Windenergie

Windrad 4 vom Windpark Munderfing.

Windenergie ist eine im Bundesland Salzburg noch nicht genutzte Energie.

Die Entwicklung der Windenergienutzung

612 Windkraftanlagen mit 982 Megawatt lieferten 2014 zwei Milliarden kWh pro Jahr in Österreich. Das waren drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs bzw. Strom für 560 000 Haushalte in Österreich. Auch im Salzburger Land bläst Wind. Aber 2024 drehte sich noch kein einziges Windrad. Obwohl in den letzten Jahren immer wieder Versuche unternommen wurden, an besonders windsicheren Standorten Windkraftwerke einzurichten, scheiterten bisher alle Versuche an Bürgerinitiativen oder Politiker- und Alpenvereinseinsprüchen.

Situation Windenergie im Land Salzburg 2014

Im Osten Österreichs gab es bereits zahlreiche Windkraftanlagen, aber in Salzburg gab es noch kein einziges. Laut Experten lag das nicht am fehlenden Wind. Nach der Bürgerbefragung in Thomatal im September 2014 schien klar, dass sich daran vorerst auch nichts ändern wird. Zwei Drittel der Bürger hatten bei einer Abstimmung "Nein" zur Windenergie gesagt und so blieb der Weg für 15 große Windräder versperrt.

Dasselbe Bild hatte sich im Oktober 2013 in St. Margarethen im Lungau ergeben: 60 Prozent der Befragten waren gegen drei Windräder. Massiven Widerstand gab es auch in Thalgau und Golling an der Salzach, es wurden Unterschriften gesammelt, Bürgerinitiativen kämpften gegen die Stromriesen mit Nabenhöhen zwischen 80 und 137 Metern.

In Salzburg schien niemand so rechte Freude mit der Windenergie zu haben. Dass breite Mehrheiten der Bevölkerung aber durchaus umzustimmen sind, zeigt das Land Niederösterreich. Knapp 500 Anlagen drehten sich bereits rund um Mistelbach und Gänserndorf, Hollabrunn und Bruck an der Leitha. Bis 2029 sollen es doppelt so viele sein – dann will die niederösterreichische Landesregierung zwei Drittel ihres Energiebedarfs aus der bewegten Luft beziehen. Das Interessante daran war, dass auch in Niederösterreich die Bürger befragt wurden – gleich in 40 Gemeinden. "Hier gibt es aber eine sehr breite Zustimmung. In zwei von drei Fällen gab es ein Ja für die Windkraft. So werden wir es schaffen, bis 2015 den gesamten verbrauchten Strom aus erneuerbaren Energien zu generieren", sagte Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) im "Salzburger Nachrichten"-Interview.

Was war 2014 der große Unterschied zu Salzburg? "Das zarte Pflänzchen Windkraft ist in Salzburg viel zu früh zertreten worden", lautete die Antwort von Thomas Knoll von der bundesweit tätigen Planungs- und Beratungsfirma Knollconsult. Sie hatte in Niederösterreich in Sachen Kommunikation und Organisation mit dem Land zusammengearbeitet.

Bereits 2003 hatte die Salzburger Kolowind GmbH im Flachgau Projekte gestartet. "Damals gab es aber eine österreichweit bekannte, besondere Strenge und Windkraftskepsis in der Naturschutzabteilung des Landes, die natürlich von der Politik geduldet und unterstützt wurde." Dies betreffe ÖVP- wie SPÖ-geführte Koalitionen. Hinzu seien dann kritische Bürgerinitiativen gekommen – "dies zu einer Zeit, als Windkraft neu und noch sehr verwundbar war", sagte Knoll. In Niederösterreich und auch im Burgenland dagegen hätten sich Landesregierungen und auch regionale Energieversorger viel stärker über "die Windenergie drübergetraut". Nebenbemerkung Knolls: Auch im Osten Österreichs sei der Widerstand gegen Windräder dort am größten, wo es in der Nähe noch keine gebe.

