Karl Springenschmid
Karl Springenschmid (* 19. März 1897 in Innsbruck, Tirol; † 5. März 1981 in der Stadt Salzburg) war Fachlehrer, nationalsozialistischer Politiker und österreichischer Schriftsteller (nach 1949 auch unter dem Pseudonym Beatus Streitter und Christian Kreuzhakler).
Leben
Karl Cyrill Springenschmid war das dritte Kind des Tiroler Beamten Adolf Springenschmid und seiner Frau Maria, geborene Wanner. Volks- und Bürgerschule besuchte er in München, dann das Rainerum in Bozen. In seiner Jugend war er Wandervogel. 1911 übersiedelte er nach Salzburg und besuchte dort 1912 bis 1915 die k.k. Staatslehrerbildungsanstalt, wo er sich mit Karl Heinrich Waggerl befreundete und die Kriegsmatura mit Auszeichnung ablegte. Seit März 1915 war er als Kaiserschütze in Südtirol an der Dolomitenfront, wurde 1917 zum Leutnant der Reserve und blieb nach dem Krieg bis 1919 in Kriegsgefangenschaft.
1921 legte er die Lehramtsprüfung für Bürgerschulen ab und unterrichtete zunächst als Aushilfslehrer in der Volksschule in Gnigl und an zahlreichen anderen Schulen. Von 1923 bis 1925 war er Volksschullehrer in der Volksschule in Wagrain im Pongau, anschließend an der Bürgerschule Salzburg.
1925 erschien sein Schul-Lesebuch "Wie der Schinagl durch Salzburger Land zog" (bis 1938 Pflichtlektüre an allen Volksschulen des Landes Salzburg). Es folgten weitere einer nationalen Ideologie nahestehende Bücher über Volkskultur, Brauch und das Leben der Bergbauern, sowie Laienspiele, Schwänke und Kurzgeschichten.
Am 16. November 1931 trat Springenschmid in die NSDAP, Ortsgruppe Aigen ein und wurde am 1. Oktober 1932 Mitglied im illegalen NS-Lehrerbund. 1935 wurde er deshalb aus dem Schuldienst entlassen. In Sachbüchern, Romanen und heiteren Berg- und Skigeschichten engagierte er sich für seine Tiroler Heimat und Volkskultur. Dabei war er auch für Luis Trenker tätig (Romane Helden der Berge, Leuchtendes Land). 1936 wurde Springenschmid durch Faschisten in Meran, Südtirol, verhaftet. Nach dem Anschluss war er vom 13. März 1938 bis zum 31. März 1940 Mitglied der Salzburger Landesregierung und war als Gauamtsleiter zuständig für Schulen und Kulturpolitik. Als Leiter des NS-Lehrerbundes war Springenschmid der Hauptverantwortliche für die Salzburger Bücherverbrennung und sprach in seiner Rede von der Notwendigkeit der Vernichtung alles Klerikalen und Jüdischen. Schon zuvor hatte er mehrfach zu einer "gründliche[n] Säuberung" der Bibliotheken aufgerufen, da nach der politischen "Machtergreifung" auch auf "kulturellem und geistigen Gebiete die Ausrichtung im Sinne der Bewegung des Führers erfolgen müsse". Ab 1. Jänner 1938 war Springenschmid SS-Mitglied (Nr. 295.474) und ab dem 30. Jänner 1943 SS-Hauptsturmführer.
Sein NS-Stück Lamprechtshausner Weihespiel über die bürgerkriegsähnlichen Zustände 1934 im nördlichen Flachgau wurde 1938 und 1939 auf einer eigens errichteten "Naturbühne" in der Nähe von Lamprechtshausen zwei Mal aufgeführt. Ziel war es, die alljährliche Aufführung des Jedermanns von Hugo von Hofmannsthal zu ersetzen. Die Uraufführung fiel mit der Feier zur sogenannten "Heimkehr der Ostmark" zusammen.
Am 27. September 1938 hielt Springenschmid als Landesrat im dichtgefüllten Kurhaus in der Stadt Salzburg im Rahmen einer Elternversammlung eine Rede über die Schulreform in Salzburg.[1]
Ab 1939 rückte Springenschmid wieder als Leutnant, später Hauptmann bei den Gebirgsjägern ein. Es folgten Einsätze in Norwegen, Finnland und am Balkan. Zahlreiche Eingaben von ihm gegen die Südtirolpolitik mit Aussiedlung der deutschsprachigen Tiroler blieben erfolglos. Nach Kriegsende lebte Springenschmid zunächst überwiegend in Südtirol, wo er u. a. erneut für Luis Trenker arbeitete (Roman Heimat aus Gottes Hand). Von der Salzburger Polizei wurde er zunächst als Kriegsverbrecher gesucht und entzog sich seiner Verhaftung durch Flucht, wozu er den Namen Karl Bauer annahm und sich falsche Papiere verschaffte, mit denen er relativ unbehelligt quf der Kochalö in der Steiermark lebte. 1951 lagen dem zuständigen Gericht jedoch keine Hinweise auf Kriegsverbrechen vor. Nach der Aufhebung des Berufsverbotes durch Bundespräsident Theodor Körner durch Entschließung vom 17. Juli 1953 kehrte Springenschmid als freier Schriftsteller nach Elsbethen zurück und war weiterhin schriftstellerisch tätig. Neben 23 meist völkisch gesinnten Romanen mit häufig historischem Hintergrund stammen aus seiner Feder 16 Sachbücher wie "Schicksal Südtirol", 41 Bände mit Erzählungen und ungezählte Kurzgeschichten, wobei die Berg- und Skigeschichten und volkskundliche Themen seiner Heimat und vom Krieg geprägte menschliche Schicksale im Vordergrund standen.
