Eduard Heinrich

Studienrat Prof. Dr. Eduard Theodor Heinrich (* 26. Dezember 1905 in Veldes, heute Bled, Slowenien; † 8. Jänner 1955 in der Stadt Salzburg) war ein in Salzburg wirkender Pädagoge.

Leben

Eduard Heinrich wurde als Sohn des Baukommissärs bei den Österreichischen Staatsbahnen Dipl. Ing. Zdislaus Heinrich und der Bertha Marianna Heinrich, geb. Svoboda, geboren. Heinrich besuchte in Lemberg (Lwiw) in Galizien, wohin der Vater versetzt worden war, die ersten drei Klassen einer zweisprachigen Volksschule. Nach dem Tod des Vaters 1916 übersiedelte die Mutter mit Heinrich und seiner Schwester Elisabeth nach Salzburg. Hier besuchte Heinrich die 4. Klasse Volksschule und das Gymnasium, wo er 1923 die Reifeprüfung ablegte. Dann studierte er an den Universitäten Innsbruck und Wien, wo er 1927 am Geographischen Institut mit der Dissertation "Der südslavische Einfluss im Hausbau der Ostalpen" promovierte. Im Juni 1928 legte er die Lehramtsprüfung für Mittelschulen ab und war dann als Lehrer tätig. Er begann am Bundesgymnasium Salzburg 1928/29, dann ab 1929 an der Lehrerbildungsanstalt der Ursulinen und ab 1931 gleichzeitig auch am Realgymnasium der Ursulinen.

Eduard Heinrich engagierte sich in der Jugendarbeit und in der Abstinenzbewegung. Er war Mitglied im Deutschen Pfadfinderbund und seit 1923 in der Deutschen Gemeinschaft für alkoholfreie Kultur, bei deren Versammlungen er auch Vorträge hielt. 1932 wurde er Geschäftsführer der Salzburger Trinkervorsorge. 1930 gründete er den Verein "Salzburger Jugendpflege", der sich um Aspekte des Jugendwanderns kümmern sollte, die Einrichtung einer "Geschäftsstelle für Jugendpflege" zum Ziel hatte. Diese Geschäftsstelle wurde dann zu einer gemeinnützigen Arbeitsstelle Jugendpflege mit angeschlossener Buchhandlung, einer Arbeitsstelle gegen Alkohol und Nikotin, sowie einer Fahrten- und Wanderberatung.

Heinrich veranstaltete Versammlungen zum Thema Jugendwandern und stellte mit anderen Vereinen Forderungen bzgl. der Förderung der Thematik durch die Stadtgemeinde Salzburg. Heinrich sah sich auch als Triebfeder hinter der Schaffung mehrerer Jugendherbergen in Salzburg, und zwar jener im Haus Getreidegasse 14, in Hallein, St. Gilgen und Werfen. Zudem bemühte sich Heinrich um die Aufstellung eines österreichischen Herbergsverbandes. Auf seine Initiative hin wurde der "Landesverband Salzburg für Jugendwandern und Herbergswesen", dem er als Geschäftsführer vorstand, 1937 zum "Alpenländischen Jugendherbergsverband". Berichte Heinrichs über die Tätigkeit seiner Vereine, insbesondere über die Reisen, die sich bis nach Nordafrika erstreckten, erschienen auch in den Tageszeitungen. Im November 1936 hob er in der "Salzburger Chronik" die in sozialer Hinsicht heterogene Zusammensetzung seiner Reisegruppe hervor und schloss daraus, dass man mit solchen Fahrten "im eigentlichen Sinn der Volksgemeinschaft" diene.

Heinrich zur Zeit des Nationalsozialismus

1940 schrieb Heinrich über sich, dass er in politischer Hinsicht immer im nationalen Lager stand. Zum Nationalsozialismus hatte bereits seit der Zeit Kontakt, in der die NSDAP in Österreich noch illegal war. Trotzdem war er als Lehrer der Vaterländischen Front tätig und ab 1935 gehörte er dem christlich-deutschen Mittelschullehrerbund an.

