Porsche 917

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Hans Herrmann (links) und Richard Attwood (rechts) an ihrem Siegerfahrzeug Porsche 917 KH Coupé #23.
Porsche 917 KH Coupé #23 (Chassis-Nr. 917-001) im Porsche-Museum Stuttgart-Zuffenhausen. Der Wagen wurde nachträglich mit der Optik des Le-Mans-Siegerfahrzeugs von 1970 versehen. Der originale Siegerwagen (Chassis-Nr. 917-023) befindet sich in einer privaten Sammlung.
Der Salzburger Siegerwagen Porsche 917K im Porsche Museum, Ansicht von hinten.
Der Salzburger Siegerwagen Porsche 917K im Porsche Museum.
24 Stunden von Le Mans 1970, 04 min Video
Der Porsche 917, der Motor wird gestartet, 12 min Video

Der Porsche 917 KH Coupé war einer der beiden Porsche-Langstreckenrennwagen, die 1969 und 1970 von der Porsche Konstruktionen KG in Salzburg für Renneinsätze betreut wurden. Der andere war der Porsche 908, der seit 1969 im Einsatz war.

Geschichte

Der "Porsche 917" war seit 1969 einer der schnellsten und stärksten Rennwagen aller Zeiten. Es gab von diesem Typ eine Kurzheck- und eine Langheckvariante, je nachdem für welches Rennen der Wagen eingesetzt wurde. Entwickelt war er von Ferdinand Piëch worden. Seine Entwicklung entzweite die Familie Piëch und führte dazu, dass sich Ferdinand Piëch mit einem eigenen Unternehmen selbständig machte.

Die ersten Motoren des "Porsche 917" hatten 1969 bei einem Hubraum von 4,5 Litern mit zwölf Zylindern eine Leistung von 383 kW (520 PS) bei 8 000/min. 1970 lag die Leistung mit einem 4,9 Liter-Motor bereits bei 560 PS.

Nun waren damals pro Rennen lediglich nur zwei Werkswagen pro Hersteller zugelassen. Porsche wollte aber 1970 mit vier Fahrzeugen beim "24 Stunden Rennen von Le Mans" antreten. Daher lagerte die Stuttgarter Firma ihre Porsche-Werksteams auf zwei Partner aus: Auf das Gulf-Team von John Wyer und das Team von Porsche Salzburg. Die Gründe lagen auch in den Kosten - Porsche war der Einsatz zu teuer geworden. Man schickte also zwei "Porsche 917" nach Salzburg. Diese beiden "Porsche 917 KH Coupé" wurden 1970 in der Porsche Alpenstraße in der Stadt Salzburg für den Renneinsatz zum "24-Stunden-von-Le-Mans-Rennen" vorbereitet. Eine der beiden Rennsportfahrzeuge gewann dieses französische Langstreckenrennen.

Die "Porsche Alpenstraße" verfügte damals über eine Spezialabteilung für Rennsporteinsätze und konnte so diese beiden Porsche als "Salzburger Werksporsche von Porsche Alpenstraße" für den Renneinsatz präparieren. Louise Piëch, Tochter von Ferdinand Porsche und Chefin der Salzburger Porsche Holding, schickte ihren Rennleiter Gerhard Strasser mit einem Kurzheckwagen mit den beiden Fahrern, den damals bereits schon 42jährigen Veteranen-Rennfahrer Hans Herrmann und den Briten Richard Attwood und einen Langheckwagen mit dem Deutschen Kurt Ahrens und den Briten Vic Elford, nach Le Mans.

1970, Langstreckenrennen in den USA

Bereits Anfang 1970 steuerten Vic Elford und Kurt Ahrens steuerten bei Langstreckenrennen in den USA einen der in Salzburg vorbereiteten Porsche 917. Neben dem Rennwagen ließ Rennleiter Gerhard Strasser noch 1 200 kg Ersatzteile in die USA transportieren. Erster Einsatz war bei den 24 Stunden von Daytona, 31. Jänner bis 1. Februar, dann vom 21. auf 22. März beim "12-Stunden-Rennen" von Sebring. Für Sebring wurde noch ein zweiter in Salzburg vorbereiteter 917er in die USA geflogen, der von Hans Herrmann und Rudi Lins pilotiert wurde.

In Daytona fiel der Wagen von Ahrens/Elford nach 337 Runden aus, das Team wurde an 37. Stelle gewertet.[1] In Sebring fiel der Wagen von Ahrens/Elford nach 61 Runden aus, das Team wurde an 50. Stelle gewertet, der Wagen von Herrmann/Lins fiel nach 28 Runden aus. Das Team wurde an 58. Stelle gewertet.[2]

Ahrens/Attwood waren den 917er bereits beim Langstreckenrennen in Le Mans im vergangenen Jahr (1969) gefahren. Dabei führte Ahrens die erste Stunden und sein Partner Elford fuhr mit 234,017 km/h die schnellste Runde der 24 Stunden.[3]

1970: Salzburger Erfolg in Le Mans

Am 13. und 14. Juni 1970 fand dann das berühmteste Langstreckenrennen der Welt statt. Am Start standen sieben neue Porsche 917, zwei Werks-Porsche und private Teams, elf Ferrari 512 sowie drei Matra (französische Marke), vier Alfa Romeo und einige ältere Modelle von privaten Teams. Die Ausgangssituation: John Wyer in einem Werks-Porsche hatte in diesem Jahr bereits fünf der sieben Rennen gewonnen. Mit ebenfalls in der Porsche Alpenstraße vorbereiteten älteren Porsche 908 hatten Elford/Ahrens und Herrmann/Attwood am Nürburgring in Deutschland einen Doppelerfolg für Salzburg gefahren.

