Erstbesteigung des Großglockners

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Der Kupferstich von Belsazar Hacquet aus dem Jahr 1782 gilt als erste Abbildung des Großglockners.

Wohl ist die Großglockner Erstbesteigung am 28. Juli 1800 eine Kärntner Sache im Grunde gewesen, aber unter Mitwirkung bedeutender Wissenschafter, die in der Stadt Salzburg tätig waren. Darüber hinaus hat der Großglockner für das Land Salzburg eine wirtschaftliche Bedeutung durch die Großglockner Hochalpenstraße und eine geschichtliche Bedeutung im Rahmen des Alpinismus.

Wie es zur Erstbesteigung kam

Ob es frühere Versuche als den nachstehenden gab, ist dem Autor dieses Beitrags nicht bekannt. Der aus der Bretagne (Frankreich) stammende Abenteurer und Wissenschafter Belsazar Hacquet de la Motte war bereits 1779 bis zur Pasterze aufgestiegen, um einen Weg auf den Gipfel des Großglockners zu erkunden. 1791 unternahm Sigmund Graf von Hohenwart, Generalvikar des Bistums Gurk und ab 1812 Bischof von Linz, der Vetter von Franz Josef Graf von Hohenwart, einem Naturwissenschafter und Freund von Hacquet, eine botanische Expedition zur Pasterze.

Durch die Beziehungen von Hohenwart zu Bischof von Gurk Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim, dem letzten Bischof des Bistums Gurk, der den Titel Fürstbischof trug, wurde das Interesse an einer Besteigung des "Klockners" geweckt. Von Salm begeisterte sich sehr für Wissenschaften und unterstützte zahlreiche wissenschaftliche Projekte. Darunter auch die Erstellung genauer Landkarten. Somit war das Motiv einer Erstbesteigung des höchsten Berges von Österreich ein rein wissenschaftliches: die genaue Vermessung von Höhe und Lage des Berges, sowie geologische und physikalische Untersuchungen. Entsprechend dieser Anforderung wählte von Salm auch die Wissenschafter aus, die ihn bei der Erstbesteigung begleiten sollten.

"Ewige Schande für die Geographie"

Als "Ewige Schande für die Geographie" bezeichnete 1804 der Arzt J. A. Schultes in seinem Reiseführer "Reise auf den Glockner" das Nichtvorhandensein einer genauen Karten der Glocknergruppe. Die damals beste verfügbare Karte stammte von Peter Ainch, einem Bauern aus Nordtirol, der in Anerkennung der außerordentlichen Höhe des Glockners diesen auf seiner Karte als schlanke Spitze eintrug - das war aber auch alles, was dieser aus dem Glocknergebiet eintrug.

Erster Versuch 1799

Von Salm veranlasste im Frühjahr 1799 den Pfleger im Mölltal, einen begehbaren Weg vom Mölltal aus auf den Sattel südöstlich unterhalb des Glockners zu finden und auf halbem Weg eine Hütte zu errichten, die spätere Salmhütte. Der schon vor 20 Jahren von Hacquet entdeckte Weg von Heiligenblut über das Leitertal wurde dann vorgeschlagen. Auf 2 638 m ü. A. errichtete man im Verlauf des Frühjahrs dann die Salmhütte. Von dort wollte man dann über die Hohenwart-Scharte (3 182 m ü. A.) zur Adlersruhe (3 451 m ü. A.) aufsteigen, von wo aus man den Gipfel (3 798 m ü. A.) angehen wollte.

Im Juni 1799 wäre es fast den beiden Zimmerer-Brüdern Klotz bei ihrem ersten Erkundungsgang gelungen, den Gipfel zu erklimmen. Aber ein Schneesturm hinderte sie daran und auch ein zweiter Versuch im Juli gelang nicht: das 144 m lange Seil reichte nicht, es fehlte eine zwölf bis 15 m lange Leiter.

Die Salmhütte stand dann Ende Juli 1799 und Anfang August begann man mit dem Transport der nötigen mathematischen Instrumente, die man für die Vermessung brauchte, auf die Salmhütte. Am 16. August reiste der Fürstbischof mit den Herren Sigmund von Hohenwart und seinem Lehrer Franz Freiherr von Wulfen, einem Theologen und Botaniker (bekannt geworden mit der Wulfenia) und weiteren fünf Herren, die weiter unten erläutert werden, sowie großem Gefolge an. Drei Tage brauchte man für die 175 km von Klagenfurt nach Heiligenblut in der Kutsche. Am 19. August stieg die "Großexpedition" trotz schlechtem Wetters zur Salmhütte auf. Das Personal bestand aus 30 Personen und dreizehn Pferde. In der Salmhütte kochte Salms Koch ein hervorragendes Abendessen, das u. a. mit einem Fässchen Wein und Ananas verfeinert wurde - in 2 600 Seehöhe! Aber das schlechte Wetter blieb und nach vier Tagen stieg man wieder nach Heiligenblut ab.

