Geschichte der Stadt Neumarkt am Wallersee
Dieser Artikel behandelt die Geschichte von Neumarkt am Wallersee.
Die Anfänge
Schon die Menschen der Jungsteinzeit (5 500 bis 2 200 v.Chr.) nutzten die eiszeitlichen Flussterrassen des Flachgaues mit ihren zur landwirtschaftlichen Nutzung günstig geeigneten Böden. Es kam zu ersten Niederlassungen. Seit urgeschichtlicher Zeit führt durch die Wallerseefurche vom Norden her der Hauptverkehrsweg in das Salzburger Becken.
Die Römerzeit
Im Jahr 14 v. Chr. unterwarfen die Römer die Kelten der Region, bauten die Handelswege aus und errichteten an der Stelle der heutigen Stadt Salzburg den römischen Verwaltungssitz Iuvavum. Durch germanische Stämme bedrängt, zogen sich 488 die Römer auf die Südseite der Alpen zurück.
Östlich der heutigen Stadt Neumarkt am Wallersee verlief die römische Reichsstraße, wo eine bedeutende Poststation entstand, Tarnantone. Das war eine Poststation mit Mansio (Übernachtungshaus), wo man Fuhrwerke und Lasttiere unterstellen konnte und wo man Bett und Essen bekam. Darüber hinaus befand sich hier eine Villa Rustica, also ein römischer Gutshof. Auch Handwerker, die Sandalen und Fahrzeuge reparieren konnten, hatten sich angesiedelt. Es gab eine bedeutende Ziegelei mit zwei Brennöfen.
Eine römische Reichsstraße verlief von Ovilava (Wels) nach luvavum (Salzburg) über Neumarkt am Wallersee. Von dieser Straßenverbindung aus erfolgte auch die Christianisierung. Dies ist der Grund, weshalb sich auf dem heutigen Neumarkter Gemeindegebiet zwei Kirchen aus dem 8. Jahrhundert befinden: die Filialkirche zum heiligen Martin in Pfongau und die Filialkirche zur heiligen Maria Magdalena in Neufahrn.
Namensentstehung
Nachdem im Hochmittelalter die Straße etwas nach Westen verlegt worden war, kam es zur Errichtung des Neuen Marktes mit seinem charakteristischen Straßenplatz. Erzbischof Eberhard II. von Regensberg begann nach 1234 mit dem planmäßigen Aufbau des Marktes. Für die Wahl des Standorts waren der Bedarf an einem Umschlagplatz und die Lage an der Nordgrenze des Erzstiftes ausschlaggebend. Denn hier im Norden brauchte der Landesherr eine Grenzwacht zur Festigung seiner Macht. So entwickelte sich "Novum Forum" in kurzer Zeit zu einer wirtschaftlichen Schlüsselstellung. Neumarkt am Wallersee wurde mit den Privilegien des Mautrechts, des Schank- und Handelsprivilegs, des Niederlagsrechts und des Wochenmarktrechts (1366) ausgestattet und im 15. Jahrhundert zum Markt erhoben. Diese Privilegien trugen maßgeblich dazu bei, dass sich Neumarkt am Wallersee zur wirtschaftlichen Drehscheibe im Nordosten des Erzbistums entwickelte. Die Lage an der Hauptverbindungsstraße nach Osten ließ bald einen lebhaften Geschäftsverkehr entstehen, der zur Gründung größerer Handelsunternehmen, Gaststätten, Mühlen und Gerbereien führte. Fünf Brauereien entstanden, um den Bedarf an Bier decken zu können. Die Saliterer lieferten Salpeter zur Schießpulvererzeugung für die Heeresverwaltung. Auf dem heutigen Neumarkter Gemeindegebiet wurden gleich acht Jahrmärkte abgehalten. Die zahlreichen Neumarkter Handwerker schlossen sich zu Zünften mit Ziel zusammen, ihre Ziele gemeinsam besser verfolgen zu können. Durch den Zusammenschluss sollten auch die Einkünfte gesichert werden und ein besserer Schutz vor Konkurrenz entstehen.
