Matthias Reiter

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Ausstellungstafel über Matthias Reiter in der Hundsmarktmühle Thalgauegg
Priestergrab bei der Pfarrkirche Puch mit Textdetail über Matthias Reiter, Collage

Dr. phil. Matthias Reiter (* 9. Februar 1896 in Thalgau-Oberdorf; † 30. Juni 1969 in St. Anton in Bruck an der Großglocknerstraße) war Pfarrer von Puch und Botaniker.

Leben

Matthias Reiter war der Sohn des Landwirts und Fabrikarbeiters Matthias Reiter (* 23. April 1862) und seiner Frau Maria, geborene Karl (* 23. April 1871). Die Taufe des Erstgeborenen erfolgte noch am selben Tag durch den Thalgauer Kooperator Anton Haslauer.[1] 1910 erwarben seine Eltern das Fuchsengut, auch Gut am Mittermaierhof genannt.

Der talentierte Matthias besuchte nach der Volksschule das erzbischöfliche Knabeninternat Borromäum in der Stadt Salzburg. Mit sehr guten Prüfungsnoten in allen Fächern beendete Reiter die 6. Klasse. Auf Anordnung des Ministeriums wurde Reiter am 26. April 1915 für den Kriegsdienst freigestellt, der ihn an die italienischen Front führte. Dort wurden sein Charakter und seine Willenskraft durch die Strapazen und den fast unerträglichen Formen menschlichen Leidens entscheidend geprägt.

Am 23. Jänner 1917 beendete Reiter seine Gymnasialzeit und am 30. Jänner legte er die vom Ministerium angeordnete Kriegsmatura mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Als junger Offizier beim 7. Infanterieregiment erlebte er den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und des Ersten Weltkriegs. Ausgezeichnet mit mehreren Tapferkeitsmedaillen und unverletzt kehrte er nach Thalgau heim und begann kurz darauf mit dem Theologiestudium im Salzburger Priesterhaus. Am 17. Juli 1921 erhielt er im Salzburger Dom die Priesterweihe, am 15. August fand in der Heimatkirche Thalgau die feierliche Primiz statt.

Am 11. Oktober 1922 nahm Reiter seine Studien an der Universität Innsbruck auf, beendete am 7. Juli 1924 das von ihm nicht geliebte und von der geistlichen Behörde aufgezwungene Turnlehramtsstudium, 1926 schloss er seine naturkundlichen Studien aus unerklärlichen Gründen nicht mit der Lehramtsprüfung, sondern nur mit dem Absolutorium ab (er trat drei Tage vor den bereits festgesetzten Rigorosen aus unverständlichen Gründen zurück).

1928 promovierte Reiter in seinem Spezialgebiet der scholastischen Philosophie. Zur gleichen Zeit stellte er auch seine ausgezeichnete Dissertation über Fadenwürmer (Rhabditiden) für sein zweites Doktoratsstudium fertig. Von 1928 bis 1932 unterrichtete Dr. Reiter am Borromäum in der Stadt Salzburg Turnen. Dann musste er seine Stelle wegen der fehlenden Lehramtsprüfung in Naturgeschichte vollgeprüften Kollegen überlassen. Er war dann ab 1932 - er trat in den Seelsorgedienst über und wurde Kooperator in der kleinen Tiroler Gemeinde Alpbach - bis zu seiner Pensionierung als Seelsorger tätig.

Er war

Ab 1966 zog er sich in das Franziskanerkloster von St. Anton bei Bruck an der Großglocknerstraße zurück und führte botanische Forschungsarbeiten durch, die nach seinem Tod publiziert wurden.

Reiter als Botaniker

Seit seiner Tätigkeit als Seelsorger begann er sich mit der Systematischen Botanik und Floristik zu beschäftigen. Sein besonderes Interesse galt weniger bekannten, sehr schwierigen Gruppen wie Gräser, Korbblütler, Brombeeren, Weiden u. a. Auf dem Gebiet der Habichtskräuter (Hieracien) wurde er ein Fachmann für den gesamten mitteleuropäischen Raum. Im Laufe der Jahre arbeitete er sich in die Salzburger Flora derart gut ein, dass er alle vor ihm tätig gewesenen Botaniker an Wissen und Exaktheit übertraf. Bei seinen Exkursionen, die ihn durch das gesamte Salzburger Land führten, legte er im Laufe von 40 Jahren ein Herbarium mit etwa 24 000 Blättern an. Dabei handelte es sich um das schönste und wissenschaftlich exakteste Herbarium Salzburgs. Noch vor seinem Tod vermachte er diese Sammlung dem Borromäum.

In der 1949 gegründeten Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur war Mitglied, ab 1950 betreute er das offizielle Landesherbarium im Haus der Natur, in dem sich auch Beiträge früherer Botaniker wie Eberhard Fugger, Ludwig Glaab, Georg, Julius und Rudolph Hinterhuber, Karl Kastner, Anton Sauter, Franz de Paula Storch junior und andere befinden.

Für die landeskundliche Forschung in Salzburg war es ein besonderes Glück, dass Reiter alle seine Forschungsergebnisse noch vor seinem Tod schriftlich niederlegte.

Werke

  • Beitrag zur Flora von Salzburg mit besonderer Berücksichtigung der Cyperaceen und Hieracien, in: MGSLK 86/87, 1946/47, S. 72-80 (PDF 1.1MB)
  • Über einige Gräser des Landes Salzburg, in: MGSLK 92 (1952) S. 152-155 (PDF 1.1MB) und 93 (1953) S. 168-173 (PDF 1.7MB)
  • Die obere Verbreitungsgrenze der Blütenpflanzen in der Nivalstufe der Hohen Tauern Salzburgs, 1965

Quellen

Einzelnachweise

Zeitfolge
Vorgänger

Alois Brunauer

Pfarrprovisor von Puch
19481959
Nachfolger

Alfred Geier