Adelaide Baronin v. Löwenstern
Adelaide Baronin v. Löwenstern v. Rigemann a. d. Hs. Rösthof (* 23. Oktober 1868 in Oberalm; † 15. Dezember 1955 ebenda) stammte aus der deutsch-baltischen Familie der Barone v. Löwenstern v. Rigemann a. d. Hs. Rösthof.
Herkunft
Die Familie der Barone v. Löwenstern v. Rigemann a. d. Hs. Rösthof sind deutsch-baltischen Adelsgeschlechts. Eine Kaufmanns- und Gutsbesitzerfamilie aus Estland. Sie findet ihren Ursprung im Jahr 1387. Eingetragen unter Nr. 78 im Ritterhaus zu Riga. Zu den Besitztümern der Familie in Estland, Baltikum, zählten unter anderem die Güter Walküll, Jendel, Forell, Rasik, Campen, Pikwa, Wechmut und Allafer in einer Größenordnung von ca. 29 000 ha. Im Jahr 1820 veräußerte sein Ur-Ur-Großvater Baron Georg v. Löwenstern aus dem Hause Rösthof (* 23. November 1786 in Reval; † 20. September 1856 in Kiel), verheiratet mit Adelaide Laura Tugendreich, geborene Gräfin von Schimmelmann a.d. Hs. Lindenbourg, seine Güter in Estland und zog zusammen mit seiner Familie nach Dänemark ins Herrenhaus Hellebek bei Helsingör auf Seeland und der Villa Seelust bei Kopenhagen.
Reichsadel durch Kaiser Maximilian II, urkundlich 1537. Aufnahme in den schwedischen Adelsstand durch Königin Christine von Schweden am 14. November 1650, eingetragen unter Nr. 741 im Ritterhaus zu Stockholm. Aufnahme in den dänischen Adelsstand durch offenen Brief des Dänischen Königs vom 8. Juni 1827 in Kopenhagen. In Österreich und Preußen erfolgte die Anerkennung und Eintragung bei Siebmacher für Österreich-Salzburg, Schleswig-Holstein, Deutschland und Schlesien. Preußische Adelsanerkennung des Barontitels durch Heroldamtsreskript Berlin am 30. März 1868. Am 5. Jänner 1923 wurde die Familie Baron v. Löwenstern von der Deutschen Adelsgenossenschaft in die EDDA "Eisernes Buch Deutschen Adels Deutscher Art" unter der Nr. 144 eingetragen.
Leben
Eltern
Baronin Adelaide v. Löwenstern kam als Tochter von Friedrich Baron v. Löwenstern (* 15. Juni 1829 auf Schloss Wandsbek in Hamburg, früher Dänemark; † 20. November 1910 in der Villa Löwenstern in Oberalm), Gutsbesitzer und Unternehmer, Rittmeister der Reserve, Gründer und Inhaber der Freiherr v. Löwenstern`schen Marmor-Waaren-Fabriken in Oberalm und Josephine Marie Justine (* 22. Dezember 1843; † 1. Jänner 1929 in Hallein, Verehelichung 28. Mai 1867), Tochter des französischen Großindustriellen Justin Robert, Mitinhaber des Großhandelshauses Robert & Comp, Mitinhaber der K. u. K. Privil. Chem. Produktfabrik Robert & Cie und Josefa, geborene Beaumayr) zur Welt. Ihr Vater Friedrich, der Fritz genannt wurde, war das fünfte und jüngste Kind von Baron Georg v. Löwenstern und seiner Ehefrau Adelaide, geborene Gräfin von Schimmelmann aus dem Hause Lindenbourg. Er war evangelischen Glaubens (Helvetisches Bekenntnis), die Mutter Josephine Marie Robert (* 22. Dezember 1843 in Hallein; † 1. Jänner 1929 ebenda) war katholisch, konvertierte jedoch 1888 zum evangelischen Glauben (Helvetisches Bekenntnis), dem auch ihre Mutter angehörte.[1]
Kindheit
Adelaide (Lilli genannt) erhielt den gleichen Rufnamen wie ihre Großmutter. So wie ihr Vater seiner Mutter sehr nahe stand, so hing auch Lilli an ihrem Vater. Sie lernte bei ihm Reiten und Zeichnen und bekam später auch Klavier-Unterricht. Groß war die Freude für Lilli im Winter, wenn der Vater den Kutscher Sandor die Tiger-Schimmel (Noriker) anspannen ließ zu einer lustigen Schlittenfahrt. Als Lilli fünf Jahr alt war, nahm ihr Vater sie auch zu einem seiner vielen Besuche zu seinen Eltern mit, obwohl die Eisenbahnfahrten ins dänische Schleswig-Holstein damals noch recht anstrengend waren. In der großen Villa in Oberalm fühlte Lilli sich glücklich. Der Weg zur familieneigenen Marmorfabrik war nicht weit und so besuchte Lilli ihren geliebten Vater oft in der Kanzlei in der Marmorfabrik.