Wieder anders stellte sich die Windenergielage in Oberösterreich dar: Mit 23 Windkraftanlagen gehörte das Land nicht zu den österreichischen Spitzenreitern in Sachen Windenergie. Johann Winkelmeier, Geschäftsführer des Vereins "Energiewerkstatt" im oberösterreichischen Lengau: "Es läuft eher schleppend." Immerhin gebe es in Oberösterreich einen mit dem Land ausgearbeiteten Windmasterplan, jedoch ohne Rechtsverbindlichkeit. 27 geeignete Flächen für Windräder seien in diesem Plan ausgewiesen. Doch wie viele davon realisiert würden, stehe in den Sternen, sagtr Winkelmeier. Kritik an der Salzburger Energiepolitik übtr jedenfalls auch Winkelmeier: Er vermisstr die Unterstützung vonseiten des Landes. "In der jetzigen Situation bräuchte es eine klare Linie, eine Entscheidung von der Landespolitik, wie es in Salzburg weitergehen soll." Es sei wenig zielführend, wenn nur Betreiber und Bürger mitredeten, vom Land aber kein Signal komme.

Die Abstimmung in Thomatal sei ein Rückschlag gewesen. Denn in Salzburg gebe es ohnehin nur zwei Handvoll geeigneter Standorte für Windräder. "Wird ein Projekt dann noch mit Unwahrheiten von der gegnerischen Seite kaputt gemacht, dann wird es schwierig", fürchtete Winkelmeier.

Das Argument, Windräder würden Touristen vertreiben, ließ der Experte übrigens nicht gelten. "Die Leute pilgern zu den Windrädern, egal ob in Oberzeiring in der Steiermark oder zum neuen Windpark in Munderfing." Und auch der Wertverfall von Immobilien in der Nähe eines Windrads sei eine Mär. Es existiere keine Studie, die das bestätige. In der Gemeinde Munderfing im oberösterreichisch-Salzburger Grenzgebiet im Kobernaußerwald ging im Sommer 2014 der Windpark Munderfing in Betrieb. Am Saurüssel im oberösterreichischen Attergau sind seit etwa 2014 Windkraftanlagen geplant - gegen den Widerstand der Bewohner von Zell am Moos am Irrsee.

Was also tun – war der Karren Windkraft in Salzburg rettungslos verfahren? Berater Thomas Knoll meinte, nein. "Man kann sich auch nicht darauf ausreden, dass es keine Standorte gäbe. Der Flachgau eignet sich sicher genauso gut wie die Ebenen in Ostösterreich." Wichtig sei aber, den Bürgern ihre Ängste zu nehmen. "Ein erster Schritt wäre, Flächen auszuweisen, wo große Windräder sicher tabu sind. Im alpinen Raum und natürlich in Schutzgebieten. Im Rest des Landes sei es dann Aufgabe der Politik, einen Konsens mit den Bürgern zu finden." In Niederösterreich sei das gelungen, sagt Landesrat Pernkopf. "Auch indem wir gesagt haben, was die Alternativen sind: Atomstrom, Kohle oder Importgas aus dem Osten."

Projekte bis 2019

Unverständlicherweise wurde der Kolo-Windpark in Thalgau nahe der Westautobahn wegen Behinderung des Auerhahns in der Balzzeit von den Behörden untersagt; auch eine Bürgerinitiative mit bereits 3&nbp;000 Unterschriften war ja nicht so sehr gegen alternative Energie, jedoch stark gegen unnötige Landschaftsverschandelung.[1]

Weitere geeignete Standorte wären Sattellagen in Obertauern, im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße und im nördlichen Pinzgau;

Unverständlich waren bei den Windkraftwerken Kolo-Windpark und Samson-Windpark die Befürchtungen der Bevölkerung gewesen, Windkrafträder könnten den Fremdenverkehr schaden. Beim Kolo-Windpark hatten gleich sieben Bürgermeister ihren Entschluss gefasst haben, für das generelle Verbot von Windkrafträdern im Flachgau einzutreten.[1]

2011 wären nach Aussage von Franz Kok von der Salzachwind GmbH 50 bis 60 Windräder möglich gewesen. Diese Windkraftanlagen könnten 200 Gigawattstunden (200 Millionen kWh) Strom im Jahr erzeugen, was der Produktion von Strom von zwei bis drei Salzachkraftwerken entspräche.

Bereits gescheiterte Projekte

Windvorrangzonen 2021

In allen Salzburger Bezirken wurden 2021 sogenannte Windvorrangzonen festgelegt. Im Lungau etwa der Standort Pirkegg in Ramingstein. Im Pongau das Windsfeld bei Flachau sowie der Schneeberg (Mühlbach am Hochkönig) und Sulzau (Werfen). Im Pinzgau: Resterhöhe-Rossgruberkogel (Mittersill und Bramberg am Wildkogel), Hochalm (Saalbach-Hinterglemm) und Hochegg (Dienten am Hochkönig/Taxenbach). Im Tennengau der Ofenauer Berg in Golling an der Salzach und der Anzenberg in Hintersee-Krispl-Gaißau. Im Flachgau befinden sich die Windvorrangzonen beim Rannberg-Ebenholzspitz (Faistenau, Hintersee) sowie dem Lehmberg (Thalgau, Henndorf am Wallersee und Neumarkt am Wallersee).