Der Kleinglockner ist nicht der Großglockner

Einige der Gesellschaft blieben aber noch und ihnen gelang am 26. August dann doch noch der Aufstieg auf den vermeintlichen "Großglockner", der sich aber bei Vermessungen als der Kleinglockner herausstellte. Die Erkenntnis dieser Vermessung brachte, dass der bisher angenommene "höchste Gipfel" jener des Kleinglockners war und der Großglocknergipfel 28 Meter höher ist. Obwohl also dieser erste Versuch der Besteigung des höchsten Berges von Österreich nicht ganz den erwünschten Erfolg brachte, gab es doch reichlich Erfahrung für Hochgebirgsexpeditionen. So machte man Bekanntschaft mit reinem und stark verschmutztem Quellwasser. Letzteres führte schon damals bekanntermaßen zu Durchfall. Aus Vorsicht trank man daher auch das reine Quellwasser nur vermischt mit Wein.

Der Gipfelsieg

Für den Sommer 1800 wurde also eine zweite Expedition vorbereitet. Professor David Hoppe (* 1760; † 1846) von der Universität Regensburg, Arzt und Naturwissenschafter, einer der seinerzeit bedeutendsten Botaniker Europas, Ulrich Schiegg, Benediktiner, Professor für Physik, Mathematik, Astronomie und Landwirtschaft an der Benediktineruniversität Salzburg mit seinem Assistenten Valentin Stanig, Erstbesteiger des Hohen Gölls und des Watzmanns, Franz Michael Vierthaler, Gründer des Salzburger Lehrerseminars und Direktor des Salzburger Schulwesens sowie der Salzburger Chemiker Dr. von Schallhammer, ein reiseerfahrener Mann, waren die Begleiter von Salm.

Am 23. Juli 1800 "...reisten zwey Packwägen mit Lebensmitteln, unseren Geräthschaften und Instrumenten in Begleitung des Kammerdieners, Koches und eines Bedienten und Reitknechtes von Klagenfurt ab...". Am 24. Juli reisten auch von Salm, Hohenwart und Wulfen von Klagenfurt ab - das Reisetempo von Kutschen lag damals bei vier bis sieben Kilometer pro Stunde (!). Ankunft in Heiligenblut war dann am 26. Juli wo bereits Hoppe, Vierthaler, Schallhammer, Schiegg und Stanig warteten. Ergänzt wurden die Persönlichkeiten durch die Pfarrer von Dellach im Drautal, Mathias Hautzendorfer, und Rangersdorf, Franz Joseph Orrasch (auch Horasch genannt) sowie Bergrat Dillinger.

Am 26. Juli traf die Gesellschaft in Heiligenblut ein und am 27. Juli begann die Karawane ihren neuerlichen Aufstieg gegen den Glocknergipfel und erreichte die Salmhütte. Am nächsten Tag, dem 28. Juli stieg man zur Adlersruhe auf. Bereits in den frühen Morgenstunden war an diesem Tag eine kleine Gruppe der Karawane auf den Kleinglockner aufgestigen, wo Hohenwart, Hoppe und Orrasch zurückblieben. Die vier Führer (zwei Bauern und zwei Zimmerer) erstiegen als erste den Gipfel des Großglockners. Dann sicherten sie den Anstieg mit Seilen und kehrten zum Kleinglockner zurück. Zusammen mit dem Pfarrer Mathias Hautzendorfer erstiegen sie dann den Großglockner ein weiteres Mal. Hautzendorfer musste dazu überredet werden: "Sie liessen ihn nicht von der Stelle, da er fortgehen wollte. [...] Er bereitete sich wie zum Tode."[1] Doch die Expedition galt erst als gelungen, wenn "Einer von den Herren" den Gipfel erreicht hatte.[2] Dass dies Hautzendorfer war, gilt erst seit der Entdeckung eines Expeditionsberichts von Joseph Orrasch im Jahre 1993 als gesichert. Aufgrund fehlerhafter Beschreibungen des mit Bischof Salm auf der Adlersruhe zurückgebliebenen Franz Michael Vierthaler galt lange Zeit Joseph Orrasch, der nach heutigem Wissensstand nur als erster Teilnehmer den Kleinglockner erreicht hatte, als Erstbesteiger.[3]

