Hammerwerke in Ebenau
Das fürsterzbischöfliche, später k.k. Ebenauer Eisen-, Kupfer- und Messinghammerwerk (auch Hammerwerke Ebenau oder Messingwerk Ebenau) bildete über Jahrhunderte hindurch die wirtschaftliche Grundlage von Ebenau und den umliegenden Gemeinden.
Entstehung
Am 6. Juni 1585 erhielten die Gebrüder Stainhauser, auf ihr untertänigstes Bitten vom damaligen Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy die Bewilligung, ein Hammerwerk und Tradmühl in der Ebenau aufzubauen, wozu sie ein Urbarstück von Paul Hagenbichler um 200 fl. kauften.
Der Grund, warum man diese Hammerwerke hier in Ebenau ansiedelte, war wohl die Energieversorgung durch die Wasserkraft, der hier zusammenströmenden Bäche und dem Waldreichtum zur Erzeugung von Holzkohle, welche man zum Beheizen der Schmelzöfen benötigte. Da sie nach 50-jähriger Gewerbeausübung weder die Anleit,[1] noch den jährlichen Dienst in das Urbaramt Thalgau gelegt hatten, wurde es ihnen auf das künftige Jahr eingestellt.
1617 erwarb Fürsterzbischof Markus Sittikus von Hohenems von den Gebrüdern Stainhauser, welche zuvor in den Konkurs geschlittert waren, das von diesen erbaute Hammerwerk samt Drahtmühle ab. Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron legte den Grundstein zu einem der größten Hammerwerke im Erzstift Salzburg. Um diese Zeit befand sich hier bereits schon eine von den Herrn von Guetrat betriebene Rohrschmiede (Waffenschmiede).
In der Blütezeit des Werkes während des Dreißigjährigen Kriegs fanden 200 Mann Beschäftigung. Erzeugt wurden jährlich gegen 1 261 Zentner Messingzaine[2] und Könige, gegen 130 Zentner Kupfergeschirr und ungefähr 300 Zentner geschlagenes Eisen im Wert von 103.196 fl. Der jährliche Reingewinn für das Fürsterzbistum betrug 12.000 fl. Obwohl viele ausländische Materialien benötigt wurden, z. B. Kupfer aus Ungarn, Gallmay (Mineral) aus dem Venezianischen, Weinstein aus Österreich und Passauer Ton.
Der Großteil des hier erzeugten Messings wanderte nach Italien in Form von Blech oder Fertigware, wo man eigens in Venedig eine Faktorei (Verkaufsstelle) errichtete. Aber auch in die Schweiz, nach Frankreich, in deutschen Landen und in die österreichischen Erblande wurde es verkauft.
Als Bergrichter war der Pfleger von Thalgau aufgestellt.
Gewehrfabrikanten Klett
6. Oktober 1636 erfolgt die Ansiedlung der Gewehrfabrikanten Klett in Ebenau.
Durch die Erfindung des Schwarzpulvers im 14. Jahrhundert (im Orient angeblich um tausend Jahre früher) von Berthold Schwarz bestand nun die Möglichkeit Schusswaffen verschiedener Gattungen anzufertigen.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ließ der kaiserliche Kroatengeneral Graf Ludwig von Isola die Stadt Suhl in Thüringen anzünden, infolge dessen zwei Kirchen und 791 Häuser abbrannten. Viele Bewohner, darunter auch Gewehrfabrikanten, wurden obdachlos und wanderten aus. Zu diesen dürften auch die Kletts gehört haben. Sie kamen um 1636 nach Ebenau. Die Kletts waren den Fürsterzbischöfen nicht unbekannt, denn seit einem halben Jahrhundert lieferten sie dem hoffürstlichen Zeugamt auf Hohensalzburg Waffen. Dem Fürsterzbischof Paris Graf Lodron dürfte es sehr willkommen gewesen sein, die Rohrschmiede im eigenen Lande ansiedeln zu können, denn man benötigte im Dreißigjährigen Kriege stets Waffen. Infolge der Invasion der Schweden im deutschen Lande war die Verbindung mit Suhl oft gefährdet, wenn nicht unterbrochen. Er nahm sie daher ohne Rücksicht, dass sie Lutheraner waren, auf. Mit ihrem Eintreffen in Ebenau hörten die bisher fast jährlichen Waffenlieferungen aus Suhl auf.
Durch die Produktion von Waffen in Ebenau wurde waffentechnisches Wissen und handwerkliches Können in Ebenau konzentriert. Diese Faktoren hatten zusammen mit weiteren Einflüssen zur Erneuerung des Prangerstutzens geführt, dessen Erfindung jedenfalls in Ebenau zu lokalisieren ist. Denn gemeinsam mit den Pulvermühlen in Glasenbach waren die notwendigen Grundlagen für diesen Lärmbrauch früh vorhanden. Die Prangerstutzenschützen Ebenau sind eine der ältesten Prangerstutzenschützengesellschaften im Land Salzburg.