Dazu auszugsweise aus der Quelle:

Am 22. Mai 1938 füllte Eduard Heinrich einen Personalfragebogen der NSDAP aus. Darin gab er den versuchten Beitritt 1934 und den tatsächlichen bei der Ortsgruppe Maxglan 1936 ebenso an, wie die illegale Tätigkeit der "Geschäftsstelle für Jugendpflege" für die Hitler Jugend und die Repressionen, die er deswegen habe erleiden müssen. Sein Antrag wurde von der Ortsgruppe befürwortet, er erhielt die Mitgliedsnummer 6,341.962 und wurde offiziell per 1. Mai 1938 Mitglied. Mit 1. Juli 1939 wurde Heinrich auch Mitglied im NS-Lehrerbund mit der Nr. 431.472. Weiters war ab 1939 Mitglied im Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) und im Deutschen Roten Kreuz.

Obwohl es angesichts seiner Tätigkeiten in Schule und Jugendwandern nahe liegen würde, kam es nach dem Anschluss zu keiner Tätigkeit Heinrichs im Rahmen der HJ, obwohl er eine solche angestrebt hatte. Die Gebietsführung 32 der Salzburger HJ lehnte seine Mitarbeit ab, weil "er einerseits für die Jugendarbeit wegen seiner Vergangenheit und seinem Auftreten in der Öffentlichkeit als politisch nicht zuverlässig gelte" und weil "der Verdacht einer homosexuellen Veranlagung vorliege". Heinrich brachte deswegen beim Kreisgericht Salzburg der NSDAP "einen Antrag auf Durchführung eines Selbstreinigungsverfahrens ein. Dieses führte nun Erhebungen durch. Der NS-Lehrerbund teilte die Einschätzung er sei "politisch unzuverlässig", es sei jedoch "über homosexuelle Umtriebe des Dr. Heinrich nichts bekannt". Gerüchte über eine etwaige Homosexualität führte der unverheiratete und kinderlose Heinrich in der Untersuchung des Kreisgerichtes auf "Äußerungen eines seiner ehemaligen Buchhandlungsangestellten" zurück, der aber schriftlich bestätige, dass es zu keinen homosexuellen Handlungen gekommen sei. Das Kreisgericht resümierte: "Nach dem Ergebnis der Erhebungen erscheint weder durch den vorliegenden Einzelfall, noch anderweitig nachgewiesen, daß dem Dr. Heinrich mit Recht der Vorwurf einer homosexuellen Betätigung oder auch nur des wirklich begründeten Verdachtes einer solchen gemacht werden kann." Auch die Gestapo ging dem Gerücht nach, das auch Heinrichs Beförderung im Schuldienst verzögerte. Im November 1939 nahm auch die Abteilung Erziehung, Kultur und Volksbildung des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten darauf Bezug. Die Untersuchung der Gestapo hinsichtlich "gleichgeschlechtlicher Veranlagung" habe keine Ergebnisse gehabt, dennoch wurde "auf alle Fälle angeordnet", Heinrich "weiterhin nur an Mädchenschulen" zu verwenden.

Heinrich wurde schließlich pragmatisiert, Studienassessor und 1940 Studienrat.

Die Einschätzung Heinrichs als "politisch unzuverlässig" durch den Lehrerbund machte Heinrich nach 1945 an einem in seiner Haltung zur Kirche fußenden Konflikt mit Karl Springenschmid fest, was auch zu seiner Abwendung vom Nationalsozialismus geführt habe. Er habe Springenschmid im Sommer 1938 vorgeschlagen, die Ursulinenschwestern an den Staatsschulen zu beschäftigen, was dieser abgelehnt habe. Ab diesem Zeitpunkt sei er als "konfessionell gebunden" verfolgt worden. Auch sein Eingehen auf Religionen im Geographieunterricht und sein Eintreten gegen die Abnahme des Kruzifixes in der Klasse der Lehrerbildungsanstalt habe bei den BDM-Führerinnen unter den Schülerinnen für Aufregung gesorgt. Ebenfalls bereits ab Sommer 1938 will sich Heinrich für vom Regime verfolgte Personen eingesetzt haben. So habe er bei der Gestapo und beim Landesschulrat wegen des verhafteten und ins KZ verbrachten Prof. Josef Schifferer vorgesprochen. Er behauptete auch, versucht zu haben bei der Gestapo in Berlin bei SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich vorzusprechen, er sei bis in dessen Vorzimmer vorgedrungen, man habe ihm dann mit Verhaftung gedroht. Ende 1939 verbürgte er sich gegenüber der Gestapo schriftlich für den verhafteten Dr. Wilhelm Schmid, der den Eid auf Hitler verweigert hatte, dass dieser im Falle seiner Enthaftung nicht mehr politisch tätig würde. Im Frühjahr 1940 habe er anlässlich der Verhaftung von Stadtpfarrer Franz Zeiß mit dem SD und dem evangelischen Pfarrer Gerhard Florey Kontakt aufgenommen.

