Sigmundstor

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Sigmundstor, Westseite, Riedenburg.

Das Sigmundstor oder Siegmundstor, früher Neutor genannt, ist ein historisches Stadttor und ein Straßentunnel und verbindet die Riedenburg mit der Altstadt von Salzburg. Es ist der älteste Straßentunnel im heutigen Österreich.

Name und Schreibweise

Die Inschrift des Tores lautet zwar Siegmundstor. Weil das Tor aber nach dem heiligen Sigismund (auch als heiliger Sigmund bekannt) geweiht ist, scheint die Schreibweise Sigmundstor trotzdem folgerichtiger. Auch wurde das Tor zuerst St. Sigmundsthor genannt. Jedoch schreibt es der Magistrat der Stadt Salzburg auf dem offiziellen digitalen Stadtplan von Salzburg Siegmundstor,[1] sowie auch Neutor. Der ursprüngliche Name "Sigmundstor" hatte sich nicht durchgesetzt, das Tor wurde im Volksmund "Neutor" genannt. Auch die 1991 erneute Benennung des Tors nach dem heiligen Sigismund hat die Benennung "Neutor" nicht verdrängen können.

Sigmundstor, Ostseite, Altstadt.

Geschichte

Hofkriegsrat Guidobald Franz Freiherr von Hegi trat 1676 an den Fürsterzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg heran und schlug vor, den Mönchsberg an der schmalsten Stelle zu durchtrennen. Um eine direkte Verbindung von der Altstadt in die Riedenburg herzustellen, sollte bei dem seit 1675 betriebenen Hofmarstall-Steinbruch ein Schnitt durch den Mönchsberg gelegt werden.[2] Der Durchstich sollte sich durch den Verkauf von Quadern und durch Robot (Fronarbeit) selbst finanzieren. Dadurch sollte ein erhöhtes Steueraufkommen ermöglicht, die Absiedlung feuergefährlicher Betriebe möglich, neuer Wohnraum geschaffen, die nicht einfache Verteidigung der inneren Riedenburg sichergestellt und die Verteidigung von Stadt und Festung verbessert werden. Von 1676 bis 1687 (Todesjahr von Max Gandolf) wurde daher beim Hofmarstall der Steinbruch betrieben und in 35 m Breite der Berg abgegraben. Der Durchstich erfolgte jedoch noch lange nicht.

Etwa hundert Jahre später griff Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach den alten Gedanken wieder auf. Eine Kommission befürwortete jedoch die Errichtung eines Tunnels. Die Planung und technische Durchführung wurde 1759 dem Leiter des Salzburger Bauwesens, dem Baukommissar und Hofkammerrat Johann Elias von Geyer übertragen. Die Brüder Hagenauer, Architekt Johann Baptist Hagenauer und Hofbauverwalter Wolfgang Hagenauer, wollten dieses Projekt ebenso umsetzen und insbesondere die Portale prunkvoll gestalten. Zwischen Geyer und den ebenfalls in erzbischöflichen Diensten stehenden Brüdern Hagenauer kam es wegen des Umfanges des Mönchsberg-Durchstichs und der Fassadengestaltung der beiden Tore zu großen Differenzen. In beiden Fällen entschied sich der Fürsterzbischof zugunsten der Brüder Hagenauer. Statt der von Geyer vorgeschlagenen 18 Schuh Breite und 24 Schuh Höhe wurden die Maße um jeweils sechs Schuh hinaufgesetzt (ein Salzburger Schuh entspricht etwa 29 Zentimetern). Der Tunnel wurde am 14. Mai 1764 begonnen. Am 2. September 1765 erfolgte der Durchstich des Berges und 1766 die Eröffnung.

