Guidobald Graf von Thun und Hohenstein

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Grabdenkmal Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein im Salzburger Dom.
Opferstock in der Wallfahrtskirche Dürrnberg von 1644 mit dem Wappen von Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein.

Guidobald Graf von Thun und Hohenstein, meist Guidobald Graf Thun genannt (* 16. Dezember 1616 in Castell Fondo, Trentino; † 1. Juni 1668 in der Stadt Salzburg), war Kardinal, von 1654 bis 1668 Fürsterzbischof von Salzburg und von 1666 bis 1668 zudem Bischof von Regensburg in Bayern.

Leben

Guidobald Graf Thun studierte am Collegium Germanicum in Rom. Schon mit 17 Jahren erhielt Guidobald ein Kanonikat in Salzburg, das er aber erst mit 24 antreten konnte. Er erhielt seine Priesterweihe im Alter von 28 Jahren in Salzburg. Im selben Jahr, 1644, wurde er von seinen Chorbrüdern in das wichtige Amt eines Domdechanten gewählt,[1] das er mit so großem Geschick ausführte, dass er am 3. Februar 1654 bereits im ersten Wahlgang zum Erzbischof gewählt wurde. Guidobald Graf von Thun wurde am 24. September desselben Jahres in der Domkirche vom Prager Erzbischof dem Kardinal Ernst Adalbert Graf von Harrach zum Bischof geweiht.[2] Am 7. März 1666 wurde er auch zum Bischof von Regensburg gewählt. Guidobald folgte einem Angebot des Kaisers, ihn bei dem permanenten Reichstag in Regensburg als Prinzipalkommissär zu vertreten. Über Einschreiten des Kaisers wurde er am 7. März 1667 zum Kardinal erhoben.

In seine Amtszeit fiel die Sonnenfinsternis am 12. August 1654.

Guidobald Graf Thun und die Protestanten

Ebenso wie unter seinem Vorgänger blieben den evangelischen Bewohnern Salzburgs unter Guidobald Graf Thun eine Verfolgung und Glaubenskämpfe erspart. Wohl wiederholte er die Religionserlässe seiner Vorgänger (z. B. die Beschlagnahmung evangelischer Schriften). Doch diese blieben erfolglos und unbeachtet.[3]

Bautätigkeit

Guidobald Graf Thun konnte in seinen knapp 14 Jahren Amtszeit das barocke Bild der Stadt Salzburg schaffen. Seine Vorgänger hatten ihm den unvollendeten Dom hinterlassen. Durch Aufbau der oberen Turmpartien und durch die Ausstattung der Fassade mit Statuen führte Guidobald nun den Dombau in wenigen Jahren zu Ende. Von den Statuen neben den Portalen stammen nur die der Landespatrone, die von Melchior Barthel gemacht wurden, aus seiner Zeit. Im Innern errichtete er die Seitenaltäre in den rückwärtigen Kapellen. Außerdem sind unter den zahlreichen Bauten, die unter seiner Regierung veranlasst wurden, die Errichtung der Dombögen, die Gestaltung des Residenzplatzs mit Bau des Residenzbrunnens und die Gestaltung des Domplatzes mit der (selbstverständlich) durch Nordfenster beleuchteten Gemäldegalerie, die heute unter dem Namen Langer Gang des Benediktinerstifts St. Peter bekannt ist. Auch der Konventhof von St. Peter erhielt einen Monumentalbrunnen mit Delphinen und die Stadt errichtete gleichzeitig den Fischbrunnen. Unter Guidobald wurde auch eine Kapelle auf dem Plainberg gebaut, die aber dann dem Neubau der großen Kirche weichen musste. In Hallein ließ er 1654 ein neues Gebäude anstelle des alten Pfleghauses der Saline Hallein am Pflegerplatz errichten, in dem der Sitz der Salinenpflege mit Salzverweser-, Bau-, Pfannhaus- und Grießamt untergebracht waren.

Ableben

Am 8. Mai 1668 bestieg der Fürsterzbischof eine Kutsche, um nach Hellbrunn zum Fischen zu fahren. Angeblich wurde er bei der Abfahrt von einer alten Frau mit einer Bittschrift belästigt: er möge doch heute zu Hause bleiben, ihm stünde ein grosses Unglück bevor. Dieses trat auch ein, denn als er über eine kleine Brücke schritt, brach ein Brett durch, Kardinal Guidobald stürzte und stand bis auf die Knie im Wasser. Er schenkte diesem kleinen Malheur, bei dem nicht einmal seine Strümpfe zerrissen waren, wenig Beachtung. An beiden Schienbeinen hatte er sich allerdings Quetschungen und Abschürfungen zugezogen. An seinem linken Bein entwickelte sich eine Entzündung, die sich bis auf den Oberschenkel ausbreitete: durch einen kleinen oberfächigen Infektionsherd waren Bakterien eingedrungen und hatten Wundbrand verursacht, der zu einen Blutvergiftung führte.[4] Guidobald von Thun und Hohenstein verstarb am 1. Juni 1668, 24 Tage nach dem Unfall, an einer Sepsis.[5]

Museumsrundgang im 21. Jahrhundert

Hauptartikel DomQuartier Salzburg

Guidobald Graf Thun schuf auch die Voraussetzungen zu jenem Rundgang, der seit 2014 öffentlich zugänglich ist. Er wurde durch Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer junior in Auftrag gegeben und beruht auf dem von Dieter Bogner 2006 ausgearbeiteten Salzburger Museumsleitplan:

Quellen und Literatur

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 11. Jänner 1924, Seite 4
  2. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 24. September 1924, Seite 4
  3. Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32, Seite 60
  4. Christoph Brandhuber, Edith Tutsch-Bauer: Kräuterkunst & Knochensäge. Salzburg / Wien 2015, S. 94 ff.
  5. Alois Proschko: Die Todeskrankheiten der Erzbischöfe von Salzburg. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Nr. 86/87, Jahrgang 1946/47, S. 96.
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20. Jahrhundert
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