Wegen Hervorhebung des Christentums sei seine Broschüre "Wanderfahrten im Gau Salzburg" im Sommer 1940 durch das Propagandaamt verboten worden. Im Frühjahr 1941 habe ihn der Leiter der Lehrerbildungsanstalt darüber informiert, dass Springenschmid ihn in den Warthegau versetzen wolle, was nur auf Grund seiner Einberufung zur Deutschen Wehrmacht nicht erfolgt sei. Bis April 1941 war Heinrich als für den Lehrdienst unabkömmlich gestellt gewesen, von Jänner bis April 1941 war er aushilfsweise NSDAP-Blockleiter und kassierte Mitgliedsbeiträge.

Heinrich musste am 1. Mai 1941 einrücken und nahm als Flieger am Einsatz der Luftwaffe gegen England teil, war in Westfrankreich und Trier stationiert. Er wurde bis zum Unteroffizier (1943) befördert. Laut eigener Angaben sei er im Sommer 1941 wegen von ihm in Briefen geäußerter Kritik am Umgang mit Religion strafweise versetzt worden, er sei dem Kriegsgericht nur wegen wohlmeinender Offiziere entgangen. Eine strafweise Versetzung geht aus dem Wehrstammbuch nicht hervor, im Sommer 1941 wurde er lediglich von der Ausbildungskompanie zu seiner Einsatzkompanie verlegt. Er blieb bis Kriegsende im Dienst der Wehrmacht.

Auch während seiner Kriegsdienstleistung will er laut eigener Angaben diverse widerständige Handlungen gesetzt haben, so habe er Unterstützungszahlungen für Angehörige von KZ-Häftlingen in Höhe von "mindestens" 1.000 RM geleistet, darunter 400 RM an die Mutter von Rosa Hofmann, im Jänner 1944 habe er den Rechtsanwalt für einen von der Gestapo verhafteten französischen Arbeiter bezahlt.

Entnazifizierung

Im Mai 1946 ließ sich Eduard Heinrich im Magistrat Salzburg als ehemaliger Nationalsozialist registrieren. Er gab an, von Mai 1938 bis zu seiner Einberufung im April 1941 (bzw. bis April 1945) Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Seine früheren Beitritte bzw. Beitrittsversuche 1934 und 1936 führte er hier nicht an, im Unterschied zu einem von ihm wenige Tage später ausgefüllten Fragebogen der US-Militärregierung. Er reichte diese Angaben dem Magistrat allerdings im Oktober 1946 nach.

Im seinem Ansuchen um Nachsicht von der Registrierung verwies Heinrich auf eine Bestätigung der "Widerstandsbewegung, die eindeutig besagt, daß ich durch meine Unterstützungszahlungen an Angehörige von K.Z.-Häftlingen meinen Kopf riskierte. Ich glaube auch betonen zu müssen, daß man von mir nicht mehr verlangen kann, als daß ich mich aktiv gegen die NSDAP stellte, sobald ich zur Erkenntnis gekommen war, daß die Partei einen Weg einschlug, der vom ursprünglichen Programm abwich und meiner Gesinnung nicht mehr entsprach." Landessekretär Dr. Raimund Kloiböck der "Österreichischen demokratischen Freiheitsbewegung" bescheinigte Heinrich, er sei zwar Parteigenosse gewesen, "doch in keiner Hinsicht als Nationalsozialist zu bezeichnen", sondern ein "stets ausschließlich das Christentum vertretender Erzieher" gewesen und hatte deshalb "mit den Nazis grösste Schwierigkeiten. Herr Heinrich hat sich ganz offen für die Unterstützung von Opfern politischer Verfolgung eingesetzt, und zweifellos allein durch den Umstand rund 1.000 RM für Angehörige von Kz.Häftlingen zugewendet zu haben, seinen Kopf riskiert."

Heinrich wurde als minderbelastet eingestuft. Im Oktober 1947 brachte er ein auch vom Landesschulrat unterstütztes Nachsichtsgesuch ein, welches mit der Minderbelastetenamnestie 1948 hinfällig wurde.