Die Kosten blieben mit 5.565 Gulden deutlich unter dem vorgegeben Rahmen, nachdem auch das Ausbruchmaterial verkauft werden konnte. Allerdings verschlang ein Mehrfaches der Baukosten die architektonische Ausgestaltung der Portale. Vor dem Tor zur Riedenburg sollten eine Ruinenbastei, die an das römische Iuvavum erinnern sollte, und ein Park errichtet werden. Beides wurde aus Kostengründen nicht realisiert.[2]

Bis ins spätere 19. Jahrhundert war das Sigmundstor von einem Zwinger geschützt, der mit einem Steckentor (d. h. mit Palisaden) geschlossen werden konnte. Um 1830 bestanden auf der Südseite noch ein k.k. Maut- und ein k.k. Wachhaus.

Das Sigmundstor wurde aufgrund von Reparaturarbeiten am Konglomerat vom Herbst 2009 bis ins Frühjahr 2010 zeitweise gesperrt. Beim Ostportal bröckelte der Konglomerat. Die Kosten dafür betrugen rund 760.000 Euro, die zum Großteil von der Stadtgemeinde Salzburg getragen wurden.

2026: Sperre des Sigmundstores für den Individualverkehr

Das Sigmundstor ist seit Mitte November 2024 bis Frühjahr 2026 nur einspurig mit Ampelregelung befahrbar. Der Grund ist der Bau des Festspielzentrums am Herbert von Karajan-Platz.

Am 5. Dezember 2024 beschloss der Planungsausschuss die Verkehrsberuhigung zwischen Hildmannplatz und Museumsplatz. Ab 2026 wird es keinen Durchzugsverkehr mehr durch das Sigmundstor geben. Auslöser ist die mehrmonatige notwendige Komplettsperre des Sigmundstors aufgrund der Umbauarbeiten im Festspielhaus. Im Zuge dieser Umbauarbeiten wird ein Zufahrtstunnel zu den bergseitig gelegenen Gebäudeteil des Festspielhauses geschlagen werden. Einem Kreisverkehr am Hildmannplatz, der im Zuge der Bautätigkeit eingeführt und soll dann bestehen bleiben. Dort sollen nur noch Anrainer mit Genehmigung, Taxis, Öffis, handwerkliche Notdienste, Hotelgäste für die An- und Abreise, Kundinnen zur Warenabholung mit Parkuhr und Rechnungsnachweis für 15 Minuten einfahren können. Lieferverkehr ist von 6 bis 11 Uhr wie bisher zugelassen. Dazu und wie sich der Verkehr in andere Stadtteile verlagert, soll es ein begleitendes Monitoring geben.[3]

Kurioses

An beiden Seiten der Einfahrt zum Sigmundstor waren um 1896 Schilder angebracht mit der Aufschrift: "Peitschenknallen verboten". Das war zweifellos sinnvoll, denn der schussähnlich klingende Knall hätte so manches Pferd zum Durchgehen veranlasst.[4]

Im Sigmundstor betrug beim Anfang der Motorisierung um 1900 die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Fahrzeuge sechs Stundenkilometer.[5]

Kunst

Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores

Zum Schmuck der Portale entwarf Johann Baptist Hagenauer zwei Huldigungen an den damalige Landesfürsten Sigismund Graf Schrattenbach. Auf der Altstadtseite befindet sich sein Porträt-Reliefbild mit der monumentalen lateinischen Inschrift Te saxa loquuntur ("Von dir sprechen die Steine"). Fürsterzbischof von Schrattenbach war der einzige Erzbischof, der sich mit einem Bildnis auf einem öffentlichen Gebäude in der Innenstadt abbilden ließ. Auf der Riedenburger Seite steht über dem Wappen des Erzbischofs eine überlebensgroße Statue seines Namenspatrons, des hl. Sigismund, dargestellt als römischer Krieger mit federgeschmücktem Kronenhelm, Marschallstab und Palmzweig sowie verschiedenem Kriegsgerät. Zudem sollte in der Riedenburg das Vorwerk in Form eines Ruinenparks gestaltet werden. Dieser Park wurde infolge Ablebens Fürsterzbischof Sigismunds 1772 nicht mehr ausgeführt.[6]

Die Inschrift der Portaltafel an der Westseite des Sigmundstores stellte für Geyer eine Kränkung dar. Die Inschrift lautet

D(IVO). SIGISMVNDO. M(ARTYRI).