Am 13. Juni schwenkte um 15 Uhr Ernst Piëch, der älteste Sohn von Louise Piëch, persönlich die Tricolore-Startflagge. Vic Elford in der Salzburger Porsche-917-Langheckversion nahm das Rennen aus der Pole Position in Angriff (dieses Fahrzeug fiel jedoch dann im Rennen aus). Das Duo Elford/Ahrens lag noch in der 18. Stunde in Führung, bevor der Motor streikte und das Rennen aufgegeben werden musste. Aber Ahrens blieb der Triumph, im Training mit 03:19,800 min. die absolut schnellste bis dahin in Le Mans gefahrene Runde. Das Regenregen wurde zum Desaster der deutschen Werks-Porsche-Teams, für die Werks-Ferrari, die Matra und Alfa Romeo, ein Fahrzeug nach dem anderen fiel aus.

Der Salzburger Einsatz aber wurde zum motorsportlichen Triumph. Während die beiden Werks-Porsche aus Deutschland ausfielen, gewann einer der beiden rotweißroten "Porsche 917" aus Salzburg mit Hans Herrmann und Richard Attwood die "24 Stunden von Le Mans" in Frankreich. Der Salzburger Porsche sah nach 343 Runden (4 607,810 km, 191,992 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) die Zielflagge, mit fünf Runden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Martini-Porsche 917 von Larrousse/Kauhsen. Auf dem dritten Platz landete der Grazer Helmut Marko und der Bludenzer Rudi Lins.

Es war der erste Gesamtsieg für Porsche in Le Mans – ein historischer Triumph.

Nach diesem Sieg erfüllte Hans Herrmann sein Versprechen, das er seiner Ehefrau gegeben hatte und beendete mit diesem Erfolg seine motorsportliche Karriere.

Mit einem typengleichen Fahrzeug gewann Porsche auch 1971 die "24 Stunden von Le Mans". Die Fahrer waren Helmut Marko aus Österreich und Gijs van Lennep aus den Niederlanden.

Anekdoten 1970

Ferdinand Piëch soll 1970 vor dem Rennen im Kreis seiner Fahrer gefragt haben "Will einer von euch heute die 400 [km/h] knacken?". Es wollte aber keiner. Denn der "Porsche 917" war ein furchteinflößender Zwölfzylinder, vor dem sogar hartgesottene Rennfahrer einen ordentlichen Respekt zeigten. Mit dem Porsche war man bei den "24 Stunden von Le Mans" mit Tempo 380 unterwegs. Bei 380 km/h begann sich das Fahrzeug allerdings auf der fast sechs Kilometer langen Geraden von Hunaudières für kurze Augenblicke leicht von der Fahrbahn abzuheben. Was würde dann erst bei Tempo 400 passieren?

Als Kurt Ahrens Ferdinand Piëch nach dem fehlenden Rückspiegeln beim "Porsche 917" fragte antwortete dieser "Herr Ahrens, ein "Porsche 917" braucht keinen Rückspiegel, weil ein "Porsche 917" nicht überholt wird."

Weitere Erfolge des Salzburger Porsche 917

1970 war der "Porsche 917" noch bei weiteren Renneinsätzen:

  • 17. Mai: 1000 km von Spa-Francorchamps, Ahrens mit Elford, dritter Platz
  • 12. Juli: Sechs Stunden Watkins Glen, Ahrens mit Attwood, sechster Platz
  • 7. November: Neun Stunden von Kyalami, Südafrika, Ahrens mit Jo Siffert, zweiter Platz

Bei fünf Langstreckenrennen 1970 fiel Ahrens mit dem "Porsche 917" aus. Ahrens beendete seine motorsportliche Laufbahn mit Ende 1970.

2020: 50 Jahre Salzburger Le Mans Sieg, was wurde aus den Rennfahrern?

2020 war Hans Herrmann 92 Jahre alt, Rennleiter Gerhard Strasser 84 Jahre, Ahrens und Attwood waren 80 Jahre.

Daten

Insgesamt baute Porsche 65 Exemplare des 917 mit bis zu 1 400 PS starken Turbomotoren. Mit dem "Porsche 917" wurden zahlreiche Strecken- und Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt.

Sonderausstellung

Im Hans-Peter-Porsche-Traumwerk im bayerischen Anger-Aufham gab es vom 1. November 2019 bis ? eine Sonderausstellung 50 Jahre Porsche 917 und Le Mans mit historischen Plakaten, zahlreichen Modellen und Original-Andenken aus fünf Jahrzehnten. Es gab auch Original-Rennwagen zu sehen: Ein 356er im Renntrimm und ein 550 Spyder repräsentieren die 1950er, ein 904er Carrera die 1960er sowie der Salzburger Porsche 917 und ein Porsche 956 aus Privatbesitz.

Weiterführend

Für Informationen zu Porsche 917, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Weblink

Quellen

Alle Beiträge über Porsche im Salzburgwiki
  1. wikipedia 24-Stunden-Rennen von Daytona 1970
  2. wikipedia 12-Stunden-Rennen von Sebring 1970
  3. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 24. Jänner 1970, Seite 20