Johann Nepomuk Carl Mauracher

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Johann Nepomuk Carl Mauracher (* 26. Juli 1818 in Kapfing, Tirol; † 20. November 1884 in Seekirchen) stammte aus der Fügener Linie der berühmten Orgelbauerfamilie Mauracher. Er führte die Orgelmacher-Tradition fort und wurde Nachfolger seines Vaters Karl Mauracher.

Leben

Der meist nur Johann Mauracher genannte Sohn des Orgelbauers Karl Mauracher erlernte bei diesem das Orgelmacherhandwerk.

Er heiratete 1845[1] Walpurga, geborene Hintner (* 1820 in Hallein; † 18. Oktober 1876 in Salzburg)[2], die zwei, später einigermaßen bekannte, Söhne auf die Welt brachte:

Den Sitz seiner Orgelbauwerkstätte verlegte er zweimal, nämlich 1845 nach Braunau am Inn und 1861 in die Stadt Salzburg. Bereits 1847 hatte er vorgehabt, seine Werkstätte in die Stadt Salzburg zu verlegen und suchte beim Magistrat um die Verleihung eines persönlichen Orgelbaubefugnißes an, da er in der Nähe zu Radstadt, Neukirchen und dgl. Orgeln zu bauen hätte. Der Salzburger Magistrat bat daraufhin die beiden bereits tätigen Orgelbauer, Johann Dummel und Ludwig Mooser, eine Stellungnahme abzugeben, die augenscheinlich berechnend schlecht ausfiel: Johann Mauracher bringt wohl mehrere Zeugniße bei, daß er einige Orgeln hergestellt habe. Indeßen bringt derselbe keinen ordentlichen Lehrbrief und keine legalen Zeugniße bei, daß er bei einem Orgelbauer längere Zeit gearbeitet habe […] Daß Johann Mauracher mehrere Orgeln gebaut hat, ist uns wohl bekannt, wenigstens wißen wir, daß er jene zu Altenmarkt selbständig hergestellt hat, alle übrigen Orgeln, worüber Zeugniße vorliegen, hat eigentlich deßen Vater gebaut, und sein Sohn Johann nur als Gehülfe mitgearbeitet. Wenn aber auch Johann Mauracher die Befähigung zum Orgelbau hätte, so würde er in Salzburg seine Nahrungsfähigkeit nicht begründen können, nachdem in diesem Orte früher nur ein einziger Orgelbauer bestanden hat, (= Joseph Konradt) und dieser zu Grunde gegangen ist, gegenwärtig sich in Salzburg 2 Orgelbauer befinden, und aber weder in Salzburg noch in der weiten Concurrenz herum keine Orgelbauten vorfallen, welche beiden Orgelbauer von dieser Kunst ebenfalls nicht leben könnten, wenn sie sich nicht zugleich mit Herstellung von anderen Musikinstrumenten, namentlich mit dem Bau von Fortepianos befaßen würden.[8] Trotz der negativen Auskunft erhielt Mauracher am 5. Mai 1847 die Orgelbaubefugnis, blieb aber in Braunau.[9]

In Braunau erwarb er 1850 von Maurermeister Schreckeneder das alte Schulhaus,[10] die sog. Kantorei in der Scheibe [Kirchenplatz] Nr. 60,[11] heute Kirchenplatz 9, und richtete darin seine Orgelbauwerkstätte ein.

Der 1857 zum Abt von St. Peter gewählte Franz Albert Eder war mütterlicherseits mit J.N.C. Maurachers Frau Walpurga, geborene Hintner, verwandt. Durch dieses Naheverhältnis konnte Mauracher in Salzburg Fuß fassen. So wurde es ihm ermöglicht, im Aiglhof den oberen Stock zu mieten und dort Wohnung und Werkstätte einzurichten. Im Gewerberegister 1866 wird als Adresse Lehen angegeben, er scheint unter Johann Mauracher, Lehen 2 auf.[12]

Dann erhielt er durch Vermittlung von Franz Albert Eder noch eine Reihe von Aufträgen, darunter den Neubau der großen Orgel der Stiftskirche St. Peter. Aber die Schwierigkeiten blieben nicht aus, denn er zerstritt sich mit dem Franziskaner-Pater Peter Singer (OFM), der aufgrund seiner Autorität vorwiegend Matthäus Mauracher I. als Orgelbauer empfahl, und Johann Nepomuk Mauracher daher fast sieben Jahre leer ausging. Erst Aufträge aus Niederösterreich besserten seine Lage.[13]

Dann brach das nächste Unglück über ihn herein und er erkrankte an Gelenksrheumatismus, seine Frau an Wassersucht. Nach einer Kur im Marienbad besserte sich zwar sein Zustand, doch den Geschäftsbetrieb, den er inzwischen in den heutigen Eizenbergerhof (damals Maßenhof mit der Anschrift Wallnergasse 8) verlegt hatte, konnte er nicht wieder aufnehmen. Nach dem Tod seiner Frau 1876 übersiedelte er 1878 in den Daghoferhof an der Aiglhofkreuzung, in der Nähe des Aiglhofes. Seine Lebensabend verbracht er bei seinem Sohn Karl Mauracher im Kollegiatstift Seekirchen und starb dort am 20. November 1884.[14] Sein Sohn Albert führte die Werkstatt in der Stadt Salzburg weiter.