Lilli wächst zu einem hübschen Mädchen heran. Ihr Kindermädchen Mariette aber war Lilli langsam nicht mehr gewachsen. So bemüht sich der Vater um eine gebildete Gouvernante für Lilli zu finden. Endlich findet er Mademoiselle Lesprit, genannt Piry, eine treue Seele, zunächst für Lilli, später sorgte sie für ihren Vater Fritz. Am 4. August 1881 machte der Ingenieur- und Architektenverein auf Einladung von Fritz, der hier Mitglied war, eine Exkursion zur Oberalmer Marmorfabrik. Die Beteiligung war groß und das Wetter herrlich. Fritz und sein Werksdirektor, Herr C. Stutzl, führten durch die Werksanlagen und anschließend bat Fritz zu einem Empfang in seiner Villa mit reich besetzter Tafel, an der die Gäste von Piry und Lilli (damals 13 Jahre alt) liebenswürdig bedient wurden (Bericht hierzu im Familienarchiv).
Familie und Kinder
Am 29. November 1887 heiratet Lilli mit 19 Jahren in Wien den Majoratsherrn Franz Freiherr von der Lancken-Wakenitz (* 13. April 1865 in Lipsitz auf Rügen; † 9. Mai 1909 in München, Majoratsherr auf Lipsitz und Ramitz auf Rügen).[2] Er war damals Leutnant und stand im Garde-Kürassier-Regiment in Berlin. Das Paar zog nach Berlin. Ein Jahr später wurde Hans-Malte (* 24. April 1889) geboren. Franz nahm früh seinen Abschied vom Militär.
Sodann kaufte ihr Vater Fritz (Friedrich Baron v. Löwenstern) dem jungen Paar das Schloss Carnitz auf Rügen (14. Juni 1889), das in der Nähe der damals verpachteten Majorats-Güter der Familie von der Lancken-Wakenitz lag. Am 20. Juli 1891 wurde der zweite Sohn Dietrich auf Schloss Carnitz geboren.
Bei ihrem Ehemann Franz zeigte sich bereits der Beginn eines ernsten Leidens an, sodass sie nach München zogen um näher bei ihrem Vater zu sein, der mittlerweile allein in der großen Villa in Oberalm lebte, treu umsorgt von Piry, die ihm den Haushalt führte. Am 9. Mai 1909 verstarb ihr geliebter Ehemann in München. Lilli zog zusammen mit ihrem Sohn Dietrich nach Oberalm. So wurde Lilli schon mit 41 Jahren zur Witwe. Nur ein Jahr später starb ihr geliebter Vater in Oberalm, ein weiterer, schwerer Schicksalsschlag so kurz hintereinander.