Stand der Dinge 2022

Die Debatte um den Ausbau erneuerbarer Energiequellen war in Salzburg in den vergangenen Jahren hauptsächlich unter dem Aspekt des Klimaschutzes geführt worden. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar 2022 ist auch die Abhängigkeit von Energieimporten in den Fokus gerückt. Die Debatte darüber, ob und wie Salzburg unabhängiger werden soll, wird nun emotionaler denn je geführt.

Der Chef der Salzburg AG hatte Mitte März 2022 in einem Zeitungsinterview beklagt, dass der Energieausbau viel zu langsam vonstattengehe. "Wir sind in Österreich Ankündigungsweltmeister und Umsetzungszwerge. Die Behördenverfahren dauern viel zu lange", meinte Leonhard Schitter wörtlich. Projekte vor allem im Bereich der Windkraft scheiterten in der Vergangenheit vielfach am Widerstand der Bürger.

Das Land hatte einen neuen Anlauf genommen und vor wenigen Monaten elf Windvorrangzonen im gesamten Bundesland präsentiert. Proteste aus der Bevölkerung gab es diesmal nicht. Gegen die Windkraftanlagen zieht jedoch seit dem Vorjahr der Salzburger Alpenverein ins Feld. Vor allem alpine Standorte seien ungeeignet, so die Argumentation. In einem internen Papier, das den SN vorliegt, hat der Alpenverein die im Landesentwicklungsprogramm definierten Vorrangzonen bewertet. Das Ergebnis: Von elf Standorten seien acht ungeeignet. Zum Beispiel das Windsfeldprojekt, an dem auch die Salzburg AG beteiligt ist. Grünes Licht gibt der alpine Verein lediglich für die Standorte Lehmberg und Rannberg in Faistenau östlich des Hintersees im Flachgau und Sulzau im Pongau. Für die Ablehnung der anderen Standorte liefert der Alpenverein unterschiedliche Argumente, von Beeinträchtigung des Landschaftsbilds über Gefährdung von Natur und Tierwelt bis zu bestehenden Wander- und Skitourenrouten. Claudia Wolf, Landesvorsitzende des Alpenvereins, will einen Wildwuchs an Windrädern verhindern.

Windkraft in Österreich Stand 2022[2]

Oberösterreich Niederösterreich Wien Burgenland Steiermark Kärnten
2022: Anlagen 30 735 9 427 104 2
2022: Anteil[3] 1,4 % 53,3 % 0,2 % 37,1 % 7,9 % 0,04 %
2014: Anlagen 23 454 9 337 48 1
2014: Anteil[4] 1,6 % 47,3 % 0,4 % 45,7 % 4,9 % 0,03 %

Stand der Dinge 2024

Zwei von neun Projekten zählten zu den Favoriten für den ersten Windpark. Es sind dies die das hochalpine Windsfeld in Flachau und der Lehmberg in Thalgau im Alpenvorland.

Die Windsfeld GmbH, an der die Salzburg AG neben anderen Unternehmen mit 22 Prozent beteiligt ist, konnte nach zwei Jahren Windmessungen Ergebnisse auswerten, die durchaus zufriedenstellend ausgefallen sind. Die Messergebnisse sind die Grundlage für die Planungen der Umweltverträglichkeitsprüfung, die mittlerweile weitgehend abgeschlossen seien. Bis Mitte 2024 solle der Genehmigungsantrag gestellt werden.

Beim Lehmberg-Projekt östlich der Großen Plaike ist die Wien Energie. Seit Herbst 2023 liefert auf dem Lehmberg ein Windmessmast Daten. Die ersten Ergebnisse seien so vielversprechend, dass man ab Mitte 2024 Einreichungsunterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung erstellen will. Der Genehmigungsantrag selbst könnte dann 2025 folgen.

Geplante Standorte, Stand Anfang 2025[5]

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Suche im Archiv der "Salzburger Nachrichten" nach Leserbriefen
  2. Regionale Verteilung der Windkraft Ende 2021 mit Vergleichszahlen 2014
  3. an der Windkraftleistung Österreichs
  4. an der Windkraftleistung Österreichs
  5. {{Quelle SN|16. Jänner 2025, Seite 2 und 3