Orgeln

Auf der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung in München 1854 wurde J.N.C. Mauracher für seine dort präsentierte zwölfregistrige Orgel gefeiert: Der weiche, volle Ton, der freundliche Baß, welcher in verhältnismäßiger Kraft den Diskant begleitet, das in Hinsicht der Mechanik leichte Spiel auf dem Manual und Pedal, die gefällige Ausstattung – alles zeugt von einer Meisterhand […].[15] Seine späten Werke für Tulln (1873), Langenlois (1874) und Krems (1875), alle in Niederösterreich, sind als Bruckner-Orgeln in die Geschichte eingegangen, da sie von ihm kollaudiert wurden. Bruckner lobte z. B. in Langenlois Maurachers Werk welches durch vortrefflichen Klang, Charakter, Verhältniß der einzelnen Stimmen zu einander und durch imposante Kraftenfaltung und Schönheit des Tones in pleno sich auszeichnet. Die entsprechende Disposition und zweckmäßige Anlage, sowie die Vorzüglichkeit des Mechanismus und Gebläses verdienen die vollste Anerkennung.[16] In späteren Jahren bzw. bei anderen Fachleuten galt er allerdings als altmodisch, da er nicht gewillt war, das System der Schleiflade zugunsten der Kegellade aufzugeben.

Johann Nepomuk Carl Mauracher errichtete mehr als 60 Orgeln, darunter in Uttendorf im Innviertel (1844), Forstau (1845), Altenmarkt (um 1847), St. Peter am Hart (1848), Abtenau (1858), Saalfelden (1859), Bergheim (1859), Puch (1859), auf Betreiben seines Freundes Franz Gruber auf dem Dürrnberg in der Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt (1860), Johannesspitalskirche (1860), Gnigl (1861), in der Stiftskirche St. Peter (1863), Vigaun (1865), Guggenthal (1865), im Sacellum (1866), im Stift Nonnberg (1867), Plainfeld (1868), Annaberg (1869), Henndorf (um 1870), Adnet (1871, beim Dorfbrand Adnet 1890 verbrannt), Bad Gastein (um 1871), Schörfling am Attersee (1873), Filialkirche Untereching (1877) und andere.

Werkliste (Auswahl)

Die Liste führt einige seiner nachgewiesenen Neubauten auf. Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes "P" steht für ein selbstständiges Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1858 Abtenau Pfarrkirche zum hl. Blasius I/P 11 Das Instrument wurde auf Betreiben Joseph Messners 1939 abgerissen und durch eines von Dreher & Flamm ersetzt.

→ Mauracher-Orgel[17]

1859 Saalfelden Stadtpfarrkirche Saalfelden Stadtkirche Empore u Orgel.png II/P 20 Im Zuge der aufwändigen Re-Romanisierung der Saalfeldener Kirche hatte Johann Nepomuk Carl Mauracher den Auftrag erhalten, dort die Orgel seines Vaters Karl Mauracher umzubauen und in einem neuromanischen Gehäuse aufzustellen. Das alte Gehäuse kam in die Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt auf dem Dürrnberg, s.u.
1860 Hallein Pfarr- und Wallfahrtskirche Dürrnberg Dürrnberg 007.jpg II/P 15 Er verwendete für den Bau der Orgel auf dem Dürrnberg einerseits die 15 Register der gerade von ihm abgebrochenen Heilig Geist-Orgel von der Nord-Ost-Empore des Salzburger Doms, andererseits das von seinem Vater Karl Mauracher stammende, 1832 im nachbarocken Stil angefertigte Gehäuse der Saalfeldener Orgel.[18]
1866 Stadt Salzburg Sacellum (Alte Universität) J.N.C. Mauracher Sacellum 1866.jpg I/P 7 Die alte Orgel "überspielte" Johann Mauracher 1867 der Filialkirche Astätt
1868 Plainfeld Pfarrkirche Painfeld.gif I/P 6 Die Orgel konnte am 8. November 1868 ihrer Bestimmung übergeben werden und kostete 700 Gulden.[19] 1997 wurde sie von Fritz Mertel grundlegend umgestaltet.
1877 Untereching St. Emmeram Johann Nepomuk Carl Mauracher Untereching 1877.jpg I/P 5 Die Orgel wurde am 23. Dezember 1877 von Alois Kainzner, Lehrer und Organist zu St. Pantaleon, kollaudiert und am Sonntag, den 6. Jänner 1878 feierlich "eingeweiht".[20]

Quellen

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Trauungsbuch der Pfarre Hallein, Band V, S. 204.
  2. Sterbebuch der Pfarre Salzburg-Mülln, Band X, S. 83.
  3. Duplikat des Taufbuches der Pfarre Braunau am Inn für 1847, S. 5.
  4. Duplikat des Taufbuches der Pfarre Braunau am Inn für 1858, S. 2.
  5. Duplikat des Taufbuches der Pfarre Braunau am Inn für 1850, S. 4.
  6. Sterbebuch der Pfarre Salzburg-St. Andrä, Band XVII, S. 45.
  7. Taufbuch der Pfarre Salzburg-Mülln, Band XI, S. 189.
  8. In: SMCA, Städtische Akten 99. Zitiert nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 173f.
  9. SMCA, Städtische Akten 99. Zitiert nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 173f.
  10. Franz Martin: Braunauer Häuserchronik. Schriften zur Braunauer Heimatkunde, Heft 1, Verlag "Das Bergland-Buch", Salzburg 1943, S. 30.
  11. siehe [1] In: Die Stadtschule zu Braunau. Die digitale Landesbibliothek, II. Theil, S. 172.
  12. Handels- und Gewerbe-Schematismus für das Herzogthum Salzburg, Salzburg, Verlag Ludwig Taube 1866, S. 23.
  13. Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 174.
  14. Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 175.
  15. Salzburger Landeszeitung Nr. 233 (1854). Zitiert nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 175.
  16. Salzburger Kirchenblatt Nr. 27 (1874). Zitiert nach: Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982, S. 176.
  17. Digitalisat
  18. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 22–47.
  19. Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit Pädagogische Akademie des Bundes in Salzburg 1982, S. 56–58.
  20. Digitalisat