Die vier an der Gipfelbesteigung beteiligten Bauern und Zimmerleute werden in den veröffentlichten Berichten der Expeditionsteilnehmer nicht namentlich genannt. Hier werden die zwei mit der Führung der Expedition betrauten Hauptführer einfach als "Die Glokner"“ bezeichnet, ihre Identität stand für die Expeditionsteilnehmer im Vergleich zu ihrer bedeutenden Funktion im Hintergrund: "Man hatte ... zwei beherzte Bauern aus der h. Bluter Pfarrei gewählt. Beide heißen von nun an als erste Besteiger des Berges die Glokner".[4] Meist werden als Namen der "Glokner" die Brüder Sepp und Martin Klotz aus Heiligenblut genannt. Dies wird heute jedoch angezweifelt: "Kloz" war lediglich der Spitzname eines der "Glokner", den dieser von Bischof Salm für das Lösen einer Wechte ("Schneeklotz") erhielt.[5] Der Name "Klotz" kam zur fraglichen Zeit in Heiligenblut nicht vor.[6] Auch der Hoysen-Sepp, ein Heiligenbluter Bauer, der später etwa die Graf Apponyi-Expedition von 1802 führte, gilt als möglicher Teilnehmer, wobei hinter diesem Namen auch ein Alias des bereits erwähnten Sepp Klotz vermutet wird.[7][8] In einem nicht publizierten Schreiben von Ulrich Schiegg wird ein Martin Reicher als einer der "Glokner" genannt. Somit stehen aus heutiger Sicht von den fünf Erstbesteigern nur Martin Reicher und Mathias Hautzendorfer namentlich fest.[9]

Dass Hautzendorfer der Erste auf dem Gipfel war,[10] gilt erst seit der Entdeckung eines Expeditionsberichts von Franz Joseph Orrasch im Jahre 1993 als gesichert. Aufgrund fehlerhafter Beschreibungen des mit Bischof Salm auf der Adlersruhe zurückgebliebenen Franz Michael Vierthaler galt lange Zeit aus Franz Joseph Orrasch, der nach heutigem Wissensstand nur als erster Teilnehmer den Kleinglockner erreicht hatte, als Erstbesteiger.[11]

Die Hauptarbeiten an diesen Tagen lagen jedoch bei Schiegg, der vor allem die Vermessung des Großglockners erledigte: er berechnete die genaue geografische Länge und Breite, ermittelte den Siedepunkt des Wasser auf der Hohenwart-Scharte (3 182 m ü A.), der bei 92 °C lag - ein halber Liter Wasser, befeuert von einem Weingeistfeuer, brauchte zehn Minuten -, er verglich seinen Ruhepuls (93) mit jenem im Tal (72). Er klärte die genaue Höhe vom Wiesbachhorn - 134 m niedriger als der Großglockner und anderes mehr. Die Messung des Großglocknergipfels ergab 1 998 Klafter (= 3 653,94 m) oder 11 988 Pariser Fuß.

Am Nachmittag des 28. Juli wurde noch das das 3,8 m hohe Gipfelkreuz auf den Gipfel transportiert, das am nächsten Tag, den 29. Juli, von den vier Zimmerleuten, den Brüdern Martin und Sepp Klotz, Martin Reicher mit einem unbekannten Zimmermann,[12] aufgestellt wurde.

Am 30. Juli stieg dann die gesamte Expedition wieder nach Heiligenblut ab.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Bericht von Joseph Orrasch, in Marianne Klemun: "... mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800", S. 330—331.
  2. Marianne Klemun: "... mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800", S. 162.
  3. www.tirol.gv.at, pdf
  4. Carl Ehrenbert Freiherr von Moll: "Tagebuch einer Reise auf den bis dahin unerstiegenen Berg Gross-Glokner", S. 7.
  5. ["Der Fürstbischoff hat dem Bauern, der den Schneekloz untergrub [...] der vom vergangenen Jahr her schon den Namen Glokner hatte, noch den Zusatz Kloz beygegeben – er heist alseizt in der Gloknergeschichte = Gloknerkloz". Aus dem Bericht von Joseph Orrasch, in: Marianne Klemun: "... mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800", S. 330.
  6. Alfons Haffner: "200 Jahre Bild der Großglockner-Erstbesteigung unter Fürstbischof Salm-Reifferscheidt (1803–2003)". In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I – Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Nr. 193. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, 2003, ISSN 0008-6606, S. 355.
  7. Franz Mandl: Salms Hütte am Großglockner. Kartengebiet/Gebietsthema: Großglockner. In: Deutscher Alpenverein, österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol (Hrsg.): Alpenvereinsjahrbuch Berg 2007. Band 131, 2007, ISBN 3-937530-14-2, ISSN 0179-1419.
  8. Alpenvereinsführer, S. 256. Großglockner, 3798 m (PDF; 874 kB). Internet Archive
  9. Marianne Klemun: "... mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800, S. 163–167.
  10. www.tirol.gv.at, pdf
  11. Marianne Klemun: ... mit Madame Sonne konferieren. Die Großglockner-Expeditionen 1799 und 1800, S. 163–167. sowie Pusch, Baumgartner: Großglockner, S. 24–25.
  12. www.hikr.org