Jahrhunderte hindurch bestanden sechs bürgerliche Zünfte, die auch ein reges Zunftbrauchtum pflegten:
- Gerber, Sattler und Schuster
- Müller und Bäcker
- Wagner und Binder
- Schmiede
- Schneider
- Weber
Die Tanner und Uiberacker
Ein Marktrichter übte die niedere Gerichtsbarkeit[1] aus. Die hohe Gerichtsbarkeit[2] stand vom 12. bis zum 14. Jahrhundert dem Adelsgeschlecht der Tanner zu (Ruine Lichtentann). Diese ließen am Galgen auf dem Eggerberg die Todesurteile vollziehen.
Die Ritter von Uiberacker waren von 1394 bis 1693 Pfleger des Pfleg- und Landgerichtes Licht- und Altentann. Schloss Sighartstein war eine den geistlichen Fürsten Salzburgs unterstehende Gerichts- und Verwaltungsstätte. Es war auch der Adelssitz der Grafen Uiberacker, die bedeutende Truppenführer salzburgischer Aufgebote und Vertreter des Salzburger landständischen Adels waren. 1680 wurde das "hochfürstliche Pfleg- und Landgericht Neumarkt" errichtet, aus dem 1859 das heutige Bezirksgericht hervorging.
Kaiserlich-erzbischöfliche Poststation
Postkutschen machten von 1500 bis 1860 auf ihrem Weg von Salzburg nach Wien Halt in Neumarkt bei Salzburg (wie es damals hieß). In Richtung Nordost war Neumarkt die erste Poststation mit einer Posttaverne und Poststallungen, die bis zu vierzig Pferde unterbringen konnten. Durch seine Lage an der Grenze zwischen dem Erzstift Salzburg und Österreich war es kaiserliche und erzbischöfliche Poststation zugleich.
Das Wappen
Das Neumarkter Stadtwappen ist eines der historisch bedeutsamsten Wappen im Bundesland Salzburg. Fürsterzbischof Johann Jakob von Kuen-Belasy verlieh es am 27. Juni 1572 der Marktgemeinde. Von den 119 Salzburger Gemeinden haben nur vier ein Wappen, das älter ist als jenes von Neumarkt am Wallersee.
Weitere Ausbauten zur Festung und Grenzstation erfolgten unter den Fürsterzbischöfen Wolf Dietrich von Raitenau und Paris Graf Lodron im 17. Jahrhundert. Der Salzburger Dombaumeister Santino Solari wurde 1638 mit der Errichtung des Schanzwalls um die Kirche als Verteidigungsanlage beauftragt. Mit dieser Kirchhofbefestigung wurden die St.-Nikolai-Kirche zur Wehrkirche und das Schanzhäusl zum Wahrzeichen Neumarkts.
Die Napoleonischen Kriege, der zweite Koalitionskrieg 1800 und der dritte Koalitionskrieg 1805 (siehe Koalitionskriege (Überblick)) setzten Neumarkt am Wallersee besonders arg zu. Französische Truppen unter Obergeneral Jean Victor Moreau (1800) und Marschall Jean Baptiste Bernadotte (1805) nahmen in Neumarkt am Wallersee Quartier. Die Pfarrkirche wurde als Gefangenenlager für 2 000 österreichische Soldaten und dann als französische Kaserne verwendet.
Brände
Der große Marktbrand am 11. März 1879, der in einer der fünf Brauereien ausgebrochen war, vernichtete achtzig Objekte. Am 4. Mai 1887 verursachte der Brand der Pfarrkirche einen weiteren verheerenden Schaden. Die Arbeiten zum Wiederaufbau der Pfarrkirche wurden von Architekt Raimund Jeblinger geleitet, der auf den alten Grundmauern aufbaute. Die einheitliche Altarausstattung im Stil der Neorenaissance wurde von Josef Kepplinger geplant. Sie zählt zu den konsequentesten und qualitätvollsten in der Erzdiözese Salzburg und zu den wichtigsten künstlerischen Schöpfungen dieser Zeit.

Neumarkt wird österreichisch
Als die Franzosen während der Freiheitskämpfe gegen Wien zogen, diente das Schloss Pfongau ihnen vom 28. Dezember 1800 bis 20. Jänner 1801 als Spital. Zu dieser Zeit war ihre Generalität im Poschingerhaus (Apotheke) in Neumarkt untergebracht, während die Mannschaft in der Pfarrkirche Neumarkt einquartiert wurde. Siehe dazu: Die Franzosen in Neumarkt 1800 und 1805
Am 22. Oktober 1807 wurde Kaiser Franz I. bei seiner Durchreise hier feierlich empfangen.[3]
Anlässlich des Kaisertreffens in Salzburg am 6. Oktober 1822 zwischen Kaiser Franz I. von Österreich und Zar Alexander I. von Russland rollt der Tross mit Zar Alexander am 5. Oktober durch Neumarkt[4].
