Johann Michael Haydn



Johann Michael Haydn (* 14. September 1737 in Rohrau, Niederösterreich; † 10. August 1806 in Salzburg) war der Bruder von Joseph Haydn. Er lebte und arbeitete 43 Jahre von 1763 bis 1806 für die Salzburger Fürsterzbischöfe als Hofkonzertmeister, Hoforganist und Lehrer am Kapellhaus.
Leben
Nach seiner Ausbildung in Wien war er erster Violinist beim Bischof von Großwardein, rumänisch Oradea.[1] Er brachte es bis zum Kapellmeister und begann zu komponieren. Unter Fürsterzbischof Sigismund Christoph Graf Schrattenbach übersiedelte er 1763 als 26-Jähriger nach Salzburg und wurde durch Intervention des Neffen des Fürsterzbischofs, des Domherrn Vinzenz Josef Graf Schrattenbach, am 14. August 1763 am Fürstenhof Hofmusicus und Concertmeister. Durch diesen Förderer durfte er sogar an der Offizierstafel speisen, ein besonderes Privileg, das beispielsweise Leopold Mozart verwehrt blieb.
Am 17. August 1768 heiratete Haydn die Hofsängerin Maria Magdalena Lipp, Tochter des Domorganisten Franz Lipp. Sie wohnten im St. Petrischen Haus am Friedhof. Es war sein Wohn- und Sterbehaus an jener Stelle, wo 1894 die Talstation der Drahtseilbahn zur Festung Hohensalzburg entstand. Sie hatten ein Kind, eine Tochter, die jedoch bereits im ersten Lebensjahr verstarb. Obwohl beide recht gut verdienten, herrschte ständig Geldmangel in der Familie Haydn. Aber sie führten getrennte Finanzen, was dazu führte, dass er, Michael, nie belangt wurde, wohl aber seine Frau. So kam es 1786 soweit, dass eine Kommission die Finanzen von Maria Magdalena untersuchte und einen Haushaltsplan aufstellte. Michael stimmte freiwillig einem Gehaltsabzug zu. Doch seine Frau machte weiter Schulden, vor allem durch den Kauf bei Tandlern. Michael Haydn machte sie zu seiner Erbin.
Angesichts dieser privaten Verhältnisse wird es verständlich erscheinen, dass Haydn sehr viel Zeit außer Haus verbrachte. Vor allem war er im Stiftskeller St. Peter oder im Stieglkeller anzutreffen.
1773 wurde Haydn zum ersten Konzertmeister ernannt. 1775 weist der Salzburger Hofkalender Leopold Mozart als Vizekapellmeister und die Herren Johann Michael Haydn und Wolfgang Motzart als Konzertmeister. 1777 wurde er Organist in der Dreifaltigkeitskirche. Am 30. Mai 1782 wurde er als Nachfolger von Mozart erster Hoforganist, sowie Lehrer am Kapellhaus.
Doch das Verhältnis zwischen Mozart und Haydn war sehr freundschaftlich. Mozart schätzte Haydn, ja, er ließ sich sogar von ihm ein Auftragswerk des Erzbischofs komponieren, weil er selbst nicht dazu kam. Nur Vater Leopold Mozart versuchte die Leistungen von Haydn herunterzuspielen, da er in Haydn einen Konkurrenten seines Sohnes sah. Mozart wie Haydn waren gerne im Stieglkeller zu Gast.
Als Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo, der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung, lateinischen Gesang außerhalb der Klosterkirchen verbot, hatte Haydn mit seiner Deutschen Messe umso mehr Erfolg.
Haydn hatte ein namhaftes erstes Männerquartett gegründet, an dem u. a. Werigand Rettensteiner OSB aus der Benediktinerabtei Michaelbeuern mitwirkte.
Michael Haydn hatte nicht nur an den Folgen der zeitgeschichtlichen politischen Ereignisse und einer prekären finanziellen Lage zu leiden, sondern auch an den Folgen zweier schwerer Unfälle, die sich im Winter 1804–1805 ereigneten. Auf dem Heimweg von einem Abendessen im Konvent in St. Peter rutschte er in einer eiskalten Nacht aus und war längere Zeit schwer verletzt liegengeblieben. Dabei dürfte er neben Gesichtsverletzungen auch eine Nierenquetschung erlitten haben.Wenig später wurde er in der Nähe des Domes von der Kutsche eines Salzburger Ministers niedergefahren und an die Kirchenmauer geschleudert, wobei er erneut innere Verletzungen erlitt. Dabei fiel er auf seine Tabakdose, die unter der Wucht des Sturzes zerbrach.[2] Haydn wurde auf dem Friedhof St. Peter in der Kommunengruft begraben, in der Stiftskirche St. Peter erinnert ein Denkmal an ihn.
Seine Schüler
Hier sind zu nennen:
- Anton Diabelli
- Sigismund von Neukomm
- Carl Maria von Weber
- Benedikt Hacker
- Maximilian Keller
- Mathias Kracher senior
Musikalische Werke
Haydns Werkverzeichnis Haydn umfasst:
- 834 Kompositionen, darunter
- 147 Werke konzertanter Musik, darunter
- fast 50 Symphonien, Menuette, Märsche, Serenaden und Kammermusik
- 38 Messen
- 111 Gradualien
- 53 Offertorien
- 14 Litaneien
- fünf Vespern
- 147 Werke konzertanter Musik, darunter
sowie Bühnenkompositionen für das Theater der Benediktineruniversität.
Die Fachwelt nennt ihn als Schöpfer der Lieder für vier Männer- oder Frauenstimmen zum geselligen Musizieren im Freundeskreis mit etwa 50 Werken.
Gedenkstätten
Sein musikalisches Erbe wurde von der "Johann Michael Haydn-Gesellschaft" seit 1984 in der Michael-Haydn-Gedenkstätte in der Klosteranlage der Benediktiner-Erzabtei St. Peter bewahrt. 2013 wurde sie geschlossen und Teile davon sind seit 2014 im DomQuartier Salzburg zu sehen.
In der Stiftskirche St. Peter befindet sich noch heute das 1821 von Abt Albert IV. Nagnzaun errichtete Grabmonument. In der Festungsgasse 4 ist eine Gedenktafel seit 1872 angebracht. Die Michael-Haydn-Gedenkstätte befindet sich seit 1984 in der Erzabtei St. Peter, wo auch der Schädel des Komponisten im Safe aufbewahrt ist. An Johann Michael Haydn erinnert oberhalb seines einstigen Wohnhauses auch die Michael-Haydn-Stiege am Fuß des Festungsberges.
Bilder
Johann Michael Haydn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Johann Michael Haydn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Dr. Martin, Franz: Salzburg. Salzburg (Verlag "Das Bergland-Buch") 1952.
- Ritschel, Karl Heinz: Salzburger Miniaturen 2. Salzburg (Otto Müller Verlag) 2001, ISBN 3-7013-1037-8
- Ritschel, Karl Heinz: Salzburger Miniaturen 3. Salzburg (Otto Müller Verlag) 2004, ISBN 3-7013-1086-6
Einzelnachweis
- ↑ im damaligen Königreich Ungarn
- ↑ www.michaelhaydn.com, abgefragt am 27.10.2021
Vorgänger |
Salzburger Hoforganist 1782–1806 |
Nachfolger
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