeld nördlich Klagenfurt) führte, haben sich allein auf der Strecke von Salzburg bis zur Kärntner Grenze insgesamt über 40 Meilensteine erhalten, das ist eine ungewöhnlich große Zahl.

Straßenstationen

Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Salzburg befanden sich fünf römische Straßenstationen. Nicht alle sind heute genau zu lokalisieren. Cucullae, vierzehn Meilen südlich von Iuvavum, lag bei Kuchl, wahrscheinlich in der Nähe des Georgenberges. Vocarium, siebzehn Meilen weiter, wird im Raum Pfarrwerfen vermutet. Ani(sus) sucht man bei Altenmarkt im Pongau. Im Ortsnamen Anisus steckt der Flussname der Enns. Die Straßenstation auf der Passhöhe des Radstädter Tauern hieß In Alpe, die mansio liegt wahrscheinlich unter der Kirche, bzw. dem Friedhof der Namenlosen. Immurium (Moosham) ist erforscht. Von dort führte die Straße über Thomatal, Ramingstein, Stadl an der Mur und Murau weiter nach Virunum (auf dem Zollfeld nördlich Klagenfurt). Bei Moosham zweigte seit Beginn des 3. Jahrhunderts nach Christus eine Straße nach Teurnia (St. Peter im Holz) ab. Bei Archäologische Grabungen in Pfongau wurde eine Raststation aus der Römerzeit wiederentdeckt, das alte Tarnantone.

Literatur

  • Bauer, Hans: Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. Reihe Geschichtswissenschaften, Band 18. Herbert Utz Verlag, München 2007 - ISBN 978-3-8316-0740-2

Quellen