Joseph Schaitberger

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Joseph Schaitberger

Joseph Schaitberger, auch Josef Schaitberger (* 19. März 1658 in Dürrnberg; † 3. Oktober 1733 in Nürnberg, Kurfürstentum Bayern), war ein Salzburger Protestantenführer und Bergmann im Dürrnberger Salzbergbau. Er wurde im Zuge der Protestantenvertreibung 1686 des Landes verwiesen.

Leben

Schaitberger als junger Mann

Bereits als junger Mann las Schaitberger verschiedene Reformationsschriften, vor allem für die, die Martin Luther verfasst hatte. Joseph Schaitberger war in Plaick auf dem Dürrnberg wohnhaft. Unweit seines Wohnorts lag das Salzbergwerk, in dem Schaitberger als Bergmann im Salzbergbau arbeitete.

Joseph Schaitberger war noch ein junger Mann, als unter dem Fürsterzbischof Gandolf von Kuenburg ein neuer Verfolgungssturm über die Protestanten hereinbrach. Jene Männer, welche die Protestanten in den Salzburgischen Gebieten anführten, bekamen den Hass des streng katholischen Landesfürsten am härtesten zu spüren. Zu diesen Männern zählte auch Joseph Schaitberger.

Vorgeschichte zu den strengen Untersuchungen Max Gandolfs

Die Bergleute waren im Land Salzburg schon seit langer Zeit mehrheitlich protestantisch gewesen. Von 1591 bis 1610 duldete Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau in seinem Land außerhalb der Stadt z. T. noch ein Bekenntnis zur Augsburger Konfession, er leitete im Gegensatz zu den Bewohnern der Stadt jedenfalls keine Untersuchungen gegen diese Bergknappen ein. Damals waren die allermeisten Gasteiner und Rauriser Bergknappen protestantisch, trotzdem vermied der Fürsterzbischof einen Konflikt, da die Bergleute für ihn sehr wichtig waren. Das aus dem Bergbau gewonnene Salz war eine der Haupteinnahmequellen des Landes.

Der Predigtstuhl im Abstwald am Dürrnberg

Zur Zeit Schaitbergers wurde in Salzburg erneut bekannt, dass der Großteil der Bergknappen vom Dürrnberg nicht mehr an der katholischen Messe teilnahmen und sich heimlich im Abtswald auf dem Dürrnberg zu geheimen lutherischen Gottesdiensten versammelten und von einem Felsen aus, dem so genannten "Predigtstuhl", Andacht hielten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die "Salzburger Bergwerks-Protestanten" wenigstens noch halbwegs in Ruhe gelassen, doch jetzt ließ er eine sehr strenge Untersuchung einleiten.

Die Gefangenschaft Schaitbergers und die Ausweisung der Dürrnberger Bergknappen

Im Jahre 1683 wurden Joseph Schaitberger mit vier anderen Protestantenanführern zuerst ins Gefängnis nach Hallein abgeführt. Später wurden sie in die Stadt Salzburg überstellt, um sich dort vor dem Hofgericht zu "verantworten". Versuche der Kapuziner die Anführer der Protestanten zu bekehren, waren unter den genannten Umständen wenig glaubwürdig und auch nicht erfolgreich. Der Fürsterzbischof verlangte von den sog. "Ketzer" ein schriftliches Glaubensbekenntnis, Joseph Schaitberger setzte darauf ein solches auf. Die gefangenen Protestantenanführer mussten damals damit rechnen, dass der Fürsterzbischof die rechtlich bindenden Bestimmungen der Augsburgischen Konfession einhalten würde. Nach dem Vertrag von Augsburg und den Bestimmungen des Westfälischen Frieden durften die Protestanten auf stille Duldung ihrer Gottesdienste hoffen oder wenigstens auf eine Vertreibung erst nach einer dreijährigen Frist. Doch der Fürsterzbischof setzte sich über diese Bestimmungen hinweg.

Die vier Protestantenanführer wurden zu vierzehn Tagen Zwangsarbeit in den Konglomeratfelsen des Mönchsberges bei Brot und Wasser verurteilt. Nachdem sie diese Strafe verbüßt hatten, kehrten die vier Männer auf den Dürrnberg zurück. Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass sie und alle anderen Protestanten ihre Arbeit im Bergwerk verloren hatten. Wenige Tage kam von Salzburg der Befehl, dass alle protestantischen Knappen sofort das Land zu verlassen hatten. Der Verkauf ihrer Güter und Besitzungen wurde ihnen untersagt, ihre Güter wurden entgegen der rechtlichen Bestimmungen eingezogen. Auch die dreijährige Frist, die den Protestanten bis zur endgültigen Ausweisung zugestanden wäre, wurde missachtet.

