Rund um das Kreuzwirtsgässchen
Der Artikel rund um das Kreuzwirtsgässchen ist eine Zusammenstellung aus historischen Artikeln des Salzburger Josef Eder, der in den 1920er-Jahren historische Beiträge in Salzburger Zeitungen veröffentlichte.
Einleitung
Das Kreuzwirtsgässchen ist eine historische Straßenbezeichnung in der rechtsufrigen Altstadt in der Stadt Salzburg. Es verlief vom Platzl nicht ganz 100 Meter im Bereich der heutigen Schwarzstraße sowie dann in der heutigen Theatergasse. Die entsprechenden geschichtlichen Teile sind bei beiden Straßenartikeln nachzulesen.
Die nachstehenden Beiträgen von Josef Eder sind nicht auf Korrektheit der Daten und Fakten kontrolliert, da diese Beiträge original aus den damaligen Zeitungen übernommen wurden. Auch werden nachstehend nicht nur das Kreuzwirtsgässchen beschrieben, sondern auch Häusergruppe, das Lederertor und die Salzachregulierung.
Aus den Beiträgen des Josef Eders
Bevor Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1598 die Stadtbrücke, die von der Klampferergasse zum Steinwinkel führte, nach stromabwärts vom Rathausbogen zum Platzl verlegte, zog sich vom Platzl den Fluss hinunter eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Stadtmauer, die sogenannte "Wassermauer" (demoliert 1861), sowie das "Wassertor", das spätere Lederertor.
Schlossergäßchen
Das Wassertor war unter der zweiten Stadtbefestigung von Erzbischof Burkhard II. von Weißpriach (1461 bis 1466) erbaut worden. An der linke Seite der Gasse zum Wasser hin standen einstöckige Häuser, während an der rechte Seite die Hinterseiten einer Gruppe von Häusern stand, zum Platzl, der Andrä- und Lederergasse gehörten. Dazwischen, gegen die Stadtmauer war ein Grundstreifen frei, am unteren Ende etwa 5 Meter breit, der als Fahrstraße diente und "Schlossergäßchen" genannt wurde. Ganz unten stand das Lederer- oder Vitalistor, auch früher auch "Wassertor" genannt.
Erste Behausungen
Die ersten Häuser, die alle bis an die Fahrstraße an der Stadtmauer hinunter reichten, waren:
1. das Wirtshaus "zum goldenen Ochsen" am Platzl , das Wirtshaus "zum goldenen Kreuz" in der Andrägasse, das bis zum Kreuzwirtsgäßchen reichte und diese Gasse den Namen gab. 1741 wird das Haus in ein vorderes und hinteres geteilt und der Gastwirtbetrieb hört auf; Gegen die Andrägasse waren die Schanklokale zu ebener Erde und im ersten Stock die Wohnungen. Das Haus war zweistöckig und wurde erst 1824 das dritte Stockwerk aufgesetzt. Gegen das Kreuzwirtsgäßchen hinunter war die Braustatt. Im Hof rechter Hand stand ein großer Schöpfbrunnen. Nebenbei führte die Türe zur Branntweinbrennerei im Fischwässererhaus; daran anschließend
2. das Freyhammerbräu, welches ebenfalls durchreichte und zu dem auch das sog. Fischwässerhaus (Lederergasse Nr. 6) gehörte. An das Bräu-Haus angebaut
3. das Wirtshaus "zum roten Ochsen": erstmals urkundlich erwähnt 1477 mit Franz Thalhammer als Besitzer. 1608 ist Bernhard Ranhart dort Gastgeber, seit 1775 "die Taverne zum roten Ochsen", das 1864 als solches aushörte, gleichzeitig das Eckhaus zur Lederergasse
4. das Stadtkoch Hinterholzerhaus in der Lederergasse Nr. 8, das im Besitze einer Bierschankgerechtsame war.
5. das Branntweinbrennerhaus und das Ledererhaus.
Es waren fünf Häuser mit Schankgerechtsame gebaut, also fünf Wirtshäuser aneinander stoßend, von denen später nur Schlammbräu blieb.
Beim Brückenbau wurde am Platzl ein Stück der Stadtmauer abgebrochen. 1608 verlegte man die Brücke stromabwärts, und zwar vom Löchlbogen herüber zum Lederertor, wo ein weiteres Stück der Stadtmauer demoliert wurde. Im Zuge der dritten Stadtbefestigung baute Fürsterzbischof Paris Lodron das Lederertor 1620 für die Verteidigungszwecke der damaligen Zeit um und die alte Stadtmauer wurde bis auf die Grundmauern abgebrochen.