Im Ersten Weltkrieg, am 10. Dezember 1917, verlor Lilli ihren ältesten Sohn Hans-Malte Freiherr von der Lancken-Wakenitz (* 24. April 1889 in Berlin), der als Oberleutnant der Garde-Kürassiere bei einem Fliegerangriff in Amagne, Frankreich fiel. Im Jahre 1937, am 21. Mai, verlor Lilli ihren zweiten Sohn Dietrich Freiherr von der Lancken-Wakenitz (* 20. Juli 1891 auf Schloss Carnitz auf Rügen, Majoratsherr auf Lipsitz auf Rügen) bei einem Unfall. Dietrich war sehr sportlich und beteiligte sich an vielen Wettkämpfen. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in Russland und kam in russische Gefangenschaft, wo er drei Jahre in Sibirien war. Später beschäftigte er sich viel mit jungen Menschen. Er war der höchste Schill-Jugend-Führer in Österreich, trainierte viel mit jungen Menschen im familieneigenen Park in Oberalm und hatte in den 1930er-Jahren eine Sing- und Spielgruppe, mit denen er in Österreich und Deutschland auf Tournee ging. Im Mai 1937 stand er mit seinem schweren Motorrad auf der Bergsteigung der Straße hinter Tenneck Richtung Werfen. Ein betrunkener Radfahrer fuhr ihn an und Dietrich fiel so unglücklich auf einen Stein, dass er im Krankenhaus in Hallein nicht mehr gerettet werden konnte. Er ist bestattet in der Familiengrabstätte der Familie der Barone v. Löwenstern auf dem Friedhof in Oberalm.
Zweite Heirat
Vier Jahre nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratet Lilli den Kunstprofessor Raoul Frank, den sie in München kennengelernt hatte, war sie doch selbst zeichnerisch talentiert als Landschaftsmalerin. Für Raoul Frank (* 1. Mai 1867 in Linz; † 14. Jänner 1939 in Oberalm) war es ebenfalls die zweite Ehe. Raoul selbst war ein Meister der Aquarell-Technik, insbesondere für Motive des Meeres und der Brandung. Er wurde später Professor und betätigte sich auch als Bühnenbildner, am Burg-Theater in Wien, und als Innen-Architekt für die Einrichtung von Schlössern und Palais. Lilli und Raoul lebten in München und in Oberalm, bis sie ständig nach Oberalm in die Villa Löwenstern siedelten. Sie hatten vielseitige Interessen, waren sehr gastfreundlich, hatten stets viele Gäste und machten viele gemeinsame Reisen, besonders an die See. Die Hausdame von Lilli war Frau von Förster, die auch die Gäste betreute und für Küche und Haushalt zuständig war.
Im Jahr 1939 starb Lillis zweiter Ehemann Raoul in Oberalm.
Lilli liebte die Familie und die Familientradition war ihr hoch und heilig. Es kam der Zweite Weltkrieg mit dem traurigen Ende und vielen Flüchtlingen, von denen auch sie einige in der Villa Löwenstern beherbergte. Für Lilli waren diese Zeiten sehr schwer. Sie aber war geistig frisch und schlief am 15. Dezember 1955 im Alter von 87 Jahren in der Villa Löwenstern in Oberalm sanft ein. Im Rahmen des Familienübereinkommens ging der Besitz mit allen Liegenschaften im Jahr 1956 auf Baron Heinz v. Löwenstern (* 25. April 1923 in Potsdam; † 1. August 2008 in Ainring, Oberbayern) über und im Jahr 1998 an seinen Sohn Ludolf Baron v. Löwenstern (* 2. Juni 1956 in Kiel).
Quellen
- Vom einstigen Messinghüttenwerk zur Marmorindustrie Kiefer in Oberalm von Dr. Günther Wilhelm, Historiker, Referat für Naturschutzgrundlagen der Landesregierung Salzburg (Internetlink siehe SALZBURGWIKI-Artikel Löwenstern)
- Benutzer:Vonloewenstern