Großgasthof Sternbräu
Der Großgasthof Sternbräu ist ein Unternehmen, das seit 600 Jahren in der Altstadt der Stadt Salzburg an der Griesgasse besteht.
Geschichte
Vermutlich Mitte des 13. Jahrhunderts wird das Haus an der Trabegasse, der alten Bezeichnung der Getreidegasse, errichtet. Schon damals befand sich eine Gaststätte in diesem Gebäude. 1415 kommt die Brauerei und 1542 wird erstmalig der Name "Pirprew" erwähnt. Der Hausname - "Zum (goldenen) Stern" bezog sich auf die nahegelegene Sternbastei und bürgerte sich erst im 17. Jahrhundert ein.
Im 17. Jahrhundert wurde die Familie Stockhammer Besitzer des Sternbräus, die bereits das benachbarte Stockhamer Brauhaus betrieb. Es folgte Mathias Wilhelmseder ab 1743 als Betreiber. Er wurde wie wie viele andere Gewerbetreibende Anfang der 1770er-Jahre von einer schweren Hunger- und Teuerungskrise, die Mitteleuropa erfasste, in den Konkurs getrieben.
Von 1772 bis 1781 war Johann Ernst Andretter Besitzer des Sternbräus. 1777 soll Wolfgang Amadé Mozart viele Stunden im Sternbräu verbracht haben. Unter Kordula Hierl, die das Sternbräu von Andretter erwarb, kam das Bräu nochmals in die Höhe. Die schlechte Konjunkturlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte abermals zum Niedergang.
Etwa 1800 bis 1810 sind etwa 350 Jahre Brauereigeschichte an diesem Ort erreicht und die Wirts- und Braubehausung erstmals als "Goldener Stern" bezeichnet. Aus Platzgründen übersiedelt 1907 die Sternbrauerei in die Riedenburg unterhalb des Rainbergs und rücken die Gaststätten in zwei Etappen in Richtung Salzach. Das ehemalige Brauereigebäude wurde 1930 abgerissen und so entstand der heutige Sternhof.
In der Bürgerstube spiegelt sich die Geschichte der Bürgerkultur dieser Stadt. Wer den großangelegten Bilderzyklus des Malers Karl Reisenbichler um 1924 betrachtet, kann die Geschichte des Erzbistums Salzburg wie in einem aufgeschlagenen Bilderbuch ablesen. In der wirtschaftlich, sehr schlechten Zwischenkriegszeit erhielt der Maler Karl Reisenbichler um 1924 den Auftrag einen wandbedeckenden Ölbilderzyklus für den neugebauten Bürgersaal im Sternbräu zu gestalten. Für Kost und Quartier schuf er Acht Historienbilder über die Bauernaufstände, die Salzburger Dult, den Zug der Kaufleute über den Radstädter Tauern, und die Verbrennung einer Hexe auf dem Kapuzinerberg.
1929 bis 1931 erwarb die Österreichischen Brau AG alle Teile des Unternehmens und beginnt mit einem großzügigen Umbau zum Großgasthof.
1979 eröffnete das Sternbräu mit dem Lokal "Braumeister" Salzburgs erstes Bier-Pub. Gemeinsam mit dem Eigentümer wird die Philosophie "eine Vielzahl von verschiedenen Restauranttypen unter einem Dach zu vereinen" entwickelt. Dazu wurden 1986 bis 1988 umfangreiche Umbauarbeiten und Adaptierungen durchgeführt. Der "Stern Biergarten" erhielt sein heutiges Gesicht und die Trattoria La Stella wurde eröffnet.
Seit 2000 wird der neu adaptierte Sternsaal für Theater- und Kabarettaufführungen sowie für die tägliche Sound of Music Dinnershows zum viel begehrten Kultur- und Veranstaltungszentrum der Salzburger Altstadt.
2006 übernahm Mag. Harald Kratzer den Traditionsbetrieb gemeinsam mit seiner Frau Dr. Christine Bitschnau. 2007 folgte die Eröffnung der "Bar Abendstern" sowie der "Sterninsel".