Autobiografische Romane waren über Erlebnisse an der Dolomitenfront (Costabella, Berg meiner Jugend), seine Inhaftierung durch die Faschisten (Meraner Traubenkur) und Wanderjahre in der Nachkriegszeit (Der Waldgänger). Seine heiteren Geschichten von Erlebnissen in den Bergen motivierten viele junge Menschen zum Bergsteigen und Skifahren. 1946 stand das Gesamtwerk Springenschmids auf der österreichischen "Liste der gesperrten Autoren und Bücher" und mit insgesamt 16 Einzeltiteln auf der Berliner "Liste der auszusondernden Literatur".
Politisch betätigte sich Springenschmid nach 1945 nicht mehr. Der rechtsextremistische Verein Dichterstein Offenhausen[2] verlieh ihm 1967 ihren Dichtersteinschild.
Seit 1923 war er in erster Ehe mit Hermine von Radinger verheiratet, seit 26. Dezember 1939 in zweiter Ehe mit Hermine Hartl. Er hinterließ drei Kinder.
Auszeichnungen
- Signum Laudis 1917
- Kleine silberne Tapferkeitsmedaille 1918
- Donauschwäbischer Kulturpreis 1962
- Offenhausener Dichtersteinschild-Träger 1967
- Ehrenbürger von Sexten (Südtirol) 1976
- Ehrenzeichen der Stadt Graz 1977
Werke
Karl Springenschmid verfasste ca. 190 Werke, dazu gehören:
Sachbücher:
- Das Bauernkind (1925)
- Bauern in den Bergen (mit Peterpaul Atzwanger, 1936)
- Die Bauernschule (1939)
- Die Männer von Narvik (1969)
- Schicksal Südtirol (1971)
Biografien:
- Michael Gruber, Knecht Gottes (1943)
- Toni Sailer: Mein Weg zum dreifachen Olympiasieg (1965)
- Der Waldgänger (autobiografische Rechtfertigungsschrift) (1975)
- Servus Heiner! (über Karl Heinrich Waggerl) (1979)
Historische Romane:
- Der Sepp (Innerkofler) (1931)
- Sechs gegen Napoleon (1933)
- Helden in Tirol (1934)
- Saat in der Nacht (1936)
- Der Liebesbrief in der Tundra (1944)
- Es war ein Edelweiß (1962)
- Der Jörg (1980)
- Die Gaismair Saga (1980)
Romane, Novellen und Erzählungen:
- Nové (1951)
- Das goldene Medaillon (1952)
- Ein Mensch unterwegs (1953)
- Sieben Takte Liebe (1963)
- Kleine Lebensbeichte (1967)
- Heiteres Podium (1974)
- Aktion Eisvogel (1975)
- Ein gutes Wort zur rechten Zeit (1978)
Kinder- und Jugendbücher, Lesebücher:
- Was der Hochleitner Tomerl erzählt (1925)
- Wie der Schinagl durchs Salzburger Land zog (1925)
- Signorina N. N. (englisch: Miss Nobody) (1960)
- Sieben Mädchen im Schnee (1978)
Heitere Berg- und Schigeschichten:
- Am Seil vom Stabeler Much (1933)
- St. Egyd auf Bretteln (1935)
- Da lacht Tirol (1935)
- Ein Tiroler geht nicht unter (1939)
- Die Tschullerer Buben (Niederländisch: Een avontuur in de bergen) (1952)
- Sieben Tage Sexten (1965)
- Rundherum Abgrund (mit Ernst Hürlimann) (1977)
Quellen
- Laserer, Wolfgang: "Karl Springenschmid. Leben - Werke - Fotos - Dokumente" (1987)
- Gerichtsakten
- Entschließung des Bundespräsidenten vom 17.7.1953 (Zl.11.397)
- Deutsches Bundesarchiv Berlin
- Kramml, Peter F.; Straßl, Roman: Der Salzburger Pressefotograf Franz Krieger (1914-1993) Salzburg 2008.
- Dokumente in Familienbesitz
- Damolin, Karl: Die Reaktion der im Lande gebliebenen österreichischen Schriftsteller auf den sogenannten "Anschluß" im Frühjahr 1938 im Spiegel einiger Tageszeitungen, Kulturzeitschriften und Anthologien. Typoskript. Salzburg 1982, S. 23–27.
- Voithofer, Richard: Politische Eliten in Salzburg. Ein biografisches Handbuch. 1918 bis zur Gegenwart. Wien – Köln – Weimar (Verlag Böhlau) 2007. Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Band 32. S. 218
- Thaler, Walter: Karl Springenschmids Bücher sind Schwerter des Ungeistes. Der NS-Schullandesrat wr verantwortlich für die Bücherverbrennung in Salzburgm in: Flachgauer Nachrichten, 5. August 2021, S. 22f.
Einzelnachweise
- ↑ Nationalsozialismus und Krieg, Seite 117 (Salzburger Landeszeitung vom 28. September 1938, Seite 5
- ↑ Homepage des DÖW abgerufen am 15.08.2021