PVBLICO. BONO. COMMODO. DECORI.
sIgIsMVnDI.
arChIepIsCopI. saLzbVrgensIs.
E. S(ACRI). R(OMANI). I(MPERII). COMITIB(VS).
DE. SCHRATTENBACH.
AETERNAE MEMORIAE.

W. HAGENAUER ARCHIT.

Indem Hagenauer seinen Namen auf die Tafel gesetzt hatte, wolle er den Schein erwecken, als ob er das ganze Werk ausgeführt habe. Zudem sei es unerhört, dass ein Werkmeister es je gewagt habe, seinen Namen neben den seines Landesfürsten zu setzen. Diese Kritik war allerdings begründet, da die Stilisierung der Inschrift wirklich eine zweideutige, von anderen salzburgischen Inschriften ähnlichen Charakters abweichend ist. Als Schluss würde man erwarten: Sigismundus archiepiscopus etc. aber nicht "W. Hagenauer"'. Damit drängt sich auch die Frage auf, wer dieses Werk dem allmächtigen Gott, dem hl. Sigismund und dem Andenken Erzbischofs Siegmunds geweiht habe? Doch wohl nicht dem Architekt W. Hagenauer? Diese "Kunst-Stück" entsprach ganz dem Charakter Hagenauers.

Gedenktafel am Sigmundstor

Für die Statue des hl. Sigismund als Bekrönung des Tores am Riedenburger Portal wurde ein 14 Schuh[7] hoher Marmorblock von einem Steinbruch am Untersberg geholt. Johann Hagenauer hatte auf der Suche nach einem Stein für die Statue des hl. Siegmund im Steinbruch des Steinmetzmeisters Doppler am Untersberg einen Block gefunden, der 17 Schuh[7] lang war. Geyer machte ihn zwar aufmerksam, dass dieser Stein Klüfte habe, und bot ihm einen besseren aus dem Hofsteinbruch an, der zwar nur zehn Schuh groß war, aber in besserem Verhältnis zur Größe des Portals gestanden wäre. Dieses Anerbieten wurde jedoch abgelehnt, ja sogar als eine Auflehnung gegen den Befehl des Erzbischofs angesehen, und die Statue 17 Schuh hoch hergestellt. Im Nachhinein mussten die klüftigen Stellen durch Klammern versichert werden.

Der Transport gestaltete sich dramatisch. Neunzehn Paar Pferde zogen den Block in Tagesetappen zu jeweils zehn bis zwölf Schritt vom 15. November 1766 bis 17. Jänner 1767[8]. Als der Transport dann die Stadt erreicht hatte, waren die Straßen dichtgedrängt von Schaulustigen gefüllt.[9]

Am Stadtportal an der Ostseite des Sigmundstores befinden sich links und rechts je ein Medusa-Relief. In der griechischen Mythologie war Medusa eine Schönheit, der die Männer und die Götter gleichermaßen erlagen. Doch sie verweigerte sich. Der Gott Poseidon nahm sie auf dem Altar der Pallas Athene mit Gewalt. Die eifersüchtige Göttin verwandelte daraufhin Medusa in ein Ungeheuer mit Schlangenhaar. Wer sie anschaute, wurde versteinert. Erst der Held Perseus konnte sie bezwingen, indem er ihr einen Spiegel vorhielt und Medusa enthauptete. Das Haupt der toten Medusa diente fortan dem Helden Perseus und später auch dem Helden Herakles als schützendes Amulett und Waffe zugleich. Der Zauber der Pallas Athene wirkte ja weiter.

