Maria Leopoldine von Österreich-Este
Maria Leopoldine von Österreich-Este (* 10. Dezember 1776 in Mailand; † 23. Juni 1848 bei Wasserburg in Bayern) war Erzherzogin von Österreich-Este und von 1795 bis 1799 Kurfürstin von Bayern.
Einige Daten aus ihrem Leben
Erzherzogin Maria Leopoldine Anna Josephine Johanna kam als drittes Kind von Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich und Maria Beatrice d’Este in Mailand zur Welt. Bei der Hochzeit ihrer Eltern 1771 in Mailand komponierte der dort anwesende 15-jährige Wolfgang Amadé Mozart dafür das musikalische Singspiel Ascanio in Alba.
Kurfürstin von Bayern 1795–1799
Noch vor der Flucht aus Oberitalien hatte Ferdinand seine 18-jährige Tochter Maria Leopoldine mit dem pfalz-bayerischen Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern verheiratet. Der seit 1742 in Mannheim regierende Pfälzer Kurfürst hatte als Erbe des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph nach dessen Tod Ende 1777 alle wittelsbachischen Linien zum Kurfürstentum Pfalz-Bayern vereint, mit Ausnahme des kleinen Herzogtums Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, wo sich noch eine Wittelsbacher Nebenlinie hielt. Da die Wittelsbacher Hausverträge des 18. Jahrhunderts den Herrschaftssitz des vereinten Kurfürstentums in München vorschrieben, musste Karl Theodor seine Residenz Anfang 1778 von Mannheim nach München verlegen. Am 12. Februar 1799 erlitt Karl Theodor einen Schlaganfall, an dem er vier Tage später am 16. Februar verstarb.
Leben als Kurfürstenwitwe
Der Witwenvertrag, den ihr Vater Erzherzog Ferdinand für sie aushandelte, gestand ihr eine reiche Apanage, eine Wohnung in der Herzog-Max-Burg in München und als Sommersitz Schloss Berg am Starnberger See zu. Bevor sie sich jedoch in ihren neuen Wohnsitzen einrichten konnte, musste sie im Sommer 1799 Bayern verlassen. Im Einvernehmen mit Kaiser Franz von Österreich hielt sich Maria Leopoldine in Laibach auf, wo sie zwei Jahre inkognito lebte und ein Kind zur Welt gebracht haben soll. Über die Einzelheiten ist jedoch nichts bekannt. Im September 1801 kehrte sie nach München zurück. Zur Überraschung des Hofes verzichtete sie auf das ihr zugesprochene Schloss Berg und kaufte stattdessen das kleine, verarmte, eine Tagesreise von München entfernte Landgut Stepperg, westlich von Neuburg an der Donau gelegen.
Maria Leopoldine privat
Maria Leopoldine ging am 14. November 1804 eine zweite Ehe ein mit Ludwig Graf von Arco, der der uradeligen norditalienischen Familie der Grafen Arco entspross.
Aus der Ehe mit Ludwig Graf Arco gingen drei Kinder hervor, die beiden Söhne Alois Graf von Arco-Stepperg, genannt Louis, und Maximilian Graf von Arco-Zinneberg sowie die Tochter Caroline (* 1814; † 1815), die jedoch nur drei Wochen alt wurde. Die Söhne begründeten später die gräflichen Linien der Grafen Arco-Stepperg und Arco-Zinneberg. Nachdem die 1830 zwischen Alois und Markgräfin Irene Pallavicini (* 1811; † 1877) geschlossene Ehe kinderlos geblieben war, bekam er 1868 noch eine Tochter Sophie (* 1868; † 1952) von der Münchner Tänzerin Pauline Oswald (* 1851; † 1902), die er 1877 nach dem Tod Irenes heiratete. Mit Sophie, die nach bayerischem Adelsrecht den Titel Arco Gräfin von Stepperg führte und 1890 Ernst Graf Moy de Sons (* 1860; † 1922) heiratete, ebenfalls in kinderloser Ehe, starb die Linie Arco-Stepperg aus. Der jüngere, als Adlerjäger berühmt gewordene Max Graf von Arco-Zinneberg, seit 1833 mit Leopoldine Gräfin von Waldburg-Zeil und Trauchburg (* 1811; † 1886) verheiratet, hinterließ hingegen mit dreizehn Kindern eine reiche, bis heute fortbestehende Nachkommenschaft.