Als der Fürsterzbischof Max Gandolf sah, dass auch viele Kinder seines Landes wegen solcher Grausamkeit heimlich Hab und Gut verließen und über die Grenze flüchteten, bot er allen "Gnade" an, jedoch forderte er erneut, dass alle Landesbürger katholisch werden müssten. Joseph Schaitberger machte sich nach Verbüßung der Strafhaft zu seinen evangelischen Glaubensbrüdern auf und stärkte sie im Glauben. Weitere, die ihren protestantischen Glauben nicht leugneten und den Eid nicht ablegten, verließen heimlich das Land und der gewaltsamen Ausweisung zuvorzukommen. Viele jedoch wurden auch - entgegen aller rechtlicher Bestimmungen - nach Beraubung all ihrer Gütern und ihrer Kinder gewaltsam über die Grenze geschafft, so auch Joseph Schaitberger.

Zu dieser Zeit mussten ungefähr 70 protestantische Familien vom Dürrnberg das Land verlassen. Allen Kindern unter 14 Jahren jedoch wurden - entgegen den Bestimmungen des Westfälischen Friedens - den Eltern entrissen, sie sollten katholisch erzogen werden. Auch das Ehepaar Schaitberger durfte 1686 die beiden kleinen Töchter Magdalena (getauft 1684) und Anna (getauft 1685) nicht mitnehmen. Als etliche Jahre später die Erlaubnis zur Übernahme der Kinder doch erteilt wurde, wollten die nun anders erzogenen beiden Kinder nicht mehr mitkommen. Aus dem Jahr 1701 ist ein Schreiben von Joseph Schaitberger erhalten, in welchem er von Nürnberg aus seine Kinder bittet, auf jeden Fall dem evangelischen Glauben treu zu bleiben. Die meisten aus Salzburg vertriebenen Protestanten konnten letztendlich als Knappen im sächsischen Erzgebirge neue Arbeit und eine neue Heimat finden.

Schaitberger in Nürnberg

Joseph Schaitberger, der 1686 vertrieben wurde, fand in der Fränkischen Reichsstadt Nürnberg in eine neue Heimat. Zuerst war er dort Dienstmann und Gepäckträger, dann arbeitete er in einer Silberdrahtzieherei. Es gibt zahlreiche Briefe, die Joseph Schaitberger in Nürnberg verfasste und an seine Glaubensbrüder in die Salzburger Heimat schickte. Schaitberger reiste sogar dreimal von Nürnberg nach Salzburg und begab sich dadurch in größte Lebensgefahr. Dort besuchte er seine Glaubensbrüder, die in größter Drangsal lebten. Er tröstete sie und ermahnte sie zur Standhaftigkeit. Im Jahre 1733 konnte Joseph Schaitberger in Nürnberg noch seine vertriebenen Landsleute begrüßen, die während der Salzburger Protestantenverfolgung (1731 und 1732) durch Nürnberg zogen. Schaitberger wurde von ihnen mit großer Ehrfurcht begrüßt. In der Nacht zum 3. Oktober 1733 starb Joseph Schaitberger im Alter von 75 Jahren friedlich in Nürnberg und wurde auf dem dortigen Friedhof St. Rochus bestattet.

Die Familie Schaitbergers

Im Frühjahr 1685 wurde Schaitberger zunächst wegen seiner "ketzerischen" Ansichten eine Zeitlang verhaftet. Am 19. April 1685 wurden ihm und seiner Frau die Kinder abgenommen. Nur wenige Tage darauf verließ er mit seiner Frau die Heimat. Bereits zu Pfingsten war er in Nürnberg, wo er zunächst mit Hilfsarbeiten für seinen spärlichen Unterhalt sorgen konnte.

Magdalena Schaitberger, geborene Kämmel, die Ehefrau Joseph Schaitbergers aus Berchtesgaden traf die Vertreibung aus Salzburg und der Verlust ihrer Töchter noch härter. Bereits ein Jahr nach der Vertreibung aus Salzburg starb sie Anfang 1687.

Fünf Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Magdalena heiratete Joseph Schaitberger ein zweites Mal. Die zweite Ehefrau war eine Emigrantin aus Berchtesgaden, Katharina Brockenberger, die er im Jahre 1692 ehelichte.

Mehrfach versuchte Schaitberger seine Kinder nach Nürnberg holen zu können und auch seinen Besitz veräußern zu dürfen. Auch der Markgraf von Baden und der Kurfürst von Brandenburg intervenierten hier vergeblich.

Es gibt aber Hinweise, dass eine Tochter von Joseph Schaitberger, Magdalena geborene Schaitberger, als Erwachsene mit ihrem Ehemann von Salzburg nach Nürnberg ausreiste und dort offensichtlich ein Kind gebar, während die andere Tochter katholisch blieb und Salzburg nicht verließ.

Erinnerungen

In Hallein erinnert die Josef-Schaitberger-Straße und die evangelische Josef-Schaitberger-Kirche an ihn.

Ein Kachelofen aus seinem Geburtshaus in Dürnberg ist im Salzburger Volkskunde Museum im Monatsschlössl in Hellbrunn zu sehen.

Quellen

Evangelische Kirchengeschichte in Salzburg


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