Albert Mauracher

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Albert Mauracher (* 12. März 1858 in Braunau am Inn;[1]2. Juli 1917 in der Stadt Salzburg) stammte aus der berühmten Orgelbauerfamilie Mauracher (Fügener Linie). Er führte die Orgelmacher-Tradition fort und übernahm die Werkstatt seines Vaters Johann Mauracher.

Leben

Albert Joseph Mauracher war der jüngere Sohn des Orgelbauers Johann Nepomuk und seiner Frau Walburga Mauracher, geborene Hintner (* 1820 in Hallein; † 1876). Sein älterer Bruder war der Priester Karl Friedrich (* 1847). Albert führte zunächst die Werkstatt seines Vaters in Salzburg weiter. 1884 mietete er sich in Salzburg-Riedenburg, Reichenhaller Straße 6, ein und betrieb dort eine Werkstatt. Mithilfe seiner Verwandten konnte er 1886 in der Strubergasse 12 in Salzburg-Mülln eine Werkstatt errichten lassen, die er 1888 durch Ankauf mit einem Holzlagerraum vergrößerte und 1895 mit einer Zinnfpeifenfabrikation aufstockte.[2] 1893 eröffnete er auch eine Filiale in Freilassing.

Überraschenderweise erbte Albert Maurachers Kompagnion Adam Grünsfelder[3] 1917 die Werkstatt, und nicht wie avisiert sein Verwandter Franz Mauracher aus der Zeller Linie. Franz Mauracher hatte Alberts Orgelbaubetrieb ab 1910 geleitet. Er sah sich nun gezwungen, sie von Adam Grünsfelder (* 1861; † 1934) zu erwerben, was 1920 geschah.

Bis 1899 stattete er seine Instrumente überwiegend mit mechanischen Kegelladen aus, danach ausschließlich mit pneumatischen Kegelladen, seinem von ihm entwickelten System der Ventilsteuerung, die er "Aerofunctionslade" nannte (Bälgchenlade, Ausstromprinzip). Die erste Orgel mit der "Aerofunctionslade" hatte er 1888 für die Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus in Neumarkt geliefert. Er entwickelte außerdem Serienorgeln mit dem Namen "Cölesticon" (2–6 Register) für kleine Kirchen, die als Ganzes oder in zwei Teilen zu transportieren waren. Albert Maurachers Werkliste umfasst knapp 120 Orgeln in Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Tirol, Kärnten und in der Steiermark.

Werke

Auswahl, beschränkt auf das Land Salzburg; Manuale/Register:

Werkliste (Auswahl)

Die Liste führt einige seiner nachgewiesenen Neubauten auf. Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes "P" steht für ein selbstständiges Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1887 Embach Pfarrkirche Embach und Maria Elend 005.jpg II/P 10 Domscholastikus Maximilian Schwab und Kanzler Mayr[5] schlugen vor, die Orgel im Atelier Maurachers, in der Reichenhallerstr. 6, durch Johann Hupfauf und in Anwesenheit von Statthalter Graf Thun vorzuführen und zu kollaudieren.[6] Bis auf die Prospektpfeifen erhalten.[7]
1891 Adnet Pfarrkirche zu den Hll. Stephanus und Laurentius Albert Mauracher Adnet 1891.jpg I/P 8 Am 5. Mai 1890 waren beim Dorfbrand Adnet auch die Kirche mitsamt der 1871 neu erbauten Joh. Mauracher-Orgel abgebrannt. Sie wurde wieder aufgebaut und im neugotischen Stil ausgestattet, dazupassend auch die Orgel;
Opus 23.
1895 Unken Pfarrkirche zum hl. Jakobus dem Älteren Unken Albert Mauracher 003.JPG II/P 12 Als Opus 42 mit mechanischer Kegellade erbaut. Die Orgel ist großteils erhalten, die 1917 abgelieferten Zinn-Prospektpfeifen wurden in den 20er-Jahren durch Blechpfeifen, die mit einem silberfarbenen Film verzinkt sind, ersetzt.
1909 Krispl Pfarrkirche zu den Hll. Petrus und Paulus Albert Mauracher Krispl 1909.jpg I/P 6 2006 wurde das Instrument von Orgelbau Roland Hitsch (Koppl) renoviert, wobei die 1917 abgelieferten Prospektpfeifen wieder als Zinnpfeifen ersetzt wurden, außerden die Reaktionsgeschwindigkeit der Tasten erhöht, indem ein Trakturrelais eingebaut wurde.[8]Orgel
1910 Stadt Salzburg Leprosenhaus, Leprosenhauskirche Leprosenhaus Landespflegeanstalt 004.JPG I/P 5 Die pneumatische Kegelladenorgel erinnert an das von ihm ab 1905 vertriebene Coelesticon.[9] Im Jahr 1981 wurde die Orgel von Fritz Mertel mit einer mechanischen Schleiflade technisch neu hergestellt, das Gehäuse, der Spieltisch und praktisch alle Pfeifen beibehalten aber auf insgesamt 6 Register erweitert.
1913 Nußdorf am Haunsberg Pfarrkirche zum hl. Georg Nußdorf am Haunsberg Albert Mauracher Orgel 1913 Nußdorf.jpg I/P 7 Opus 116, eine seiner letzten von ihm selbst gefertigten Orgeln. → Orgel der Pfarrkirche zum hl. Georg in Nußdorf am Haunsberg

Bildergalerie

Literatur

  • Alfred Reichling, Tiroler Orgelbauer der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 78, 1998, S. 229-250; hier: S. 235.
  • Albert Mauracher. Älteste Orgelbau-Anstalt Österreichs.
    • Eigenverlag, o.J., mit Werkliste 1885-1896 (op. 1-50).
    • Eigenverlag, o.J., mit Werkliste 1885-1910 (op. 1-104).
    • Cölesticon. Eigenverlag, o.J.
  • Walterskirchen, Gerhard: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg, Dissertation Universität Salzburg 1982.
  • siehe auch den Artikel "Mauracher"

Quelle

  • Alfred und Matthias Reichling, Lexikon der in Tirol tätigen Orgelbauer, Eintrag "Mauracher, Albert"

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Duplikat der Taufbuchs der Pfarre Braunau am Inn für 1858, S. 2.
  2. Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 181.
  3. 21. Dezember 1861 in Ochsenfurt (Unterfranken); † 12. Jänner 1934 in Salzburg; Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 182f.
  4. Unter den Spendern für die Finanzierung dieser Orgel war auch Kaiser Franz Josef, der 100 Gulden beitrug.
  5. Johann Georg Mayr
  6. Brief: Salzburg, 9. November 1887. In: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 56.
  7. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 51–75.
  8. Hompage Hitsch
  9. Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 183f.