Heinrich betrieb ab 1946 eine Buchhandlung, ab 1948 unter dem Namen "Neues Leben" wieder im Gebäude Bergstraße 16. Zwischenzeitlich war als Kanzleiangestellter der Landesstelle gegen die Alkohol- und Tabakgefahren tätig und ab nahm er 1949 auch wieder die Veranstaltung von Gemeinschaftsreisen ins Ausland auf. Bereits ab September 1945 hatte er sich um seine Wiederanstellung als Lehrer bemüht, was die Landesregierung auf Grund des Verbotsgesetzes ablehnte. Heinrich beeinspruchte die Entscheidung unter Verweis auf seine den Nationalsozialismus ablehnende Gesinnung, wofür er auch – wie im Registrierungsverfahren – eine Bescheinigung vorlegte, auch der Schulleiter der Lehrerbildungsanstalt intervenierte zu seinen Gunsten, ebenso frühere Kollegen in einem Schreiben an die Militärregierung. Heinrich gelte zwar "als illegaler Parteigenosse", habe jedoch niemals im Unterricht die nationalsozialistische Weltanschauung verbreitet und habe "seinen Irrtum sehr früh eingesehen".

Erst im Herbst 1949 konnte Heinrich wieder seinen Dienst an der Lehrerbildungsanstalt antreten, er hatte in der Zwischenzeit auch bei Landeshauptmann Josef Rehrl sein Leid geklagt, abgelehnt zu werden, weil er seine frühere Einstellung offen zugegeben habe und betonte dabei auch, dass seine Enttäuschung über den Nationalsozialismus mit dem Kirchenkampf gekommen sei. Heinrich war zunächst Vertragslehrer, 1952 erfolgte seine Definitivstellung.

Kurz nach seiner Wiedereinstellung als Lehrer trat Heinrich am 5. Oktober 1949 der Partei Verband der Unabhängigen (VdU) bei. Nach einem schweren Verkehrsunfall im Dezember 1953 war er im Schuljahr 1954/55 nur vermindert dienstfähig. Am Neujahrstag 1955 war er erneut in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt, an dessen Folgen er am 8. Jänner 1955 in Salzburg verstarb.

Benennungen nach Heinrich

Am 18. Februar 1963 beschloss der Salzburger Landesjugendbeirat, "an den Magistrat der Stadt Salzburg mit der Bitte um Benennung einer Straße nach dem verstorbenen Prof. Dr. Eduard Heinrich, der als Jugendfreund und -förderer in Salzburg allgemeines Ansehen hatte, heranzutreten". In der Eingabe wurde ausführlich auf Heinrichs Leistungen in der Jugendarbeit hingewiesen und zu guter Letzt betont, dass dem Landesjugendbeirat selbst "die führenden Jugendverbände Salzburgs ohne Rücksicht auf Konfession und Parteirichtung" angehörten. Nachdem der Unterausschuss für Straßenbenennungen in seiner Sitzung am 8. November 1963 insgesamt 21 Vorschläge debattiert hatte, legte das Kulturamt in seinem Amtsbericht vom 19. November diese vor. Darin finden sich "3 Straßenzüge südl. der Egger-Lienz-Gasse, gegenüber Herrnau", für die die neue Benennungsgruppe 27 "Philanthropen" geschaffen wurde. Neben dem Gründer des Roten Kreuzes Henri Dunant und der schwedischen Krankenschwester Elsa Brandström wurde – gleichsam als lokaler Vertreter – Eduard Heinrich gelistet. Nachdem von den 21 formulierten Vorschlägen die Benennung von vier Straßenzügen in Langwied nach den KZ-Opfern Franz Ofner, Rosa Hofmann, Hans Graber und Karl Knapp auf Wunsch der SPÖ-Fraktion zurückgestellt worden war – sie sollten "in der Nähe ihres Wohn- bzw. Wirkungsbereiches Straßennamen bekommen" – und stattdessen die Benennung nach Singvögeln – in diesem Fall kamen die Schwalbe, die Lerche, der Zeisig und die Drossel zum Zug – , stimmte der Kulturausschuss in seiner Sitzung am 17. Dezember 1963 einstimmig allen 21 aktualisierten Vorschlägen, darunter die Eduard-Heinrich-Straße, zu, ebenso der Stadtsenat und der Gemeinderat (16 SPÖ, 11 ÖVP, 8 FPÖ, 1 KPÖ) am darauffolgenden Tag.

In einem Gebäude an der Eduard-Heinrich-Straße steht das Eduard-Heinrich-Haus des Österreichischen Jugendherbergswerks.

Quelle