Das Lederertor erhielt einen Turm mit einem kegelförmigen Dach. Ober dem Tor, dem Wasser zu, war in einer Nische die Statue des hl. Vitals und darüber das Lodronsche Wappen. Außer dem Tore standen auf der einen Seite das Zoll- und auf der anderen das Mauteinnehmerhäuschen.
Die Salzachufer wurden mit Flechtwerk und Piloten gesichert, wodurch ein neues wasserfreies Gelände entstand.
Kreuzwirtsgäßchen
1672 wurden vom Lederertor bis zum Platzl hinauf linksseitig kleine einstöckige Häuser erbaut und die Fahrstraße wurde "Kreuzwirtsgäßchen" nach dem Wirtshaus "zum goldenen Kreuz" genannt.
Hausbesitzer in der Kreuzwirtsgäßchen
Im Kreuzwirtsgäßchen standen nach dem Häuserverzeichnis von 1808 vom Platzl abwärts: das Glaserer Dopferhaus (Topfer), das Schreiber Widmann(-stöckl), das Drechsler Glarner(-haus), das Lottoeinnehmer Lungerschmied(-stöckl), das Schlosser Fleischmann(-Häusl), das Schopper Göllner(-stöckl), das Büchsenmacher Hofstätter(-stöckl) und das Schopper Zillinger(-Häusl), das an das Lederertor angebaut war.
Lederertor
Das Lederertor hatte vier Ausgänge, einen gegen das Kreuzwirtsgäßchen, einen der Salzach zu, den dritten gegen das hochfürstliche Ballhaus (Theater) und den vierten gegen die Lederergasse zu. Der Turm umfasste ein doppeltes Gewölbe und darüber ein Blockhaus. An den aus Konglomeratstein erbauten runden Turm schloss sich gegen das Wasser hin eine kleine Schanze an.
Theatergasse
Das Kreuzwirtsgäßchen wurde um 1818 zur Theatergasse, so genannt nach dem alten Fürsterzbischöfliche Hoftheater (erbaut 1775, umgebaut 1788/1789), das damals zum k.u.k. Theater wurde. (= nicht mehr existierendes Gebäude; siehe Landestheater).
Etwa ab 1860 begann in diesem Bereich die Salzachregulierung. Die Salzach wurde mit Steindämmen gesichert und an der hinteren Seite der Häuser eine neue Fahrstraße angelegt. Diese wurde aufgedämmt und lag bedeutend höher als das Kreuzwirtsgäßchen, so dass man auf die Häuser, die hinten kleine Hofräume hatten, hinunterschauen konnte, wo die Aborte angebaut waren, deren Holzschläuche vom Volksmund "die große Orgel" genannt wurden.
1860 wurden der Staatsbahnhof. Im Juni 1862 überließ die Stadt Salzburg zur Salzachregulierung den Bauunternehmern Carl Andeßner und dem Eisenbahn-Bauunternehmer Karl Freiherr von Schwarz vertraglich das Areal zwischen der Stadtbrücke und der Eisenbahnbrücke,[1] wodurch dort die bauliche Entwicklung mit Villen entlang dem neuen 'Elisabeth-Damm' und der neuen 'Rudolf-Straße' am rechten Salzachufer praktisch festgelegt war. Nach dem diese erbaut worden war, wickelte sich der Verkehr nun hauptsächlich durch diese bis zur Brücke ab.
1862 wurde das Lederertor abgebrochen. 1863 kaufte die Stadtgemeinde das Glaserer Dopferhäusl (Topfer) und das Schreiber Widmannstöckl und demolierte diese. 1867 wurde die Straße bis hinunter zum Eisenbahndamm in ihrer ganzen Länge Schwarzstraße benannt. Als 1877 die neue Stadtbrücke (Staatsbrücke) eröffnet wurde, musste an die Erweiterung der Zufahrt gedacht werden.