Ab 7. Jänner 2013 wurde das Sternbräu für zwei Jahre geschlossen sein. Das gesamte Gebäude wurde mit Ausnahme der denkmalgeschützten Teile (historische Gaststuben sowie die Biergärten) umgebaut. Der Rest, der beim letzten Umbau 1987 dazugekommen war, wurde abgerissen. Insgesamt investierte die Eigentümerin der Liegenschaft, die Salzburger Immobilien Bauträger AG zwölf Millionen Euro. Nach Baubeginn wechselte ein Teil der rund 100 Mitarbeiter ins Gablerbräu in die Linzer Gasse (das ebenfalls der Salzburger Immobilien Bauträger AG gehört), die anderen erhielten eine Wiedereinstellbestätigung nach Ende der Umbauarbeiten. 20 Monate wurde umgebaut, am Mittwoch, den 1. Oktober 2014 öffnete das Sternbräu wieder seine Pforten. Harald Kratzer und Küchenchef Michael Pratter begrüßten John Lindebner als einen der ersten Gästen. Lindebner hatte von 1958 bis 1960 eine Kochlehre im Sternbräu absolviert.[1]
2025: Bierlieferantenwechsel
Im Frühjahr 2025 wechselte das Sternbräu nach Jahrzehnten den Bierlieferanten. Das Traditionshaus setzt künftig auf Stiegl statt auf die Brauunion Österreich, die zum niederländischen Heineken-Konzern gehört. Der Vertrag zwischen Sternbräu und Stiegl wurde vorerst auf fünf Jahre abgeschlossen. Die Umstellung startet am 23. April - symbolträchtig am Tag des deutschen Reinheitsgebots, das am 23. April 1516 verkündet wurde.
Ein Grund für den Wechsel ist die räumliche Nähe zur Stieglbrauerei in Salzburg-Maxglan. Die Gäste verlangen immer mehr Regionalität bei den Produkten. Das Sternbräu bezieht 95 Prozent seiner Produkte aus einem Umkreis von 100 Kilometern. Die Palette unserer Lieferanten reicht von der Fleischerei Renner aus Salzburg-Maxglan über Tauernlamm aus Taxenbach und die Mattigtaler Hofkäserei bis zur Bäckerei Essl in der Stadt Salzburg. Gemüse, Salat und Obst liefert der Gemüsebauer Roider aus Wals-Siezenheim.
Das Sternbier, das Harald Kratzer 2015 mit Braumeister Günther Seeleitner vom Hofbräu Kaltenhausen aus der Taufe gehoben hat, wird es weiter geben: "Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl hat bewiesen, dass er das Bier in bester Qualität brauen kann - sogar in Bioqualität."[2]
Sternbräu heute
Das Lokal war viele Jahre das "Flaggschiff" der Brauunion. Die Immobilie stand von 1935 bis 2006 im Eigentum der Brauunion. Heute gehört das Sternbräu der Immobilien Bauträger AG (IBT) mit Sitz an der Linzer Gasse.
Im Betrieb sind im Schnitt 140 Mitarbeiter beschäftigt - im Sternbräu, in der Sternlounge, im Sternbiergarten und in der Trattoria La Stella. Die Beschäftigten kommen aus 26 Nationen. Der Betrieb bietet exakt 1 576 Sitzplätze - innen und im Freien - und ist damit einer der größten Gastronomiebetriebe Österreichs.
Ein berühmter Gast ist Angela Merkel, die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin. Sie kehrt seit 2010 regelmäßig im Sternbräu ein. Ihr Lieblingsgericht ist das steirische Backhendl mit Kartoffel-Gurken-Salat.
Im Jahr 2011 kehrten eine halbe Million Besucher ins Sternbräu ein. Pro Jahr werden rund 200 000 Liter Bier ausgeschenkt. Die stärksten Monate sind der August und - etwas überraschend - der Dezember, geschuldet den Weihnachtsfeiern und dem Sternadvent. ES gibt zehn Biertanks mit jeweils 1 000 Litern mit der ursprünglichen Kohlensäure, die bei der Gärung entsteht, im Haus.[2]
Bekannt ist es auch für den seit Jahrzehnten Ende Oktober stattfindenden "LIONS Flohmarkt" des LIONS Clubs Hohensalzburg.
Bilder
Bilder 1 bis 3: Der Großgasthof Sternbräu 1931.
Bild 4: Wandbild in der Sternbräugaststube.
Bild 5: Sternbräu-Innenhof, Gastgarten im Mai 2015.
Bild 6: Historischer Wandarm in der Getreidegasse..
Historischer Wandarm in der Getreidegasse.
weitere Bilder
Großgasthof Sternbräu – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Literatur
- Gerhard Ammerer, Harald Waitzbauer, Das Sternbräu, die Geschichte eines Salzburger Brau- und Gasthauses. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2015.
- Klehr, Rudolf: Die Getreidegasse, Sonderband, Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg, 1994, Seite 123
Quellen
- Karl Reisenbichler
- "Salzburger Nachrichten", 2. Juni 2012
- Wege zum Bier - 600 Jahre Braukultur, Seite 93 f
Einzelnachweise
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 2. Oktober 2014
- ↑ 2,0 2,1 www.sn.at, 1. April 2025