Gründung der Bruderlade
1495 war Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach Gründer der Altersfürsorge für die in bischöflichen Diensten stehenden Berg- und Hüttenwerksarbeiter und Angestellte. Man nannte sie Bruderlade. Eine solche Bruderlade wurde 1696 auch für die Arbeiter der "Werksghmein" Ebenau eingerichtet. Generell galt, je 1fl Gehalt war 1d an Abgabe zu leisten. 1886 betrug das Vermögen dieser Bruderlade 35.920 fl und 41 Kr. Mit diesem Datum wurde das ganze Vermögen vom Kronland Salzburg übernommen. 1910 bezogen noch Ebenauer Werksarbeiter eine Rente aus dieser Bruderlade. Es waren zwei Männer, vier Witwen und ein Waise mit zusammen jährlich 666 Kr. 44 h. Diese Rentner sind durch das Hinscheiden des Franz Reichl und seiner Tochter Maria Aloisia ausgestorben.
Eine sehr schöne, naturgetreue Nachbildung des damaligen Ortszentrums mit den Werkshäusern und dem Kohlenmeiler, um die Zeit von etwa 1800, wurde von Franz Reichl geschaffen. Das Relief wird zu Beginn der Museumsführung audiovisuell vorgestellt. Sein Urgroßvater war der vorher erwähnte Franz Reichl, der letzte Überlebende der Werksgeneration.
Stilllegung des Werkes
Am 9. Juni 1868 beschloss das Abgeordnetenhaus in Wien, dass die Salzburger Cameralforste Schloss Badgastein, die Eisenwerke Werfen und Flachau, das Hammerwerk Ebenau, Böckstein, Rauris und Lend, und das Residenzschloss Mirabell zum Verkauf anbieten dürfen.[3]
In den Jahren 1870 bis 1875 verödete der einst blühende Werksort nach der Stilllegung des Hammerwerkes fast gänzlich. Man sah keine rauchenden Schlote, hörte kein Dröhnen der großen Hämmer. Nur von Arbeitern verlassene Werkstätten. Keine Kohlen, keine Flöße und Wasenfuhrwerke. Die Arbeiter wanderten ab, da für sie in Ebenau keine Verdienstmöglichkeit mehr bestand. Die frei gewordene Arztstelle wurde nicht mehr besetzt und der Gendarmerieposten nach Faistenau verlegt. Die umliegenden Bauern, auch die aus der Nachbargemeinde Koppl, kamen um ihren Verdienst, da die Zufuhr von Roherzen, sowie Gallmay von Innergebirg total zum Stillstand kam. Schwer getroffen wurden auch jene Bauern aus Ebenau, Faistenau, Hintersee und Fuschl, welche auf Holzkohlenerzeugung eingestellt waren. Das Werk hatte für die Schmelzöfen eine Unmenge von Holzkohlen benötigt, da zur damaligen Zeit keine Steinkohlen zur Verfügung standen. Holzkohle benötigte man nicht bloß zur Heizung von Schmelzöfen und dergleichen, sondern auch zur Erzeugung von Messing.
Der Aufstieg des Ebenauer Werkes kann bis 1870 angenommen werden, denn um diese Zeit wurde noch die Dampfanlage vergrößert und eine neue, hohe Esse gebaut, ein Dampfhammer aufgestellt und freudig bestaunt, vieles verbessert und modernisiert. Rasch, sehr rasch jedoch ging es abwärts. Die exponierte Lage und die Umgebung von Ebenau beim Bahnbau und die sich bildenden großen Konzerne gaben dem noch 1872 blühenden, industriellen Leben den Todesstoß.
Quellen
- Salzburgwiki-Beitrag Fürstenstöckl
- Bauer, Heide: Die Salzburger Messingwerke in den Hämmern Ebenau und Oberalm (1588-1844) , Wien 1974.
- Mitterecker, Thomas: Im Zeichen der drei Kletten , Seite 122-128, in Chronik Ebenau, Ebenau 2007.
- Engelsberger, Ulrike: Im Zeichen der drei Kletten , Seite 110-122, in Chronik Ebenau, Ebenau 2007.
- Hiebl, Ewald: ISo viel Elend beugt tief - Ebenau im 18. und 19. Jahrhundert , Seite 60-76, in Chronik Ebenau, Ebenau 2007.
- Fürstaller, Johannes: Phänomene des Prangens zu Fronleichnam , Salzburg 2013.
Einzelnachweis
- ↑ einmalige Abgabe, siehe drw-www.adw.uni-heidelberg.de 'Anleit'
- ↑ Ausgangsmaterial bei der Erzeugung anderer Produkte aus Metall, zum Beispiel Sensen oder Nägel, Quelle wikipedia.de
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, 10. Juni 1868, Seite 3