Hausbesitzer in der Theatergasse
Die damals noch bestehenden Häuser an der linken Seite der Theatergasse gehörten: Gürtler Rockenstein, Goldarbeiter Holter, Gehäusmacher Rost und Seilermeister Rosian; Läden besaßen Gürtler Nockensteiner, Lotterieschreiber Hölzermayer, Instrumentenmacher Josef Stecher, Spengler Stänko, Uhrgehäusmacher Rost, Schneider Hoffmann und Seiler Rosian. 1881 kaufte Kunsthändler Baldi das Rockenstein- und Rasthaus und der Selcher Greimel das Holterhaus. Da eine Straßenverbreiterung unumgänglich notwendig war, kaufte die Stadtgemeinde 1882 das Rosianhaus. Ebenso wurde dann mit Baldi und Greimel ein Kauf- und Tauschvertrag geschlossen, wonach die Häuser in der Theatergasse gegen Vergütung an die Stadtgemeinde übergingen und die Verkäufer nach Regulierung des oberen Teiles der Schwarzstraße einen Bauplatz am Elisabethkai bekamen. Hierauf wurden die Häuser in der Theatergasse demoliert, Baldi und Greimel bauten das Lagergebäude.
Bismarckstraße
1912 wurde dieser Abschnitt der alten Theatergasse dann "Bismarckstraße" genannt und bis in die Zwischenkriegszeit so bezeichnet.
Es ist gewiss interessant, etwas über die dortigen damaligen Geschäfte zu erfahren.
Bismarckstraße Nr. 1
Im Bazargebäude Nr. 1 errichtete Anton Baldi eine Kunsthandlung, Anton Leitner eine Modehandlung und Lindner eine Tabaktrafik; 1905 kam ins Leitnergewölbe Bankier Spängler, 1925 hörte die Kunsthandlung auf und Bankier Spängler hatte seitdem, bis auf den Tabakladen, die ganzen Räume inne.
Bismarckstraße Nr. 2
bis 1865 Gasthaus "zum goldenen Ochsen", sodann bis 1914 Kaufmann Andrä Hofer und da ab Kleiderhaus Krivanek.
Bismarckstraße Nr. 3
In Nr. 3 errichtete Johann Greiml das "Café Bazar", das er an Josef Musch verpachtete, der es 1886 kaufte. 1908 erwarb es Johann Brand; seit 1909 ist es im Besitz von Richard Tomaselli.
Bismarckstraße Nr. 4
Nr. 4 hatte zu ebener Erde Magazine und im ersten Stock das Gastzimmer des Wirtshauses "zum goldenen Kreuz", 1858 im ersten Stock Krapfenbacher Daurer, seit
1895 Buchdruckerei Pfleumer. Zu ebener Erde rechts des Einganges errichtete 1889 dort Selcher Lorenz eine Schweinemetzgerei, 1896 wurde dort der Verlag der Buchdruckerei eingerichtet, später Photogeschäft Rothmayer; Eingang links 1909 baute Wilhelm Kreiselmayer das Magazin für sein Kunst- und Rahmengeschäft um.
Bismarckstraße Nr. 6
1879 wurde dort ein Kaffeehaus Grabner errichtet. 1882 baute es Adam für seine Glashandlung um.
Bismarckstraße Nr. 8
Nr. 8 war bis 1865 eine Branntweinbrennerei, später Wilhelm Pachs Restauration; 1898 machte der Schwiegersohn Franz Etmann das "Café Central" daraus, 1905 übernahm es Richard Tomaselli, 1909 Franz Hamberger, 1913 wurde es Automaten-Restaurant; Karl Geister errichtete 1915 wieder das Kaffeehaus, 1918 ging es an Anton Händler über, der 1920 die Lokale an die Depositenbank verpachtete, worin dann ab 1926 der Wiener Bankverein amtierte.
Bismarckstraße Nr. 10
In Nr. 10 war zu ebener Erde die Werkstätte des Lederer Hofmann, 1894 das Parfümeriegeschäft Slama, seit 1914 Kaufmann Kainz.
Bismarckstraße Nr. 12
In Nr. 12 rechts vom Tor früher eine Feigenkaffee-Macherei, von 1882 Spengler Stanko, links vom Tor Farbwarenhandlung Reindl, 1873 Antiquar Pollak, 1892 Weißwarengeschäft Kölbl und 1925 Galanteriewarenhandlung Hattinger.
Historischer Verlauf auf dem Franziszeischer Kataster(SAGIS)
- SAGIS links im Menü den Hintergrund "Franziszeischer Kataster" anklicken, dann erscheint der historische Katasterplan;
Quellen
- Josef Eder: "Das Kreuzwirthsgäßchen" ANNO, Salzburger Volksblatt, 13. August 1927, Seite 11
- |Josef Eder: "Die alte Theatergasse" ANNO, Salzburger Volksblatt, 11. Oktober 1928, Seite 7
- Josef Eder: "Eine interessante Häusergruppe" ANNO, Salzburger Chronik, 2. September 1924, Seite 3