Herold
Herold († nach 967 in Säben, Südtirol) war ein Salzburger Erzbischof und Abt des Benediktinerstifts St. Peter im 10. Jahrhundert, der von König Otto 955 wegen Verletzung der Treuepflicht geblendet (also des Augenlichts beraubt) und abgesetzt wurde.
Leben
Herold entstammt der herzoglichen Adelsfamilie der Luitpoldinger, deren Treue sich Otto mit seiner Ernennung sichern wollte. Vermutlich ist Herold ein Sohn jenes Grafen Albrih, mit dem Herolds Vorgänger Adalbert II. Besitzungen in Karantanien getauscht hatte. In den ersten Jahren der Regentschaft stand Herold auch zu König Otto und war ein verlässlicher Gefolgsmann. Ottos Ansinnen war es dabei die alte Macht der Stammesherzoge zugunsten einer klaren Königsrolle zurück zu drängen, wobei er sehr auf die Unterstützung des hochrangige Klerus hoffte und diesem verschiedene Zugeständnisse machte. 940 bestätigte der König dem Fürsterzbistum den Besitz des Königshofes Salzburghofen (heute Freilassing) samt wichtigen Einkünften und Zöllen in Reichenhall. Otto bestätigte die Immunität des Erzbischofs und der Salzburger Kirche samt allen zugehörigen Abteien und Zellen und befreite sie ausdrücklich vom Grafenbann und Grafengericht.
Alle drei rheinischen Erzbischöfe wurden zu Erzkaplanen ernannt, zu denen sich 945 auch der Salzburger Erzbischof als vierter hinzu gesellte, nach dem dieser auf die 70 Jahre verwiesen hatte, in welchen die Salzburger Erzbischöfe dieses Amt alleine ausgeübt hatten.
Nach dem Tode des Luidpoldinger Baiernherzogs Berthold 947 verlieh der König das Herzogtum Bayern seinem Bruder Heinrich I. zur Stärkung der zentralen Macht der deutschen Könige. Dabei fühlte sich der Neffe von Heinrich mit Namen Luidolf als schwäbischer Herzog übergangen und unternahm 953 gemeinsam mit maßgeblichen Luitpoldingern einen ersten Aufstand gegen den König. Auch in diesem Konflikt hielt der Salzburger Erzbischof - trotz seiner Verwandtschaft zu den Aufständischen - loyal zum König, der sich dafür beim Salzburger Erzbischof mit der Schenkung weiterer Güter bedankte. In diese Zeit fällt auch die Tätigkeit des Erzbischofs auf der vom Papst einberufenen Synode von Ingelsheim (948) und dem Reichstag von Augsburg (952).
Die Schlacht bei Mühldorf (955)
Eine Invasion der Ungarn in Bayern zu Beginn des Jahres 954 nötigte die Aufständischen zu einem Waffenstillstand mit dem König. In der folgenden Auseinandersetzung, in der etliche Aufständische ins Lager des Königs gewechselt waren, trat der Salzburger Erzbischof aber dem Lager der Aufständischen und damit seiner Verwandten Luitpoldinger bei. Trotz der Aussöhnung von Aufständischen mit dem König und dem Tod des Anführers der Aufständischen, Pfalzgraf Arnulf wurde der Konflikt erst mit der Schlacht bei Mühldorf, die vermutlich am 1. Mai 955 stattfand, beendet. In dieser letzten Auseinandersetzung wurde der Salzburger Erzbischof von Otto gefangen genommen. Der als jähzornig bekannte Otto bezichtigte Herold des Hochverrates und der Rebellion, ließ ihn blenden und schickte ihn nach Säben in die Verbannung. Nachdem Herold diese Verbannung und Absetzung nicht zur Kenntnis nehmen wollte, und weiterhin liturgische Handlungen vornahm, drohte ihm 962 der Papst mit dem Bann, wenn er nicht davon abließe und beschuldigte Herold die Ungarn nach Bayern gelockt zu haben. Auf der Synode von Ravenna 967 hat Papst Johannes XIII. die Androhung des Bannes erneuert, die damals Kaiser Otto der Große und 59 Erzbischöfe und Bischöfe mit unterzeichnet hatten.
Literatur und Quellenangabe
- Dopsch, Heinz: Die Zeit der Karolinger und Ottonen. In: Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Bd. I/1, hg. von Heinz Dopsch, 2. Aufl. Salzburg 1984, S. 157- 228, hier S. 204- 207.
Vorgänger |
Salzburger Erzbischof 939–955 |
Nachfolger |
Vorgänger |
Abt der Benediktiner-Erzabtei St. Peter 939–955 |
Nachfolger |
Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
Rupert · Vitalis · Flobrigis · Johannes I. · Virgil
Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
Arn · Adalram · Liupram · Adalwin · Adalbert I. · Theotmar I. · Pilgrim I. · Adalbert II. · Egilolf · Herold · Friedrich I. · Hartwig
11. Jahrhundert
Gunther von Meißen · Thietmar II. · Baldwin · Gebhard · Berthold von Moosburg · Thiemo
12. Jahrhundert
Konrad I. von Abenberg · Eberhard I. von Biburg · Konrad II. von Babenberg · Adalbert III. von Böhmen · Heinrich von Berchtesgaden · Konrad III. von Wittelsbach · Adalbert III. von Böhmen
13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
Weichart von Polheim · Friedrich III. von Leibnitz · Heinrich von Pirnbrunn
Fürsterzbischöfe
Ortolf von Weißeneck · Pilgrim II. von Puchheim · Gregor Schenk von Osterwitz
15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo
Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher
Erzbischöfe
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder
21. Jahrhundert
Alois Kothgasser · Franz Lackner