Am 22. Juni 1830 richtete ein fürchterlicher Hagelschlag im Markt und Umgebung sehr viel Schaden an.
Am 19. Juni 1833 ist das Viehmarktdekret von Kaiser Franz I. eingelangt.[3]
Die Gemeinde Neumarkt entstand dann 1849 zusammen mit Köstendorf. Mit der Eigenständigkeit Köstendorfs als Gemeinde 1861 kamen alle ländlichen Ortschaften zu "Groß Köstendorf". So blieb Neumarkt, nur 0,6 km² klein, umgeben vom Köstendorfer Gemeindegebiet, bis 1939 eine Inselgemeinde. Dann, zwischen 1939 und 1950 waren die beiden Gemeinden zur Marktgemeinde Neumarkt-Köstendorf zusammengelegt. Diese Doppelgemeinde war nun 60 km² groß und hatte den Gemeindesitz im Markt Neumarkt. 1950 kam es zur neuerlichen Trennung der beiden Gemeinden mit neuer Grenzziehung. Die zehn Ortschaften Pfongau, Sighartstein, Lengroid, Sommerholz (mit Wallester), Wertheim (mit Kolomansroid), Neufahrn (mit Haslach und Aring), Schalkham, Matzing, Thalham (Neumarkt am Wallersee) und Maierhof wurden Marktgemeindegebiet von Neumarkt am Wallersee.
Dann setzte eine bemerkenswerte Aufwärtsentwicklung ein, Betriebe siedelten sich an, Neumarkt entwickelte sich als Fremdenverkehrsort, die Attraktivität der Gemeinde erhöhte sich für Zuzügler dank einer intakten Infrastruktur und einer reizvollen Lage deutlich. Die Bedeutung als zentraler Ort und Schwerpunktgemeinde für Dienstleistungen in der ganzen Region nahm rasant zu. Während es vor 1965 nur zwei Volksschulen mit zusammen acht Klassen gab, kam es nun zur Gründung des Schulzentrums mit insgesamt acht verschiedenen Schultypen. Mit der Errichtung des Flachgauer Fachärztezentrums im Jahr 1988 begann eine Patientenversorgung weit über die Gemeindegrenzen hinaus.
Neumarkt am Wallersee wird Stadt
Der ursprüngliche Gemeindename "Neumarkt" wurde im Jahr 1951 zu "Neumarkt am Wallersee" erweitert[5]. 2000 beschloss der Salzburger Landtag, Neumarkt am Wallersee zur Stadt zu erheben.
Ereignisse chronologisch im Jahreslauf
- Hauptartikel Chronologie von Neumarkt am Wallersee
Literatur
- Eckschlager, Karl: Neumarkt und Umgebung. Verlag Robert Pfleumer, Salzburg 1895
- Goiginger, Johann: Neumarkt am Wallersee. Die Entstehung seiner Landschaft und seine Geschichte., Eigenverlag der Marktgemeinde Neumarkt am Wallersee, 1993
- Haslauer, Georg: Halb Neumarkt in Schutt und Asche, in Salzburger Volksblatt, 11. März 1959, Salzburg 1959
- Vogl, Jakob: Neumarkter Heimatbuch, im Verlag der Sparkasse Neumarkt bei Salzburg, Wien 1930
- Umlauft, Albert: Geschichtliches aus Neumarkt und Umgebung, Neumarkt, im Selbstverlag des Autors, Graphia Druck, Salzburg, 1923
Quelle
- Enzinger, Franz Paul in Stationen der Stadtgeschichte, eine geschichtliche Kurzbeschreibung der Stadt Neumarkt am Wallersee (liegt im Stadtamt auf)
Einzelnachweis
- ↑ siehe Wikipedia Niedere Gerichtsbarkeit
- ↑ siehe Wikipedia Blutgerichtsbarkeit
- ↑ 3,0 3,1 Umlauft, Albert: "Geschichtliches aus Neumarkt und Umgebung", Seite 14
- ↑ "Verewigt in Salzburg"
- ↑ LGBl. Nr. 24/1951.