Geschäftsleben
Maria Leopoldine legte in den Stepperger Jahren mit großem Geschick die Grundlagen ihrer geschäftlichen Existenz, der sie sich ab ca. 1814 von München aus widmete. Anfangs strapazierte sie die Geduld des königlichen Hofes, indem sie Waren auf Dulten und in kleinen Verkaufsläden persönlich feilbot. Diese für Mitglieder des Königshauses unstatthafte Geschäftstätigkeit vor Ort gab sie bald zugunsten größerer Projekte auf, wie dem Erwerb von Gütern und Brauereien, die teilweise aus säkularisiertem Klosterbesitz stammten. Sie erwarb landwirtschaftliche Anwesen in Schwaben, Ober- und Niederbayern sowie bedeutende Brauereien, so z. B. Mattsies, Aham, Biburg, Zinneberg, Höhenrain, Egmating, Höhenkirchen, Brannenburg, die staatlichen Staatsbrauhäuser Freising und Haag, das Hofbräu Kaltenhausen und etliche mehr.
Sie hatte sogar den Ehrgeiz, sämtliche bayerischen Staatsbrauereien aufzukaufen, was sie allerdings nicht erreichte. Sie sanierte die Güter und Betriebe und verkaufte sie weiter oder behielt einzelne in ihrem Eigentum. In einigen Gütern, z. B. in Kaltenhausen führte sie technische Innovationen durch und entwickelte sie zu modernen Großbetrieben. Maria Leopoldine und ihr Sohn Maximilian Graf Arco-Zinneburg machten aus der Kaltenhausener Brauerei einen der führenden Industriebetriebe des 19. Jahrhundert. Ihr Immobilienbesitz brachte ihr den Ruf ein, die reichste Frau Bayerns zu sein. Ihren Söhnen schenkte sie zu ihrer jeweiligen Hochzeit Adelspalais im Zentrum Münchens.
In den 1830er-Jahren wandte sich Maria Leopoldine dem Wertpapier- und Aktienhandel zu, frei nach dem Motto: Um seine Unabhängigkeit wirklich zu genießen, muss man sein Vermögen in seiner Mappe haben und als wahrer Cosmopolit an nichts hängen. Außerdem erschien ihr der Handel mit Portefeuille-Vermögen für die Zukunft interessanter und aussichtsreicher. Bei ihren Börsengeschäften im In- und Ausland bewies sie eine besonders glückliche Hand. 1837 erzielte sie an der Pariser Börse eine Million Gulden mit Eisenbahnaktien.
Lebensende
Am 23. Juni 1848 verunglückte Maria Leopoldine auf einer ihrer Inspektionsreisen in Richtung Salzburg. Am Achatzberg bei Wasserburg am Inn kollidierte ihre Kutsche mit einem entgegenkommenden Fuhrwerk. Sie wurde zwar noch lebend geborgen, brach jedoch kurz darauf tot zusammen.
Sie fand ihre letzte Ruhestätte in der 1852/55 von Ludwig Foltz erbauten Gruftkapelle auf dem St. Antoniusberg in unmittelbarer Nähe ihres Lieblingssitzes Stepperg. An der Stelle ihres tödlichen Unfalls ließen ihre Söhne eine neugotische Gedenksäule aus Granit errichten, die mit dem Allianzwappen von Pfalz-Bayern/Österreich-Este und dem Kurfürstenhut geschmückt ist und die Inschrift trägt: Maria Leopoldine, verwitwete Churfürstin von Bayern, gestorben 23. Juny 1848.
Quelle
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Maria Leopoldine von Österreich-Este"