Warum zwei Medusen am Sigmundstor? Johann Baptist Hagenauer hatte in Italien studiert. Das inspirierte ihn wohl zu klassizistischeren Formen. Ihre Funktion am Sigmundstor ist am ehesten mit der von Wachen zu erklären. Der böse Blick der beiden Medusen soll als Schutz vor Unheil dienen.[10]

Sigmundstor bei Nacht

Technische Daten

Der Tunnel ist 135 m lang und hatte ursprünglich eine Breite von 7,60 Metern und eine Höhe von 13 Metern. Die Höhendifferenz zwischen dem inneren, tiefer gelegenen Portal am Herbert-von-Karajan-Platz und dem äußeren, höher gelegenen Portal am Richard-Hildmann-Platz beträgt zehn Meter. Josef Hübl schreibt in seinem Buch über Salzburg, dass die Fahrbahn ein geringes Gefälle hat. Der Anstieg zur Riedenburg ist wegen des Wasserabzuges und des günstigeren Lichteinfalls, weil das einfallende Licht von Westen aus der Riedenburg am Boden reflektiert und an die Decke geworfen wird, sodass es den Tunnel dadurch etwas heller macht.[11]

Dr. Reinhard Medicus schreibt in seinem Buch über die Salzburger Stadtberge[12] zwar ebenfalls über vorher erwähnten Lichteinfall, meint aber, dass bei einer Neigung von nur dreieinhalb Grad sich die Belichtung nicht merkbar ändere. Weiters erläutert er, dass der tatsächliche Grund für die Neigung des Tunnels jedoch darin läge, dass aus militärischen Gründen das westliche Portal und die umgebende Wehranlage (Zwinger) höher liegen sollten als seine unmittelbare Umgebung. Eine erhöhte Stellung lässt sich leichter verteidigen. 1874 wurde dann der Zwinger eingeebnet, nachdem die militärische Funktion der Salzburger Stadtverteidigungsanlagen 1860 aufgehoben worden war.

An der südseitigen inneren Tunnelwand wurde 1898 eine 70 Zentimeter tiefe Erweiterung für Fußgänger geschlagen. Diese wurde 1906 um einen Meter erweitert.[12] Von 1915 bis 1918 wurde das Sigmundstor für die Verlängerung der Stadtbahn sowie für die gleichzeitige Nutzung durch Automobile um sieben Millionen Kronen auf zwölf Meter verbreitert.[13] [14] Der Fahrradtunnel im nordwestlichen Fels parallel zum Sigmundstor wurde 1974 beim Bau der Altstadt-Garage errichtet.

Bilder

 Sigmundstor – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. die aktuelle (2024) Schreibweise im digitalen Stadtplan von Salzburg
  2. 2,0 2,1 Dopsch, Heinz; Hoffmann, Robert: "Salzburg, die Geschichte einer Stadt", Seite 350
  3. www.sn.at, 5. Dezember 2024
  4. Persönliches Gespräch von Benutzer Gattermair mit Hans Seefeldner
  5. "Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918", Salzburger Museum Carolino Augusteum, Wolfram Morath (Hrsg.), 2000, ISBN 3-901014-68-3
  6. Traunsteiner Tagblatt, 5. Juni 2010
  7. 7,0 7,1 Andreas Mudrich schreibt 17 Schuh
  8. Andreas Mudrich (1915): "Die Geschichte des St. Siegmunds- oder Neutores bis 1774"
  9. www.traunsteiner-tagblatt.de, abgefragt 20. Dezember 2019
  10. "Salzburger Nachrichten" vom 8. November 2019, ein Beitrag von Daniele Pabinger in der Kolumne Kulturklauberin;
  11. Josef Hübl: "Heimatkunde Stadt Salzburg", Seite 37, Text und Zeichnung.
  12. 12,0 12,1 Reinhard Medicus: "Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit", Seite 77
  13. ANNO, "Salzburger Wacht", 28. Mai 1914, Seite 1
  14. ANNO, "Salzburger Volksblatt", 17. November 1914, Seite 6